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Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Vierteljährliches Abonnement: am Schalteri M., durch den Boten ins Haus 1 M. 25 Pf. durch die Post 1 M. 25 Pf., durch die Post frei ins Haus 1 M. 50 Pf. o Inserate für die am Abend vorher auszugebende Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn dies der Einsender nicht anders bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. y Großenhainer WtlhMmMMnMM Druck und «--lag °°n St--!- (Pla-mck L in Gr°ßenh°in. W° die R-d-c.wn °°v°».w°ü«ch- Richard St-rk- Rr. 148. Sonnabend, den 15. Deeember 1888. 76. Jahrgang. Bekanntmachung. Die in Gemäßheit von Artikel II 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt Seite 245 flg. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Großenhain im Monat October d. I. festgesetzte und um fünf vom^Hun- dert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Quartierwirthen innerhalb der Amtshauptmannschaft im Monat November an Militär-Pferde zur Verabreichung gelangte Marschfourage beträgt: 7 M. 68,«Pf. für 50 Kilo Hafer, 4 „ 51,r „ ,, 50 ,, Heu, 3 „ 37 „ „50 „ Stroh. v. 1915. Königliche Amtshaupimannschast Großenhain, am 12. December 1888. vr. Waentig. Tn. Auf Fol. 63 des hiesigen Handelsregisters, die Firma Louis Kaul in Großenhain betreffend, ist am heutigen Tage verlautbart worden, daß der seitherige Inhaber, Herr Ferdinand Louis Kaul, durch Ableben ausgeschieden und dafür Frau Natalie «milie Marie verw. Kaul geb. Mörbitz in Großenhain als Inhaberin der Firma eingetreten ist. Großenhain, am 12. December 1888. Das Königliche Amtsgericht. — Estler. Hörnig. Bekanntmachung. ES wird hiermit von Neuem zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß für den Bezirk des Amtsgerichts Großenhain folgende AlterSrentenbank-Agentnre« bestehen: In Großenhain: Lotterie-Collection Heinrich Richard Weber, „ Gröditz: Stationskasse der Königlichen Staatseisenbahn und „ Priestewitz: Stationskasse der Königlichen Staatseisenbahn. Die Agenturen sind zur unentgeltlichen Abgabe der in ihren Händen befindlichen Druck- fachen und Formulare der Königlichen Altersrentenbank ermächtigt, werden auch über die Einrichtung der Bank sowie Annahme von Anmellzungen und Einlagen zum Zwecke der Er werbung von Zeit- und Altersrenten stets bereitwillig Auskunft ertheilen. Dresden, am 5. December 1888. Königlicht Altttsrentenbank - Verwaltung. Meusel. Stadler. Bekanntmachung. Der 6. Termin der städtische» Anlage» ist am IS. Deeember 1888 fällig und bis längstens den 5. Januar 188S an die Stadthauptkasse zu bezahlen. Großenhain, am 14. December 1888. Ker Iladtralh. Herrmann. " Bekanntmachung. Auf hiesigem Frauenmarkte ist am 3. December 1888 Vormittags eine Anzahl Brief marken aufgefunden worden, welche der sich legitimirende rechtmäßige Eigenthümer gegen Erstattung der Jnsertionskosten in der Rathskanzlei zurückerhält. Großenhain, am 12. December 1888. Kxx Iladtiath. Herrmann. Im Gasthofe zu Merschwitz kommen Mittwoch, de« 1N. Deeember 1888, Mittags 12 Uhr, 1 Pferd, 1 Korbwagen und 1 Schlitten, — einem Anderen abgepfändet — gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Großenhain, am 11. December 1888. Kxx GelÜhlS-Vollzieher. Höpfner. Bekanntmachung. Die Jeuerlöfchgeräthschafte« befinden sich von heute an im neue» Spritzenhaus, früheren Budenschuppen, gegenüber dem alten Spritzenhaus. Großenhain, den 14. December 1888. A. Wagner, Branddirector. Schifferschule zu Meißen. Im Anschluß an die von der Königlichen Direction der Schifferschule erlassene Bekannt machung theile ich hierdurch mit, daß der Unterricht in der Schifferschule hier Sonnabend, den IS. Deeember ». o., Bormittag S Uhr im Zimmer SS der ersten Bürgerschule beginnt. O. Lrovxl«, Localvorstand. Unterrichtsstunden: Freitags und Sonnabends: Fachunterricht von 9 bis 12 Uhr. Elementarunterricht „ 1 „ 3 „ Nie Arbeiterbewegung in Belgien. Abermals geht in der Arbeiterschaft Belgiens der revolu tionäre Geist um, der im Frühjahre 1886 zu jenem gefähr lichen Arbeiteraufstaude führte, welchen die belgische Regierung schließlich nur durch die Gewalt der Waffen unterdrücken konnte und der nur zu reich an allerhand Scenen der Verwüstung und Plünderung war. Soweit sind nun diesmal die Dinge in Belgien noch nicht gediehen, aber auch die Arbeiterempörung vor zwei Jahren fing, wie jetzt, mit einer Lohnbewegung an, um, nachdem sie einmal in den Bannkreis der socialistisch- revolutionären Propaganda gezogen worden war, sich zu dem bekannten blutigen Aufstande zu entwickeln. Schon damals bildeten die Bergleute den eigentlichen Kern der belgischen Arbeiterbewegung und auch jetzt sind es zunächst dir Kohlen- grubenleute, welche die Bewegung durch ihre massenhaften Arbeitseinstellungen wieder Lnsceniren. Aber schou greift die- sMe- nach einzelnen Fabrikdistricten Über, schon sehen wir die Wortführer der belgischen Umsturzpartei in voller Thätigkeit, hen Strike der Bergleute in die von ihr gewünschten Bahnen zu lenken, und bei dem gerade in Belgien massenhaft vor handenen Zündstoff socialpolitischen Charakters kann dort im Nu die Flamme der Empörung wild emporlodern. Die belgische Regierung, welche anfangs geneigt war, die Bedeutung der abermaligen Slrikes in den verschiedenen Kohlenrevieren zu unterschätzen, hat sich nun doch zu um fassenden militärischen Vorsichtsmaßregeln veranlaßt gesehen und eS ist darum wahrscheinlich, daß die jetzige Arbeiter bewegung nicht den Umfang annehmen wird, wie vor zwei Jahren. Aber das sind doch offenbar nichts weniger als geordnete Verhältnisse in einem Lande zu nennen, wenn dessen Regierung von Zeit zu Zeit genöthigt ist, an die bewaffnete Macht zu apelltren, um die bedenklichen Zuckungen in den unteren Volksschichten zu unterdrücken, und wenn fast jedes Jahr große Arbeitseinstellungen mit einem revolutionären Hintergründe bringt. Dies ist unbestreitbar in Belgien der Fall und die Regierung wie die großen politischen Parteien tragen an diesem Zustande die meiste Schuld. Was ist denn aus den socialpolitischen Reformen geworden, welche Regierung und Parlament des belgischen Landes in Folge der Revolte von 1886 in Angriff zu nehmen versprachen? Sie sind auf dem Papier stehen geblieben oder, wie das Krankenkassengesrtz, in höchst mangelhafter Weise zur Durch führung gelangt und aus den weitgehenden Maßregeln zur Hebung des Arbeiterstandes, welche man sich damals in Bel gien vornahm, ist so gut wie gar nichts geworden. Da kann eS denn nicht verwundern, wenn der Geist der Unzufrieden heit unter der belgischen Arbeiterschaft immer wieder neue Nahrung findet und sich unter geschickter Einwirkung der socialistisch-anarchistischen Apostel zu einer ernsten Gefahr für das ganze Land gestaltet und die Sache ist um so bedenk licher, als die socialistischen Agitatoren sich mit bekannter „Findigkeit" auch andere Fehler der herrschenden Parteien Belgiens zu Nutze machen. Die Letzteren stemmen sich mit aller Macht gegen die Einführung des allgemeinen Stimm rechtes und der gleichen Wehrpflicht für Alle, sie wollten nqch beiden Richtungen hin die Vorrechte der besitzenden Klaffen des Landes erhalten wissen, eine Politik, welche den „Arbeiter führern" die bequemsten Handhaben zur politischen Ausbeutung der Lohnbewegung darbietet. Will sich daher die belgische Regierung nicht immer wieder durch bedenkliche Gährungen im Arbeiterstande bedroht wissen, so wird sie endlich der socialpolitischen Gesetzgebung mehr Ernst und Eifer widmest müssen, als bislang und ebenso den Wünschen weiterer Volkskreise nach Verallgemeinerung des Stimmrechtes und der Wehrpflicht Rechnung zu tragen haben. Andernfalls bleibt der günstige Untergrund bestehen, in welchem die Bewegungen in der belgischen Arbeiterschaft stets von Neuem feste Wurzeln fassen, um mehr und mehr den Charakter einer gefährlichen, rein politischen Bewegung anzunehmen und es ist nicht ausgeschlossen, daß dieselbe eines Tages den jetzigen Machthabern in Belgien vollständig über den Kopf hinaus Wächst. Tagtsnachrkhtrn. Deutsches Reich. Se. Majestät der Kaiser hat am Dienstag anläßlich seines Besuches im Berliner Zeughause den Platz bestimmt, wo die demselben von Kaiser W lhelm I. letztwillig vermachten Gegenstände aufgestellt werden sollen. Unter denselben befinden sich verschiedene Degen und Säbel, so der von 1866 und 1870/71, sämmtliche Militärverdienst orden, die Ehrengeschenke und goldene wie silberne Lorbeer- kränze, welche der greise Monarch zu seinen militärischen Jubiläen erhalten hatte. Alle diese Gegenstände we, den in dem oberen Raume, gerade gegenüber dem kronprinzlichen Palais, ihre Stelle finden. Der Reichstag wurde am Mittwoch, dem letzten „Swerins- tage" des Hauses im alten Jahre, lediglich durch die seitens des Centrums und der Deutschconservativen eingebrachten, auf Einführung des Befähigungsnachweises für die meisten Hand- werkScategorien zielenden, gewerbepolitischen Anträge in An spruch genommen. Dieselben haben bekanntlich den Reichstag schon in voriger ordentlicher Session beschäftigt und wurde dieses Thema bereits damals eingehend erörtert, so daß bei der nunmehr stattgefundenen abermaligen Verhandlung hierüber von keiner Seite mehr etwas wesentlich Neues vorgebracht werden konnte. Die Bertheidiger der Anträge, von Seiten des Centrums die Abgeordneten Metzner und Hitze, von Seiten der Conservativen die Abgeordneten Ackermann und v. Kleist- Retzow, führten zu Gunsten des Befähigungsnachweises haupt sächlich an, daß derselbe nothwendig sei, wolle sich der Ha»d- werkerstand unter den heutigen Verhältnissen existenz- und lebensfähig erhalten. Dagegen erklärten sich Abg. Frohme von den Socialdemokraten, Abg. Duvignau seitens der National liberalen und Abg. Schmidt seitens der Freisinnigen entschieden gegen den Befähigungsnachweis, als den Grundsatz der Ge werbefreiheit durchlöchernd und überhaupt nicht mehr in die heutige fortgeschrittene Zeit passend; auch waren die Gegner des Befähigungsnachweises einmüthig der Meinung, daß der selbe keineswegs die von seinen Befürwortern erhofften wohl- thätigen Folgen für den Handwerkerstand haben werde. Die Debatte endete mit dem Beschlusse, die weitere Berathung der Anträge ebenfalls im Plenum vorzunehmen, doch kann dieselbe bet der bekannten ablehnenden Haltung des Bundesrathes gegenüber dem Befähigungsnachweise keine praktischen Folgen haben. Am Donnerstag beschäftigte sich der Reichstag mit der ersten Lesung des neuen Genossenschaftsgesetzes und ver wies die Vorlage an eine aus 28 Mitgliedern zusammengesetzte Commission. Der Kaiser Wilhelm 11. soll, wie der „Hamburger General- Anzeiger" mittheilt, gegenwärtig mit der Abfassung einer Be schreibung seiner Reisen nach Petersburg, Stockholm und Kopenhagen beschäftigt sein. Dem Werke, das vorläufig nur im Original erscheinen soll, werden zahlreiche Skizzen von den Flottenmanövern beigefügt werden, die das kaiserliche Geschwader unter der Leitung des Monarchen auf der Ostsee ausgeführt, und die Kaiser Wilhelm selbst entworfen- hat. Auch mehrere vom Marinemaler Saltzmann, der den Kaiser auf seiner nordischen Reife begleitet hat, geschaffene Seebilder werden dem Werke einverleibt werden. Saltzmann erfreut sich in höchstem Grade des kaiserlichen Wohlwollens und wurde noch in der letzten Zeit mehrfach zur kaiserlichen Tafel gezogen. Kaiser Wuhelm hat schon zu wiederholten Malen mit großem Geschick Manöver der kaiserlichen Marine skizzirt, so u. A. diejenigen, die er als Prinz mit seinem Vater, dem damaligen Kronprinz, auf der Fahrt von Swinemünde nach Kiel mitmachte. Drese Skizzen sind unter Glas und Rahmen