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Letzter Teil der Ausführungen von Michael Göldner Nachdem wir in der Ausgabe 20 unse rer Hochschulzeitung das Sparbuch, die Bundeswertpapiere und die Kapitalle bensversicherung hinsichtlich der sechs Regeln einer Kapitalanlage geprüft ha ben, fahren wir heute fort mit den Bau sparverträgen, den Investmentfonds und den Aktien/Unternehmensbeteiligungen. Die sechs Regeln sind • sicher sein vor Veruntreuung und Totalverlust • einen hohen Ertrag (Rendite/Zinsen) unter Berücksichtigung möglicher ver deckter oder offener Kosten und Gebüh ren gewährleisten. • möglichst steuerfrei sein • weitgehenden Schutz vor Wäh rungsreform und Inflation gewährleisten • ständig verfügbar/liquidierbar sein • streßfrei, bequem, transparent ohne Kontrollzwang aber flexibel sein. Bausparverträge a) Bauspargelder genießen analog an derer Bankgelder hohe Sicherheit. b) Die Rendite steht oftmals im Hinter grund, da der Bausparer sich nur am zins günstigen Darlehen orientiert. Was aber, wenn ich das Darlehen nicht in Anspruch nehme? Dann habe ich mit meinem Geld eine Rendite von 2,5 bis 4,5 Prozent p. a. erwirtschaftet. Habe ich dann noch eine Bausparkasse erwischt, die die Abschluß gebühr nicht zurückerstattet, habe ich da für noch 1 bis 1,6 Prozent der Bauspar summe an Gebühren entrichtet! Wird die Rendite in Zusammenhang mit dem Dar lehen betrachtet, muß man die Feststel lung treffen, daß ich mir den Darlehens zins von 4,5 bis 6,5/7,5 Prozent teuer erkauft habe. c) Keine andere Sparform profitiert so von Subventionen und Steuervorteilen, wie das Bausparen. Aber, ich kann immer nur eine Förderung in Anspruch nehmen. - Arbeitnehmersparzulage von 10 Pro zent auf maximal 936 DM, d. h. 93,60 DM; - Wohnungsbauprämie von zur Zeit noch (bis 1993) 15 Prozent auf maximal 4000 DM, d. h. 600 DM. Nach bundes deutschem Recht sind das genau 80 DM, nämlich 10 Prozent von maximal 800 DM; - Steuervorteile, d. h. Bausparbei träge, Abschlußgebühren, Zinsen ver mindern das zu versteuernde Einkom men. In der Regel wird der förderungswür dige Arbeitnehmer (einkommensabhän gig) die Prämien in Anspruch nehmen und der besser verdienende die Steuer vorteile. Es ist aber immer zweckmäßig, einen konkreten Vergleich anzustellen. Sechs Regeln einer Kapitalanlage d) Trotz aller Vergünstigungen kann ich jedoch Währungsreform und Inflation mit Bausparverträgen nicht überlisten. e) Die Liquidität ist ein heikles Thema beim Bausparen. Ich habe eine generelle Bindefrist von 7 Jahren. Bei Ausnutzung der Steuervorteile erhöht sich diese Frist auf 10 Jahre. Hinzu kommt der Umstand, daß die Zuteilung des Darlehens zeitlich nicht fixiert werden kann und darf! Dar aus folgt eine enorme Unsicherheit, ob und wann ich den Bausparvertrag in eine Finanzierung einbinden kann. Ich kann das zwar über eine Sofort- oder Zwi schenfinanzierung ausgleichen, aber Zinssätze von teilweise über 12 bis 14 Prozent dafür, lassen die Vorteile in nicht mehr wettzumachende Nachteile umschlagen. f) Die Bausparkassen werben immer mit einer sehr großen und zugunsten des Bausparers ausgelegten Flexibilität. In Wirklichkeit verbergen sich dahinter viele Unwägbarkeiten, die das Leben des Bauherren erschweren. Da wird er mit Bewertungszahlen, Stichtagen, Wartezei ten und anderen Dingen belastet und weiß trotzdem nicht, wann er sein Darle hen bekommt. Hinzu kommt, daß er oft mals seine monatliche Belastung nach Zuteilung des Bauspardarlehens nicht kennt, was seine Finanzierung auch nicht leichter macht. Bausparverträge sind eine in sich wi derspruchsvolle Geldanlage. Der Ab schluß eines Bausparvertrages als Geld anlage verbietet sich auf Grund des niedrigen Guthabenszins eigentlich von selbst. Auch im Hinblick auf Prämien und andere Vergünstigungen gibt es weitaus bessere Geldanlagen. Der Abschluß ei nes BSV, um langfristig ein zinsgünstiges Darlehen in Anspruch zu nehmen, ist zu mindestens zweifelhaft und bedarf in je dem Fall der genauen Prüfung und des Vergleiches. Im allgemeinen gilt: die niedrigen Gut habenszinsen und die Fragwürdigkeit der Zuteilung heben die günstigen Darle henszinsen nicht auf. Investmentfonds a) Offene und registrierte Investment fonds unterliegen dem Kapital-Anlage- Gesellschaften-Gesetz und werden durch das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwe sen überwacht. (In den USA analog die amerikanische Börsenaufsicht SEC). Auf grund der gesetzlich fixierten Konstruk tion der Fonds ist ein Totalverlust völlig ausgeschlossen. Die Anlegergelder wer den im Sondervermögen einer selbstän digen Depotbank gehalten und damit von der geschäftlichen Entwicklung der Bank getrennt. b) Die Rendite beträgt ausgehend von der Vergangenheit, längerfristig gese hen, bei führenden Investmentfonds über 10 Prozent p. a. So hat der älteste ameri kanische Investmentfonds seit 1928 eine Rendite von 12,8 Prozent p. a. erzielt. Führende deutsche Fonds (seit den 50er Jahren) haben ähnliche Werte aufzuwei sen. Die Gebühren (einmalig beim Kauf) betragen bei deutschen Fonds maximal 5 Prozent beim Aktieninvestment und 3 Prozent beim Renteninvestment, bei amerikanischen Fonds in Abhängigkeit von der Anlagesumme 0 bis 8,5 Prozent. Hinzu kommt eine minimale Depotge bühr. Die Rücknahme erfolgt zum Tages kurs und ist kostenfrei. c) Die Beantwortung der Steuerfrage unterteilt sich nach der Anlage in Renten oder Aktienfonds. Bei Rentenfonds muß der Anleger, analog zu dem direkten Er werb festverzinslicher Wertpapiere, den gesamten Ertrag versteuern. Bei Aktien fonds hingegen sieht die Steuerfrage ganz anders aus. Der Ertrag splittet sich auf realisierte Kursgewinne, Wertzu wachs und ausgeschüttete Dividende auf. Nur die Dividende (etwa 15 bis 20 Pro zent des Gesamtertrages) ist zu versteu ern. Damit ist der überwiegende Teil steuerfrei. Hinzu kommt die Möglichkeit des Aktienfondssparens im Rahmen ver mögenswirksamer Leistungen, d. h. stolze 20 Prozent Prämie auf maximal 936 DM = 187,20 DM. d) Die Folgen von Währungsreform und Inflation kann ich natürlich nicht ver hindern, aber zumindestens weitgehend mindern. Der entscheidende Unterschied besteht in der Tatsache, daß ich nicht mehr in Geldwerten spare, sondern di rekt Anteile an Sachwerten erwerbe, sprich: ich beteilige mich direkt an der Industrie. Damit bin ich direkt an den Ge winnen und am Wachstum der Industrie - bei internationalen Fonds, der interna tionalen Industrie - beteiligt. e) Investmentanteile können täglich zum Tageskurs verkauft werden. Es gibt keinerlei Vertragsdauer. Allein der Anle ger bestimmt wie und wann er über seine Anteile verfügen will. Man sollte aber In vestment immer als längerfristige Anlage sehen (mindestens 5 Jahre, besser 8 bis 10). f) Da die Kurse (Rücknahmepreise) füh render Investmentfonds täglich in ver schiedenen Tageszeitungen veröffent licht werden, kann ich täglich meinen Gegenwert in DM ermitteln und aktuell über Kauf und Verkauf von Anteilen ent scheiden. Damit ist eine Anlage in Invest mentfonds täglich flexibel und transpa rent. Gute Investmentgesellschaften bie ten zusätzlich Auszahlungspläne (Renten pläne), bis zu konstanten monatlichen Auszahlungen an. Gerade für den Kleinanleger sind In vestmentdepots als längerfristige Anlage sehr gut geeignet. Bei relativ hoher Si cherheit, der Gewährleistung einer Ren dite, die längerfristig höher als bei der Bank liegen sollte und täglicher Verfüg barkeit, sind sie eine Anlage für jeder mann. In Verbindung mit einer Lebens versicherung, in Form einer fondsgebun denen LV (Risikoschutz plus Investment fonds) schlagen sie die Kapitallebensver sicherung um Längen. Aktien/Unternehmensbeteiligungen a) Nicht umsonst wird die Kapitalan lage Aktien und Unternehmensbeteiligun gen als Paradies für Spieler bezeichnet. Ohne Streuung sind sie hochgradig ge fährlich und der Totalverlust jederzeit möglich. Beim Aktienerwerb über Ver mittler (z. B. Telefonberater) ist man teil weise nicht mal sicher, ob mit dem Geld überhaupt investiert wird oder ob der To talverlust von vornherein bestimmt war. b) Bleiben auch die Kosten oftmals im Dunkeln, ist der mögliche Ertrag traum haft. So sind Renditen über 100 Prozent p. a. keine Seltenheit. Leider bleibt es oft mals auch beim Traum. Spekuliert man auf Börseneinführungen sind Renditen über 300 Prozent möglich, die Frage ist nur, ob der Einstiegszeitpunkt an der Börse richtig gewählt wurde und sich eine positive oder negative Fortsetzung ergibt. Trotzdem muß man klar beken nen, daß für den aktiven Anleger Aktien, langfristig die Geldanlage ist. Nicht um sonst sagte der Präsident einer führenden deutschen Bank: „Nur wer Aktienbesitz hat, bekennt sich zu Reichtum. Wer Ren ten besitzt und hält, bekennt sich zur Ar mut". c) Kursgewinne von Aktien sind nach einer Spekulationsfrist von sechs Mona ten steuerfrei. Hinzu kommt die Möglich keit der Arbeitnehmersparzulage von 20 Prozent max 187,20 Prozent p. a. d) Die Geschichte zeigt es deutlich. Keine andere Kapitalanlage hat Wäh rungsreformen und Inflation so gut über standen, wie Aktien. So wurden aus 10000 Reichsmark 1938 auf dem Spar konto 12696 DM 1988, aber aus 10000 Reichsmark Aktienbesitz wurden bis 1988 124669 DM. e) Aktien sind in der Regel zum bör sentäglichen Kurs frei veräußerbar. f) Für den aktiven Anleger genau das Interessante, für den passiven die Qual. Tägliche Betreuung und Kontrolle sollte Voraussetzung für erfolgreichen Aktien besitz sein. Wer Geld übrig hat und Verluste ertra gen kann, sollte sich auf jeden Fall mit ei nem Teil seines Vermögens an Aktien be teiligen. Auf keinen Fall jedoch für den Kleinanleger geeignet, der jede Mark umdreht, bevor er sie ausgibt. Was bleibt als Fazit? Alle Kapitalanla gen und Sparformen haben Vor- und Nachteile und können nicht generell als geeignet oder ungeeignet eingeschätzt werden. Je nach persönlicher Situation des Verbrauchers, seiner Ziele, Vorstel lungen und Wünsche sind die Produkte auszuwählen, die dem am nächsten kom men. Damit ist klar, daß nicht das losgelö ste Finanzprodukt dem Kunden angebo ten werden muß. Im Mittelpunkt steht der Kunde. Entsprechend seiner Bedürf nisse wird gemeinsam zwischen unab hängigem Berater und Kunden eine Stra tegie zur Umsetzung dieser Ziele erarbei tet und dieser Weg wird mit konkreten Produkten untermauert. Die Verände rung der Richtung aus Produkt-Ver trieb-Kunde in Richtung Kunde-Bera ter-Produkt wird sich immer mehr durchsetzen. Schon heute ist abzusehen, daß der un abhängige Berater, welcher Zugriff auf alle Finanzbereiche besitzt, sich fest in der Gesellschaft etablieren wird und es nur eine Frage der Zeit ist, wo es völlig legitim ist, neben Steuerberater auch ei nen persönlichen Finanzberater zu ha ben. Spätestens mit der EG-Öffnung, wenn massiv ausländische Anbieter auf den deutschen Markt drängen, ist der schon jetzt für viele nicht mehr über schaubare Markt, ein undefinierbares Chaos. Und wie das vergangene Jahr zeigt, ist der Unterschied zwischen Top und Flop für den Laien nicht erkennbar. Hierbei dem Verbraucher uneinge schränkt und kompetent Hilfe und Anlei tung zu geben, ist eine der vordergründi gen Aufgaben, die sich die FiFa auf ihre Fahnen geschrieben hat. Michael Göldner Die Gesellschaft zur Förderung des pro fessionellen Finanzmanagements hat ih ren Sitz auf der Bautzner Landstraße 91, 0-8051 Dresden.