Volltext Seite (XML)
Academia Medicinae Dresdensis 3 Prof. Dr. med. habil. Dietmar Kunze, Prorektor für Forschung (am 7. Mai vom Konzil gewählt, am 26. Juni vom Sächsischen Staatsmini sterium für Wissenschaft und Kunst bestätigt) Geboren 1938 in Oberwiesenthal/ Erzgebirge 1956 bis 1962 Medizinstudium in Leipzig und Dresden 1963 Beginn der Facharztausbil dung am Institut für Pathologie 1967 Anerkennung als Facharzt für Pathologie 1971 Promotion B 1975 Ernennung zum Oberarzt 1976 Berufung zum Hochschuldo zenten • 1979 Berufung zum ao.-Professor Leiter der Abteilung für Histopa thologie am Institut für Patholo gie. Wissenschaftliche Arbeiten auf den Gebieten Enzymhistochemie, klinische Pathologie und quantita tive Morphologie. Verfasser von 120 Publikationen in wissen schaftlichen Fachzeitschriften, Autor von 190 Vorträgen auf wis senschaftlichen Fachtagungen, Mitherausgeber von 3 Monogra fien, Mitglied des Redaktionskol legiums der von der European So ciety of Analytical Cellular Patho- logy herausgegebenen Zeitschrift „Analytical Cellular Pathology". Bis zur Wahl des Konzils und des Senats 1. Sprecher des Akademi schen Beirates. Das nunmehr schon 7. Dresdner Kollo quium „Umwelt und Gesundheit" vom 15. Oktober war der gesunden Wohnum welt gewidmet. Diesmal gemeinsam mit der Landesärztekammer veranstaltet, stand das Healthy-City-Projekt der WHO zur Debatte, zugleich als Beitrag zur Vor bereitung des diesbezüglichen Kopenha gener Symposiums im nächsten Jahr ge dacht. Neue Wege und Aufgaben der Forschung Die Forschung ist neben der Lehre und der medizinischen Betreuung eine der drei wesentlichen Aufgaben medizini scher Hochschulen und Fakultäten. Es ist daher folgerichtig, daß sich nach dem Ärztlichen Direktor und dem Prorektor für Bildung auch der Prorektor für For schung zu Wort meldet. Die entscheidende Grundlage für die Entwicklung der Wissenschaft an den Hochschulen und Medizinischen Akade mien der neuen Bundesländer ist die Frei heit der Forschung, die im Artikel 5 des Grundgesetzes garantiert wird. Nach dem sächsischen Hochschulerneue rungsgesetz (Paragraph 3, Absatz 2) um faßt die Freiheit der Forschung die Frage stellung, Grundsätze der Methodik sowie die Vorbereitung und Bewertung des For schungsergebnisses. Beschlüsse von Hochschulorganen zur Forschung sind nach dem Gesetz „insoweit zulässig, als sie sich auf die Forschungsorganisation, die Förderung und Koordinierung von Forschungsvorhaben und auf die Bildung von Forschungsschwerpunkten bezie hen". Im Klartext bedeutet das für die Wissenschaftler der ehemaligen DDR, daß die unheilvolle administrative Einfluß nahme auf die Inhalte der Forschungstä tigkeit wegfällt, die in der Vergangenheit zur Herrschaft der Inkompetenz auf der einen Seite und zur Frustration auf der anderen Seite geführt hat. Die Inhalte der Forschung werden in der Zukunft we sentlich vom freien wissenschaftlichen Wettbewerb und von der Evaluierung der Aufgabenstellungen und Vorhaben durch unabhängige und sachkompetente Exper ten bestimmt. Der Wissenschaftsrat hat in seiner Ein schätzung der Situation an der MAD vor nunmehr 9 Monaten festgestellt, daß der Umfang der Forschung in der Relation zur Lehre und zur medizinischen Betreu ung nicht den Anforderungen entspricht, die in den alten Bundesländern än eine medizinische Hochschuleinrichtung ge stellt werden. Er hat weiter hervorgeho ben, daß einer durchaus beachtlichen Auftragsforschung an der Medizinischen Akademie keine gleich gut entwickelte klinische Forschung und Grundlagenfor schung gegenübersteht. Aus dieser Einschätzung wurden in den vergangenen Monaten bereits wichtige Schlußfolgerungen gezogen, die auf be stimmten Gebieten zu einer Neuorientie rung der Forschungsarbeit an der MAD geführt haben. Den Empfehlungen des Wissenschaftsrates folgend, ist der Anteil der klinisch orientierten Grundlagenfor schung inzwischen entscheidend erhöht worden. Bei der Realisierung dieser For derung spielt das Aufbauförderungspro gramm des Bundesministeriums für For schung und Technologie für die Gesund heitsforschung an Hochschulstandorten der neuen Bundesländer eine besondere Rolle. Mit diesem Programm sollen die Hochschulen in die Lage versetzt wer den, in Bereichen, in denen sie auf medi zinischem Gebiet einen Schwerpunkt ih rer künftigen Entwicklung sehen, das vorhandene Forschungspotential zu bün deln und die Voraussetzungen für eine leistungsstarke und wettbewerbsfähige Forschung zu verbessern. Im Rahmen dieses Programms wurden für die Medi zinische Akademie zwei kooperative For schungsschwerpunkte konzipiert: 1. Differenzierung des Arteriosklerose risikos bei kombinierter Hyperlipoprotei- nämie und Hypertonie 2. Bindegewebsstoffwechsel und Fibro- genese bei Therapie-, Umwelt- und auto immunbedingten Lungenfibrosen. An beiden Forschungsschwerpunkten sind jeweils mehrere Kliniken und Institute beteiligt. Projektkoordinatoren sind Herr Doz. Dr. med. habil. Julius aus der Inne ren Klinik und Herr Doz. Dr. med. habil. Herrmann aus der Strahlentherapieabtei lung der Klinik für Radiologie. Beide Kol legen haben sich mit großem persönli chen Engagement um das Zustandekom men der Projekte und um die Abstim mung mit den beteiligten Kooperations partnern bemüht. Die Projekte sind mit einer Zuwendung von 8,2 Millionen DM verbunden und haben eine Laufzeit von 3 Jahren. Ein beträchtlicher Teil dieser Summe steht noch in diesem Jahr zur An schaffung von Geräten für die Grundaus stattung zur Verfügung. Im kommenden Monat werden zu den beiden For schungsschwerpunkten Workshops mit auswärtigen Experten durchgeführt, die der Evaluierung des Gesamtvorhabens und der genaueren Definition der vorge sehenen Teilthemen dienen sollen. Für die Auswahl dieser Forschungs schwerpunkte waren 3 Gründe aus schlaggebend: 1. die Orientierung auf die klinische Forschung und auf gesundheitspolitisch vordringliche Krankheitsgruppen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lun generkrankungen 2. die Notwendigkeit der Förderung strukturell schwacher Fachgebiete wie z. B. der Kardiologie und der Immunologie 3. die Einbeziehung vorklinischer Fä cher wie der Biochemie und Physiologie, die für die weitere Entwicklung unserer Hochschuleinrichtung auf dem Gebiet der Lehre von besonderer Bedeutung sind und möglichst rasch ein eigenes For schungsprofil gewinnen müssen. Durch die interdisziplinäre Zusammen arbeit in den Forschungsschwerpunkten soll die Entstehung neuer leistungsfähi ger Strukturen für Forschung, Lehre und Betreuung gefördert werden. Gedacht ist in diesem Zusammenhang an den Ausbau der Abteilung für Fettstoffwechselstörun gen zu einem modernen Zentrum für Stoffwechselkrankheiten und an den Auf bau eines kardiologischen Zentrums mit Herz- und Gefäßchirurgie. Ein weiterer neuer Schwerpunkt wis senschaftlicher Tätigkeit, an dem meh rere Kliniken und Institute beteiligt sind, ist der Forschungsverbund Public Health, der ebenfalls vom BMFT gefördert wird. Über das Anliegen und die Aufgaben des Forschungsverbundes ist vom Senatsbe auftragten für dieses Vorhaben, Herrn Prof. Klaus Scheuch, schon informiert worden. Die Vor-Ort-Begutachtung des Projektes durch ein internationales Exper tengremium hat gezeigt, welcher Auf wand notwendig ist und welche Vorlei stungen erbracht werden müssen, um ein derartig umfangreiches Projekt auf den Weg zu bringen. Damit sind nur die herausragenden neuen Forschungsvorhaben skizziert. Un abhängig von den genannten drei For schungsschwerpunkten wurden von Wis senschaftlern und Forschungsgruppen unserer Einrichtung bei der DFG, dem BMFT und anderen Institutionen bis Ende August 41 Anträge auf Zuwendungen ein gereicht, von denen ein Teil bereits be stätigt worden ist. Ohne den Forschungs verbund Public Health wurden bis Mitte September von Drittmittelgebern für die folgenden Jahre insgesamt Forschungs mittel im Umfang von 13,5 Millionen DM bestätigt. Davon entfallen 1,6 Millionen DM auf die sogenannte Auftragsfor schung, so daß sich der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Tätigkeit schon ein deutig auf die Seite der klinischen For schung und der Grundlagenforschung verlagert hat. In der materiell-technischen Grundaus stattung der Forschungsgruppen konnten in den zurückliegenden Monaten spür bare Verbesserungen erzielt werden. Aus dem Gemeinschaftswerk „Aufbau Ost" wurden allein 2 Millionen DM für Investi tionen in der Forschung bereitgestellt, von denen der überwiegende Teil an sol che Einrichtungen bzw. Forschungsgrup pen vergeben wurde, die bisher nicht an größeren Projekten beteiligt sind. Mit diesen Aufwendungen sollen vor allem bessere Voraussetzungen für die erfolg reiche Beantragung von Drittmitteln ge schaffen werden. Das setzt allerdings auch ein hohes persönliches Engagement der Hochschullehrer und Mitarbeiter in der Forschung voraus, das den neuen materiellen und finanziellen Möglichkei ten entspricht. Bei der Umstrukturierung der For schung hat sich die Arbeit der von Herrn Dipl.-Phys. Hundt geleiteten Abteilung für Forschung bewährt. Die Aufgaben dieser Abteilung bestehen in Überein stimmung mit dem Sächsischen Hoch- schulerneuerüngsgesetz in der For schungsorganisation, der Unterstützung des Prorektors bei der Koordinierung von Forschungsvorhaben und Forschungs schwerpunkten, der Information und Be ratung über Angebote und Möglichkeiten zum Erwerb von Drittmitteln und in der Drittmittelverwaltung. Für die Wahrneh mung dieser Aufgaben ist eine konstruk tive Kooperation der Kliniken und Insti tute mit der Abteilung eine notwendige Voraussetzung. Bei aller Unsicherheit und der fehlenden Erfahrung im Umgang mit den neuen Formen der Administra tion sind die Möglichkeiten und Chancen der Forschung an unserer Hochschule gegenwärtig durchaus als positiv einzu schätzen. Wir sollten diese Chancen nut zen und nicht abwarten, bis alle Randbe dingungen geklärt sind. Prof. Dr. med. Kunze Prorektor für Forschung Kolloquium „Umwelt und Gesundheit" Für Dresden hatten seine Stadtverord neten vor einem Jahr das Projekt „Gesun des Dresden" beschlossen. Dessen Ziel stellung und Problematik verdeutlichte Herr Dr. med. Polak, vormals Klinik für Orthopädie unserer Hochschule und jetzt Beauftragter des Oberbürgermeisters der Stadt Dresden, in seinem Beitrag. Lokale sächsische Bezüge der Gebiets- und Städtehygiene sowie Fragen des so zialen Wohlbefindens, der Infektionsepi demiologie, der Umwelttoxikologie,' der Gestaltung von Freizeiteinrichtungen und der Umweltsanierung kamen in 12 weite ren Vorträgen zur Sprache. Die verhältnismäßig rege Teilnahme der Öffentlichkeit war zu begrüßen, das fehlende Interesse der Medizinstudenten zu tadeln. Prof. Dr. G. Burger