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k GtHmhaiM MchMGMnMM. Rmtbbkatt für äie königkiäen uncl stäcltiftenZeköräen zu Kroßenkain. Für die Redaction verantwortlich: Herrmann Richard Starke. Druck und Verlag von Herrmann Starke (Plasnick L Starke) in Großenhain. Dienstag, den 27. November 1888 70. Jahrgang Nr. 110 Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Vierteljährliches Abonnement: am Schalter 1M., durch den Boten ins Haus 1 M. 25 Pf. durch die Post 1 M. 25 Pf., durch die Post frei ins Haus 1 M. 50 Pf. 0 Inserate für die am Abend vorher auszugebende Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, Wenn dies der Einsender nicht anders bestimmt, durch Postnachnahme 'erhoben. —«— Bekanntmachung. Folgende für die Winterszeit geltenden Bestimmungen werden hiermit in Erinnerung gebracht: 1) Die Bürgersteige und Trottoire sind von den anwohnenden Hausbesitzern entlang ihrer Grundstücke jederzeit in möglichst schnee- und eisfreiem Zustande zu erhalten; auch sind von denselben , 2) bei eintretender Schnee- «nd Eisglätte die Bürgersteige und Trottoire mit Sand, Asche oder dergleichen längs der anliegenden Grundstücke wenig stens einen halbe« Meter breit zu bestreuen, sowie 3) bei eintretendem Thauwetter von Schnee und Eis vollständig zu reinigen; 4) Schnee und Eis dürfen aus den Gehöften nicht auf die Straße geschafft werden, es sei denn zum Zwecke sofortiger Abfuhre; 5) bei gefallenem Schnee sind die Pferde der Wagen oder Schlitten mit Glocken- oder Schellengeläute zu versehen; 6) das Knallen mit Peitschen, namentlich großen Schlittenpeitschen, ist untersagt. Zuwiderhandlungen gegen die eine oder andere dieser Bestimmungen werden nach 8 366 Punkt 10 des Reichsstrafgesetzbuches, resp. Art. I des Ergänzungsgesetzes vom 26. Februar 1876 mit Geld bis zu 60 Mark oder entsprechender Haft bestraft. Großenhain, am 22. November 1888. Dtk Stlldlläth. Herrmann^ Vieh-Versteigerung im Konkursverfahren. Auf dem Rittergut C««uersdorf, zwischen Radeburg und Großenhain (nächste Eisen bahnstation Schönfeld), sollen Montag, den 3. Dezember d. I., von Vormittags 1v Uhr an 4 Pferde (dabei ein schöner 8jähriger „Fuchs"), 4 Zugochsen (4- und 5jährig), 2 Bullen (einer sprungfähig, der andere ^jähriger „Oldenburger"), 15 pommersche und Alt ¬ märker Kühe, 5 Stück Jungvieh, 1 Eber, 3 Sauen mit Ferkeln, 5 tragende Sauett (Race), 36 Hühner und 3 Hähne gegen Baarzahlung beim Zuschlag und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Großenhain, am 23. November 1888. Der von dem Königlichen Amtsgericht zu Radeburg ernannte Konkursverwalter. Bräuer. Im Teichmühlen-Grundstück bei Brößnitz kommen Mittwoch, den 28. November 1888, Mittags 12 Uhr 1 Kuh, 1 Schwein, Heu, Grummet und Dünger gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Großenhain, am 20. November 1888. Der GtNchlS-Vollzieher. Höpfner. Stockholz- Auction. Im Adam'schen Gasthofe zu Eisenberg sollen Montag, den 3. December 1888, von Vormittags 9 Uhr an die in den Abtheilungen 14, 22 und 42 des Moritzburger Forstreviers aufbereiteten 3 Raummeter harten Stöcke, 8LÄ „ weichen „ einzeln und partieenweise gegen sofort nach dem jedesmaligen Zuschläge zu leistende Be zahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Stöcke vorher besehen will, hat sich 8 Tage vor der Auction zwischen früh 7 und 8 Uhr an den unterzeichneten Forstmeister zu Moritzburg zu wenden. Königliche Nevierverwaltung und Königliches Forstrentamt Moritzburg, am 17. November 1888. Zimmer. Michael. Tagesnachrichten. Deutsches Reich. Die überraschend friedlichen und aus nehmend zuversichtlichen Aeußerungen, welche Kaiser Wilhelm in seiner Thronrede zur Eröffnung des deutschen Reichstages über die Weltlage gethan hat, werden in den in- und aus ländischen Betrachtungen zur Thronrede als deren charakte ristischstes Merkmal aufgefaßt. In weiten Kreisen waren durch die neuerdings aufgetauchten Kriegs- und Alarmgerüchte nicht geringe Besorgnisse und Beunruhigungen hervorgerufen worden, die bereits drohten, in Handel und Wandel ihre Spuren zurückzulossen, und um so freudiger muß eS daher berühren, daß diese Gerüchte durch den überaus friedenszuversichtlichen Ton der deutschen Thronrede eine so energische Zurückweisung erfahren haben. Ohne jede Verclausulirung, ohne jeden ängst lichen Vorbehalt ist es vom Kaiser Wilhelm verkündigt worden, daß die Welt auch ferner auf die Erhaltung des Friedens hoffen dürfe, und deutlich ließ der Monarch durchblicken, daß ihn zu dieser Auffassung die Ergebnisse seiner politischen Aus landsreisen vollkommen berechtigen. Das deutsche Volk wie zunächst die ihm verbündeten Nationen haben denn auch die kaiserlichen Friedensworte mit freudigster Zustimmung aus genommen, worüber zahlreiche Kundgebungen vorliegen und die äußere Machtstellung des deutschen Reiches, die ihm inne wohnende ungeheuere politische wie militärische Machtfülle und endlich auch sein inniger Bund mit Oesterreich-Ungarn und Italien bilden die Garantien, daß das, was Kaiser Wilhelm als seine feste Ueberzeugung aller Welt verkündet, sich, soweit menschliche Voraussicht reicht, auch erfüllen wird und unter diesem Zeichen können das deutsche Volk und seine Freunde getrost der weiteren Zukunft entgegenschauen. Die Eröffnung des Reichstages hat mit den in der Thron rede angekündigten und zum Theil dem Parlamente bereits unterbreiteten Vorlagen eine Fülle politischen Materials ge bracht, das nach zahlreichen Seiten hin reichen Anlaß zu Be trachtungen und Erörterungen darbietet. Fürs Erste dürfte aber der ReichShaushaltSetat mit dem Anleihegesetz und dem angekündigten Marinenachtragsetat am meisten interessiren, da sich hierauf die parlamentarische Arbeit zunächst concentriren wird. Was den neuen Etat des Reiches anbelangt, so bietet er im Allgemeinen ein erfreuliches Bild von der günstigen Fortentwickelung der Reichsfinanzen und nirgends sind unlieb same „Ueberraschungen" aufzufinden, von denen hie und da unter speciellem Hinweis auf angebliche beträchtliche Mehr- forderungen des Militär- und des Marins-Etats die Rede gewesen ist. Denn die Mehrforderungen, welche beide Special etat« allerdings enthalten, find keineswegs außerordentlicher Natur und lassen sich leicht erklären und auch die bei einigen anderen Special-Etats auftretenden Mehrforderungen sind nicht von ungewöhnlichem Belang. Erwähnenswerth erscheinen aber im neuen Militäretat die angekündigten Veränderungen in den höheren Stäben der Feldartillerie und des großen Generalslabes, welche auf Unterstellung der Feldartillerie unter die Generalcommandos, Vereinigung der bisherigen einzelnen Abtheilungen des großen Generalstabes zu größeren Verbänden unter Leitung von Generälen und Beseitigung der Stelle des Generalquartiermeisters hinauslaufen. — Das neue Anleihe gesetz fordert bekanntlich 78500000 M. für außerordentliche Zwecke des Reichsheeres, der Marine und der Reichseisen bahnen, doch sind von dieser Gesammtsumme nur 62 Millionen neu zu bewilligen, da die übrigen 16^2 Millionen lediglich rückständige Raten früherer Bewilligungen sind. Der Marine- Nachtragsetat endlich verlangt laut der betreffenden Denkschrift der Regierung ca. 117 Millionen Mark, die auf sechs Jahre vertheilt werden sollen, zu einer erheblichen Vermehrung der deutschen Flotte, welche Maßregel in Anbetracht des politischen Ansehens des Reiches, seiner überseeischen Interessen und der mächtigen Fortschritte, welche die Flotten der meisten andern Großmächte in den letzten Jahren aufzuweisen haben, unerläß lich war. Demgemäß wird der Bau von 4 Panzerschiffen neuester Construction, 9 Panzerfahrzeugen, hauptsächlich für die Küstenvertheidigung bestimmt, 7 sogenannten geschützten Kreuzern (Corvetten), 4 ungeschützten Kreuzern, 2 Avisos und 2 Torpedo-Dtvisionsbooten gefordert, gewiß ein überaus statt licher Zuwachs, den die deutsche Flotte hiermit erfahren wird. Der Reichstag nahm am Freitag die Wahl seines Präsi diums vor. Es wurden die beiden bisherigen Vicepräsidenten vr. Buhl (nationalliberal) und v. Unruhe-Bomst (Reichspartei) wiedergewählt, als Präsident Herr v. Levetzow (deutschconser- vativ) an Stelle des zum königlichen Hausminister ernannten bisherigen Präsidenten v. Wedell-PieSdorf neugewählt. Aber auch Herr v. Levetzow hat schon in früheren Sessionen des Reichstages als dessen erster Präsident die Verhandlungen wiederholt geleitet und in dieser seiner schwierigen Stellung außerordentliche Umsicht und feinen Tact entwickelt, so daß man dem Reichstage zu dieser Entscheidung nur Glück wünschen kann. Seine Wahl erfolgte mit 271 von 281 abgegebenen Stimmen, dagegen wurden vr. Buhl und v. Unruhe-Bomst nur mit 169 resp. 150 Stimmen wiedergewählt, da sich das Centrum der Abstimmung enthielt. Auf Antrag des Abgeordneten vr. Windthorst wurden die Schriftführer der vorigen Session wiedergewählt; an diesem Dienstag beginnt der Reichstag die Generaldebatte über den Etat. Coburg-Gotha. Am 22. November waren 50 Jahre verflossen, seitdem der regierende Herzog — damals noch Erb prinz — in den Verband der königl. sächsischen Armee ein getreten ist. Zur Feier des festlichen Tages hatte der König von Sachsen als Abgesandten den Generalmajor v. Kirchbach, Commandeur der 3. Cavallerie-Brigade Nr. 33, nach Coburg beordert, um dem hohen Jubilar die Glückwünsche seines Souveräns darzubringen. Derselbe überbrachte zugleich die Ernennung Sr. Hoheit zum General der Cavallerie. Oesterreich - Ungar«. Der Handelsvertrag zwischen Oesterreich-Ungarn und der Schweiz, giltig bis zum 1. Fe- Auar 1892, ist am Freitag in Wien von den beiderseitigen Bevollmächtigten unterzeichnet worden. Das deutsche Schulgeschwader hat am Freitag früh 8 Uhr den Hafen von Fiume wieder verlassen. Die Marine- und Jnfanterieoffiziere hatten sich an Bord des Schiffes „Bator* versammelt, wo eine Musikcapelle die deutsche Hymne spielte, während das deutsche Geschwader defilirte. Die Matrosen des letzteren brachten, bei dem „Bator" vorbeifahrend, ein dreimaliges Hurrah aus. Das gesammte Personal des Ge schwaders war während des Aufenthaltes im Hafen fortgesetzt der Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit und großer Aus zeichnungen. Italien. Crispi hat durch die Einschiebung eines Artikels in das Sicherheitsgesetz einen erfolgreichen Schritt auf social politischem Gebiete gethan. Er schaltete nämlich unter die Bestimmungen über die WohlthätigkeitSpflege die Norm ein, daß durch Alter oder körperliche Gebrechen zur Arbeit unfähig gewordene Gemeindemitglieder, welche keine zu ihrer Erhaltung verpflichtete Verwandten besitzen, in Gemeinden ohne Kranken- und Versorgungshäuser auf Kosten ihrer Ortsgemeinden oder, wenn diese selbst völlig mittellos sind, in Spitälern oder Versorgungshäusern einer benachbarten Gemeinde untergebracht und auf Kosten der localen Wohlthätigkeitsanstalten und von den Laienbrüderschaften, in Ermangelung aller dieser Mittel aber von der Provinz und subsidiarisch vom Staate erhalten werden sollen. Wie der „Riforma" von der Insel Maddalena gemeldet wird, machte das französische Kanonenboot „Etendard" in den dortigen Gewässern während des Tages und der Nackt wieder holte Aufnahmen. Als die Militärbehörde von Maddalena aber Vorkehrungen traf, das Kanonenboot „Etendard" ver folgen zu lassen, segelte dieses in der Richtung auf Korsika ab. Die „Riforma" hofft, das Marineministerium werde Vor kehrungen treffen, daß derartiges nicht mehr stattfindet. Vor einiger Zeit war das abenteuerliche Gerücht auf getaucht, der Papst würde im Falle eines Krieges Italien- mit einer andern Macht Rom verlassen und seine Residenz außerhalb Italiens aufschlagen. Der päpftlich-offfcielle „Offer- vatore Romano" meint nun zu dieser Meldung, man könne sie weder bestätigen, noch aber auch dementiren, aber es könnte Wohl einmal der Tag kommen, an welchem der Papst, wie wohl mit Bedauern, Rom verlassen würde. Dies würde geschehen, wenn sich die Lage des Papstes so gestalten sollte, daß demselben keine Freiheit zu Acten und Communicationen mit der katholischen Welt mehr bleiben sollte. — Die Aus lassung des vaticanischen Blattes scheint lediglich die Be deutung einer neuen Pression des Vaticans auf die italienische Regierung zu haben. Frankreich. Frehcinet theilte am 24. November im Mintsterrathe mit, daß er am Freitag die mit der Bor- berathung des außerordentlichen Kriegsbudgets betraute Sub- Commission beauftragt habe, ihren Bericht schleunigst zu beendigen, damit noch vor Jahresschluß das Programm votirt werden'könne. In Paris gehen angesichts des herangenahten 2. December Staatsstreichsgerüchte um. Monarchistische und boulangistische Preßorgane beschuldigen das Ministerium Floquet, daß eS sich mit dem Plane eines politischen Gewaltstreiches trage,