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Nr. 12. Srotze«h»r«er Unterhaltung- - nnd Anzeigeblatt. Seite L. ud der Papst ist ein Mann des Frievenerhaltens, wovon die Wähler noch vor den Wahlen sich überzeugen werden. Wenn der Abg. Windthorst von absoluter Monarchie spricht, so ist das eine Redensart ohne jede Bedeutung. Ich habe nicht nöchig, die Mitglieder der Fortschrittspartei für königs treu zu halten; ich glaube nicht an den plattirten Royalismus; warum wird denn Alles abgewiesen, was im Namen des Königs, im Interesse des Königthums gefordert wird? Ich sehe die letzten Ziele der Fortschrittspartei als antimonarchische, kryptorepublikanische an. Gegen den Vorwurf, daß ich den Absolutismus in Preußen oder Deutschland einführen will, brauche ich mich nicht zu vertheidigen. Abg. Richter be hauptet erneut, die Regierung strebe die Monopole und die Beseitigung deS allgemeinen Wahlrechte- an; die freisinnige Partei habe Alles bewilligt, aber nur dreijährig, weil sie ihre Wünsche, namentlich die kürzere Dienstzeit, nicht plötzlich durch führen, sondern eine Uebergangszeit wollte. Wir wollen eine unabhängige Volksvertretung zum Schutze des Rechts des Volkes wie des Rechts der Krone. Fürst Bismarck protestirt nochmals gegen die Behauptung von der beabsichtigten Ein führung der Monopole, beleuchtet das Verhalten der Fort schrittspartei, die bei dem Kampf um Schleswig-Holstein mehr auf der dänischen Seite gestanden, gegen den Norddeutschen Reichstag und die Reichsverfassung gestimmt, im Jahre 1869 die Abrüstung beantragt und gegen Alles gewesen, was die Regierung angestrebt und was trotzdem zu Stande gekommen ist. Ich glaube deshalb auch, daß ich die Militärvorlage, weil die Fortschrittspartei dagegen ist, durchsetzen werde. — Bei der am Dienstag fortgesetzten Berathung bezeichnet EnnecceruS die gestrigen Debatten als Kampf der Wahrheit gegen Le« gendenbildung. Die Regierung denke nicht an Monopole oder Veränderung des Wahlrechts. Der Wahlcompromiß der Nationalen mit den Conservativen sei nichts anderes, als ein Appell an die Einsicht und den Patriotismus des Volkes. Windthorst weist zurück, daß durch das Zusammengehen des Centrums mit den Freisinnigen irgend welche Identität be dingt würde, ebenso wenig bestehe eine Identität des Centrums mit den Socialisten. Der Versuch, den Papst gegen das Centrum zu beeinflussen, werde erfolglos sein; der Papst mische sich niemals in innere Angelegenheiten der Länder und Parteien. Minnigerode betont, das Ansehen des Reichs im Auslande sei durch den Reichstagsbeschluß herabgesetzt. Das Land werde dem Reichskanzler folgen unter der Devise: „Fest und durch". Cremer sprach sich gegen das Verhalten der Reichstagsmehrheit aus. Rintelen bekämpft die derselben ge machten Vorwürfe. Der Etat des Auswärtigen Amtes und eine ganze Reihe anderer kleiner Etats wurden hierauf ohne erhebliche Debatte genehmigt. (In Anbetracht des allgemeinen Interesses, welches die schneidigen Ausführungen unseres Reichs kanzlers erregen, werden wir in der nächsten Nummer aus führlich auf seine jüngsten Reden im preußischen Landtage zurückkommen. D. Red.) Wie verlautet, wird die kirchenpolitische Vorlage auch in dieser Session zuerst dem Herrenhause zugehen. Prinz Friedrich Leopold von Preußen traf auf seiner Reise in Indien am Sonnabend in Calcutta ein, nahm hier an einem ihm zu Ehren gegebenen Banket beim deutschen General- consul Gerlich Theil und reiste nach Beendigung der Fest lichkeit mittelst Dampfers nach Madras ab. Der japanische Marineminister Graf Sacgo hat mit seinen Begleitern die Marineetablissements in Kiel und Friedrichsort, sowie die Germaniawerft besucht und sich am 20. Januar nach Wilhelmshaven begeben; am Sonntag früh kehrte der selbe nach Berlin zurück, um dem Ordensfeste beizuwohnen. Aus der wachsenden Fülle von Mittheilungen über die Wahlbewegung ist diesmal die Meldung über die Landesver sammlung der Hannöver'schen Nationalliberalen und die dabei gehaltene Rede Rudolf v. Bennigsen's hervorzuheben. Der nun wieder an die Spitze der Partei getretene nationalliberale Führer zeichnete in markigen Zügen ein Bild von dem, um was es sich bei dem bevorstehenden Wahlkampfe handelt, ermahnte zum einmüthigen Eintreten für das Septennat und erklärte seine Zustimmung zu dem Wahlcartell mit den Con servativen, da dasselbe lediglich zur Unterstützung des Sep tennats geschlossen sei. Der Annahme, als ob es der Regierung nur darum zu thun sei, im neuen Reichstage eine Mehrhei für ihre Monopolpläne zu erhalten, trat auch Herr v. Ben nigsen entschieden entgegen. Am Schluffe der Versammlung wurde Herr v. Bennigsen zum Candidaten der Gemäßigt- Liberalen im 18. hannöver'schen Wahlkreise (Stade) proclamirt. — vr. Miquel ist im Wahlkreise Kaiserslautern-Kirchheim bolanden als Candidat der Nationalliberalen aufgestellt worden. Der „Köln. Ztg." zufolge bestätigt sich die Nachricht, daß General Boulanger den Bau von Holzbaracken an der fran zösisch - deutschen Grenze befohlen habe, in vollstem Umfange. Jede der Baracken, die aus Holz, Kork, mit Pech bestrichener Leinwand, Leder und Filz aufgeführt werden, ist für die Auf nahme von 125 Mann berechnet. Die zugleich beabsichtigte Vermehrung der Truppen an der Ostgrenze ist bedeutend. Wie man aus Metz berichtet, hat Kreisdirector Sittel den Bürgermeistern eine Verfügung zugehen lassen, betreffend das Verbot des Spielens französischer Musikstücke, als Marseillaise, Retraite, Pompiersignale, Chansons, Fanfaren rc., überhaupt aller Musikstücke, welche nur irgend geeignet sind, den Anschein einer französischen Demonstration zu erwecken. Das Verbot bezieht sich auch auf die Musikaufführungen in den Vereinen, auf Drehorgel- und Leierkastenmänner, wie auf Wirthe, die im Besitz von Orchestrions, Aristons rc. sind. Bayer«. Der commandirende General des 1. bayerischen Armeecorps, v. Horn, ist erkrankt und übernahm Prinz Leopold provisorisch dessen Geschäfte. Oesterreich»Ungar«. Der niederösterreichische Landtag verwarf am Montag bei namentlicher Abstimmung einen Ge setzentwurf, welcher eine Vermehrung der Abgeordnetenzahl für die Residenzstadt Wien, sowie die Einführung der directen Wahlen in den Landgemeinden bezweckt. Das Resultat der Abstimmung (die Abgeordneten des Großgrundbesitzes und der Landgemeinden stimmten gegen die Vorlage) rief große Er regung im Landtagssaale hervor. Frankreich. Die Nachricht der Londoner „Daily News", nach welcher angeblich von der deutschen Regierung beschlossen fei, von der französischen Regierung Aufklärungen über die Truppen-Zusammenziehungen an ver Grenze zu verlangen, veranlaßte mehrere Deputirte, deshalb Anfragen an den Ministerpräsidenten Goblet zu richten. Letzterer erklärte, daß er die Nachricht für völlig falsch halte; auch ein Communique des Londoner auswärtigen Amtes bezeichnet die sensationelle Meldung als erfunden. — Das „ Journal des Debats" und andere Blätter tadeln das Verhalten der englischen Blätter, soweit dieselben die gegenwärtigen Umstände benutzten, um zum Kriege zwischen Frankreich und Deutschland aufzureizen. Nach Melvungen, die der „Agence Havas" aus London zugehen, hätten die Mächte einer Aufforderung Rußlands zum Austausch ihrer Ansichten über die bulgarische Frage zugestimmt. England allein hätte einen Vorbehalt über die Reihenfolge der zu behandelnden Fragen gemacht und sei in erster Reihe da für, die Frage der Fürstenwahl zu regeln, während Rußland vor Allem den Rücktritt der gegenwärtigen Regierung verlange. England. Nach einer in London eingetroffenen Meldung aus Ostafrika haben die abeffynischen Truppen den Emir von Harrar vollständig geschlagen. Letzterer flüchtete nach Ogaden; die Abeffynier besetzten Harrar ohne Gewaltthätigkeiten gegen Leben und Eigenthum der Einwohner. R«hla«d. Das Gerücht von einer bald bevorstehenden Wiederherstellung des bekanntlich seit dem Tove Gortschakow's verwaisten Reichskanzlerpostens tritt gegenwärtig mit einiger Bestimmtheit selbst in meist gut unterrichteten Kreisen auf. Amerika. Der Senat der Bereinigten Staaten hat am Montag die Vorlage, welche den Präsidenten ermächtigt, die Rechte der amerikanischen Fischer in den canadischen Gewässern energisch zu vertheidigen, mit 46 gegen 1 Stimme angenommen. Bei der sehr langen und heftigen Debatte sprachen sich die Senatoren Ingalls aus Kansas und Frye aus Maine besonders entschieden gegen das Verfahren Englands aus und bezeichneten als Zweck der Vorlage, England nicht darüber im Unklaren zu lassen, daß eine Fortsetzung seines Verhaltens zu kriege rischen Verwickelungen führen könne. Neueste Nachrichten. Berlin. 25. Januar. Der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge beruht die Mittheilung der „Daily News" auf einer Erfindung. Es ist unwahr, daß Deutschland beschlossen habe, von Frankreich Auf klärungen über Truppenansammlungen zu verlangen. — Der Statthalter von Elsaß-Lothringen, Fürst zu Hohenlohe, hat nach mehrtägigem Besuche heute Berlin wieder verlassen, um auf seinen Posten nach Straßburg zurückzukehren. — Die Post von dem am 22. v. M. von Shanghai abgegangenen Reichs-Postdampfer „Oder" ist heute früh in München eingetroffen und gelangt für Berlin am 26. früh zur Ausgabe. — Wie der „N.-Z." aus Konstantinopel gemeldet wird, gilt es als wahrscheinlich, daß dort freie Besprechungen der Bot schafter über die bulgarische Angelegenheit im Anschluß an die vorjährigen Besprechungen stattfinden. Frankfurt a. M., 25. Januar, Abends. Bezüglich der Anfrage des Ober-Bürgermeisters Miguel, wie sich die Stadtverordneten versammlung zu der Thatsache stelle, daß er ein Reichstagsmandat anzunehmen gedenke, wurde in der heutigen Sitzung der Stadt verordneten einstimmig eine Resolution angenommen, in welcher im Hinblick auf die hervorragenden Verdienste Miquel's um das Gemeinwesen dem dringenden Wunsche Ausdruck gegeben wird, er möge im Amte verbleiben. Gleichzeitig wird die Ansicht ausge sprochen, daß die vorübergehende Annahme eines Reichstagsmandats sich mit dem Ober-Bürgermeisteramte werde vereinigen lassen. Straßburg i. E., 25. Januar. Die Sitzungen des Landes ausschusses von Elsaß-Lothringen sind heute durch den Staats sekretär, Staatsminister v. Hofmann, eröffnet worden. Das bis herige Präsidium wurde wiedergewählt. Nom, 25. Januar. In einem Telegramm vom 22. d. M. ersucht der Oberbefehlshaber der in Massauah befindlichen Truppen, General Gene, um 600 Mann Verstärkung, um, wenn nöthig, eine militärische Demonstration zu unternehmen. Gene fügt in dem Telegramm hinzu, die Spannung mit Rasallula dauere fort. Doch scheine der Negus einem Bruche abgeneigt. Mailand, 25. Januar. Prinz Alexander von Battenberg ist gestern Abend hier eingetroffen und dürfte heute nach Venedig Weiter reisen. Paris, 25. Januar. In dem heutigen Ministerrathe gelangten die gestrigen alarnurenden Gerüchte eines englischen Blaties zur Besprechung. Sämmtliche Minister constatirten, es liege kein An zeichen vor, durch welches derartige Mittheilungen, die vom mili tärischen, wie vom diplomatischen Gesichtspunkte aus völlig un richtig seien, gerechtfertigt erscheinen könnten. Localr, sächsische rc. Nachrichten. Großenhain, 26. Januar 1887. — e. Vom 1. Juli 1887 ab wird auch unsere städtische Sparkasse. Wie dies in verschiedenen Städten schon der Fall ist, Spareinlagen nur noch mit 373°/« verzinsen. (Siehe Bekanntmachung in heutiger Nummer d. Bl.) — x Vorigen Sonntag, den 23. Januar, Nachmittag 4 Uhr erschienen auf Einladung des Rittergutspachters Herrn Richter auf Böhla bei Ortrand im dortigen Gasthofe eine Anzahl Herren von Böhla und Umgegend, um daselbst einen landwirthschaftlichen Verein zu begründen. Erfreulicher Weise erfolgte auch die Grün dung. Gegen 40 Mitglieder gaben durch Unterschrift ihre Mit gliedschaft zu erkennen. Als Vorsitzender wurde per Acclamation einstimmig Herr Rittergutspachter Richter-Böhla, als dessen Stell vertreter Herr Inspektor Riedel-Linz, als Schriftführer Kirch schullehrer Berge-Ponickau, als dessen Stellvertreter Lehrer Pfefferkorn-Böhla und als Vereinsrassirer der Wirthschaftsbesitzer Haußmann-Böhla gewählt. Sämmtliche Herren nahmen bereit willigst die Wahl an. Wenn die nächste Sitzung stattfinden soll, konnte Umstände halber noch nicht genau bestimmt werden, wird daher durch das Großenhainer Wochenblatt bekannt gegeben werden. — In der Jetztzeit, wo des großen Schneees halber, die Dörfer mit Hasen und Rebhühnern stark bevölkert sind, kann der Naturforscher auch Vögel erblicken, die ihm wohl noch nicht zu Ge sicht gekommen sind. Es sind dies unter Anderen Krähen, welche am Kopfe Weiße Flügel mit Stutz tragen, die durch irgend welche Spaßvögel dort angebracht worden sind. Im Volksmunde werden diese Krähen „angeputzte" genannt und erregen bei Sperlingen und anderem Gethier große Verwunderung, resp. Entrüstung, bei der Kinderwelt hingegen großes Ergötzen. *1* Dresden, 25. Januar. Am Sonntag Abend fand bei den Majestäten eine größere Theegesellschast statt, wozu etwa 40 Einladungen ergangen waren. Unter den Theilnehmern befand sich auch der preußische Gesandte Baron v. Mengden. — Gestern Vormittag gewährte der König einer größeren Anzahl von mit Orden und Titeln ausgezeichneten Personen Audienzen, worauf dann die üblichen Vorträge der Staatsminister entgegengenommen wurden. Abends erschien das Königspaar mit dem Prinzen Georg, der Prinzessin Mathilde und dem Prinzen Friedrich August, sowie ferner dem Prinzen und der Prinzessin Albert von Sachsen-Alten burg und der anmuthigen Prinzessin Sophie Louise von Schleswig- Holstein-Augustusburg zu der von dem Generalintendanten der Hofbühne, Reichsgrafen v. Platen-Hallermund, veranstalteten Ball festlichkeit, welcher dadurch zur Freude des Festgebers ein ganz besonderer Glanz verliehen wurde. Beide Majestäten, wie auch die prinzlichen Herrschaften betheiligten sich an der Conversation in lebhaftester Weise und nahmen dabei zugleich wiederholt Gelegen heit, sich lobend über das getroffene Arrangement auszusprechen. Die vertretene Gesellschaft bot in ihrer Durchsetzung nut künstle rischen Elementen einen ganz eigenartigen Reiz. — Am heutige« Dienstag begab sich der König Vormittags in der 9. Stunde per Ertrazug nach Pirna und von dort an nnt der geladenen Jagd gesellschaft, der sich noch Amtshauptmann Le Marstre von Pirna, sowie der Commandeur der dortigen Artillerie-Abtheilung, Major v. Kretzschmar, anschlossen, zur Jagd auf Vratzschwitzer Revier, woselbst das Ergebnitz in der Hauptsache ein befriedigendes gewesen sein soll. Die Rückfahrt erfolgte Nachmittags 5 Uhr ebenfalls wieder per Ertrazug und fand das splendide Jagddiner alsdann im Residenzschlosse statt. — Morgen erfolgt, wie bereits erwähnt, die Abfahrt der Majestäten nach Leipzig zum Besuche der Koch kunst-Ausstellung rc. In der Begleitung des Köniaspaares befinden sich die Oberhofmeisterm v. Globig, die Hofdame Frl. v. Carlowitz, sowie ferner Oberhofmarschall von Könneritz. Generaladjutanr v. Carlowitz, Oberhofmeister v. Lüttichau und Oberstallmeister v. Ehrenstein. — Der Prinz Georg begiebt sich ebenfalls nach Leipzig, der Aufenthalt Sr. königl. Hoheit ist aber nur ein kurzer, während die Majestäten bis Sonnabend verweilen. Zu den be züglichen Vorbereitungen in Bezug auf die im königl. Palais zu Leipzig stattfindenden Diners rc. gingen bereits gestern Hofoificiante» mit Küchenpersonal rc. nach der Weißen-Metropole ab. — I» Bezug auf die Candidatenfrage für Dresden-Alstadt ist bis zur Stunde noch keine definitive Entscheidung getroffen. Genannt wird neuerdings der Handelskammerpräsident Hultzsch. — Großen Erfolg erzielte jetzt bei einer humoristischen Vorlesung der beliebte steyrische Erzähler P. K. Rosegger, welcher Gast der hiesigen Alpenvereins- Section war. — Laut einer umlaufenden Mittheilung hat die hiesige Pianofortefabrik von Rosenkranz bei dem kürzlich erfolgten Untergange des Dampfers „Massalia" 16 nach Ostindien bestimmte Instrumente verloren, während früher schon mehrere ebenfalls durch Schiffsuntergang auf der Fahrt nach China verloren gingen. Da wir heutzutage in einer Perwde des zoologischen Artistenthums leben, so eraiebt sich aus dieser seltsamen Bescheerung auf dem Meeresgründe vielleicht noch das Auftauchen „musikalischer Haifische." — Der „Dr. Anz." brachte kürzlich die Nachricht, daß der letzte Veteran aus den Befreiungskriegen in dem Berliner Jnvalidenhause gestorben sei. Daraufhin wird dem „Dr. Anz." mitgetheilt, daß die große Landesloge der Freimaurer von Sachsen zur Zeit noch zwei Veteranen der sächsischen Armee, welche in ihrer Eigenschaft als Ganzinvasiden verabschiedet worden sind, mit jährlich 120 M. unterstützt, weil sie in dürftigen Verhältnissen leben. Es sind dies der ehemalige Militärarzt Gotthelf Traugott Küchler in Berggießhübel, der jetzt im 98. Lebensjahre steht und schon 1809 beim Militär diente, sowie der im 94. Lebensjahre stehende Karl Friedrich Salzer auf dem Freigute Albernau bei Schneeberg, welcher in der Schlacht bei Großbeeren eine Schußwunde in daS Bein erhielt, an der er noch jetzt zu leiden hat. Beide Ve teranen haben die Freiheitskämpfe mitgemacht. — Das königl. sächs. 6. Infanterieregiment Nr. 105, dessen Fahnen seit dem Ausmarsche im Juli 1870 aus Plauen das sächsische Vater land nicht wiedergesehen haben, kommt dem Vernehmen nach zum 1. April d. I. wieder nach Sachsen in Garnison. Unter der Ueberschrift „Majorität und Minorität in den einzelnen Wahlkreisen bei den Landtagswahlen von 1884" giebt die „Leipz. Ztg." für jeden Wahlkreis das Stimmen- verhältniß der beiden stärksten Parteien nach Procenten an, wovon wir hier die Ziffern der sächs. Reichstagswahlbezirke folgen lassen. Der Raumersparniß wegen sind dabei nach stehende Abkürzungen gewählt worden: D------Deutschconservative, R ----- Reichspartei (Freiconservative), N ----- Nationalliberale, F-----Deutschfreisinnige, C-----Centrum, P —Polen, S------Social demokraten, V---Volkspartei, W------Welfen, E-----Elsässer. Die Zahlen gelten für die ersten Wahlen, da bei ihnen daS Stärleverhältniß richtiger als bei den Stichwahlen zum Aus druck kommt. 1. Zittau F 45, N 40. 2. Löbau N 49,„ F 35. 3. Bautzen D 61, F 35. 4. Dresden, rechts D 50, S 34. 5. Dresden, links D 58, S. 35. 6. Wilsdruff D 58, S 39. 7. Meißen D 55, S 32. 8. Pirna R 49, F 32. 9. Freiberg R 61, S. 37. 10. Döbeln D 49, F 39. 11. Oschatz R 70, S 26. 12. Leipzig-Stadt N 51, S 39. 13. Leipzig-Land S 55, R 42. 14. Borna D 57, F 26. 15. Mittweida N 51, S 48. 16. Chemnitz S 59, N 23. 17. Glauchau S 52, N 47. 18. Zwickau S 58, N 41. 19. Stollberg D 55, S. 44. 20. Ehrenfriedersdorf R 70, S 24. 21. Annaberg N 68, S 19. 22. Kirchberg N 42, S 30. 23. Plauen D 61, S 19. Am Sonntag Abend wurde auf dem Bahnhof zu Riesa dem Rangirer Fischer beim Wagenrangiren der rechte Fuß überfahren; leider war die Verletzung derart, daß der Fuß abgenommen werden mußte. Leipzig. Der Rector der Universität erhielt vom Grafen Moltke folgende Zuschrift: „Berlin, den 20. Januar 1887. Eure Hochwohlgeboren bitte ich, den betheiligten Herren meinen verbindlichsten Dank für das Telegramm vom gestrigen Tage zum Ausdruck bringen zu wollen. Die darin ausgesprochenen patriotischen Gesinnungen haben mich wahrhaft erfreut. Möge es Ihnen vergönnt sein, dieselben in den weitesten Kreisen zu erhalten und zu mehren. Generalfeldmarschall Graf Moltke." — Am Abend des 22. Januar verunglückte ein von seiner Mutter kurze Zeit allein gelassenes dreijähriges Mädchen da durch, daß es rückwärts in ein an der Erde stehendes Blech gefäß mit heißem Wasser fiel. Obwohl sofort aus dem Gefäß genommen und schleunigst in ärztliche Behandlung gegeben, starb das Kind doch am darauffolgenden Tage. Der von der Staatsanwaltschaft zu Plauen i. V. wegen Urkundenfälschung steckbrieflich verfolgte Kaufmann Max Froh berg von dort ist in Leisnig verhaftet worden. Am Freitag Abend verunglückte zu Copitz bei Pirna der Gutsbesitzer Krause aus Hinterjessen dadurch, daß der Schlit ten, in welchem er von der Lohmener Straße her gefahren kam, beim Einbiegen nach der Pillnitzer Straße trotz lang samen Fahrens ins Schleudern und Umstürzen kam, wobei dann das Pferd wahrscheinlich infolge eines von der Deichsel erhaltenen Schlages scheu wurde und mit dem Schlitten durch ging, den in der Schlittendecke hängen gebliebenen K. mit sich fortschleifend, -bis Derselbe an einen Steinhaufen anschlug und ihm die Brust eingedrückt wurde. Wohl konnte der Verunglückte noch lebend und bei vollem Bewußtsein nach seiner Wohnung überführt werden; am Sonntag Mittag trat jedoch infolge der erhaltenen Verletzung der Tod ein. In Großcotta bei Pirna ereignete sich Freitag Abend wieder ein Steinbruchs-Unglück, indem der Steinbrecher Scherber, welcher einer locker gestandenen Steinmasse zu nahe gekommen war, infolge Hereinbruchs des Gesteins so schwere Verletzungen davontrug, daß bald darauf der Tod eintrat.