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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 18.01.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-188701187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18870118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18870118
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-01
- Tag 1887-01-18
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Monat
1887-01
-
Jahr
1887
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Nr. 8. Grok«»hai«er Unterhaltung« - und Anzeigeblatt. Sette 2. panslawistischen Presse da» Veryältmß zwischen den in Rutz land lebenden Deutschen und der russischen Bevölkerung nickt in der Weise zu trüben im Stande waren, wie man besorgen mußte. Die Ueußerungen BiSmarck's über Bulgarien haben in den Petersburger RegierungSkreisen sehr befriedigt, aber die nationale Presse folgert daraus nur, daß Rußland von Deutschland zur Abweisung der französischen Ansprüche auf Elsaß-Lothringen benutzt werden solle, und meint, Deutschland werde sich früher oder später zwischen Oesterreich und Ruß land entscheiden müssen. Die bulgarische Deputation, welche auch in Paris nur privatlich mit den leitenden Staatsmännern zu verkehren und wenig günstigen Bescheid zu erhalten vermochte, begiebt sich über Rom, Bukarest und Konstantinopel nach der Heimäth zurück. Die Berufung des russenfreundlichen Parteiführers Zankow nach Konstantinopel deutet auf einen Versuch der Pforte, die bulgarische Angelegenheit friedlich zu regeln. Dieser Versuch dürfte jedoch an der Unbeliebtheit Zankow's bei seinen Landsleuten scheitern, da der Führer der bulgarischen Oppo» fition auf verschiedenen Stationen seiner Reise nur durch das Eingreifen der Organe der Regentschaft vor Mißhandlungen der Bevölkerung geschützt werden konnte, die es auf eine Züchtigung des „Verräthers" abgesehen zu haben schien. LagrsnachrUtM. Deutsche- Reich. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt unterm 14. Januar: „Angesichts der Unmöglichkeit, mit der gegenwärtigen Mehrheit des Reichstages zu einer Verstän digung über die Lebensfragen der Sicherstellung unserer Wehrkraft zu gelangen, ist der Reichstag heute auf Aller höchsten Befehl aufgelöst worden. Die Bundesregierungen, das deutsche Volk, das gesammte Vaterland erwarten von dem neuen Reichstage, der berufen sein wird, an der Ge staltung ihrer Geschicke Antheil zu nehmen, daß er mit besserem Verständniß und patriotischerer Einsicht den Interessen des Volkes Rechnung tragen werde. Vor Allem verlangt da- Volk, daß jeder Reichstag ohne Zaudern und Zagen bewilligt, was zur Sicherheit des Reiches nach außen und innen er forderlich ist, und in diesem Punkte legt der schlichte Verstand des Wählers sicherlich höheren Werth auf das Urtheil Kaiser Wilhelms des Siegreichen und seiner Rathgeber, als auf die Meinungen herrschsüchtiger Parlamentspolitiker. Einen Reichs tag, wie ihn die überwiegende Mehrheit des Volkes wünscht, der es unter seiner Würde hält, solch „elende Streitigkeiten" herbeizuführen, darf man aber nach der Lage der Sache nur dann erwarten, wenn in dem bevorstehenden Wahlkampfe von vornherein alle reich-treuen Clemente und Parteien Schulter Etauffenberg's auf dreijährige Bewilligung der von I der Regierung geforderten Präsenzziffer in namentlicher Ab stimmung mit 186 gegen 154 Stimmen angenommen. Die Conservativen, die Reichspartei und die Nationalliberalen stimmten dagegen; die Socialisten, die meisten Elsässer, der Däne Johannsen enthielten sich der Abstimmung. Hierauf verlas der Reichskanzler eine Botschaft des Kaisers, wodurch der Reichstag aufgelöst wird. Damit geht das Reich neuen inneren Kämpfen entgegen, zu einer Zeit, wo die aus wärtigen Feinde kampfgerüftet au den Grenzen Deutschlands stehen und nur auf die Gelegenheit warten, das Reich durch inneren Zwist geschwächt zu finden. Die Parteisucht ist leider stärker gewesen als der eigentliche Volkswille, denn die große Masse der deutschen Nation beabsichtigt unmöglich, Opfer zu versagen, welche zu einer durch die Zeitereignisse dringend gebotenen Verstärkung der Wehrkraft Deutschlands dienen sollen. Daß dem so ist, das sollen und müssen die nächsten Reichstagswahlen beweisen. Die regierungsfeindliche Reichs tagsmehrheit ermuthigt, wenn auch wider Willen, die aus wärtigen Feinde und die inneren socialistischen und anarchistischen Wühlereien. Die letzte viertägige Redeschlacht hat klar und deutlich gezeigt, daß es nur der Widerwille gegen das jetzige, doch so erfolgreiche Regierungssystem ist, welcher die ver schiedenartigen Elemente der parlamentarischen Opposition so eng zusammenhält. In zahllosen Herzen fand aber das un° muthsvolle Wort des Reichskanzlers Wiederhall, daß der deutsche Reichstag nie geschaffen worden wäre, wenn man hätte ahnen können, daß eS in demselben zu „so elenden Streitigkeiten" kommen würde. Darin lag eine Empfindung der Gefahren, welche constitutionelle Wirren dem Reiche be reiten können, aber das Vertrauen darf man trotzdem zur Reichsregierung hegen, daß sie stets streng innerhalb der Schranken der Verfassung verharren wird, nun es zur Auf lösung des Reichstages gekommen ist. Ihre Vollmachten sind innerhalb dieser Schranken groß genug für jeden gerechtfertigten Zweck. Hoffentlich werden aber auch alle praktisch denkenden Liberalen in Deutschland ihrerseits nach Maßgabe der Er- kenntniß handeln, daß diese Streitigkeiten wirklich „elende", weil unnöthige, künstlich herbeigeführte sind. Das von der Opposition so scharf angefochtene Septennat war thatsächlich im Jahre 1874 ein Zugeständniß an den Liberalismus, da die Regierung damals die Feststellung der Präsenzstärke auf unbestimmte Zeit wünschte. Wenn der deutsche Reichskanzler im Reichstage erklärte, eS handle sich bei dem jetzigen Streite darum, ob die Armee „ein kaiserliches oder ein Parlaments heer" sein solle, so lag darin etwas Treffendes. Ueberhaupt hob das Auftreten des Fürsten Bismarck die jetzige Situation nicht nur auf die Höhe einer national-politischen, sondern einer weltgeschichtlichen Bedeutung empor. Seine neuesten Reden gehörten zu den wichtigsten und ergreifensten, die er je gehalten hat. Dabei verschmähte er es, die Opposition einzuschüchtern, indem er die Zukunft düster malte; vielmehr schilderte er die Weltlage günstiger, als man hoffen durfte. Niemals hat das Glück auf ragender Höhe zu stehen und bis in die entlegensten Fernen der bewohnten Erde als der Ver kündiger des Schicksals betrachtet zu werden, an dem Kanzler de- deutschen Reiches sich strahlender offenbart. Was er über die Weltlage dem Reichstage sagte, war eine Friedensbotschaft nach Wochen dumpfer Kriegsfurcht, die auch Jenen wie Sphärenmusik geklungen haben muß, welche als Gegner des Kanzlers und der Militärvorlage ihre Ueberzeugungen nicht opfern wollten zu Gunsten der Forderungen, als deren An walt Fürst Bismarck vor den Reichstag trat. Daß die be absichtigte Erhöhung der deutschen Wehrkraft nicht gegen Rußland gerichtet, daß ihre Spitze ausschließlich wider Frank reich gekehrt sei, das war der Kern seiner Erklärungen. Indem der Kanzler die Grenzen des Bündnisses mit Oester reich ungewöhnlich scharf zog und ausdrücklich das Vorhandensein einer rivalisirenden Concurrenz zwischen Oesterreich und! Rußland zugab, indem er nachdrücklich betonte, daß Bulgarien Deutschland nicht berühre, während es doch Oesterreich sehr nahe berührt, behauptete er gegenüber den Strömungen in den Parlamenten und in der Presse die Rolle eines „Anwalts des Friedens", dieselbe, die er ehemals als das Geschäft des „ehrlichen Maklers" bezeichnete. Für diese Anschauung ein stehen, bedeutet also, sich für den Frieden des Reiches und Europas erklären. Damit wird gleichzeitig die Losung für den Wahlkampf gegeben sein, von dem man wohl gewünscht hätte, daß er gerade in so unruhevoller Zeit dem deutschen Volke erspart geblieben wäre. Von dem österreichisch-ungarischen auswärtigen Amte ist unverkennbar für die Wiener Regierungsblätter die Losung ausgegeben worden, daß eine Besserung der allgemeinen Lage und insbesondere in dem Verhältnisse der österreichisch ungarischen Monarchie zu Rußland eingetreten sei. Wenn man von aller Schönfärberei absieht, darf man annehmen, daß die in den österreichischen Regierungskreisen geäußerte Beruhigung irgend einen realen Hintergrund haben muß. Der junge Kronprinz von Italien trat von Livorno aus eine Reise nach dem Orient an, doch verzichtete derselbe auf den erst beabsichtigten Besuch der neuen italienischen Colo nien am rothen Meere, weil eine Aeußerung des Negus von Abyssinien den Beweis lieferte, daß dieser Besuch das Miß trauen des afrikanischen Herrschers erwecken könnte. Da der Exminister Gladstone sich weigert, seinen Home- rule-Plan abzuändern, sind die Aussichten auf eine Wieder- versöhnung der englischen Liberalen fast ganz geschwunden. Durch den Eintritt Goschen's in das Cabinet Salisbury ist aber auch die Eintracht unter den englischen Conservativen sehr beeinträchtigt worden. Infolge der Coalition mit den unionistischen Liberalen trat der Sohn Lord Jddesleigh's, H. S. Northcote, von seinem Posten als General-Jnspector des Geschützwesens zurück und Lord Jddesleigh selbst beharrte auf dem Entschlusse, aus dem Cabinet auszuscheiden. Tief ver stimmt über die ihm gegenüber bei dieser Gelegenheit bewiesene Rücksichtslosigkeit, erkrankte dieser schon längere Zeit am Herzen leidende vielfach verdiente Staatsmann ernstlich, als er Mittwoch Nachmittag eben im Begriff war, die Treppe zu Lord Salisbury's Amtswohnung in Downing Street htnauf- zugeheo. Er wurde sofort in ein Zimmer Salisbury's ge bracht, starb aber dort bereits nach wenigen Minuten. Aus Rußland wird berichtet, daß die Hetzereien der Wer 18. Januar. Seit 16 Jahren schmückt die deutsche Kaiserkrone das edle Greisenhaupt Kaiser Wilhelms. Unter König Wilhelms Oberleitung waren die deutschen Heere im Jahre 1870 in Frankreich eingedrungen, hatten nach 16 siegreichen Schlachten die feindlichen Armeen ver nichtet, 26 französische Festungen erobert und 11000 Officiere und 363000 Mann zu Kriegsgefangenen gemacht, dazu 6700 Geschütze und 120 Adler und Fahnen erbeutet. Damit hatte Deutschland nicht nur Jahrhunderte lang erlittene Schmach Gerächt, eshatte auch aller Welt gezeigt, welche unerschöpfliche, allgewaltige Macht die deutsche Nation zu entwickeln vermochte. Wahrhaft großartig und einzig in ihrer Art sind die kriegerischen Erfolge des Feldzugs von 1870/71, aber der herrlichste Sregespreis ist und bleibt doch der, daß aus dem glorreichen Kriege ein fester Bundesstaat, ein neues, geeintes deutsches Reich hervoraing. Noch donnerten die Kanonen, als man die Anstalten zur Kaiserkrönung in Versailles traf. Es war am 18. Januar 1871, da diese hochwichtige Feierlich keit vor sich ging. In der „Spiegelhalle" des Palastes zu Ver sailles erhob sich ein Altar, bekleidet mit einer rothen Decke, die das Zeichen des eisernen Kreuzes trug. Zu beiden Seiten standen in dichten Reihen die ordengeschmückten Mannschaften des deutschen Heeres, ihnen gegenüber eine erlesene Schaar von 500 Ossicieren, dazwischen zur Linken ein Wald von schlachtenerprobter Fahnen. Um halb 2 Uhr erschien der König und stellte sich vor dem Altäre auf, im Halbkreise um ihn die Vertreter und Abgesandten der deutschen Fürstenschast. Der Kronprinz von Preußen, die Prinzen Karl und Adalbert von Preußen, der Kronprinz von Sachsen, die Großherzöge von Baden, Sachsen-Weimar und Oldenburg, der präsumtive Thronfolger Prinz Wilhelm von Württemberg, drei Prinzen von Baiern, die Herzöge von Coburg, Meiningen und Altenburg, die Erb-Großherzöge von Weimar, Schwerin, Strelitz und Oldenburg, die Erbprimen von Meiningen, Anhalt und Hohen- zollern, zwei Herzöge von Württemberg, Prinz Georg von Sachsen und Prinz August von Württemberg, der Landgraf von Hessen, der Herzog von Augustenburg, die Fürsten von Schaumburg-Lippe, Schwarzbura-Rudolstadt, Wied, Putbus, Lynar, Pleß, Biron, Croy und Reuß, dann die Generäle und Minister, ihnen voran der Kanzler Fürst Bismarck. Beim Eintritte des Königs stimmte ein aus Soldaten gebildeter Sängerchor einen Psalm an. Nun begann am Altar ein Militärgeistlicher die Lrturgie, auf welche die Predigt über Psalm 21 folgte. Nachdem der Gesang des Liedes: „Nun danket alle Gott" verklungen war und der Segen den Gottes dienst beendet hatte, schritt der Kaiser auf die Fahne zu, verlas die Urkunde über seine Annahme und gab dem Kanzler die Prokla mation an das deutsche Volk zu verlesen. Sie lautete: Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden, König von Preußen, ver künden hiermit: Nachdem die deutschen Fürsten und freien Städte den einmüthigen Ruf an Uns gerichtet haben, mit Herstellung des deutschen Reichs die seit mehr denn sechzig Jahren ruhende Kaiser würde zu erneuern und zu übernehmen, und nachdem in der Ver fassung des deutschen Bundes die entsprechenden Bestimmungen vorgesehen sind, bekunden Wir hiermit, daß Wir es als Pflicht gegen das gekämmte Vaterland betrachten, diesem Rufe der ver bündeten deutschen Fürsten Folge zu leisten und die deutsche Kaiser würde anzunehmen. Demgemäß werden Wir und Unsere Nach folger in der Krone Preußens fortan den Kaisertitel führen und ! hoffen zu Gott, daß es der deutschen Nation gegeben sein werde, unter dem Wahrzeichen ihrer alten Herrlichkeit das Vaterland einer segensreichen Zukunft entgegen zu führen. Wir übernehmen > die kaiserliche Würde in dem Bewußtsein der Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reichs und seiner Glieder zu schützen, Frieden zu wahren, die Unabhängigkeit Deutschlands zu stützen und die Kraft des Volkes zu stärken. Wir nehmen sie an in der Hoffnung, daß es dem deutschen Volke vergönnt sein wird, den Lohn seiner heißen und opferwilligen Kämpfe in dauerndem Frieden und inner halb der Grenzen zu genießen, welche dem Vaterlands die seit Jahrhunderten entbehrte Sicherheit gegen erneute Angriffe Frank reichs gewähren wird. Uns aber und Unsern Nachfolgern in der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allezeit „Mehrer des deutschen Reichs" zu sein, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in den Werken des Friedens, auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Frei heit und Gesittung. Nachdem Fürst Bismarck diese Proclamation verlesen, trat der Großherzog von Baden vor und rief mit lauter Stimme: Se. Majestät der Kaiser Wilhelm lebe hoch! Unter den Klängen des „Heil Dir im Siegerkranz" stimmte die ganze Versammlung drei mal voll freudiger Begeisterung ein. — Das war der 18. Januar 1871, der Geburtstag des neuen deutschen Reichs. an Schulter stehen, unv wenn Alle» vermieden wird, wa» auf dieser Seite zu Mißverständnissen und Eifersüchteleien führen könnte. Soll der vom DemokratiSmuS groß gezogene Parteigeist überwunden werden, so müssen die Gegner der Demokratie und der Parlamentsherrschaft die Parteiung unter sich dem höheren Ziele unterordnen, was, wie Beispiele be weisen, geschehen kann, ohne der eigenen Ueberzeugung irgend wie Etwa- zu vergeben." Einer noch unverbürgten Berliner Nachricht zufolge soll sofort und unerwartet de» Zusammentritts des neuen Reichs tages mit Errichtung der 14 vierten Infanterie - BataiÜöM, die zur Verstärkung der Garnisonen von Elsaß-Lothristgen dienen würden, vorgegangen werden. Mit den anderen Pro- jecten der Militärvorlage soll die Heeresleitung dagegen erst die Beschlüsse des neuen Reichstage- abwarten wollen. Der preußische Landtag ist am 15. Januar vom Minister v. Puttkamer mit einer Thronrede eröffnet worden, bei deren Besprechung die „Nat.-Ztg." äußert: „Am meisten politische Färbung hat in der Thronrede der Absatz über die neue kirchen politische Vorlage. Es ist vollkommen berechtigt, wenn gesagt wird, daß das jüngste kirchenpolitische Gesetz sich „je länger desto mehr auf vielen und wichtigen Gebieten des kirchliche» Lebens für die Interessen der katholischen Unterthanen Seiner Majestät als segenbringend erweist." Wir haben dieses Gesetz bekämpft, weil wir die Wirkung auf andere Art erreicht z» sehen wünschten; aber dieselbe ist unzweifelhaft. Sowohl sie als die Ankündigung einer neuen Vorlage, welche „das Ber- hältniß zwischen dem Staate und der katholischen Kirche zu beiderseitiger Zufriedenheit ausgestalten" soll, dürfte sich der verhetzenden Wahlagitation des CentrumS nachtbeilig erweisen; der „ Lulturkampf", von dem es existirte, ist eben zu Ende." — Der preußische Staatshaushaltsetat für 1887/88 schließt mit 1288258307 M. Einnahme und 1316717307 M. Aus gabe (1283120623 M. Ordinarium, 33596684 M. Extra- ordinarium) ab; der Fehlbetrag beläuft sich demnach auf 28459000 M. Oesterreich »Ungar«. Ueberraschend kommt eine Ver fügung des Krtegsministeriums, welche anordnet, daß sämmt- liche nach der ContingentSabrechnung übrig gebliebenen und bisher noch nicht ausgebildeten Rekruten statt, wie bisher, am 1. April schon für den 20. Februar einberufen sind. Italien. Zum Empfange der bulgarischen Delegirte« fand am 15. Januar Abends in Rom eine große Demon stration statt. Viele Tausende von Menschen, Vereine mit ihren Fahnen warteten auf das Einlaufen des Zuges und erstürmten geradezu den Bahnhof, so daß der Bahnverkehr eine Stunde lang gänzlich stockte. Die Polizei erschien dem riesigen Andrange nickt gewachsen und stiegen die Delegirte» deshalb auf Wunsch der Regierung, um jedwede Unordnung zu vermeiden, außerhalb de« Bahnhofes aus. Frankreich. Der in das Budget für 1887 eingestellte Posten von 86 Millionen Francs für außergewöhnliche mili tärische Zwecke ist als eine erste Rate der von Boulanger geforderten 360 Millionen zu betrachten. Wie der „Köln. Ztg." geschrieben wird, hat das fran zösische Kriegsministerium beschlossen, die Festungen an der Ostgrenze, namentlich Toul und Verdun, bedeutend zu ver stärken. Die hierauf bezüglichen Schriftstücke sind namentlich im Verkehr mit den Ortsbehörden als streng geheim zu haltende bezeichnet. England. Die Einigung zwischen den liberalen Parteien Gladstone'scher Richtung und der radicalen Partei über die irische Frage befindet sich noch im weilen Felde. Die nach mancherlei Verzögerungen am Freitag in London stattgehabte Conferenz liberaler und radicaler Führer ist resultatlos ver laufen und will man erst beim Wiederzusammentritt des Parlaments weitere Verhandlungen aufnehmen. Russland. Der „P'ster Lloyd" meldet aus angeblich vorzüglicher Quelle, der Czar sei geneigt, des MingrelierS Candidatur aufzugeben unter der Bedingung, daß der vo« der russischen Regierung namhaft zu machende neue Candidat für den bulgarischen Thron angenommen werde. Amerika. Ueber New-Jork ist plötzlich eine „Kohlen- KrisiS" ausgebrochen. Den Anlaß derselben bildet eine große Arbeitseinstellung der bei den Kohlengruben in Pennsylvanie« mit dem Kohlentransport beschäftigten Arbeiter. Die hierdurch entstandene Stockung hat in New-Jork ein rapides Steige« der Kohlenpreise und namentlich in der ärmeren Bevölkerung einen ernsten Nothstand hervorgerufen. Neueste Nachrichten. sib. Dresden, 17. Januar. Morgen, Dienstag, früh findet die Hinrichtung des Raubmörders Schroth in Chemnitz statt. Schroth hatte den Fuhrmann Nanmann aus Frohburg ermordet. Berlin, 16. Januar. Die Motive des von Freiherrn v. Sole macher nunmehr eingebrachten, von 46 Herrenhausmitalledenr unterstützten Antrags auf Erlaß einer Adresse an Se. Majestät den Kaster nehmen Bezug auf die Militärvorlage, die eingebracht wurde, um unter gespannten Verhältnissen Deutschland und Europa die Wohlthaten des Friedens zu erhalten, deren Bewilligung der Reichstag aber an Bedingungen geknüpft habe, welche dermelbe» neue, vom Herkommen abweichende Befugnisse geben sollten. Nach dem Scheitern der Heeresvorlage und der dadurch nothwendig gewordenen Auflösung des Reichstages erfülle das Herrenhaus seinen Beruf, wenn es Sr. Majestät dem Kaiser die Versicherung unwandelbarer Treue und Zuversicht ausspreche. Das preußische Volk werde zu jedem Opfer bereit sein, um die Armee dauernd m dem zur Sicherung des Vaterlandes nothwendigen Stande zu er halten. Wim, 16. Januar. Die Einberufung des Reichsrathes auf de« 28. d. M. ist heute veröffentlicht. Locale, sjWsqr u. Nachrichten. Großenhain, 17. Januar 1887. »-f» Dresden, 16. Januar. Gestern hatte sich der König Per Extrazug in Begleitung des Prinzen Georg und einer Anzahl ge ladener Cavaliere nach Pirna begeben, von wo aus dann l« Schlitten nach dem Graupaer und Pillmtzer Revier zur Jagd ge fahren wurde. Einladungen empfingen dazu u. A. auch der Pirnaer Amtshauptmann Le Maistre und der Königsteiner Festungs- commandant v. Lossow. — Am heutigen Sonntag nahmen die Majestäten mit den Prinzlich Georg'schen Herrschaften an de« Gottesdienste in der katholischen Hotkirche theil, während Nach mittags dann eine Spazierfahrt unternommen wurde, nach welcher hierauf Familiendiner stattfand. — Vorgestern Abend besuchte der König mtt dem Prinzen Georg, der Prinzessin Mathilde und de« Prinzen Max das Sinfonie-Concert der königl. musikalische» Capelle im Gewerbehause, wobei in einer „Suite im alten Sttzle
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