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Nr. S. Grosteuhainer UnterHatt»«-»- «,d Auzeigeblatt. Sette S W Leipzig. Die hiesige israelitische Gemeinde zeichnet sich durch gute innere Verwaltung aus, die Mitglieder wetteifern in hochherziger Gesinnung; die Hauptfrucht ist, daß sie es dahin gebracht haben, in ihrem Kreise das Proletariat ganz verschwunden zu sehen. Soeben wird eine neue That auf diesem Humanitären Gebiete bekannt. Der Pelzwaarenhändler 1 Nathan Händler hat dem israelischen Gemeindevorstanv ei» Kapital von 100000 M. mit der Bestimmung zur Verfügung gestellt, daß die Zinsen vorwiegend zur Heranbildung tüchtiger jüdischer Handwerker (ausdrücklich sind die gelehrten und künst lerischen Berufszweige ausgeschlossen) und zu deren Unter stützung bei ihrer endlichen Seldstständigmachung und Nieder lassung verwendet werden sollen. Ein Restbetrag (ein Viertel der Zinsen) wird alljährlich dem „Verein für Familien- und Bolkserziehung" zum Zwecke der Heranbildung junger Mäd chen für entsprechende praktische Berufsarten, und zwar Mädchen jeden Bekenntnisses, zufließen. Die Israeliten- gemeinde besitzt an Stiftungen aller Art, die neueste nicht gerechnet, bereits über 300000 M. — Auf der bevorstehenden „internation. Ausstellung für Volksernährung und Kochkunst" (27. bis 31. Januar im Krystallpalast) wird dem Publikum das seltene Schauspiel geboten, daß große Quantitäten bürger licher Normalkost in neu construirten Oefen vor den Augen des Publikums zubereitet und von Jedermann unentgeltlich gekostet werden können, also eine Ausstellung nicht bloS zum Schauen, sondern auch zum Genießen. Durch eine besondere Commission soll genau das Verhältniß zwischen Preis und Nährwerth festgestellt werden. Alle Maschinen werden im Betriebe gezeigt. Die Ausstellung ist dermaßen mit Objecten überfüllt, daß trotz der riesigen Dimensionen des erweiterten Krhftallpalastes ein großer Hallenbau ausgeführt werden muß. Der Besuch dürfte sehr lohnend sein, selbst für Laien, nament lich aber für Hausfrauen. Infolge vorausgegangener Streitigkeiten mit seinem jüngem Bruder wegen eines im Tanzsaale anwesenden Mädchens er stach sich daselbst ein in der Jacobi'schen Eisengießerei zu Meißen als Sandformer beschäftigter junger Mensch namens Hautmann aus Oberreichstädt bei Nürnberg; er brachte sich mit einem Taschenmesser zwei tiefe Brustwunden bei, so daß nach kaum einer halben Stunde sein Tod eintrat. In Zwickau hat es die Stadtvertretung für nothwendig befunden, einen dritten großen marktartigen Platz herzustellen. Zu diesem Zwecke ist seitens der Stadtgemeinde das am Poetengange gelegene, weitbekannte große Gartenetablissement „Englischer Garten" erworben worden; nach Abbruch der daselbst befindlichen Gebäude soll der gewonnene freie Platz den Namen „RLmerplatz" erhalten. Die neueren Verkehrsstörungen auf den Linien Neustadt- Dürrröhrsdorf und Annaberg-Weipert sind seit dem 10. Januar Nachmittags wieder gehoben. Auf der Bautzen- Löbauer Bahnstrecke blieb am Sonntag Abend ein nach Löbau gehender Güterzug circa 4 Kilometer von Bautzen entfernt dermaßen im Schnee stecken, daß Hilfsmannschaften aus letz terem Orte in Anspruch genommen werden mußten und eine nachgesandte Maschine den Zug schließlich in zwei Theileu nach Bautzen zurückbeförderte. Beim Eisschneiden verunglückte run Mittwoch in einem Teiche zu Schönerstadt ein Arbeiter dadurch, daß er beim Herausziehen eines Eisstückes ausrutschte, ins Wasser stürzte und sofort unter das Eis gerieth; die Leiche des Bedauerns- werthen konnte noch nicht aufgefunden werden. Delegirten der Textilberufsgenossenschaften in Berlin zu einer Berathung zusammentreten. Der wirkt. Geh. Rath vr. Pape, Vorsitzender der Civil- gesetzbuch-Commission, feierte am Dienstag sein 50jähriges Dienstjubiläum, anläßlich dessen ihm vom Kaiser der Rothe Adlerorden erster Klasse verliehen wurde. Würtemberg. Ministerpräsident v. Mittnacht ist am 10. Januar nach Berlin abgereist, um an den Verhandlungen des BundeSraches theilzunehmen. Die verstorbene Prinzessin Marie hat dem Prinzen Wil helm ihr Palais sammt einer Million Mark, der Prinzessin Charlotte einen sehr werthvollen Schmuck, ein Erbtheil der Königin Katharina, ferner der Familie des Prinzen von Weimar etwa 3M 000 Mark nebst einem zweiten Schmuck und dem Herzog Alexander von Oldenburg 2 Millionen Mark vermacht. Verschiedene wohlthätige Anstalten wurden mit zusammen 1200000 Mark bedacht. Oesterreich-Ungar«. Durch die demnächst erscheinenden Durchführungsvorschriften für den Landsturm werden die Or ganisation in weiten Umrissen, die Bestimmungen über die Besetzung von Offiziers- und Unteroffiziersstellen, über die Ausrüstung rc. präcifirt werden. Der Kaiser genehmigte die einheitliche Adjustirung der gesammten Landwehrfußtruppen nach dem Muster der Landwehrschützen mit hechtgrauer Blouse. Die Adjustirung tritt nach und nach ein. Der Landwehrcommandant Erzherzog Rainer feierte am 11. Januar seinen 60. Geburtstag und nahm aus diesem Anlasse schon Tags vorher die Gratulationen zahlreicher Körperschaften entgegen. Der Erzherzog ist unter Anderem auch Ehrenpräsident der Akademie der Wissenschaften und Curator des österreichischen Museums für Kunst und Industrie. Frankreich. Am Montag empfing auch der Minister präsident Goblet die bulgarischen Abgeordneten in nichtamt licher Weise und erklärte denselben, er habe den Ausführungen des Ministers Ftourens nicht« hinzuzufügen. Frankreich habe Sympathien für die Freiheit der Nationen, es müsse aber vor Allem seine eigenen Interessen in Rechnung ziehen und habe überdies kein besonderes Interesse, durch das sich eine Intervention Frankreichs bei den bulgarischen Angelegenheiten würde erklären lassen. Frankreich dürfe nicht die Bande außer Acht lassen, welche Bulgarien mit denjenigen Mächten ver knüpften, zu denen Frankreich in freundschaftlichen Beziehungen stehe. Er könne nur die schnelle und günstige Lösung einer Situation wünschen, welche gegenwärtig für ganz Europa die Ursache von Störungen und Beunruhigungen sei. Belgien. Es verlautet aus Brüssel bestimmt, der König werde im Falle der Ablehnung der Militärreform die Kammern auflösen und ein Ministerium Brialmont berufen. England. Das Ministerium Salisbury ist nun durch die Neubesetzung des Staatssecretariats der Colonien wieder vervollständigt worden. Sir Hemy Holland, das conservative Unterhausmitgliet für Hampstead, hat diesen Posten über nommen. Gutem Vernehmen nach beharrt aber neuerdings Lord Jddeöleigh auf dem Entschlusse, aus dem Cabinet aus zuscheiden. Ruhland. Man erwartet in Warschau das Erscheinen einer Verordnung, welche fremden Staatsangehörigen den Ankauf von Liegenschaften in den Grenzgouvernements nur gegen Nachweisung der erlangten Staatsbürgerschaft und eines durch fünf Jahre ununterbrochenen Aufenthaltes in Rußland gestatten soll. — Die in Betreff des Aufenthaltes der Juden in einigen Städten ergangenen Ausnahmsverfügungen werden mit größter Strenge ausgeführt. Neuerlich sind die Truppen- commandanten in den polnischen Garnisonen angewiesen worden, Juden von Armeelieferungen nach Möglichkeit auszuschließen. Bulgarien. Gegenüber verschiedenen Gerüchten über eine Spaltung innerhalb der Regentschaft erklärt dieselbe, sie denke nicht daran, zu demissioniren; sie werde sich vor er füllter Mission keineswegs zurückziehen. Griechenland. Die Regierung erwiderte auf die jüngste Note der Pforte, betreffend die Haltung der griechischen Con- suln in Kreta, sie müsse die bezüglichen Angaben zurückweisen und es deshalb ablehnen, die ungerechtfertigt angeschuldigten Consuln abzuberufen. Locale, sSch-scye rc. Nachrichten. Großenhain, 12. Januar 1887. —* Der am 3. Januar abgehaltene Bezirkstag wurde von dem Herrn Vorsitzenden unter Begrüßung der erschienenen Mitglieder der Bezrrksversammlung eröffnet und wurden hierbei die neu ein getretenen Abgeordneten: Herren Rittergutsbesitzer Roßberg auf Grödel, Rittergutsbesitzer Sander aus Oelsnitz, Baumeister Förster zu Riesa und Gemeindevorstand Klingner zu Beiersdorf der Ver sammlung vorgestellt. Nach Eintritt m die Tagesordnung wurden folgende Wahlen vorgenommen: Wahl eines Deputirten des hiesigen amtshauptmannschaftlichen Bezirks für den Krelsausschuß (Bürger- NcurKe Nachrichtrn. Berlin, 11. Januar. Als der Herr Reichskanzler Fürst v. Bis marck sich heute Nachmittag gegen 17. Uhr nach dem Reichstage be gab, wurde er von dem daselbst seiner Ankunft harrenden, zahlreich versammelten Publikum mit lebhaften Zurufen begrüßt. — Einer der bekannteren Parlamentäre, der Abgeordnete Dirichlet, ist heute an einem Herzschlage nach voraufgegangener kürzerer Krankheit (Darmverschlingung) gestorben. — Der japanische Prinz Akihito Komatsu No Muja und Ge mahlin sind nebst Gefolge gestern Abend aus London hier ein- getroffen und haben im Hotel Kaiserhof Wohnung genommen. Wie ichon gemeldet, überbringt derselbe Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Wilhelm im Auftrage des Kaisers von Japan den hohen japanischen Orden vom Chrysanthemum, welchen er auch bereits kürzlich dem Prinzen von Wales in London zu überreichen die Ehre hatte. — Der „N. Z." wird aus Paris, 11. Januar, gemeldet: Die Meldung des „Gaulois", Goblet habe dem Kriegsminister, General Boulanger, angekündiat, daß er keinerlei außerordentliche Credit forderung einbringen dürfe, weshalb die Demission des Generals Boulanger wahrscheinlich sei, wird als tendenziöse Erfindung bezeichnet. Paris, 11. Januar. Die Kammersession eröffnete Alterspräsident Blanc, welcher den Wunsch aussprach, die Session möge glück licher sein als die vorangegangene, möge eine Politik des Fort schritts, der Sparsamkeit und Arbeit inauguriren. Einigkeit sei absolute Nothwendigkeit für die republikanische Partei, das haupt sächlichste Erforderniß des Augenblickes; möchten deshalb die Parteien sich bei allen durchführbaren Reformen in Eintracht zu sammenfinden. — Floquet wurde zum Präsidenten der Kammer wiedergewählt. meister Herrmann in Großenhain), Wahl eines stellvertretenden Vorsitzenden in der Bezirksversammluna (derselbe) und Zuwahl von vier Mitgliedern des Bezirksausschusses (Rittergutsbesitzer Perl auf Glaubitz, Bürgermeister Hinkel m Radeburg, Gemeinde vorstand Otto in Gröba und Rittergutsbesitzer Sander auf Oelsnitz) ämmtlich auf die Periode vom 1. Januar 1887 bis Ende 1892, Ergänzungs- bez. Neuwahl von Revisoren zur Prüfung der Be zirksrechnungen auf 1886 bis mit 1888, Wahl eines Mitglieds der Pferdemusterungs-Commission im V1II. Pferdemusterungsbezirke, bez. Wahl eines Ersatzmannes in diesem Musterungsbezirk auf die (Zähre 1887 bis mit 1889 und Wahl von Vertrauensmännern in )ie Ausschüsse für die Wahlen der Schöffen und Geschworenen auf sie Jahre 1887 nnd 1888. Nach Erledigung der Gegenstände der Tagesordnung wurden die Schneeschipperlöhne, welche Seiten des Königl. Staatsfiscus für fiscalische Straßen gewährt werden, zur Sprache gebracht und ein Antrag auf Erhöhung dieser Löhne ge stellt. — s. Gestern Abend fand eine von städtischen Mitgliedern des conservativen Vereins für Stadt- und Amtsbezirk Großenhain zahlreich besuchte Versammlung statt, in welcher der Vorsitzende, Herr Commerzienratb Buchwald, nähere Mittheilungen über die Candidatur des Freiherrn von Friesen auf Rötha für die nächste Reichstagswahl im 7. Wahlkreise machte und darauf hinwies, daß dieser Candidat an den ländlichen ebenso als an den industriellen Interessen betheiligt sei, da er nicht blos Landwirthschaft, sondern auch Industrie und Handel betreibe und Gelegenheit gefunden habe, das An- und Unangenehme auch dieser letzteren Betriebe aus eigener Erfahrung kennen zu lernen. Weiter machte er Mit theilungen über den Stand der Wahlangelegenheit in Meißen; dort hatte sich eine Gegenströmung gegen die Friesen'sche Candidatur kund gegeben, doch ist dieselbe bereits wieder beigelegt, da ein anderer Candidat aus dem Kreise der Ordnungsparteien nicht ge funden worden ist und man sich auch von dieser Seite für die Friesen'sche Candidatur erklärt hat. Von besonderem Interesse waren die Mittheilungen, welche die zahlreich ernannten Ver trauensmänner in den ländlichen Ortschaften des Vereinsbezirks über die in ihren Kreisen herrschende Stimmung gemacht hatten. Diesen Mittheilungen waren zum Theil zahlreiche Unterschriften angefügt, zum Theil bestätigten sie im Allgemeinen aber auf das Bestimmteste, daß man unter den ländlichen Wählern ganz ent schieden für die Friesen'sche Candidatur gestimmt sei, und machten hiervon nur zwei Mittheilungen insofern eine Ausnahme, als in den betreffenden Vertrauensmännerbezirken die socialdemokratische Partei stärkeren Anhang besitzt. Nach kurzer Debatte, die sich nicht um die Sache — denn über diese gab sich keine Meinungs verschiedenheit kund —, sondern nur um die Form handelte, fand folgende Resolution einstimmige Annahme: „Die heutige Ver sammlung des conservativen Vereins zu Großenhain erklärt sich in Uebereinstimmung mit den aus den ländlichen Ortschaftendes Vereins bezirks emgegangenen Kundgebungen für die Candidatur des Frei herrn von Friesen auf Rötha zur nächsten Reichstagswahl, sie be trachtet diese Candidatur entschieden als die geeignetste für den hiesigen Wahlkreis und empfiehlt den anderen Localvereinen des selben, diele Wahl kräftig zu unterstützen." Nächstdem gelangte eine Mittheilung des Directors vr. Mehnert zu Dresden betreffs der Bildung eines Zweigvereins für den in Berlin neu entstandenen „Verein für Colonisation" zum Vortrag. Mit Rücksicht darauf jedoch^ daß der bereits seit länger bestehende ältere „Deutsche Colomal-Verein" zahlreiche Mitglieder im hiesigen Orte zählt, wurde beschlossen, der angeregten Bildung eines Zweigvereins für den neueren Verein weitere Folge nicht zu geben. Der dem Vor stande des Deutschen Colonial-Vereins angehörende Herr Stadt- rath Zschille machte nähere Mittheilungen über denselben und hob hervor, daß der Jahresbeitrag pro Mitglied nur 8 Mark betrage, dafür aber jedes Mitglied ein Exemplar der hochinteressanten Colonial-Zeitungerhalte. Derselbe machte weiter die mit Beifall aufgenommene Mittheilung, daß in der nächsten Zeit ein Ver treter des Vereins einen Vortrag über Colonialangelegenheiten im Orte halten werde. —* Die Meldungen der Versicherten zu der bei der Königl. Altersrentenbank in Dresden (in Großenhain durch Herrn Lotteriecollecteur Richard Weber, Hauptmarkt, vertreten) gegen wärtig stattfindenden dritten Inventur können lt. Bekanntmachung vom 10. December 1886 nur noch bis zum 15. dieses Monats Be rücksichtigung finden. Wir verfehlen nicht, die Interessenten der Bank auf diese Bestimmung aufmerksam zu machen und bemerken, daß bezüglich derjenigen Versicherten, über welche bis zum 15. Ja nuar keine Anzeige an die Bank oder deren Agenturen gelangt sein wird, die erforderliche Auskunft über den Lebensbestand von den mit der Führung der Einwohnerlisten betrauten Gemeinde behörden eingeholt wird. Die Inventuren der Altersrentenbank sind landesgesetzlich vorgeschrieben und dienen lediglich den eigenen Angelegenheiten dieses staatlichen Versicherungsinstrtuts. Dresden, 11. Januar. Se. Majestät der König empfing gestern den Bischof vr. Bernert in längerer Audienz. — Heute lagte Se. Majestät mit einer Anzahl Cavaliere auf Helfenberger Revier, wobei das Jaadfrühstück im Schlosse zu Helfenberg, das Diner dann aber im Residenzschlosse stattfand. — Die Pracht- räume des letzteren öffnen sich morgen zum ersten diesjährigen Hosballe, zu dem auch Prinz Friedrich August, der sich gestern zu einem Hoffeste nach Altenburg begab, wieder hier eintnfft. Der Ball findet in dem auis Prächtigste neu ausgestatteten Banket- saale statt und sind in Bezug auf die Bewirthung der Gäste die glänzendsten Arrangements getroffen. — Se. königl. Hoheit Prinz Georg und Prinzessin Mathilde waren in Wien, woselbst die Ankunft gestern Vormittag 10 Uhr erfolgte, im Palais des Erz herzogs Carl Ludwig, des Schwiegervaters der Erzherzogin Maria Josepha, abgestiegen. Der Courierzug, welcher die hohen Reisenden nach Wien brachte, hatte infolge von Schneewehen eine einstündige Verspätigung. Für das Frühiahr bez. Anfang Sommer ist dann ein Besuch des erzherzoglichen Paares in Dresden resp. in der prinzlichen Villa zu Hosterwitz zu erwarten. — In der stillen Grult ruht nunmehr der große Wohlthäter Johann Meyer, der im Laufe der Jahre die gemeinnützigen Institutionen unserer sächsischen Hauptstadt durch Hunderttausende unterstützt hatte. Umfassend war die betreffende Liebesthätigkeit, imposant war aber nun auch die Antheilnahme an der gestern stattgefundenen Bei setzung der sterblichen Ueberreste des Verblichenen, dessen Wirken dabei in der ergreifenden Gedächtnißrede des Superintendenten Consistorialrath vr. Dibelius die herzlichste Würdigung fand. Der König entsandte seinen Flügeladjutanten Major v. Malortie zu dem Begräbniß, während die Königin Carola den Sarg des Heim gegangenen Menschenfreundes mit einem prächtigen Kranz von Maiblumchen schmücken ließ. Auf das Testament des Verstorbenen ist man allgemein gespannt. Bereits bekannt ist davon, daß die herrliche Villa Meyer's an der Beuststraße mit der kostbaren Ge- mäldesammlung der Schwiegertochter des Heimgegangenen vermacht wurde. Die Gallerte muß, wie es heißt, als Ganzes erhalten bleiben; auch darf sie nicht von Dresden wegkommen. — Unser Stadtverordneten-Collegium steht vor seinem fünfzigjährigen Jubiläum, da am 11. Mai des Jahres 1837 die erste Sitzung des Collegiums stattgefunden hatte. Man hört zwar noch nichts von entsprechenden Festlichkeiten, ungefeiert wird das Jubiläum aber ganz gewiß nicht vorübergehen. — Guten Erfolg verspricht man sich von einem Concert, das zum Besten des Albertvereins für den 21. d. M. seitens der Bogenschützengilde vorbereitet wird. Es steht dazu dem Vernehmen nach das Erscheinen des gesammten Hofes in Aussicht. — Friedrich Haase kehrt am Sonnabend noch mals hierher zurück, um dann am Sonntag noch einmal in den Stücken „Sie ist wahnsinnig" und „Wiener in Paris" aufzutreten. Es ist dabei wieder ein ausverkauftes Haus zu erwarten. Vermischtes. Ein Distanzreiter eigener Art wird demnächst in Berlin er wartet. Wie nämlich dem „B. T." aus Hamm geschrieben wird, wettete ein wohlhabender Handwerksmeister aus dem der genannte» Stadt benachbarten Dorfe Dinker mit einem Berufs genossen um 500 Mark, daß er innerhalb einer Woche auf einem .... Esel nach Berlin recken werde. Das langohrige Grauthier ist bereits zu diesem Zwecke angeschafft. In der Nacht zum Freitag ist in der Präparandenanstalt deS Seminars in Weißenfels ein dreister Diebstahl ausgeführt worden. Sämmtliche aus den Ferien zurückgekehrte Präparanten waren von den Eltern mit dem Schul- und anderem Gelde versehen worden. Der jedenfalls mit dieser Thatsache bekannte Dieb stieg mittels Leiter in das erste Stockwerk der Anstalt, schlich in den Schlafsaal der Präparanten und plünderte die vor den Betten derselben liegenden Kleidungsstücke der jungen Leute. 4—500 M., 4 Uhren und andere Gegenstände bildeten die Beute des noch nicht entdeckten Diebes. Einen ebenso seltsamen als schnellen Tod fand in Geffen bei Ronneburg ein dort um Gaben ansprechender Mensch. Gerade um die Mittagszeit erschien er auch bei dem Amtsvorsteher Rother daselbst und erhielt bereitwilligst einen Teller kräftiger Suppe mit Rindfleisch. Der Bettler vermochte nicht, das Fleisch zu ver schlucken, es blieb ihm im Halse stecken und nach wenigen Minuten war er eine Leiche. Der Verstorbene heißt Karl Kabisch und ist aus Guhrau bei Breslau gebürtig. Kabisch war früher Bahn meister, bann Feldmeßgehilfe und zuletzt war er als Schreiber thätig. Aus Jagdkreisen erhält die Wiener „Presse" folgende Mit theilung : „Jagdhunde haben schon in zahllosen und oft angezwei felten Fällen die unglaublichste Ausdauer in Erfüllung ihrer Pflichten gezeigt; aber ein Fall, der sich in den letzten Tagen ereignete, verdient besondere Erwähnung. Ein bekannter aristokratischer Jäger befand sich kurz vor Weihnachten auf der Hirschjaad und schoß kurz vor Eintritt der Dämmerung ein Thier an. In der Hoffnung, dasselbe noch zu finden, löste er seinen Schweißhund von der Leine und legte ihn auf der frischen Fährte an. Doch die Suche zog sich immer weiter und der Jäger sah sich schließlich gezwungen, dieselbe abzubrechen. Wer aber auf seinen Ruf nicht mehr horte, war der jagdeifrige Hund. Der Jäger entschloß sich zur Heimkehr, in der sicheren Erwartung, daß sein Hund schließlich von selbst die nutzlose Suche aufaeben und heimkehren werde. Aber Waldmann war am nächsten Morgen noch nicht zu Hause und Tag für Tag verging, ohne daß der sonst sehr häusliche Hund zurückgekehrt wäre. Am zwölften Tage nach jener Jagd befanden sich zwei Jäger jenes Herrn im Walde, als sie plötzlich ziemlich schwach einen Hund laut werden hörten. Sie folgten den Töne» und fanden „Waldmann" halb erstarrt vor Kälte neben dem ver endeten Thier, das er nur ganz wenig angeschnitten hatte, um sich vor dem Verhungern zu schützen. Aus Bern, 6. Januar, wird berichtet: Aehnlich wie in Deutsch land hat auch m der Schweiz an vielen Orten der starke Schneefall erhebliche Betriebsstörungen verursacht, doch waren diese selten von langer Dauer. Zum Glück sind noch wenig erhebliche Unfälle durch Lawinen entstanden. Ernster scheint dagegen das am Vier waldstättersee, in der Nähe der Tellskapelle gelegene Dorf Sisiko» bedroht zu sein. Es ist daselbst die Wahrnehmung gemacht worden, daß hoch über dem Dorf gewaltige Felsmassen m Bewegung sind und auf das Dorf hinunterzufahren drohen. Die Einwohner schaft von Sisikon ist deshalb in großer Aufregung und Furcht vor einem zweiten Elm (Bergsturz 1881). Bereits haben sich drei große Felsblöcke losgelöst, ohne jedoch großen Schaden anzu richten, gefährlicher wird die Sache, wenn, wie zu befürchten sicht, größere Massen nachfolgen. Die Untersuchung der Sache ist im Game. Aehnliche Felsabstürze haben auch am „schwarzen Mönch* im Lauterbrunnenthal stattgefunden und daselbst das Thal längere Zeit gesperrt. —