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Nr: 7». — I«S8. — Diese verbreitetste unparteiische Zeitung erscheint Wochentags Abends (nlitDatum de- nächste» Lage«) und lastet mit de» sechs Wöchentlichen Beiblättern: 1. Sächsischer Erzähler, 2. Kleine Botschaft, 9. Gerichts-Zeitung, 4. Sächsisches Allerlei, ». Jttnstrirtes Unter- Haltungsblatt, 6. Lustiges Bilderbuch monatlich SO Pfennig«. 1898. Postliste: Nr- 2S0S, Lklegramin -Adregsr Be»erala»»klg« S-rilsprechst-ll- Nr. iS». General- Dienstag, de« 5. April. (Sächsischer Landes-Anzeigee). für Chemnitz und Umgegend. ««gründet 1«7» als „Anzeiger" Verlag und RotatisuOmaschinen-Drnck d»n Alexander Wied« in Chemnitz, Theaterstratz« Nr. 8. Anzeigenpreis: «gespalten» CorpuSzeile (ca.9 Gilben fassend) oder deren Raum 1«Pfg. (Preis verzeichnisse ä. Zeile 20 Pfg.) — Bevprjnstb: Stelle («gespätsisi» Petit-Zefle circa ll Silib«, fasss^^K Psg. — HnzeiMs kön^Wmtdis Bormittag w W angenoiume» werden, da Druck und Verbreitung der größt» Auflage längere Zelt erfordern. Geschäftliche Anzeiger-Inserate finden für billigsten Preis zugleich Verbreitung durch di« täglich erscheinende Chemnitzer Eiseubahu-Zetttmg. Der spanisch-amerikanische Konflikt. Die letzten Depeschen in der Cubaangelegenheit sind neuerdings sehr widersprechend. Während Reuter aus Washington meldet» das . Sub-Komitö des Senats werde heute dem Anschlüsse im Sinne der Anerkennung der Unabhängigkeit Cubas und bewaffneter Intervention referiren, berichten die Londoner „Central News" aus Washington, daß nach Ansicht der ersten Autoritäten der Bruch zwischen Spanien und Amerika für den Augenblick vertagt erscheint, und aus Newyork, daß die bewaffnete Intervention gegenwärtig unmöglich ist. Ei» Ultimatum ail. Spanien stehe momentan nicht bevor. Die spanische Note sei derark klug abgesaßt, daß man in Washington zugebe, sie mache weitere Erhebungen zum Zwecke der Prüfung der spanischen Behauptungen betreffs der Lage auf Cuba nothwendig. Ueberdics hätten die cnbanischen Insurgenten selbst gegen die amerikanische be waffnete Intervention an kompetenter Stelle in Washington Protest eingelegt. Diese Version der „Central News" wird von dem Korre spondenten des „Globe" unterstützt, welcher behauptet, Mac Kinley habe von dem Generalkonsul Lee in Havanna dringend einen neuen Bericht über den Stand der Parteien und die Lage der Nekoncen- trado» erbeten, und werde vielleicht seine Botschaft bis zu», Einlangen dieses Berichtes verschieben. Derselbe Korrespondent gicbt jedoch zu, daß die öffentliche Meinung in Amerika unvermindert für den Krieg sei, und berichtet, der Schatzsekretär Gage habe mit einigen leitenden Bankiers über eine eventuelle Kriegsanleihe von 500 Millionen Dollars zu verhandeln begonnen. Es scheint, Mac Kinley hat Bedenken bezüglich Amerikas Kriegsbereitschaft. Dem „Berl. Tgbl." wird aus Paris gemeldet, es werde in diplo matischen Kreisen die Situation zwischen Spanien und der Union als sehr ernst bezeichnet, besonders, weil zu viele einflußreiche amerikanische Persönlichkeiten sich für den Krieg bereits finanziell engagirt hätten. Alle europäischen Mächte wären zur Vermittlung tgeneigt; diese würde von Spanien nicht ungern gesehen, von Amerika ! aber wahrscheinlich abgewiesen werde». Der „Berl. L.-A." meldet: Obwohl die Lage in Amerika sehr kritisch geworden, sei durch den - Aufschub bis Montag, nach Washingtoner Nachrichten, doch die Hoffnung auf eine Verständigung gestiegen. Der „Köln. Ztg." wird ans London gemeldet: Zahlreiche beurlaubte amerikanische Offiziere gemeinsam mit einer Anzahl von Schiffs-Ingenieuren, welche Schisse, Munition und Vvrräthe in Europa aufkauften, sind plötzlich nach Ncw-Aork zurückgckehrt. Sehr bemerkt wurde ei» längerer Besuch des deutschen Bvtschasters bei Chamberlain. Im Auswärtigen Amte, sprachen der spanische, österreichische und russische Botschafter und der amerikanische Gesandte vor. Weiter wird aus Washington gemeldet: Der Unterausschuß des Senatskomitees für auswärtige Angelegenheiten empfahl in der heutigen Plenarversammlung des Komitees die Annahme von Resolutionen zu Gunsten der Anerkennung der Autonomie Cubas und zu Gunsten der Intervention seitens der Vereinigten Staaten. Das Komitee stimmte den Resolutionen im Prinzips zu. — Und ans San Francisco wird berichtet: Nach einer Meldung aus Honolulu ist dort eine Depesche ans Washington angelangt, nach welcher im Kriegsfälle auf Hawaii die amerifanische Flagge gehißt werden solle und die Insel als Flottenstatio» dienen würde. Einer Madrider Privatdepesche zufolge erhielt der amerikanische Botschafter in Madrid, Woodford, aus Washington den Auftrag, am Montag seine Pässe zu verlangen, wenn Spanien nicht binnen 24 Stunden den Waffenstillstand anf Cuba im Sinne der amerikanischen Forderung bewillige. Es verlautew auch bereits, die amerikanische Flotte sei schon , ausgclansen.^BiS zur Stunde liegt keine Bestätigung dieses Gerüchtes ' vor, und es>jflM,ch wenig wahrscheinlich, daß dasselbe irgend eine Begründung habtz« sollte. Die cunrrikanische Flotte ist eben erst in voller Mobilisirnag begriffen. Die Flotte der Vereinigten Staaten ist nicht schlagfertig »nd ihre Kriegsbereitschaft für den Augenblick gegenüber der Kriegsbereitschaft der spanische» Flotte sehr im Rück stände. Dies dürfte auch die hinhaltende diplomatische Aktion des Washingtoner Kabinets genügend erklären. In allen Kriegshäfen Nordamerikas herrscht eine fieberhafte Thätigkeit. Es werden Schiffe in Stand gesetzt, mit Geschützen armirt, mit Munition und Proviant versehen, während Offiziere und Agenten in Europa den Ankauf von Schissen, Waffen und allerlei anderen Kriegsmittcln betreiben. Gleichzeitig werden, da in den Vereinigten Staaten keine Wehrpflicht besteht, Matrosen angcworben und in der Geschützbedienung, sowie UN Dienste an Bord von Kriegsschiffen cingeübt, wobei den Ameri kanern der Umstand zu Gute kommt, daß sie über ein sehr tüchtiges und vorzüglich ciuSgebildetcs See-Offizierskorps verfügen. Dieselben haben aber noch eine schwere Arbeit zu verrichten, bevor die ganze Flotte der Vereinigten Staaten gefechtsklar die Kricgshäfcn verlassen wird können. Weiter sind uns heule »och folgende Depeschen zugegangen: London. Das Gerücht vom Anslaufen der amerikanischen Flotte hat bisher keine Bestätigung gefunden. Dagegen wird vcr- sichert, daß alle Verhandlungen mit Spanien suspendirt seien und Mac Kinley heute Montag dem Kongreß die ganze cubanische An gelegenheit unterbreiten werde. Ein hoher spanischer Diplomat «heilte einem Journalisten mit, daß Spanien bis an die änßcrste Grenze der Nachgiebigkeit gegangen sei; wenn Amerika durchaus den Krieg Wolle, so könne Spanien nichts Anderes thnn, als alle Kräfte anzu- spanncn, um ehrenvoll aus dem Kampf hervorzugehen. Die Ansicht, daß Amerika unbedingt Sieger bleiben müsse, wird in militärischen Kreisen Spaniens keineswegs getheilt, da Amerika weder kricgstüchtige Soldaten, noch eine der spanischen gewachsene Flotte habe. Madrid. Hier gilt der Ausbruch des Krieges für unvermeidlich. Reiche Grundbesitzer, Bauern und Klöster beabsichtigen, Sammlungen zu veranstalten, um einen Kriegsfonds von 1000 Millionen Pesetas kt» schaffen. Politische Rimdscha,,. Chemnitz, den 4. April 1898. Deutsches Reich. Berlin, 3. April. Die erneute Aufmerksamkeit, welche, wie wir berichteten, Kaiser Wilhelm den« Zaren erwiesen hat, wird in der russischen Hauptstadt sehr bemerkt. Das Geschenk des Kaisers Wilhelm an den Zaren wird in russischen Militär- und Regierungs krisen als ein offenbares Zeugniß der herzlichen Beziehungen zwischen beiden Monarchen lebhaft diskutirt. Vor Jahresfrist etwa war Oberst von Moltke ebenfalls der Ueberbringer eines kaiserlichen Ge schenkes, und zwar eines der allegorischen Gemälde des Kaisers Wilhelm. — Beiden« Hinweis auf das am l. April erfolgte Jnkraftretten der Vorschriften betreffend dee Trennung der Verkaufsräume für Butter und Marg arin e führt der „Reichsanz." aus: Den Wünschen der Handelskreise, die gesetzlichen Vorschriften seitens des Bundcsrathes durch den Erlaß von Ausführungs-Bestimmungen zu erläutern und insbesondere festznstelle», wie die Trennung der Räume bewirkt werden müsse, um nicht mit dem Gesetze in Widerspruch zu gerathen, konnte keine Folge gegeben werden, da die Beurtheilung der Frage, unter welchen Voraussetzungen ein Geschäftsraum als selbstständig im Sinne des Gesetzes zu betrachten sei, in die Zu ständigkeit der Gerichte fällt. Die Polizeibeliörben werden in jedem einzelnen Falle zu beurtheilcn haben, ob die Trennung der Räume als ausreichend zu betrachten sei. — Der „Reichsanz." Publizirt die Enthebung des Untcrstaats- sekretärs Frhrn. v. Richthvfcn von der Leitung der Kolonialabtheilung und die Ernennung des bisherigen Gesandten in Bukarest, Grafe» v. Leyden, zum Gesandten am japanischen Hofe. — Gestern ist eine Verordnung für fämmtliche preußische Universitäten ergangen, daß der medizinische Doktortitel erst nach be standener ärztlicher Staatsprüfung erlangt werde» kann. Diese Be stimmung besteht bereits in Leipzig, Gießen und Rostock. — Nach einer Zusammenstellung der „Kreuzztg." werden gegen 100 Reichstagsabgeordnete oder mehr bei den nächsten Wahlen nicht mehr kandidiren. Ihrer Mitgliederzahl nach ist bei dieser Mandcitsmüdigkcit am stärksten die Ncichspartci vertreten, von der bisherf 11 Mitglieder nicht wieder kandidiren «vollen. Nächst der Reichspartei ist die Wahlmüdigkeit am stärksten bei den Nationalliberalen und den Konservativen; von den Ersteren haben bereits 20, von de» Letzteren 15 den Verzicht auf ihr Mandat erklärt, doch ist hiermit die Anzahl der Mandatsmüden noch keineswegs erschöpft. Ha in bürg, 3. April. Der Senat hat dem Generalobersten Grasen Waldersee die hainburgische Ehrcndenkmünze in Gold verliehen. Kiel, 3. April. Nachdem im Jahre 1895 für die Mann schäften der Kriegsmarine hier ein Sceniannshaus errichtet wurde, wird zum l. Mai ein Seeniannshans für die Handelsmarine hier eröffnet. Schweidnitz, 3. April. Zur Errichtung eines Moltke- Denkmals überwies der Kaiser dein hiesigen Komitee 1000 Icg- Bronze von eroberten französischen Geschützen. Ausland. , Oesterreich-Ungar». Wie verlautet, wird Graf Thnn »ach den Osterseiertagm dem Kaiser behufs Aushebung der Sprachenver ordnung einen Sprachengcsetzentwurf vorlcgen, welcher dann im Ab gcordnetenhause sofort zur erste» Lesung gelangen soll. Russland. Das amtliche „Journal de St. Potersbonrg" sagt betreffs des russisch-chinesischen Ucbereinkommeiis: Im Auslande hat man allgemein begriffen, daß diese friedliche Besitznahme-mit der formellen Zustimmung der chinesischen Negierung als gesetzmäßige Befriedigung der Bedürfnisse Rußlands erfolgt ist. Die gesammte Welt wird aus der Eröffnung des bedeutsamen Marktes im äußersten Osten Vortheil ziehen, denn die transsibirische Eisenbahn wird als Pulsader des Welthandels dienen. Man schützte in gleicher Weise gegenüber den Belleitäten eines Theiles der öffentliche» Meinung, die dahingehe», Chinas Unversehrtheit anzutastcn, die hohe und fried liche Tragweite des Uebereinkommens, welches die Ausrcchterhaltung der territorialen Unabhängigkeit Chinas zur Grundlage hat. Einige englische Blätter mißkenncn aus einem Gefühle der Nebenbuhlerschaft heraus den wirklichen Charakter dieses internationalen Aktes» dessen Tragweite sie entstellte». Ihre Absichten zielten auf eine vollständige Aussaugung Chinas durch den politischen und kommerziellen Einfluß Englands, und das Uebereinkommen konnte sie nicht befriedigen. Indessen werde» die engherzigen Leidenschaften dieser Organe von der ganzen großen Londoner Presse und der einflußreichen Provinz presse nicht getheilt, und die Sprache gewisser britischer Staatsmänner wird dazu beitragen, die in einigen Kreisen herrschende übermäßige Erregung zu beschwichtigen und dem Interesse der allgemeinen Friedensstistung zu dienen, das von Rußland im äußersten Osten wie überall verfolgt wird. Asien. China. Man ist im Allgemeinen der Ansicht, daß die britischen Flottenkundgebungen nicht gegen Rußland gerichtet sind, sondern China zu einer Konzession an England zu zwingen bezwecken. Viel fach wird die Meinung' ausgesprochen, Japan sei isolirt gelassen. Es herrscht wachsende Mißstimmung gegen England. Viele japanische Blätter sprechen sich dafür aus, daß die japanischen Truppen selbst nach der Zahlung der Kriegsentschädigung in Wei-hai-we! belassen «verden. Wie das Reuter'sche Bureau aus Peking meldet, hatte der englische Gesandte wieder eine wichtige Besprechung mit den Mit gliedern des Tsung-li-Uamen. England soll wichtige Zugeständnisse als Ausgleich für die anderen Mächten eingeränmten Zugeständnisse, sowie auch aus dein Grunde verlangt haben, um das Gleichgewicht der Machlvertheilnng in Ostasien aufrecht zu erhalten. * Die Berurtheilmig Zolas aufgehoben. Gegen das Urtheil des Geschworenengerichts über Zola, womit dieser wegen Beleidigung des französischen Kriegsgerichtes zu einem Jahr Gefänguiß und 5000 Franks Geldbuße verurtheilt wurde, hat bekanntlich der Vernrtheilte das Rechtsmittel der Nichtigkeit erhoben. Am Sonnabend wurde nun das Urtheil des Kassationshofes verkündet. Durch diese Entscheidung wird nun das Urtheil des Schwurge richts aufgehoben und indirekt also Zola freigesprochen. Das Aufheben des ersten Urtheils erfolgte lediglich wegen eines Formfehlers und hat mit der Sache au sich, wegen der Zola bestraft wnrde, nichts zu thun. Vom Veitheidiger Zolas wnrden sieben Nich tigkeitsgründe gellend gemacht, der Kassationshof hat jedoch nur cinen anerkannt, den nämlich, welcher dem Kriegsminister die Berech tigung zur Klage wegen des bekannten Zola'schen Briefes abspricht. Das Endurtheil erklärt, daß nur das Kriegsgericht selbst, gegen welches die Angriffe Zolas gerichtet waren, zur Klage be rechtigt gewesen wäre. Unter dieser Voraussetzung tdurde das ganze Verfahren als von Anfang an nichtig erkannt und eS entfiel auch die Verweisung des Prozesses vor ein anderes Schwur gericht, die ausgesprochen hätten «verden müssen, wenn ein anderer Nichtigkeitsgrund als zutreffend erkannt worden wäre. Es bleibt allerdings dem Kriegsgericht, vor dem der Prozeß Esterhazy abge- ftthrt wurde, bis 13. d. M. Vorbehalten, Klage gegen Zola zu er heben, da das Delikt erst mit diesem Tage verjährt, und zweifello- wiirde dann Zvla wieder verurtheilt «verden. In der Sache aber ist es für den unbefangenen Beobachter gleichgiltig, ob ein neuerlicher Prozeß angestrengt und eine neuerliche Verurtheilung Zolas herbei geführt «vird oder nicht, denn Niemand kann nach den Ergebnissen der Schwurgerichtsverhandlung daran zwei eln, daß Zola aus keines wegs edlen Beweggründen in seinen leichtfertigen Beschuldigungen weit über's Ziel schoß. Im Uebrigen soll uns Deutschen diese ganze Geschichte vollständig kalt lassen. lieber die Urtheilsverkündigung «vird uns berichtet: Paris, 2. April. Es hatten sich heute nur wenige Personen im SitznngSsaale de» Kafsationshofes eingefnnden, um der Publikation der Entscheidung desselben über die Nichtigkeits-Beschwerde gegen das von de»« Schwur- gerichtshofe über Zola und Pcrrenx verhängte Strasurtheil beizu« wohnen. Es waren nur Mitglieder des Barreaus und Richter an wesend, darunter die Vcrtheidiger Labor« und Clomenceau. Zola war nicht erschienen. Um 12 Uhr Mittags erschien der Gerichtshof im Saale. Der Präsident Loelv verlas die Entscheidung, durch welche das Urtheil des Schivnrgerichts aus dem einzigen Grunde aufgehoben und für null und nichtig erklärt wurde, «veil der Kriegsniinister iiicht berechtigt gewesen ist, die Klage einzubringen, da dieses Recht lediglich dem beleidigten Kriegsgericht znstand. Die Begründung des Urtheils des Kafsationshofes lautet: In Erwägung, daß den Militärgerichten, welche durch das Gesetz vom 2. Juni 1852 errichtet und durch das Gesetz vom Mai 1876 modifizirt wnrde», eine ständige Rechtsprechung zusteht: in Er wägung, daß das Gesetz keinen Unterschied zwischen Militär- und Zivilgeri-htshöfeu macht und daß der Kriegsminister sich nicht dem ersten Pariser Kriegsgerichtshose substituiren konnte, um einen Antrag auf Strafverfolgung zu stellen; in Erwägung, daß die General- Versaminlung dieses permanenten Gerichtshofes durch die Vereinigung dieses Gerichtshofes selbst gebildet «vird und daß kein Gesetz existirt, das den« Kriegsniinister verbieten würde, das Kriegsgericht eiuzubc- rufen, um im Sinne des Artikels 47 des Gesetzes vom Jahre 1881 über eine einzuleitcnde Strafverfolgung zu belachen und den Beschluß zu fasse»; in Erwägung, das diese Beruthnng nach den« Gesetze unter eicrliche» Formalitäten zu erfolgen hat; i» Erwägung, oaß in Folg« dessen der Kriegsminister nicht das Recht hatte, die Klage zu führen, und dgß somit auch der Staatsanwalt nicht berechtigt war, diese Klage vor tem Schwnrgerichtshofc zu vertreten — ans diesen Gründen erklärt der Kassationshof, ohne daß es nvthwendig «väre^ über die anderen Beschwerdepunkte der Nichtigkeits-Beschwerde zu urthcilen, das angesochtene Urtheil dcs Schwnrgerichtshofes für kassirt und für nichtig. Er annnllirt die Gesammtheit der Verhandlungen und der Verfolgung von dem allerersten Akte aller ausgeftthrte» Rechtshandlungen an und hat keine Ursache, den Fall vor einen andern Schwurgcrichlshof zu verweisen. * * -i« Auch in der Depntirten-Kammer war die Entscheidung dcS Kassationshofcs zur Diskussion gelangt. Der Konscils-Präsidcnt Möline hat die Angriffe, welche von radikaler und sozialistischer Seite gegen das Ministerium vorgebracht wnrde», dadurch abgewiesen, laß er erklärte, die Regierung beuge sich auch in diesem Falle vor dein rechtskräftigen Urlheile, vor der „6tioss g'uZeo", und überlasse es dem Kriegsgerichte, gemäß der Entscheidung des Kassationshofcs eine Verfolgung cinznleilen. Habert forderte die Bestrafung des General- Prokuralors Manau für die „infame Sprache", die er geführt, und die Verfolgung der Richter, welche im Prozeß Zvla dieses ungesetzliche Vorgehen zugegeben haben. Möline lehnte die Verfolgung der Richter ab, da die Regierung allein die Verantwortung auf sich nehme. Was die Rede Mauau's betreffe, so enthalte sie einige unglückliche Phrasen. Die Negierung werde mit aller Unparteilichkeit die Haltung dieser Amtsperson prüfen, welche seit vielen Jahren ihren Platz ehren voll ausgefttllt hat. Die Kaminer stimmte Herr» Mölme zu, indem ie die von ihm beantragte einfache Tagesordnung mit 333 gegen 174 Stimmen acceptirte. Umschau im Lande. — Dresden. Die beiden sächsischen Eisenbahn-Kompagnien ollen an der Königsparade am 23. April auf den« Alaunplatze zu Dresden nicht theilnehmen. Die an der Parade betheiliglen Truppen sind: Das Kadettenkorps, die Grenadierregimenter Nr. IVO und 101»