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Grchseu. Freiberg. Oeffentliche Gerichtsverhandlung den 9. Novbr. Vormittags 9 Uhr: Hauptverhandlung in der Untersuchung wider d?n Wirthsch<HSgehilfen Carl Wilhelm Göhler und den Wirth- schaftsbesitzer Carl Gottlieb Göhler aus Hermsdorf, wegen Todt- schlags und Anstiftung dazu. Freiberg, 26. Oct. In der 22. Stadtverordnetensttzung wurde auf Antrag des Hrn. Rentier Schubert einstimmig beschlossen, die tägliche Einquartierungsentschädigung vom 3. d. M. an (von welchem Tage an nach der Verordnung des König!. Preußischen Generalgouvernement zu Dresden vom L. d. M. nur Hausbesitzer Einquartierung erhalten) von 10 Ngr. für den Mann auf 15 Ngr. zu erhöhen, während der Stadtrath, dem Gutachten der Einquartie rungsdeputation gemäß, die Erhöhung von 10 Ngr. auf 12'/, Ngr. beschlossen hatte. Pillnitz, 27. Oct. Seine Majestät der König haben dem Staatsminister, Minister des CultuS und öffentlichen Unterrichts, Or. Johann Paul von Falkenstein, sowie dem Staatsminister, Minister der Finanzen, Richard Freiherrn von Friesen, Allerhöchst- ihren Hausorden der Rautenkrone, und dem Staatsminister, Minister der Justiz Or. Robert Schneider, zeitherigem Ritter des Verdienst ordens, das Comthurkreuz erster Classe dieses Ordens zu verleihen geruhet. — Seine Majestät der König haben dem Oberhofmarschall Georg Rudolph von Gersdorff die von ihm nachgesuchte Dienst entlassung mit Beibehaltung seines bisherigen Titels und Ranges, unter besonderer Anerkennung seiner längjährigen treuen und vor züglichen Dienstleistung, mit Pension zu bewilligen geruhet. — Se. Majestät der König haben dem Staats- und Finanzminister Freiherrn von Friesen bis auf Weiteres die Leitung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten zu übertragen allergnädigst geruhet. Chemnitz, 27. October. (Tgbl.) Die hiesige Börse hatte gestern Nachmittag 4 Uhr folgendes Telegramm abgesandt: ,,Sr. Majestät dem Könige in Pillnitz. Genehmigen Ew. Majestät die Glückwünsche der treubewährten Mitglieder der Chemnitzer Börse zu Dero glücklicher, sehnlichst erwarteten Rückkehr. Gott segne und erhalte Ew. Majestät. In tiefster Ehrerbietung: der Vorstand: v. Portheim, d. Z. Vorsitzender". — Se. Majestät hatte die Gnade, noch denselben Abend halb 10 Uhr zu entgegnen: „An den Börsen vorstand v. Portheim zu Chemnitz. Meinen herzlichsten Dank für das freundliche Willkommen bei meiner Rückkehr. Johann/' — Der hiesige Ausstellungsausschuß hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, öffentlich bekannt zu machen, daß die Eröffnung der großen Chemnitzer Industrieausstellung uunmehr auf Monat Mai nächsten Jahres festgesetzt ist. An diejenigen Industriellen, welche sich früher angemeldet hatten, sollen Circulare ergehen , in denen um sofortige Erklärung über Betheiligung im nächsten Jahre ge beten wird. Vom Küchertisch. Die Geologie der Gegenwart, dargestellt und be leuchtet von Bernhard v. Cotta, Professor an der Bergakademie zu Freiberg. Leipzig, Verlagshandlung von I. I. Weber 1866. S. 424. 8. Der Bergakademie zu Freiberg gewidmet bet ihrem hundertjährigen Jubiläum am 30. Juli 1866. Obgleich die überaus zahlreiche Alltagswelt ihre Blicke nur flüchtig über den Büchertisch Hinstreifen läßt und dieselben in der Gegenwart zumeist nur auf politische Parteischriften, auf revidirte Karten unseres deutschen Vaterlandes, oder auf tllustrirte Kalender und Zeitungen fixirt, so darf doch eine solche Wahrnehmung weder den Freund der Wissenschaft, noch ein anständiges Preßorgan ab halten, die Aufmerksamkeit auf Schriftwerke zu lenken, die trotz der Ungunst der Nationalzustände ein rühmliches Zeugniß für die unge störte Lebensfähigkeit des Wissenschgftsgeistes unseres Volke- abzu« legen geeignet sind. Das oben genannte Werk liefert einen treff lichen Beweis dafür. Die uns hier eng gesteckten Grenzen verbieten uns ein ausführliches Eingehen auf dasselbe — es wird uns anderweit möglich sein —; wir beschränken uns deshalb auf Folgendes: Die Geo - logie, die sich aus der Geognosie zu einer Geschichte der Erde gleichsam entpuppt hat (Engländer, Franzosen ».Deutsche sind ihre verdienstvollsten und einflußreichsten Pfleger) und ihre Wurzeln gleichzeitig eingesenkt in den Boden der Botanik, Chemie, Mineralogie, Physik und Zoologie, während die Paläontologie die Hieroglyphen, welche die verschiedenen ErdbildungS-Perioden hinterlassen haben, sammelt und dem Scharf sinne des Geologen zur Enträthselung vorgelegt, ist eine verhällniß- mäßig sehr junge Wissenschaft ; denn vor der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gab es keinen Naturforscher, den der heutige Geolog als seinen Wissenschaftsgenossen ansehen könnte — vielleicht den Sachsen Georg Agrikola ausgenommen — obschon sich Element? der GeHoatz vop ihn Wften Zeiten Aegypten- an durch die poetische und philosophische Literatur der Griechen — die Römer haben die Letzteren nur exeerpirt — und durch die Werke des Deutschen, Albert'S des Großen, und des Engländers, Rager Baco'S, hindurch ziehen. Auch die altnordische Sagenwelt trägt sich mit Vorstellungen von der Erdschöpfung und ihrer Fortbildung, hier wie dort sind schon Anklänge von Vulkanismus und Neptunismus. Desto fleißiger und ergebnißreicher ist das 18. und namentlich das 19. Jahrhundert seit ohngefähr einem Menschenalter auf dem Gebiete der Geologie thätig gewesen, und zwar mit einem Erfolge, daß mehr als ein Alt gläubiger zu dem Ausruf sich gedrungen sieht: „Die alten Formen stürzen ein." — Daß der Verfasser lieber das Vrrhältniß der Geologie zur Philosophie und Poesie besprochen hat, al« da« gegnerische Verhalten der Theologie — die Theologen sind von ihrem Stand punkte auS gegen die Geologie, insofern dieselbe insbesondere die biblische Schöpfungsgeschichte in Frage stellt, weshalb man nament lich gegen die Schöpfungsgeschichte Burmeisters heftig loSgefahren ist*), wie wohl auch einige Theologen maßvoll und besonnen zu ver mitteln gesucht haben, nicht unthätig gewesen — und die mehr al- sonderbare „Einsturztheorie" des italienischen Grafen Marenzi (Triest 1864) — sie ist gegen die Erhebüngstheorie der deutschen, englischen und französischen Geologen gerichtet — muß umsomehr gebilligt werden, da sein Werk sich aller Polemik enthaltend, — nur mit Ausnahme eines kurzen Abschnitts — ganz besonders auch für den wissenschaftlich gebildeten Laien bestimmt ist. Wir scheiden jetzt von dem geehrten Verfasser mit um so größerer Dankbarkeit, al« uns die Lectüre seines Festgeschenkes an die schönsten Stunde« er innert hat, die wir seit langen Jahren, natürlich vom literarischen und historischen Standpunkte au«, bei dem Studium der Geschichte der Erde genossen haben. — Der Styl ist wie in allen Schriften Herrn v. Cotta's vorzüglich. D *) Gegen den berühmten Engländer Darwin sind die strenggläubige» Theo logen ebenfalls zu Felde gezogen, wozu sie aber, streng genommen, noch weniger Grund hatten. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Wolf. Almer- und Abgadm-Kalmber in Freiberg. 1. October: 2. Termin Brandeaste. t. Novemb.: 4. „ Grundsteuer. 1. Novemb.: katholische Kirchenanlage. bis zum 21. Decemb.: 4. Termin Landrenten. Bericht über die Berliner Produktenbörse vom 29. October 1866. Weizen pr. 2100 Pfd. 65—86 Thlr. bez., Oct.-Nov. 76 Tblr. — Roggen PI. 2000 Pfd. 56 Thlr., pr. d. M. 55'/, Thlr., Oct.- Nov. 55'/. Thlr., Frühjahr 52'/« Thlr. — Gerste pr. 1750 Pfd. 43 — 51 Thlr., bez. — Hafer pr. 1200 Pfd. —, pr. d. M. —. — Rüb öl pr. 100 Pfd. 13'/, Thlr., pr. dieses Mon. 13'/,, Thlr., Oct.-Novbr. 12-/« Thlr. Jan.-Febr. 12-/, Thlr., April-Mai 12»/« Thlr. — Spiritus pr. 8000 "/, Tr. 16-/,, Thlr., pr. d. M. 16'/, Thlr., Jan.-Febr. 15-/, Thlr., April-Mai 15'/, Thlr. Ort-kalender. Staats-Telegraphen-Bureau täglich geöffnet von früh 8 bis Abend« K Uhr. Sparkasse täglich geöffnet Nachmittags von 2 bis 5 Uhr. Leihkaffe geöffnet Montag«, Mittwochs, Freitag« und Sonnabends in den Vormittagsstunden. Reisegelegenheiten. Freiberg-Tharan-ter Staatttismbah». Täglich abgehend« Dampswageuzüg«. Früh 8 Uhr, Vormittag, 1t Uhr, Abends 8 Uhr. Täglich ankommend« Dampfwageuzüge. Vormittags ziv Uhr, Nachmittag» S Uhr 45 Minuten, Abend« j11 Uhr. Lhemnitz-Annaberger Staalttismbahn. Täglich abgehende Dampfwageuzüge von Flöha nach Annaberg. Früh 8 Uhr 55 Minuten, Nachm. 5 Uhr 5 Minuten, Abend« 8 Uhr 40 Minuten Täglich von Anuaberg iu Flöha ankommende Dampfwageuzüge. Früh 7 Uhr, Vormittags 11 Uhr, Nachmittags 5 Uhr 35 Miauten. Koch von Mohorn fährt jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend früh 7 Uhr nach Freiberg, sowie Montag, Mittwoch und Freitag früh 8 Uhr über Herzogswalde nach Dresden. Reik fährt täglich früh 4 Uhr Und Nachmittag« 3 Uhr vom „Roß" weg na<t Lhemoty. MNt fährt täglich früh 18 Uhr vom Bahnhöfe «eg nach Lhemnitz und kotNMt Nachmittag« 3 Uhb von da zurück. Lhermometerstand: heute Morgen 7 Uhr 5 Grad Wärm» k.