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gebotene Möglichkeit und Anregung zü groß«, heilsamen Reformen im Innern, dann wird das Verhältniß zwischen Fürst und Volk ein inniges und festgegründetes und das Andenken des Fürsten, der ebenso an der rechten Stelle zu entsagen wie zu geben wußte, ein für alle Zeiten gesegnetes sein." Berlin. (K. Z.) An sämmtliche Generalcommandos ist fol gende CabinetSordre erlassen: „Im Verfolg Meiner Ordre vom 7. Juni d. I., betreffend die von den Generälen und Offizieren aller.Grade, welche Epau- letten tragen, für die Dauer des mobilen Verhältnisses anzulegen den Feldachselstücke, bestimme Ich nach erfolgter Demobilmachung der Armee hierdurch, daß mit dem Erscheinen dieses Befehls die für die mobil gewesenen Generäle und Offiziere bestimmten Feld achselstücke im Allgemeinen abzulegen und die Epauletten wieder anzulegen sind. Ich will jedoch gestatten, daß die qu. Achselstücke für den Ueberrock beibehaltm, auch beim kleinen Dienst im Innern der Truppentheile getragen werden dürfen. Bei allen Felddienst übungen sollen dieselben jedoch stets angelegt werden. Zum Pa radeanzuge, beim Beziehen der Wachen, zum Gesellschaftsanzuge, zu Meldungen bei Vorgesetzten, bei allen Truppenbesichtigungen durch Vorgesetzte (mit Ausnahme der Felddienstübungen) werden stets die Epauletten getragen. Dieser Befehl gilt auch für die nicht mobil gewesenen Generäle und Offiziere. Die Truppen, welche Haar büsche tragen, legen dieselben wiederum vorschriftsmäßig an. Alle Unregelmäßigkeiten des Anzugs rc, über welche während des Kriegs hinweggesehen wurde, find sofort abzustellen. Das Kriegsmini sterium hat die weitere Bekanntmachung an die Armee zu ver anlassen. Berlin, den 17. October 1866. (gez.) Wilhelm." Paris, 24. October. Die „France" bringt folgende, von der amtlichen „Wiener Ztg." reproducirte Meldung: Die Unterhand lungen wegen des österreichisch-französischen Handelsvertrages nehmen guten Fortgang. Man versichert, daß einige Schwierigkeiten, welche noch bestehen, nahe daran sind, behoben zu werden. Man erwartet in einigen Tagen ein vollständiges Einvernehmen. — 26. October. (Wolff's Tel.-Bür.) Die „Patrie" dementirt die Nachricht, daß eine Anleihe im Betrage von einer Milliarde ge macht werden solle. Wie „Etendard" und „France" behaupten, ist überhaupt weder von einer großen noch von einer kleineren Anleihe die Rede. Florenz, 24. October. Die officielle Zeitung bringt nähere Angaben über das Resultat der Volksabstimmung. Hiernach fanden sich in Venedig auf 37,500 Ja nur 7 Nein; in Udine nur 1 Nein, in Chioggia und Rovigo kein Nein; in Vicenza 2 Nein, in Verona bei 16,075 Stimmzetteln 1 Nein; ebenso in anderen Orten. St. Petersburg, 26. Oct. (Wolff's T.-B.) Ein kaiserliches Manifest ist erschienen, in welchem die Verlobung de« Thronfolgers mit der Prinzessin Dagmar verkündigt und letzterer der Titel „Kaiserliche Hoheit" verliehen wird. — Die Prinzessin hat eine Deputation der hier ansässigen Dänen empfangen. — Großfürst Michael, Statthalter des Kaukasus, ist mit seiner Gemahlin hier eingetroffen. Die hier über Odessa eingetroffenen Nachrichten aus Konstan tinopel reichen bis zum 23. dss. MtS. Nach denselben hat Fürst Karl von Rumänien die Donaufürstenthümer als einen Theil des türkischen Reiches auf den Grundlagen des Pariser Vertrages an erkannt. Aus Kandia waren infolge eines mehrtägigen Sturmes keine neueren Nachrichten in Odessa eingetroffen. Man nimmt an, daß der inzwischen eingetretene Schneefall in den kandiotischen Gebirgen die Operationen der Türken erschwert. Sachsen. Freiberg, 23. Oct. Vergebens habe ich bis jetzt, schreibt uns aus Dresden ein ehemaliger Freiberger, der ein enthusiastischer Verehrer und gründlicher Kenner der Musik ist, auf einen wenn auch nur kurzen Bericht in Ihrem Lokalblatte über da« schöne Concert gewartet, welches am 12. October im „Schwarzen Roß" zum Besten des bekannten patriotischen Zwecke» unter der Leitung de« Herrn Musikdirector Eckhardt gegeben ward. Ich bedauere es nicht, daß ich zufälliger Weise in Freiberg anwesend war und mir diese Zufälligkeit den musikalischen Genuß verschaffte, abgesehen davon, daß ich gleichzeitig mein Scherflein zu dem wohlthätigen Zwecke beizutragen Gelegenheit erhielt. SowHl der Herr Kammer musikus Seelmann aus Dresden, als Herr Robert Wiedemann au» Leipzig bewährten durch ihre Vorträge und beziehendlich Mit wirkung in einzelnen Partien ihren alten wohlbegründeten Ruf. Und Vie nicht anders zu erwarten stand, da» Publikum begrüßte die beiden Künstler lebhaft und nahst ihxe künstlerisch vollendeten Leistungen mit großem Beifall auf. Auch die übrigen-Mitwirkendea waren mit Etlichem Fleiß und anerkennenSwerther Hingebung be müht, das Gelingen des ganzen Unternehmens zn fördern, man nahm wahr, daß der alte gute musikalische Geist, den der selig« Anacker in'» Leben rief, und Herr Musikdirector Eckhardt fortan zu pflegen bemüht gewesen ist, seine guten Früchte zu tragen fortfährt. Ich ermächtige Sie, falls Sie e- für gerecht und ersprießlich er achten, diesen Theil meines Briefes im Wesentlichen an die Öeffent« lichkeit durch Ihr Lokalblatt gelangen zu lasten in der Hoffnung, daß vielleicht diese öffentliche Anerkennung die Bereitwilligkeit UM den Eifer, mit neuen Leistungen herborzutreten, in erwünschter Weife belebe. S j Dresden, 28. Oct. E» sind heute gerade 19 Wochen, daß uns Se. königliche Hoheit Kronprinz Albert mit den letzten Truppen verließ. Sonntag den 17. Juni ging der letzte Transport von hier fort und heute Nachmittag '/,2 Uhr langte der erste Transport mit 900 Mann wieder an. Es waren sämmtlich Krieg«- reservtsten von der Brigade Prinz Georgs die hei Königgrätz mit in der vorderen Schlachtreihe gekämpft hatten, und denen man, die Vergünstigung zu Theil werden ließ, zuerst ins Vaterland zurückkehren zu können. Ein Comitö, welches sich für den würde vollen Empfang der heimkehrenden Krieger hier constituirt hat, ver anlaßte die Decoration des Leipziger Bahnhofes, ta die Truppen, von Wien über Bodenbach kommend, nicht auf dem böhmischen, sondern auf dem Leipziger Bahnhofe einigen Aufenthalt nahmen. Am Eingänge des Bahnhofs prangte eine gewaltige Ehrenpforte mit dem Gruß: „Hoch unsern braven Söhnen", und eine große Masse Fahnen, Guirlanden und Kränze waren außerdem für den Schmuck des Bahnhofes verwendet. Die Güterhalle, in der für die Mannschaften Esten servirt wurde, glich einem grünen Tannen wald. Schon Stunden lang vor der Ankunft war der Bahnhof mit vielen Tausenden belagert, die sehnsüchtig des Signals harrten. Endlich brauste der Zug über die neue Elbbrücke heran und ein endloses Jubelgeschrei erfüllte die Luft. Soldaten wie Publikum wetteiferten im begeisterten Hurrahruf. Nachdem die Mannschaften, die Wagen verlassen, empfing sie, Namens des Comitss, Hr. Stadt« verordneten-Vorsteher Hofrath Ackermann mit einer gediegenen An sprache, in welcher besonder« die Tapferkeit und Manneszucht, die Treue für König und Vaterland hervorgehoben wurde. Dom städtischen Musikchor wurden hierauf die Truppen nach der decorir- ten Halle geleitet, wo sie mit Rauchfleisch und Erbsen und je zwei Mann einer Flasche Wein tractirt wurden. Nach eingenommener Erquickung zerstreuten sich die Truppen unter das Publikum, um einen lieben Freund, Frau oder Kind aufzufinden. Da gab e« manche herzliche und manche schmerzliche Scene. Frauen mit Kindern auf den Arm suchten vergebens ihre Männer, die in dem großen Menschengewirr nicht aufzufinden waren und weinend ging manches Kleine an der Hand der Mutter wieder fort, ohne den geliebten Vater gesehen zu haben. Natürlich suchten auch umge kehrt Männer ihre Frauen vergeblich. Das dauerte bis kurz nach 3 Uhr, wo die Mannschaften die Wagen wieder bestiegen, um — wie sie sagten — über Leipzig nach dem Voigtlande zu fahren, wo sie entlassen werden sollten. Morgen und übermorgen kommen um dieselbe Zeit neue Truppenzüge an. So viel steht fest, daß Alle herzlich froh waren, Oesterreich im Rücken zu wissen, denn so Viele man darüber sprechen hörte, da war nur immer das eine Urtheil: „Gott sei gedankt, daß wir von den Oesterreichern erlöst sind". — Die Residenz strahlt zu Ehren der Rückkehr des Königs in einem Flaggenschmucke, der sehr lebhaft an da« vorjährige Sängerfest erinnert. Zwickau, 26. Octbr. Von gestern zu heute ist zum ersten Male seit Ausbruch der Cholera hier kein Todesfall angemeldet worden und als erkrankt sind nur 2 Personen angezeigt. Während vom 13. bis 19. dss. Mts. überhaupt noch 98 erkrankten und 46 starben, beträgt vom 20. d. M. bis heute die Zahl der Erkran kungen nur 38 und der Todesfälle 22. Diese stetige Abnahme in den beiden letzten Wochen und insbesondere die bedeutende Ver- Minderung der Erkrankungen in den letzten Tagen stellt das völlige Erlöschen der Epidemie in nahe Aussicht. Zittau, 26. October. Zur Feier der heute erfolgenden Rück kehr Sr. Majestät unsers allverehrten König« in da« Vaterland prangen seit frühestem Morgen die öffentlichen Gebäude und Thürme unserer Stadt, sowie eine größere Anzahl Privatgebäude in festlichem Flaggenschmuck. Nachmittags 4 Uhr feiert volle« Glockengeläute und eine sich daran schließende Musikaufführung vom Rathhau«- balcone, zu deren Schluffe die Volkshhmne ertönt, die Stunde, in welcher Se. Majestät der König mit Gemahlin auf seinem Lust schlosse Pillnitz, nach einer anher gelangten Nachricht, eintrrfsen sollen. Zu heute Abend bereitet sich eine, bei der Kürze der Zeh nur improvisirte Illumination vor.