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verschiedene Erläuterungen gebeten. Dieselben betreffen namentlich die Frage, wie es mit dem Datum der Patente der hannöverschen Officiere bei ihrem etwaigen Uebertritt in den preußischen Dienst gehalten werden soll, und die Frage über die Pensionssätze. DaS schließliche Resultat wird da« sein, daß die bei Weitem größte Zahl der Officiere übertritt, vorausgesetzt, daß die Eideöentbindung ge ordnet ist. — Etwa 200 bisherige hannöversche Unteroificiere hielten am Donnerstag Abend eine Versammlung im Ballhofe, in der zu nächst die Lage der UnterofficierSwittwenkasse erörtert wurde. Da in der Versammlung auch viele Nichtmilitärs, darunter auch mehrere Sicherheitsbeamte, anwesend waren, ging man auf eine Erörterung der Frage übenden Eintritt in die preußische Armee nicht ein, sondern die Unterofficiere verließen den Saal und wanderten nach Bahrenwald, um dort die Beraihung fortzusetzen, brachen sie aber auch hier, weil sie glaubten nicht unbehelligt zu bleiben, bald wieder ab. Stuttgart, l. Dec. (St.-A. s. W.) Wie wir hören, weilt Baron Rothschild seit einigen Tagen hier, um wegen Errichtung einer Bankfiliale in hiesiger Stadt mit Notenausgabe (so daß also Württemberg gleichfalls die ersehnte Notenbank bekäme) mit der Re gierung einerseits un? mit Geldmännern andererseits zu verhandeln. Die Sache soll schon sehr weit gediehen und dem Abschluß nahe sein. Mainz, 29. Nov. (Fr. Z.) Die Nachrichten, welche über das Schicksal der preußischen Landwehrmänner deS 32. Infanterie regiments nach außen gedrungen sind, bedürfen der Berichtigung. Die Rädelsführer sind in 6 Wehrmännern ermittelt worden, von denen einer zum Tode, die andern zu Festungshaft von verschiedener Dauer verurtheilt sind. Letztere sind zur Abbüßung derselben bereits nach Wesel gebracht worden, während der zum Tode Verurtheilte, der hoffentlich vom Könige begnadigt wird, noch hier auf der Citadelle sitzt. Die übrigen Wehrmänner sind wieder eingereiht worden und dürften gegen Weihnachten in die Heimath entlassen werden. PariS, 2. Dec. (Wolfs'S T.-B.) Nachrichten aus Kairo vom 27. v. M. melden: Der Bicekönig hat die Notabelnversammlung mit einer Rede eröffnet, in welcher er daran erinnert, was sein Großvater und sein Vater für Aegypten gethan hätten, indem sie den Zustand de« Landes in Einklang mit der modernen Gesellschaft setzen wollten. Der Vicekönig wolle da« Werk derselben fortsetzen, deshalb habe er einen repräsentativen Rath für die innern Ange legenheiten berufen, um alle Interessen zu gewährleisten. — 3. Dec. (Wolfs'S T.-B.) Aus Mexico vom l. November meldet der „Moniteur", daß der Kaiser Maximilian seit dem 27. October in Orizaba weilt. Die Dauer seine« Aufenthalts in dieser Stadt ist unbekannt. Marschall Bazaine war am 10. Oct. in die Hauptstadt Mexico zurückgekehrt. Die Republikaner sind am 15. und 21. October geschlagen worden, besiegten aber am 18. Oktober eine österreichisch-mexikanische Colonne. — Das „Memorial diplomatique" stellt die Reisepläne der Kaiserin als bereits aufgegeben hin; die Umgebung Eugeniens da gegen bleibt dabei, daß die Pilgerfahrt noch stattfinden werde. — Dem „Fr. I." schreibt man: Was ist aus Maximilian geworden? Jeder fragt, Niemand kann oder will Antwort geben. Die Pariser haben sich durch folgendes Quatrain gerächt, das von Mund zu Mund geht und vielen Beifall findet: 4,e Uexigue est un vsmxire, Unat I'appe'tit eet coüteux; k^ouki lui äounnnx un ewgjre, II en äevarera äeux. (Mexiko ist ein Vampyr, dessen Appetit kostspielig ist; wir geben ihm ein Kaiserreich, e« wird zwei verschlingen.) Die allgemeine Stimmung in Frankreich war nie so pessimistisch, als in diesem Augenblick. Der Stern Napoleons III. ist im Erbleichen und die Franzosen waren stet« die Höflinge und Sclaven de« Erfolge«. Man macht sich in der Fremde kaum eine Idee, mit welcher Frei heit jetzt aller Orten in Frankreich über da« kaiserliche Regime und dessen Verfall gesprochen wird. Landtag. -s- Dresden, 3. Decbr. Die Erwartung, daß die I. Kam mer den Friedensverlrag zwischen Sachsen und Preußen ohne jede Debatte genehmigen werde, hat sich nicht bestätigt. Bei der heute stattgefundenen allgemeinen Discussion ergriff zunächst Bürgermeister vr. Koch au« Leipzig das Wort, um daran zu erinnern, daß die Thatsachen den Leipziger Behörden doch Recht gegeben, als sie die Regierung vor einem Zusammengehen mit Oesterreich warnten. Nun sei zwar mit dem Geschehenen nicht mehr zu rechten, vielmehr müsse man den Blick hoffnungsvoll auf die Zukunft richten, denn Wäre auch der norddeutsche Bund nicht das ersehnte Ziel des deut schen Volke-, so bilde er immerhin einen festen Sern, an den sich nach und nach die übrigen Theile Deutschland-"ayschließen würden. Alles Hetzen und Verdächtigen müsse endlich einmal aufhören, denn wer da glaube, er documentire damit sächsischen Patriotismus, sei auf großem Irrwege, im Gegentheile arbeite man damit nur dem Gegner in die Hände, v. Nostitz-Wallwitz hält diese Aufforderung an die Kammer-Mitglieder für unnütz, denn Jeder werde schon von selbst da« Seine thun, um Versöhnung in die Gemüther zu führen, v. Hausen weiset auf das Wort de« Königs von einem ehrlichen und offenen Zusammengehen mit Preußen hin. Ein Preußenhaß, von dem so viel gefabelt werde, existire im Lande nicht. Schließlich wendet sich Redner gegen den in letzterer Zeit so häufig gebrauch ten Ausdruck: „armes Sachsen." Sachsen sei nicht arm, auch nach dem Kriege nicht, sondern reich; reich durch sein Königshaus, durch die innere Tüchtigkeit de« Lande«, durch die sächsische Treue und durch die brave Armee. Prof. l)r. Heinze geht in seinem histori- chen Rückblick über die Geschicke Deutschland« in den letzten Jahr hunderten bis zum Vertrage von Verdun zurück und hebt dann die Vortheile hervor, welche der neu zu errichtende Bund verspreche. Die äußern und innern Gefahren, welche dem deutschen Vaterlande seit lange drohten und die auch an unserem Sachsen nicht spurlos vorübergehen würden, hätten jetzt einen starken Wall und Damm an dem vereinigten Norddeutschland. Er hoffe jedoch, daß Süd- deütschland, sowie die deutschen Oesterreicher recht bald in diesen neuen Bund eintreten würden, denn das getrennte Süddeutfchland sei eine offene Wunde am Körper Deutschlands, die nicht schnell genug geschlossen werden könnte, v. Posern: Bet allem Unglück, wa« unser Sachsenland beiroffen, bleibe das erhebende Gefühl, daß der König wie die Armee für das Recht eingestanden und die Waffen ehre und da« gute Gewissen gewahrt hätten. Von Gott dem All mächtigen hoffe er, daß er die Dinge zu unserem Besten kehren werde. Nach einer persönlichen Bemerkung des Herrn v. ErdmannS- dorf und dem Schlußwort des Referenten, v. Zehmen, in welchem derselbe bat: der Himmel möge gnädig sein und uns den Segen nicht ganz entziehen, den er bisher so reichlich über unser Land und Volk ergossen, wurde der Friedensvertrag einstimmig genehmigt. In Bezug auf da« Reichs Wahlgesetz liegt jetzt ebenfalls der Bericht der I. Deputation der l. Kammer vor, Die Deputa tion empfiehlt durchweg den Beitritt zu den Beschlüssen der II. Kammer. Dem „Dresdener Journal" vom 5. Dec. entnehmen wir Nachstehendes: Bern, 3. Dec. (Wolfs'S T.-B.) Heute ist die schweizerische Bundesversammlung eröffnet worden. Im Nationalrathe warf der Alterspräsident H unkeler au« Luzern einen Rückblick auf die in diesem Jahre in Europa stattgefundenen Ereignisse und meinte, e« sei wenig Hoffnung vorhanden, daß die Kämpfe definitiv abge schlossen und der Friede Europa'« gesichert sei. Au« diesem Grunde werde überall gerüstet, und man sei bestrebt, die besten Werkzeuge zu erfinden, da« menschliche Leben zu zerstören. Die Schweiz, welche die feierliche Zusage habe, daß ihre Neutralität geachtet werde, lebe mit allen Völkern in Friede und Freundschaft. Den noch gebiete auch ihr die Vorsicht, die Vermehrung, Ausbildung und Bewaffnung des Militärs in« Auge zu fassen. Rom, 4. Dec. (Wolfs'S T.-B.) DaS 8b. französische Re- giment ist gestern abmarschirt und nach Frankreich zurückgekehrt. Der „Osservatore" erklärt, der Papst werde der Religion günstigen Vorschlägen sein Ohr nicht verschließen, habe aber keine Initiative zu Unterhandlungen ergriffen. Verantwortlicher Redakteur: I. B. Wolf. Berichtigung. Der in Nr. 282 diese« Blatte« pag. 207« unter den Getrauten aufgeführte Ludwig Fritsch in Dresden ist nicht Webermeister, sondern Weißgerbermeister Ortskal ender. StaatS-Telegraphen-Bureau täglich geöffnet von früh 8 bi« Abends v Uhr. Sparkasse täglich geöffnet Nachmittag« von 2 bi- S Uhr. Thermometerstand: heute Morgen 7 Uhr 4 Grad Wärme R.