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Amtsblatt deS Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. GerichtSämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. ^-288. Erscheint jeden Wochentag früh S U. Inserate werden bi« Nachin. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. Montag, den 10. December Bret« vinteljährl. LV Ngr. Inserat« «erden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit S Pf. berechnet. 18S«. Tagesgeschichte. * Berlin, 7. Dec. Der „Wes.-Ztg." wird telegraphirt: Ein endgiltig festgestellter Entwurf der Bundesverfassung soll noch nicht existiren, die Berathung im Ministerrath über denselben jedoch be« vorstehen. Die vorgängige Mittheilung des Entwurfs an die Re gierungen ist zweifelhaft. Man glaubt, Graf Bismarck werde die Verhandlungen der Couferenz leiten. — Die darmstädtische Regie rung hat jetzt erklärt, daß sie zum 15. December einen Vertreter nach Berlin senden und die Wahlen zum norddeutschen Parlament (für Oberhessen) rechtzeitig anordnen werde. — Se. Majestät der König von Sachsen wird am 17. December hier eintreffen. Berlin, 6. Dec. In Bezug auf den norddeutschen Bund be merkt die ministerielle „Prov.-Corresp." heute u. A. Folgendes: „In den alten und in den neuen Provinzen der Monarchie ist das Wahl gesetz für dq« Parlament des norddeutschen Bundes verkündet, und alle Vorbereitungen sind getroffen, um das Parlament im Februar berufen zu können. An die verbündeten Regierungen ist die Auf forderung ergangen, ihre Bevollmächtigten zur Feststellung des Ver fassungsentwurfs zum 15. d. M. nach Berlin zu entsenden und gleichzeitig mit Preußen die Wahlen zum Parlamente anzuordnen. Fast alle Regierungen haben, der Aufforderung entsprechend, schon ihre Bevollmächtigten bezeichnet und die erforderlichen Einleitungen zu den Parlamentswahlen getroffen. Inzwischen hat unsere Re gierung bereit» die Grundzüge der Verfassung entworfen, welche den Berathungen mit den Bevollmächtigten vorgelegt werden sollen. Der Entwurf wird in großen und festen Zügen vor Allem dem Streben und Bedürfniß nach einheitlicher'Macht und gemeinsamer nationaler Entwickelung zu entsprechen haben. Die unerläßliche Verständigung der Regierungen bis zu dem nahen Zusammentritt de« Parlaments wird hierdurch und auf jede Weise zu fördern sein. Während die Regierungen den Verfassungsentwurf gemeinsam be- rathen, werden gleichzeitig überall die Wahlen in Vollzug zu brin gen sein. Unmittelbar nach dem Schluffe der jetzigen Landtagsses sion wird das preußische Volk seine Abgeordneten zum Parlament de» norddeutschen Bundes zu wählen haben." - In Bezug auf die letzten Kammerbeschlüffe schreibt das officiöse Blatt: „So be denklich die Verweigerung des unumgänglich nöthigen Fonds an und für sich ist, so war doch der Inhalt und Ton einzelner Reden, welche bei dieser Gelegenheit und in einer früher» Sitzung gehalten worden, noch bei Weitem befremdlicher. Die Hoffnungen auf ein wirklich ersprießliches Zusammenwirken der Regierung und der Lan desvertretung werden von einem Theil der Abgeordneten geradezu freventlich zu Schanden gemacht. Je milder, entgegenkommender und versöhnlicher die Minister auftreten, desto abstoßender, heftiger und leidenschaftlicher wird ihnen von jener Seite begegnet. Es ist, als wollte man jede Möglichkeit der Versöhnung und de« innern Friedens schon im Keime vernichten. DaS Auffälligste ist dabei, daß die bittersten Anfeindungen gegen die Regierung gerade von einzelnen Mitgliedern jener neuen sogenannten „nationalen" Frac« tion ausgehen, die sich angeblich die Unterstützung der Regierung in ihren großen Aufgaben für Deutschland zur Pflicht gemacht hat. ES ist geradezu unbegreiflich, wie Männer von Einsicht einen sol chen Zweck erreichen zu können vermeinen, indem sie ihr ganzes Bestreben daran setzen, die preußische Regierung in ihrem ganzen Streben und Wirken herabzuwürdigen und zu verdächtigen." — Die „N. A. Z." vom 5. Decbr. hat einen bemerkenSwer« then Artikel über daS künftige Verhältniß zwischen Nord- und Süd- deutschland gebracht. In demselben wird ausgeführt, daß alle Be fürchtungen, die Constituirung des norddeutschen Bundes könne den Süden bewegen, sich vom Norden definitiv zu trennen, grundlo» find. Die Beweise, welche da» officiöse Blatt beibringt, sind ganz materieller Natur, sie bewegen sich auf dem Gebiet der Frage we gen Fortdauer de» Zollverein». Da» Blatt sagt in Bezug darauf: „Die Erzeugnisse der Landwirthschaft sind e», welche in den Süd staaten ebenmäßig die Hauptgegenstände de» Verkehr» bilden; des halb vermögen diese Staaten nicht untereinander Verkehr zu trei ben. Der Markt für diese Bodenproducte ist der Natur der Sache nach in den Staaten des Norden» belegen, welcher umgekehrt den Süden mit den diesen fehlenden Jndustrieerzeugnissen versorgt. Da nun der Markt de« Südens sich nicht willkürlich in andere Nach barstaaten verlegen läßt, weil Oesterreich« Production ebenfalls größtentheil» identisch mit der de» Südens, Frankreich die Haupt gegenstände der süddeutschen Producte theilweise für den eigenen Bedarf genügend, theilweise in der Masse erzeugt, daß eS noch be deutend zu exportiren im Stande, ein Gleiches auch mit Italien der Fall ist, sonstige Abzugswege des Südens aber vermöge seiner geographischen Lage verschlossen sind, so ergiebt sich, daß der Export des Südens, d. t. die Quelle seines Wohlstandes, in dem Augen blick verstopft sein würde, wo es durch politische Abschließung gegen den Norden diesen zwingen würde, mit einer wirthschaftlichen Ab schließung seinerseits zu antworten." Um dieser ossiciösen Drohung mit der Sprengung des Zollverein- noch mehr Gewicht beizulegen, führt da» Blatt dann weiter au», wie umgekehrt Norddeutschland ganz gut ohne Süddeutschland fertig werden könne, da sich ihm durch seine Lage an der See stet» neue Wege für den Export dar bieten, wenn sich ihm der süddeutsche Markt verschließen würde. Wir glauben zwar auch, daß die materiellen Interessen, welche die Fortdauer des Zollvereins fordern, ein sehr mächtiger Hebel für die Annäherung Süddeutschlands sein werden, aber wir halten eS für sehr gefährlich, wenn man die Schwierigkeiten zu vergessen sucht, welche sich trotz alledem der Wiederherstellung des Zollvereins in den Weg stellen. Will man nicht in den wirthschaftlichen Fehler verfallen, durch Wiederannahme der alten Verfassung des Zoll vereins die Schwerfälligkeit desselben von Neuem auf zwölf Jahre zu befestigen, so müßte man eine Einrichtung treffen, welche wenig stens dem Scheine nach Süddeutschland wirthschaftlich dem Norden untergeordnet, eine Maßnahme, welche in Süddeutschland voraus sichtlich auf sehr großen Widerspruch stoßen würde. Diese Schwie rigkeiten sind größer, als Biele zu glauben scheinen, und um den selben zu entgehen, giebt es nur einen Weg: Aufgeben der Maiu- linie und Ausdehnung des neuen Bunde« über ganz Deutschland, natürlich ohne Oesterreich. Man mag sich sträuben dagegen, wie man will, bei allen Verhandlungen über wirkliche Dinge, die mit der Geographie de« Landes und mit der Art seiner Bewohner im engen Zusammenhänge stehen, mögen sie nun Krieg oder Frieden, die beste Art der Verthe digung gegen Außen oder Handel und Ge werbe betreffen, immer wird man auf die absolute Zusammengehö rigkeit von Nord- und Süddeutschland stoßen. Gegen die Natur aber handelt der, der dieselbe practisch nicht anerkennen will. — Zur Würdigung der Hoffnungen in Hannover auf die „rothen Hosen" läßt sich die „Köln. Ztg." von dort Folgende- schreiben: Der Kaiser Napoleon hat schon vor dem Kriege in seinem von dem „Moniteur" veröffentlichten Schreiben vom 11. Juni d. I. Preußens Concentration im Norden als seinen Wunsch bezeichnet. ES steht fest, daß daS Schicksal des Königs von Hannover in den Tuilerien eine sehr geringe Theilnahme gefunden hat. In Nikolsburg wurde wegen Sachsen Manches verhandelt. Für Hannover regte sich keine Seele. Schon bei der Nachricht von der Affaire bei Langensalza soll der Kaiser Napoleon bemerkt haben, der unglückliche König sei nicht im Stande, die Thränen seines Volkes zu sehen! Näherstehende wollen wissen, der Kaiser habe einen Vorgang in Baden Baden bei dem Fürstencongreffe vom Juni 1860, der damals viel von sich reden machte, nicht vergessen. Der König von Hannover habe mehrere Tage mit dem Kaiser allein zusammenzntrefsen v«-