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1784 Freiberg. Oeffentliche Gerichtsverhandlungen, den 26. Oct., Vormittags 10 Uhr: Verhandlungstermin in der Untersuchung wider den Häusler Karl Heinrich Siegert zu Reukersdorf, wegen un erlaubter Selbsthülfe. Vormittags '/,11 Uhr: Verhandlungstermin in UniersuchungS- und Privatanklagsachen gegen Friederike Emilie verehel. Grießig aus Kteinnenschönberg, wegen Medicasterei und Verleumdung. — 17. October. Nicht um die Neugierde zu befriedigen, sondern lediglich deshalb, um auch unserer Seits den Beweis zu liefern, daß wir nicht gleichgiltig vor Denen vorübergehen, welche die allgemeinste Achtung sich erworben haben, möge der vor einigen Tagen gefeierten goldenen Hochzeit des Herrn Oberbergrath Breithaupt mit einigen Worten hier gedacht werden. An man- nichfachen Gaben und sonstigen Beweisen der Verehrung und Liebe mangelte es nicht, auch Lie Loge bewies ihrem ehemaligen Meister die Fortdauer ihrer Bruderliebe, während die Kirche ihren Priester gesendet hatte, um den Weihspruch des Segens zu erneuern, der vor 50 Jahren über das Ebepaar ausgesprochen worden war. Ein« zelnheiten des schönen Familienfestes vor die Oeffentlichkeit zu -rin gen, geziemt uns nicht, Wohl aber halten wir eS auch unserer Seit4 für geziemend, den Wunsch öffentlich auszusprechen, daß dem Jubel paar noch manch' glückliches Jahr beschicken sein möge! Der ge« strige Fackclzug der Akademisten galt dem Herrn Oberbergrath Breithaupt, als hochverdienten Lehrer an der Königl. Bergakademie: er ist seit dem 1. October ». c. von seinem Lehrerberufe zurück getreten. In das Glück auf! der Jünger der berg- und hütten männischen Wissenschaft werden gewiß freudig auch alle Diejenigen einstimmen, die, obschon dieser Wissenschaft fern stehend, die Ver dienste überhaupt zu würdigen verstehen, welche ein mehr al- bOjäh« WWWWMWWWWWWW das mithin, der durch sein Genie allein einen solche« Erfolg errang, und wessen hatte man sich von ihm, der erst in den Dreißigen steht, für die Zukunft noch Alles zu versehen! Er wäre am Ende gar bei einem Kriege mit England oder Rußland auch mit diesen Flotten fertig geworden, und in was für Verlegenheiten wären da unsere, des Sieges so gar nicht gewohnten Staatskünstler gekommen! E« hecht, Tegetthoff wolle seinem undankbaren Vaterlande den Rücken wenden und ins Ausland gehen. Gewiß ist, daß eS ihm hier an Anerbietungen der glänzendsten Art nicht fehlen wird. Rußland, England und Frankreich werden .ohne Zweifel wetteifern, eine so eminente maritime Capacilät für ihren Dienst zu gewinnen. Feld herren zu Lande sind heutzutage spärlich gesäet, aber zur See sind sie, da es seit Menschenaltern ke-'nen großen Seekrieg gegeben hat, überhaupt nicht vorhanden, und der Seeheld von Lissa darf hier zur Zeit im strengsten Sinne des Wortes al« unicum bezeichnet werden. Ob Tegetthoff, der ein guter Oesterreicher vom Scheitel bis zur Sohle ist, solchen Offerten Gehör geben würde, steht frei lich dahin. Aber geschähe es, so darf er in diesen Staaten freilich andern Dankes für seine Großthaten sicher sein; für Thgten, wie Lissa, verleiht Frankreich Herzogstitel und Marschallstäbe, spendet des Zaren Huld Grafenkronen und Reichsdomänen, votirt das eng lische Parlament Dotationen von Hundertausenden. Florenz, 14. October. Wie die „Nazione" meldet, hat der Finanzminister die Bankiers davon in Kenntniß gesetzt, daß Unter handlungen wegen der Verpachtung des Tabakmonopols gegen einen Vorschuß von 250 Millionen, die in Absätzen zu zahlen seien, statt finden würden. — Die der Regierung übertragenen außerordent lichen Vollmachten, welche nunmehr ihr Ende erreicht haben, werden nicht weiter in Anspruch genommen werden, zumal der vorhandene Schatz zur Bestreitung der Ausgaben pro 1866 ausreicht und ein Bestand von mehr als 200 Millionen für das Jahr 1867 zur Verfügung bleibt. — Der Minister hat alle Anerbietungen von Vorschüssen auf die Rente, sowie ähnliche Auskunftsmittel zur Be schaffung von Geldern znrückgewiesen. Die Gerüchte von einer be vorstehenden neuen Anleihe sollen nicht begründet sein. Man glaubt, daß der Minister die Eröffnung des Parlaments abwarten wird, um neue Finanzoperationen auf Grund der Domanialgüter vorzu schlagen. Der aus Venetien übernommene Acttvbestand von 25 Millionen, sowie 130 Millionen an neuen Steuern, die schon vor dem Kriege votirt waren, werden zur Herabsetzung des DestcitS pro 1867 dienen. Die Vermehrung der Ausgaben wird durch Finanz reformen, die in Vorbereitung sind, ausgeglichen werden. Unter diesen Reformen ist eine Conversion der Pensionen in StaatSrenten in Aussicht genommen, welche das Budget um 30 Millionen ent lasten wird. -- Die „Opinione" zeigt an, daß General Menabrea gestern der österreichischen Regierung die 87'/, Mill. Francs über liefert hat, die Italien Oesterreich schuldete. Graf v. MenSdorff hat dem General Menabrea die eiserne Krone überliefert. König diese Combination wieder fallen ließ; wäre Hohenlohe wirk lich Minister geworden, so wäre da« ein Zeichen gewesen, daß man ernstlich gesonnen mit der Politik des blauwcißen PartikularismuS zu brechen. (Wes.-Z.) — Ein Correspondent der „Kreuzzeitung" hält den Rücktritt Pfordten's und mit ihm des Gesammtministeriums noch vor Ende des Jahre« für mehr als wahrscheinlich. — Die „AugSb. A. Z." bringt mehrere Schreiben aus München, wonach die Neubesetzung des CabinetSsecretariatS vorläufig noch in der Schwebe, eine „eventuelle Ministerkrisis" noch keineswegs beseitigt ist. Der alte König Ludwig I. widmet der Sache eine „ungewöhn liche" Aufmerksamkeit. Wien, 14. October. Sehr traurige Nachrichten über das Be finden der unglücklichen Kaiserin von Mexiko sind heute hierher ge meldet. Die gegenwärtig in Miramare versammelten Aerzte und Psychialriker hielten gestern ein Consilium, dessen Ergebniß ist, daß nur noch wenig Hoffnung auf Genesung der hohen Kranken bleibt. Dieselbe verhält sich jetzt gegen ihre Umgebung gänzlich apathisch und liegt fast immer mit geschlossenen Augen da. Die Königin der Belgier, Schwägerin der Kaiserin, sowie deren Bruder, Erzherzog Joseph, werden sich nach Miramare begeben, vr. Blanche ist be- auftragt, täglich ein Bülletin direct an die Kaiserin Eugenie nach Biarritz einzusenden. — Die Wiener „Presse" äußert sich über den Friedensvertrag mit Italien folgendermaßen: „Der Friedensschluß mit Oesterreich setzt Italien in den Stand, seine gesammte Kraft nach innen zu wenden und an derselben Aufgabe zu arbeiten, die auch dem öster reichischen Staate gestellt ist. B ide Länder sind tief erschöpft, die Finanzen Italiens sind nicht minder zerrüttet, als die österreichischen, die Steuerlast drückt die Italiener nicht minder schwer, als die Oester reicher. Beide fühlen das lebhafte Bedürfniß des Friedens, zwischen beiden ist die Ursache des langjährigen Haders hinweg geräumt und Platz geschaffen, daß Regierungen und Völker einander in Freundschaft die Hände reichen. Das osficielle Oesterreich und Italien tauschen Freundschaftsbezeigungen aus; ob politische Erwä gungen, hüben die Abneigung gegen Preußen, drüben die Aversion gegen Frankreich, nicht mächtigere Motive sind, als die Zuneigung, wissen wir nicht. Die Freundschaftsbetheuerungen der Völker aber find aufrichtig gemeint. So möge denn an Stelle der Politik, welche in beiden Völkern die Eifersucht wachhielt, beide durch Kriege schwächte, eine Politik treten, die beide verbrüdert in dem Wetteifer nach Frieden und Aufschwung, nach Pflanzung und Verbreitung de« Staatsbewußtseins, nach Hebung der Staatskraft durch Hebung des Wohlstandes und der Bildung der Bürger. Die festen Ringe, die Festungswälle, welche Venetien an Oesterreich fesseln, sind ab- gestreift. An ihre Stelle werden beide Völker verbunden werden durch Eifenstraßen, die „Brauttinge der Nationen", wie der Dichter sie nannte, durch Verträge, welche das Interesse beider Völker wahren und zur Blüthe bringen." — Mit dem österreichisch-italienischen Friedensvertrag ist ein Handschreiben des Kaisers an Belcrevi ver öffentlicht, in welchem der Kaiser den Völkern Dank für ihre Hal tung und Aufopferung während des Krieges ausspricht, den vom Feinde heimgesuchten Staaten Hilfe verspricht u. s. w. Die „Pr." ist von dem Handschreiben nicht sehr erbaut; sie erwartete, wie es scheint, mehr als die tausend Mal wiederholten Redensarten. Sie meint, die Lage des Reiches sei so, daß die Action in der Verfas sungsfrage nicht lange mehr hinausgeschoben werden kann. — Eine Wiener Correspondenz der „Leipz. Ztg." spricht sich über das Verfahren der Regierung gegen den Admiral Tegetthoff in folgender Weise aus: Die Ungnade Tegetthoff'ö, des Siegers von Lissa, ist eine so ungeheuerliche Abnormität, daß sie überall, wo man es mit Oesterreich wohlmeint, die tiefste Bestürzung erregt. Der „Dank Oesterreichs" gegen seine großen Männer ist zwar leider sprichwörtlich bereits geworden; selbst ein Glied des Kaiserhauses und vielleicht dessen größter Repräsentant, der große Feldherr Erz herzog Karl, konnte diesem Verhängniß nicht entgehen, und in neuerer Zeit konnten Hahnau, der Bezwinger der ungarischen Jnsurrection, mit seinem Generalstabschef Zeisberg, jüngst Gablenz, der Sieger von Oevernsee und Trautenau, ein Lied davon singen. Allein daß man den Mann, der mit einer Genialität und Thatkraft ohnegleichen Oesterreich eine Flotte so gut wie aus dem Nichts geschaffen und sie zum Siege geführt, der dadurch Oesterreich Dalmatien, Istrien und Triest gerettet und damit seine Verbindung mit dem Meere, die Grundbedingung seiner Großmachtstellung gesichert hat, dieselbe Erfahrung wenige Wochen nach jener That, die seinen Namen den größten Seehelden aller Zeiten einreiht, machen lassen würde, hat in der That Niemand für möglich gehalten. Genialität ist freilich bei uns in gewissen Kreisen ein unverzeihliches Vergehen ; es lag ja so ganz außerhalb aller „reglementmäßigen" Berechnung, entsprach sogar nicht dem bei uns gewohnten Laufe der Dinge, daß Tegetthoff bei Lissa den doppelt so starken, besser bewaffneten und gerüsteten Gegner in die Flucht schlug. Welch' ein gefährlicher Mann war