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ernstlich zum Verlassen Venedig«. Den besten Beweis dafür giebt eine Veröffentlichung de« MterS v. Toggenburg, in welcher derselbe beim Rücktritt von der Function eine« k. k. Statthalters tm lom bardisch-Venetianischen Königreiche allen Behörden seinen Dank für die ihm während seiner Amtsführung zu Theil geworrene Unter stützung ausspricht. — Eine Bekanntmachung deS Festung«-Com- mandanten Frhrn. v. Alemann ermahnt dagegen zur Unterlassung aller beunruhigenden Demonstrationen. „Dieselben sind" — so heißt es darin wörtlich — „thatsächlich unnütz, zumal Niemand die Ab sicht hegt, die Bevölkerung daran zu verhindern, in angemessener Weise ihrem Verlangen Ausdruck zu geben, mit Italien unter dem König Victor Emanuel vereinigt zu werden, sobald die bohen Regie rungen den Zeitpunkt hierfür bestimmt haben werden; überaus alle Fälle wird der Zeitpunkt, in welchem es möglich sein wird, diese Thatsache sichelzustellen, mit der nöihigen Ruhe abzuwarten sein" — In Bezug der Unruhen in Sicilicn scheint es keinem Zweifel mehr zu unterliegen, daß trotz ihrer republikanischen Färbung die ganze Bewegung nur von der clerikalen Partei ausgegangen war. Daß die italienische Fortschrittspartei in keinem Zusammenhänge damit gestanden hat, geht unter Anderem auch daraus hervor, daß ursprünglich beabsichtigt wurde, Garibaldi als königlichen Commissar mit unbeschränkten Vollmachten nach Sicilien zu senden, und daß dieser Gedanke nur wegen der raschen Beendigung der Revolte auf gegeben wurde. Uebrigens nehmen die Behörden die Verhaftungen jetzt Hundertweise vor. Nachträglich erfährt man, daß die Banden sich gethellt hatten: die eine lockte die Garnison zum Thore hinaus, während die andere durch das entgegengesetzte Thor in die Stadt eiufiel, genau wie es Garibaldi gemacht batte. Au« Frankreich bringen die neuesten Nachrichten nichts von Bedeutung. In Betreff der Armee-Reorganisation bestätigt die „France", daß ein „Brief" des Kaisers an den Kriegsminister nicht vorhanden sei, dagegen im Kriegsministerium die Sache eifrig stu diert werde, nachdem dieselbe die öffentliche Meinung in Folge der letzten Ereignisse so lebhaft beschäftigt habe. Wie eS heißt, arbeitet die Diplomatie der Tuilerien gegenwärtig an einem Einverständniß mit Oesterreich und Italien in der orientalischen Politik. Gewiß ist, daß die Ereignisse im Osten alle Cabinete mehr als die euro päischen Fragen, die sich auf näher gelegenen Terrains bewegen, beschäftigen. Uebrigens scheint man es in den Regierungskreisen auch gar nicht ungern zu sehen, wenn das Publikum seine Aufmerk samkeit weniger der Rheingrenze, als der orientalischen Frage und auch wohl der russisch-amerikanischen Zukunft widmete. Für Spanien scheint, einer Meldung der „Epoca" zufolge, ein neuer Conflict mit Marocco im Anzuae zu sein. Das ge dachte Blatt meldet nämlich, daß von einem ma^o canischen Häupt linge in Mazagan gegen mehrere unter spanischen, Schutze stehende Personen Unbilden verübt wurden und daß selbst das spanische Consulargebände nicht respectirt worden sei. Jndeß ist dem spani schen Gesandten, welcher sogleich Genugthuung verlangte, vor der Hand versichert worden, daß dieselbe ihm werden soll. — Dasselbe Blatt sagt auch, daß die Ereignisse der jüngsten Zeit Portugal veranlaßt hätten, einen Vertheidigungsplan aufzustellen, um seine Unabhängigkeit gegen einen etwaigen unvermutheten Angriff zu sichern. Unter den Nachrichten aus Amerika ist besonders die tele graphische Nachricht von großer Wichtigkeit, der zufolge eine ameri kanische Expedition an der Westküste von Mexiko gelandet ist. Man besorgt von derselben einen Angriff auf die Stadt Alamo« in der Provinz Sonora. Die Thatsache, daß auf dem Territorium der Vereinigten Staaten Vorbereitungen zum Kampfe gegen das mexi kanische Kaiserreich getroffen werden, ist immerhin bemerkenswert, auch wenn eben nur von einer in Amerika ausgerüsteten juaristi- schen Expedition die Rede ist. — Auch in Südamerika scheint der Friede nicht einkehren zu sollen. Wenigstens gehen der „Patrie" Privatnachrichten aus Callao vom 14. August zu, nach denen die Regierungen von Peru und Chili den Präsidenten von Bolivia und Ecuador den Vorschlag gemacht haben, gemeinschaftlich eine neue Proclamation im Sinne der Fortsetzung de« Krieges mit Spa nien bi« auf'« Aeußerste zu unterzeichnen; die beiden letzteren hätten aber bi« jetzt ihren Beitritt zu dieser Kundgebung verweigert. Westphalen und die Engern, außerdem die Friesen. Rach vielen Kämpfen gelangte ein Theil de« Lande- in den Besitz de« Welfen- Hauses. Im Jahre 1714 bestieg Kurfürst Georg. Ludwig den Thron von England als Georg I. und da» Kurfürstenthum Han nover wurde von einer eigenen Regierung verwaltet, 1801 wurde da« Land von den Preußen besetzt, 1803 von den Franzosen, dann wieder in Folge eine« Vertrage« 1805 von den Preußen oecupirt, kam es nach der Schlacht von Jena wieder in den Besitz der Franzosen, die den nordwestlichen Theil mit Frankreich vereinigten und den südöstlichen Theil zum Königreich Westphalen schlugen. 1813 wurde da« Land unter britische Verwaltung gestellt und im Congreß zu Wien zum Königreich erhoben. 1837 wurde der Her zog von Cumberland, Bruder de« verstorbenen König« Wilhelm, König von Hannover; er hob die freie Constitution von 1833 auf und octroyirte 1840 eine neue Verfassung. Er starb 1851. Sein Nachfolger Georg Rex, im Jahre 1819 geboren, setzte die Re gierung in derselben Weise wie sein Vater di» 1866 fort. — Nach einem Schreiben der „A. Z." au« Frankfurt a. M. hofft man wegen der SechSmillionen Contribution einen Compromiß zu Stande zu bringen, wonach die Stadt Frankfurt die Schuld al» die ihre anzuerkennen hätte, wogegen Preußen dann bi« zu dem Betrag von 6 Mill, größere Bauten ausführen würde. Man nennt speziell als solche Bauten die zwei beschlossenen Brücken über den Main und eine Correction dieses Flusse» von Frankfurt abwärts bis zu seiner Mündung in den Rhein; möglicherweise auch noch die Wasserleitung aus dem Vogelsberg. — Zwischen Preußen und Hamburg schweben Verhandlungen wegen eines Gebietöaustausches. Hamburg möchte den holsteinischen Flecken Wandsbeck nebst Umgebung gegen die in Holstein enclavirten sogenannten Walddörfer erwerben und seinen Antheil an Stadt und Amt Bergedorf abtreten. Letztere« besitzt Hamburg gemeinschaftlich mit Lübeck, und soll dieses für seinen Theil eine baare Entschädi gung von 1 Million Mark vorziehen. — 28 Septbr. Der „St.-A." veröffentlicht das Gesetz über die nunmehr erfolgte Aushebung der Verordnung vom 13. Mai 1866, das Verbot der Veräußerung von Geschützen und dergleichen betreffend. — Nach einem Rcscripte deS Handelsministers, welche- über die ungewöhnlichen Anforderungen, die an die Wirksamkeit der preußischen Postanstalten in umfassendem Maße in der letztverflossenen Zeit herangetreten sind, in anerkennender Weise sich ausspricht und den sämmtlichen Beamten für die bewiesene Pflichttreue und den redlichsten Diensteifer, um jenen Anforderungen im vollständigen Umfange Genüge zu leisten, dankt, wird den Vorschlägen der königl. Oberpostdirection, wegen Auszeichnungen und andern Berücksichti gungen, so weit die Verhältnisse dies gestatten, thunlichste Billigung in Aussicht gestellt. — Durch den Finanzminister ist, wie die „P. Z." meldet, nunmehr bestimmt worden, daß mit Rücksicht auf das Votum des Abgeordnetenhauses über die Verordnung, betreffend die DarlehnSkassen, vom 30. September ab keine neuen Darlehen mehr bewilligt werden sollen. Eine Prolongation der bisher dahin bewilligten Darlehen ist fernerhin zulässig. — Das Militärlazareth wesen Preußens gehl nach der „Sp. Z." an der in dem jüngsten Kriege gesammelten Erfahrung einer Umgestaltung entgegen, die auch wohl zu einer Reform des Militärmedicinalwesen« führen dürfte. Jnsb. sondere soll bei letzterm auf Erlangung v»n Hilfsärzten im Kriege Rücksicht genommen werden. — Wie die „N. Pr. Z." meldet, würde am 17. oder 18. October ein allgemeine« kirchliche» Friedensfest staltfinden. — Ein Berliner Correspondent der „Kölnischen Zeitung" spricht die Vermuthung aus, Oesterreich habe in Nicolsburg mit seinem Zugeständnis wegen alle« dessen, was Preußen in Norddeutschland unternehmen werde, gerechnet, daß Preußen dadurch französische Forderungen Hervorrufen und entweder durch deren Befriedigung sich in den Augen Deutschland« moralisch beschädigen, oder durch deren Verweigerung in einen schweren Conflict mit dem westlichen Nachbar gerathen werde. Die erbitterte Sprache der österreichischen Presse spiegele die Enttäuschung wieder, welche Frankreich» neuer- dina« durch daß Lavalette'sche Rundschreiben kundgegebeue Haltung in Wien bereitet hat. Meiningen, 27. Sept. (Tel.) Heute hat der HuldigungSact der Stände stattgefunden. In seiner Thronrede betonte der Herzog Georg, daß Preußen die Führerschaft Deutschland» gebühre. Dem , angetragenen Bündnisse sei er im Interesse Deutschland» freudig beigetreten. — Die preußischen ExecutionStruppen Haden Ordre zum Abzug erhalten. Pari«, 27. Sept. (K. Bl.) Gestern waren die Gewässer der Loire und Nevers fortwährend im Steigen. Bi« jetzt hat, Dank ungeheuer» Anstrengungen, der Damm dem Element wrderstanden. Ein Pfeiler der Eisenbahnbrücke über die Loire ist sehr bedroht. In Moulin« ist der Allier indeß wieder gefallen. In Orleans hegt Tagesgeschichle. Berlin. Im hiesigen Handwerker-Verein sprach Assessor Leh- feldt am 3. v. M. über da» frühere Königreich Hannover. Han nover sei ein verhältnißmäßig neuer Begriff, da» alte Land hätte Sachsen geheißen, jedoch nicht in dem engen Begriff der Neuzeit, sondtrn viel weiter ausgedehnt, e» wäre eigentlich all da« Land gewesen, wo die plattdeutsche Sprache gesprochen wurde mit einigen Ausnahmen in Obersachsen. Die Sachsen hatten thre Stammsitze zwischen Elbe und Weser; ihre Hauptstämme waren die Ost- und