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Tageblatt Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda «. Brand. lM H 2S0 Dienstag, den S. Oktober Erscheint Am Wochentag ftüh S U. Inserate «erden btt Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. Pret« vierteisLhrl. SO Ngr. Inserate «erden di» gespalten» Astle oder der»» Slgum mit - Pf. berechnet. -i- Tteibetg, 1. October 1866. Wbs wissen jetzt au« mehreren officösen Versicherungen, daß di? eiarntlichMFriedenSverhandlungen mit Sachsen noch gar nicht begonnen, haben, oder vielmehr noch immer in dem Stadium der Vorfragen sich bewegen, zu denen insbesondere die HeereS- frage zu rechnen ist. Alle früheren Nackrichten von den „günstigen Friedensbedingungen'' sind auf da« Enischiedenste widerlegt, theil« vom .Dresdener Journal" selbst, theils von preußischen ministeri ellen Blättern, theil« endlich von den preußischen Ministern, in Erklärungen gegen die Mitglieder des Abgeordnetenhauses. Daß fMtt günstige Bedingungen in Aussicht gestanden haben, mag keinem Zweifel unieMgen Man erzählt sich, Graf BisMarck habe seiner Krankheit wegen die Verhandlungen nicht persönlich geleitet. MS dtv Eütwrtrf Mgesteüt war, bedurfte , er, ehe derselbe an höchster Stelle vorgelegt werden konnte, der Genehmigung de« Mi« rMtrium« der auswärtigen Angelegenheiten und diese Genehmigung verweigerte Graf Bismarck, weil er iw den Bedingungen nicht die nöthigen Garantieen fand, ähnlichen Situationen, wie der vom AM t86s yorzubrugen. „So lange Sachsen", sagt da« Organ d«« Grase»Bismarck, „«tcht-zuverlässige Garantie«» gegen die Wiederkehr der Gefahren geboten hat, welche b-im Ausbruch de« letzten Kriege» Preußen und NorddeutschlaNd bedrohten, sicht kein FriedenSschlutz in Aussicht." Und welckeS find denn nun die „zu- verlMgen Garantieen", die Preußen beansprucht? : > Wir sind nicht eingeweiht in die Jntensionen der preußischen Politik, aber aus ihren officiösen Organen ergiebt sich, daß Preußen zunächst die Uebergabe der Festung Königstein verlangt, bevor e« sich zu Friedens-Verhandlungen herbeiläßt. Nächst dieser Uebergabe, so scheint uns, würde man die Frage erörtern, was au« der sächsi schen Armee werden solle. Und hierbei geht wieder ziemlich deutlich au« jenen Organen hervor, daß die sächsischen Truppen künftig nicht blve nach preußischem Muster rekruttrt, organisirt, einepevcirt und commandirt werden sollen, sondern daß auch der König von Preußen ganz in dasselbe Berhältniß zu den säcksischen Truppen trete» würde, welche« zwischen ihm und der preußischen Armee be steht, V. h. mit anderen Worten: die sächsische Armee hörte auf, ein selbstständige« Ganze zu bilden und würde mit der norddeutschen Armee verschmolzen, ebenso wie die« mit den Truppen der übrige» norddeutsch,» Bundesländer geschieht. Die« ungefähr find die Vorbedingungen oder auch die „zuver lässigen Garantieen", ohne deren vorher g? Erfüllung kein Fried-ns- schlüß für Sachsen nach den preußischen ojficwsen Organen m Aussicht stehen soll. Wir könnten hie« «in« Reihe Fragen aufwerfen, inwieweit da« Jntdrefi« d^ sächsischen Polkes da« Fortbestehen der eigenen Armee w fordert, wollen und aber absichtlich jeder eigenen Ansicht enthalten, mn der Meinung des- Ausland«« einen Platz zu gönnen. Niemand wird unebestr eiten, daß unter den Rationen Europas keine sich durch mehr Nüchternheit im Urtheil übe-r politische Dinge hif englisch«. Per ganze politische BjldunaSprozeß diM VM«, hat Miffermaßen situ« poetische Urtheilskraft ge« lqutert upd geschärft. Wir citiren deshalb ein Uriherl gerade von lu>r<t< und au» einfm Blatte, welche« al« Ws-ltblau längst bekannt ist. Die „Ttm««)< schreibt nämlich: „Der Königstein ist et» romantisch und kühn gelegene« Schloß, aber um das wuchtige Rad der Welt geschichte aufzuhalten, ist er doch nur ein kl.in,« Steinchen. E« erregt'daber allgemeines Erstaunen, daß diese Beste den Abschluß de« sächstsch-prsußtschen Frieden« so lange verzögern kann. Wenn Sachse»' weniger HM Bedingungen geboten würden, al« den süd deutsche» LßNtern Bayern, Baden u. s. w„ sollten sie dem sächp« sch« Hdft'MMVestenS'ämtthmdäiev sti» cil« diejenigen^ die Hannvvü, Hessen und den andern annectirten Staaten beschleden sind. Ditz Preußen auf der unbedingten Eomrole über die militir s.be Or ganisation de« Königreichs Sachsen besteht, scheint un« keine un billige Forderung. Es ist soeben au« einem Kampf auf Tod und i^kben hervorgegangen mit einer Macht, die man allgemein al- Vie viel stärkere hielt, und die selbst, nach ihrer Niederlage, noch die größere ist. Preußen mag hoffen und wird ohne Zweifel bestrebt sein, sich den früheren Feind zum Freunde zu machen, aber inzwischen kann es ihm kaum trauen unv muß nothwepdig guf.dxr Huth vor ihm sein. Die sächsische Grenze, jene lange BergM M ihre« wenigen engen Pässen, ist dqS große Thor, welches Deutschland von seinen czechischen und andern, slavischen Nachbarn verschließt» Pie Macht, welche jetzt ast die Spitze de» deutsche» Vaterlandes zu treten strebt, kann da« Thor schwerlich in hex-Gewalt eimS Staate« kaffen., der noch gestern, auf Sellen de« Feinde«. H»y>. Je aufmerksamer wir die jetzige Lage der europäischen D'üqe he-, trachten, desto weniger sinh wkr im Stande einzusehen, wq«. Sachse» durch sei» Zögern zu gewinnen eher , welche Aussicht M feine PolM da« Kapital der Zufälle in Vorrath haben kann." So weit das englische Big«. In gleichem Sinne spricht sich die französische Preffe aus urtd es ist deshalb wenig Hoffnung, daß Preußen von seinen Forderungen ablaffen und SaUrn durch' ein längere« Aögeru etwas gewinnen werde. Mancher Leser wird unwillig über unsere Mittheishngen sein; aber wird denn, der Sache unseretpLandeS ein Dieüst geleistet, wenn man mit schöngefärbten Redensarten die Wahrheit in ihr Gegen theil verkehrt? ES ist eine traurige Zeit, in der wir leben, aber wir machen sie noch trauriger, wenn wir uns den Thalsachen verschließen. Die Vertagung des preußischen Landtage« giebt den dor tigen Blättern Stoff zu politischen Betrachtungen. Während die liberalen Organe mit w nig Ausnahmen ihre Genugthuuna darüber ausdrücken, daß endlich der langersehnte Frieden zwischen Regierung und Landesverlrelung zu Stande gekommen, hat die ministeriell» „Nordv. A. Ztg." nur Worte de« Hohn« für die vom SchEl-tzf abgetretene Fortschrittspartei. Man st ht daraus, daß der Friede mehr äußerlicher als innerlicher Natur >st. — In den Stadien Hannover, Kassel und Frankfurt a. M- sind nunmehr definitiv" Com« mandanturen eiliges tzt worden. Es find ernannt: für Hannover der Generalmajor Gräf BiSmarck-Bvh'en, fstr Kissel Oberst v. Sel chow und süc Frankfurt a M. der Generalmajor v. B-Y^r. Die Bürgerschaft Frankfurts sträupt sich noch immtr gegen die Einver leibung, ohne daß die« Sträuben irgend einen thalsächüch^n Erfolg verspricht. Die Besorgnisse, welcke sich in der Schweiz in Folge de- Lavalette'fchen Rundschreibens geregt battep. sind durch eine Erklä rung beseitigt worven, welche da« französische Cavinet, wie man, ver sichert, nach Bern d-shalb gelangen lüß An jene« Eirculat an knüpfend, soll doffelbe sich im Wsenlliche« dahin au«gesp>ochen ha ben, daß Frankreich, wke my allen seinen Nachbarn, so auch insoa- deiheit mit der schweizerische» Etdgenoffenschaft die best'it Beziehun gen fortzus tzen bereit und entschloffen sei und daß es jede Deutung, al« ob jene« Rundschreiben etwa« Anrere« beatsichttgt habe, al« den Grundsätzen, welche in dem modernen Staats« unv Völkerrecht bereit« zur practischen Geltung gebracht worren und welche den Frieden unv dä«"Wück' der Völker auf neue und festere Grundlagen zu füllen geeignet, feine offeme Huldigung darzübrmgm, von vorn- herein gust da» «Svifch,ebenste zurückwAsv. Üxder den Stand der Frirvensverhandlungen zwischen Oester», reich u»d Atstlien tauten vie Nachrichten günstig. Nach Bericht rt au« Florenz hat der Marineminister eine sachverständige LoachM sion nach Venedig gesandt; nm vM doN vorhandene Mar>n<ma«riat avznsMml KM Setten Seste^chs^üpet maL sch ÜcheMW