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Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgericht« zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. Erscheint jeden Wochentag stüh S U. -- —, , -Hso 888 Inserate werden di» Nachm. s uhr Sonnabend, den 22. September für die nächste Nr. angenommen. P«i»vimeljähr,.2VNgr. Ins.,,« werden die gespaltene Zeile oder deren 1 « » K Raum mit S Pf. berechnet. LOW» Tagesgefchichte. Dresden, 20. Sept. Von allen Seiten, die nur irgendwie zu den gutunterrichteten gezählt werden können, wird bestätigt, daß der FriedenSschluß nahe bevorsteht. Die Hauptschwierigkeiten sind überwunden, sie erstreckten sich auf die militärischen Verhältnisse und die hierbei erzielte Convention soll nur noch der Unterschriften bedürfen. Ueber den Inhalt derselben verlautet Folgendes: Die sächsische Armee bleibt als tactisches Ganze im Lande, wird aber auf 20,000 Mann als Friedens- und 40,OM bis 42,OM Mann als Kriegsstärke erhöht. Se. kgl. Hoheit Kronprinz Albert leistet als Oberbefehlshaber des Königs von Preußen den Eid der Treue. Die Besetzung der Offizierstellen bis zum Reqiments-Commandeur behält der König von Sachsen; Regiments - Commandeure werden von Letzterem ckem Könige von Preußen vorgeschlagen und von die sem bestätigt oder abgelehnt. Leipzig, Riesa und noch zwei oder drei andere Orte, jedoch mit Ausschluß Dresden», behalten bis 1. Juli 1867 preußische Garnisonen, bis zu welchem Zeitpunkt die Reorganisation der sächsischen Armee durchgeführt sein wird. Da» Besatzungsrecht des Königstein wechselt zwischen Sachsen und Preu ßen in jährlichen Zeitfristen. Nach Unterzeichnung der betreffenden Convention wird sofort die Rückkehr der sächsischen Truppen erfol gen und zwar werden dieselben von preußischen Truppen an der Grenze de« Landes empfangen und kameradschaftlich eingeführt. Dies sind in allgemeinen Umriss n die Grundzüge der Convention. Der ursprüngliche Plan, unsere Truppen in preußische Garnisonen zu legen, soll hauptsächlich an den Bemühungen des Herrn v. Fa brice gescheitert sein, der in überzeugender Weise bei den Verhand lungen dargeihan hat, daß Preußen in diesem Falle stets einen widerwilligen Soldaten an sächsischen Landeskindern haben würde, während umgekehrt der preußische Staat jederzeit mit Sicherheit auf die verbündete sächsische Armee rechnen könne. — Ge. Maj. König Johann wird in den nächsten Tagen seinen Aufenthalt in die unmittelbarste Nähe der Landesgrenze verlegen, um die weitere Abwickelung der Friedensverhandlungen zu fördern. Leipzig, 20. Sept. Der Rath veröffentlicht folgende, ihm zugegangene Zuschrift, in der der königlich preußische Commandant, Generallieutenant v. GliSczinSki Excellenz, sich von unsrer Stadt verabschiedet: „Leipzig, 17. September 1866. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, mich von der Stellung eines Ccmmandanten von Leipzig zu entbinden. Volle drei Monate haben mir Gelegenheit gegeben zu erkennen, welch' einen hervorragenden Platz diese allberühmte Stadt in jeder Beziehung, nach jeder Richtung hin cinnimmt. Ihre Inter ffen mit den Pflichten in Einklang zu bringen, welche meine Stellung mir auferlegt, war ich bemüht. Dem Rath und den Behörden Leipzigs spreche ich meinen angelegentlichsten Dank aus für die immer bereite und wirksame Unterstützung, welche ich bei ihnen g-funden habe. Den Vorständen der Lazarethe kann ich nicht unterlassen, meine bewundernde Hoch achtung noch besonder« auszusprechen. Ich scheide mit dem aufrichtigen Wunsche, daß die Fortent wickelung des staatlichen Lebens auch dieser Stadt zum Segen ge reichen und der wachsende Flor ihrer Intelligenz, ihres Handels und ihrer Industrie jedem einzelnen Bewohner derselben zu Gute kommen möge. v. GliSczinSki, Generallieutenant z. D." Der Rath fügt dem hinzu: „Indem wir dies bekannt machen, fühlen wir un» verpflichtet, hierdurch mit aufrichtigstem Danke eS öffentlich auszüsprrchen, daß Ge. Excellenz während der ganzen Dauer seines hiesigen CommandoS, die Schwierigkeit unsrer Stellung und die Conflicte, in denen wir uns fortwährei d befanden, in vollster Maße würdigend, mit der größten Humanität bemüht gewesen ist, die durch die königlich preußische Occupation unserer Stadt aufer- legten unvermeidlichen Lasten möglichst zu erleichtern und jedem darauf bezüglichen Wunsch, soweit eS ihm seine Pflichten gestatteten, gern bereitwillige- Gehör geschenkt hat." Berlin, 19. Sept. (N. Pr. Z.) Infolge der beiden setzten Feldzüge gegen Dänemark und Oesterreich sind so viele Söhne von Militärs aus dem Unteroffizierstande und abwärts verwaist, daß die Versorgung derselben zu einer unabläßlichen Pflicht der Regierung wird. Da die Räumlichkeiten, sowohl des Militär-Waisenhaufi,« zu Potsdam, als auch der Militärknaben-Erziehungsanstalt zu Annaburg, eine Vermehrung der Zahl der Zöglinge nicht mehr gestatten, so liegt, wie hiesige Blätter berichten, der Plan vor, eiue zweite Militär-ErziehungSanstalt, ganz nach dem Borbilde von Annaburg, unter Zugrundelegung der Cabinelsordre vom 26. Februar 1824 zu gründen. Jedes Jahr der Erziehung und Ausbildung auf Staats kosten bedingt eine zweijährige Mititärdienstzett, und es bleibt den Zöglingen überlassen, nach ihrer Lonfirmation sich entweder einem bürgerlichen Berufe zu widmen, oder durch ihr Verbleiben in der Anstalt sich weiter zu einem Uebertritt in die Unterosfizierschulea zu Potsdam und Jülich vorzubereiten. Die Gründung der Anstalt wird im Hannöoer'schen beabsichtigt. . — Die officiöse „N. A. Z." bestätigt, daß die Verhandlungen der königlichen Regierung mit dem Churfürsten von Hessen zu einer Vereinbarung geführt haben. Infolge dessen hat Se. königliche Hoheit Stettin verlassen und sich heule über Berlin zunächst Nach Dresden begeben. — Die „Ostsee-Ztg." schreibt au« Stettin vom 18. September: „Wie wir hören, weilt hier gegenwärtig der Graf WeSdehlen aus dem auswärtigen Ministerium, um mit dem Chur fürsten die letzten Differenzen zu ordnen und als dießseitiger Bevoll mächtigter den Contract zu vollziehen. Nach dem Vertrage verbleibt, wie es heißt, dem Churfürsten die ungeschmälerte Disposition über sein Privatvermögen und seine Apanage, dagegen verbleibt da« Domanial-Vermögen dem Lande mit der Bedingung, daß au« dessen Ertrage die daraus bisher gedeckten Steuern auch fernerhin gedeckt werden. — Die churhessischen Beamten, wie das Militär, sollen bereits ihre» Diensteide» entbunden sein." — Dem „L. Tgbl." wird geschrieben: „Endlich, darf ich Ihnen mittheilen, suhen die preußisch-sächsiseben Unterhandlungen aM Ende de» Anfanges oder, wenn e« Ihnen besser gefällt, am Anfänge de« Ende«, und ich kann nur wiederholen, wa« ich in meinen Briefen immer gesagt habe, daß da« Resultat ein für beive Theile be friedigende« sein wird. Detail« darf und will ich nicht mittheilen; ob Sie diese einige Tage früher oder später erfahren, dürfte ziemlich gleichgiltig sein, die Hauptsache ist doch, daß Sie auf bald eintretende bessere Zeiten hoffen dürfen. Frankreich und Oesterreich fahren fort, Preußen und Sachsen zu drängen, mit dem Friedensschlüsse sich zu beeilen; beide werden .nicht müde, gut gemeinte Rathschläge zu geben unv mehr oder minder annehmbare Vorschläge zu machen; auf Seite der Unterhandelnden selbst fühlt man täglich mehr die unumgäng liche Nolhwendigkeit, dem bisherigen Zustande ein Ende zu machen; dieß führt denn selbstverständlich zur Nachgiebigkeit, und diese wird, wie gesagt, in nicht langer Zeit ein Resultat herbeisühren, da« man im Anfänge kaum zu erhoffen wagte." - Der „StaatSAnz." enthält folgende Nachweisung der dieß- seitigen und feindlichen Verluste an Offizieren und Mannschaften, owie der erbeuteten Trophäen während de« Feldzuges pro 1868, oweit sich solche bis jetzt haben ermitteln lassen : 1) Zahl der Ge- satigenen und Vermißten: Preußen und deren Verbündete : 4 Offiziere.