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Gro ßenhMer Sonnabend. UMMWMnMckR Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Vierteljährliches Abonnement: am Schalter 1M., durch den Boten ins Hans 1 M. 25 Pf. durch die Post 1 M. 25 Pf., durch die Post frei ins Haus 1 M. 50 Pf. Inserate für die am Abend vorher auszugebende Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn dies der Einsender nicht anders bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. Amk^att für äie königkiekm unä stääMen Morgen zu Ero^en^ain. Druck und Verlag von Herrmann Starke (Plasnick L Starke) in Großenhain. Für die Redaction verantwortlich: Herrmann Richard Starke. Nr. 134. Dienstag, den 13. November 1888.! 76. Jahrgang. Bekanntmachung, die Ausübung der Trichinenschau betreffen-. Nachdem in der an die Königliche Kreishauptmannschaft Dresden ergangenen Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 18. September ds. Js. ausgesprochen worden ist, daß zur Untersuchung von geschlachteten Schweinen, Schweinefleisch, Schinken und Wurst jeder in Sachsen verpflichtete Trichinenschauer — also nicht blos einer der für den Bereich des betreffenden Ortes verpflichteten — mit der Wirkung berechtigt ist, daß damit den Vorschriften der Verordnung vom 21. Juli dieses Jahres Genüge geschieht, so wird solches hiermit mit dem Bemerken zur allgemeinen und ins Besondere zur Kenntniß der von hier aus verpflichteten Trichinenschauer gebracht, daß hiernach ein Bezirkszwang bezüglich der Zuziehung der verpflichteten Trichinenschauer — entgegen der seiner Zeit den Trichinenschauern bei der Verpflichtung gewordenen Bescheidung — nicht besteht. Großenhain, am 7. November 1888. Die Königliche AmLshauptmannschast. L 2533. vr. Waentig. Bl. Auf Fol. 39 des hiesigen Handelsregisters ist heute das Erlöschen der Firma Gebrüder Thiele in Großenhain verlautbart worden. Großenhain, am 9. November 1888. Das Königliche Amtsgericht. Estler. Hörnig. Oeffentliche Sitzung des Bezirksausschusses Sonnabend, den 17. November 1888, Vormittags 11 Uhr im Caffenzimmer der Königlichen Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung hängt im Anmelvezimmer der Canzlei zur Einsichtnahme aus. Großenhain, am 9. November 1888. Die Königliche Amtshauptmannschaft. 338 .4. vr. Waentig. O. Ortskrankenkasse zu Großenhain. Sonnabend, den 2Ä. November 1888, Abends 8 Uhr im LU» xalänvn ILroi»« « »« i rr! vor^riui »i I u»8> Tagesordnung: 1) Beschlußfassung nach § 59 des Statuts. 2) Vornahme der er forderlichen Neuwahl des Vorstandes. Die Herren Vertreter werden zu recht zahlreichem und pünktlichen Erscheinen eingeladen. Großenhain, am 12. November 1888. Der Vorstand der Drtskrankenkaste. Wilhelm Otto, z. Z. Vorsitzender. TagrsnachrWen. Deutsches Reich. Der Kaiser stattete am Donnerstag in Gemeinschaft mit der Kaiserin Friedrich dem Atelier des Bildhauers Professor Begas einen längeren Besuch ab. Als der Kaiser die Mutter in ihren Wagen zurückbegleitete, wurde von dem auf der Straße angesammelten Publikum die be sonders herzliche Art und Werse bemerkt, mit der sich beide von einander verabschiedeten. Der Kaiser küßte seiner Mutter ehrfurchtsvoll die Hand, worauf ihn diese an ihre Brust zog und zärtlich küßte. Das Geschästsmaterial, welches dem Reichstage unterbreitet werden soll, wird an Umfang und Bedeutung keineswegs hinter dem anderer Sessionen zurückstehen. Außer dem Etat sind neben kleineren Vorlagen vor Allem der Gesetzentwurf über die Alters- und Invalidenversicherung und das Genossen schaftsgesetz hervorzuheben. Schon diese beiden Hauptstücke des gesetzgeberischen Materials weisen darauf hin, daß die Thätigkeit des Reichstags sich vorzugsweise auf socialem und Wirthschaftlichem Gebiete bewegen wird. Hinzu kommt dann noch die Novelle zum Krankenkassengesetz, welche, wie wir vernehmen, soweit gefördert ist, daß sie binnen Kurzem im GundeSrathe wird eingebracht werden können. Ohne Zweifel wird die nationale Mehrheit des Reichstages auch diese Ge legenheit zu positiver gesetzgeberischer Arbeit im Interesse des Gemeinwohls voll und ganz ausnutzen. Aufgaben außer ordentlicher oder mehr sensationeller Natur stehen schwerlich bevor. Die Aufregungen, welche mit solchen Aufgaben ver bunden sind, werden dem Reichstage wohl erspart bleiben und eS wird ihm so möglich sein, seine ganze Kraft zur Erledigung der wichtigen und schwierigen gesetzgeberischen Aufgaben auf socialem und wirthschaftlichem Gebiete zu concentriren. Die Uebersiedelung der kaiserlichen Familie vom Marmo " Palais nach Berlin wird am 16. d. Mts. statifinden. Die plötzlich eingetretene strenge Witterung ist für die Ansetzung dieses Termins maßgebend gewesen. Aus Elsaß - Lothringen wird gemeldet, daß ein praktischer Nutzen aus dem Erlaß des französischen Fremdengesetzes bis jetzt eigentlich nur der deutschen Verwaltung in den Reichs- landen erwachsen sei. Ein großer Theil derjenigen jungen Leute nämlich, welche aus Elsaß-Lothringen nach Frankreich auswandern, besteht aus solchen, welche sich sowohl an der deutschen wie an der französischen Militärpflicht vorbeidrücken Wollen. Das neue Fremdengesetz erlaubt nun den französischen Behörden, diese reichsländischen Auswanderer etwas schärfer zu conlroliren. In den Grenzdepartements hat die Zahl derselben eine solche Höhe erreicht, daß wiederholt sogar von französischen Blättern auf den Unfug aufmerksam gemacht wurde. Dem letzteren wird mit Hilfe des Fremdengesetzes gesteuert werden können, indem die betreffenden militärischen Leute entweder ausgewiesen werden oder sich den Formalitäten unterziehen müssen, durch welche ihrs Heranziehung zum französischen Heeresdienste gesichert wird. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die consequente Durchführung dieses Ver fahrens -eine Abnahme der aus Elsaß-Lothringen auswandern den jungen Leute bewirken wird. Eine weitere Wirkung des Fremdengesetzes tritt dadurch zu Tage, daß im Gegensatz zu früheren Jahren nur wenige der diesen Herbst in die Heimath entlassenen reichsländischen Reservisten nach Frankreich über siedeln, um dort Beschäftigung zu suchen. Diese Erscheinung dürfte freilich zum Thell auch auf die gegenwärtig in Frank reich allgemein herrschende Geschäftsflauheit zurückzuführen sein. Im Socialisten-Proceß Lassen und Genossen in Hamburg wurden die 18 wegen Geheimbündelei Angeklagten zu Ge- fängnißstrafen von 14 Tagen bis 4 Monate verurtheilt. Bayern. In der ersten Hälfte des November wird der bayerische Soldat endlich den Raupenhelm ab- und die Pickel haube aufsetzen. Der Offizier trug die letztere schon geraume Zeit; doch sollte bei der Mannschaft erst die alte Garnitur aufgetragen werden, was ja aus Rücksichten nothwendiger Sparsamkeit nur Beifall verdiente. Der Einheitshelm des deutschen Heeres wird in der bayerischen Armee noch aus schließlicher getragen werden, als in der preußischen; auch die Jäger- und die Trainbataillone werden ihn führen, außer den beiden Ulanenregimentern überhaupt das gesammte bayerische Contingent. Auch die den preußischen Artilleriehelm statt der Spitze kennzeichnende Kugel dürfte auf die bayerische Artillerie nicht übertragen werden. Oesterreich-Ungar«. Die Jungczechen beantragten gestern im Parlament, daß alle nichtdeutschen Reden Hinfort gleich den deutschen in das stenographische Protokoll ausgenommen werden sollen. Nach einer Meldung des „Fremdenblattes" wird das Ge setz über die Aufhebung der Freihafen Triest und Fiume noch in dieser Session beiden Parlamenten unterbreitet werden. Schweiz. Nach einer officiellen Zusammenstellung der muthmaßlichen Ausgaben des Bundes innerhalb der nächsten zehn Jahre werden außer den für die militärische Sicherung des Gotthard beschlossenen 2^ Millionen Francs noch weitere drei Millionen Francs für Zwecke der Landesbefestigung in Aussicht genommen. Italien. Wie der „Agenzia Stefani" aus Mozambique gemeldet wird, ist das italienische Schiff „Dogali" nach Zan zibar abgegangen, um gemäß dem Einvernehmen der Mächte an dem Blokadedienst zur Unterdrückung des Sclavenhandels theilzunehmen. Der „Reforma" zufolge ist noch ein anderes italienisches Schiff für diesen Blokadedienst bestimmt. Die deutsche Colonie in Turin veranstaltete am Sonnabend zu Ehren des deutschen Geschwaders ein Diner im Stadthause. Frankreich. Die Revisionscommission der Deputirten- kammer nahm den Antrag Labordere's an, die von der con- stituirenden Versammlung auszuarbeitende Verfassung einem Volksreferendum zu unterwerfen. Die Zahl der mit Blutvergießen verbundenen öffentlichen Versammlungen in Paris wächst. Am Donnerstag Abend fielen Anarchisten über eine nach der Rue Jussieu berufene Versammlung von Conservativen her. Es enffpann sich ein heftiger Kampf, in welchem schließlich die Conservativen Sieger blieben. Fünszehn Personen wurden verwundet. Die Polizei trieb die Menge auseinander. Die Anarchisten zogen in ge schlossenen Reihen ab mit dem Rufe: „Es lebe die Commune!" Der in Nizza wegen Kundschafterei verurtheilte Fritz Kilian hat auf die Berufung verzichtet und nur darum gebeten, ihn seine Strafe in einer Anstalt verbüßen zu lassen, in der er nicht mit Dieben und Betrügern zusammen sei. Er soll in die Strafanstalt von Embrun gebracht werden. England. Dem „Daily Telegraph" zufolge hat sich der mit der Prüfung des Zustandes der National-Vertheidigung betraute Cabinetöausschuß dahin entschieden, daß eine beträcht liche Verstärkung der Flottenmacht nöthig sei. Die Regierung werde in Folge dessen demnächst dem Unterhause Vorschläge für den Bau von acht Panzerschiffen ersten Ranges, 20 Kreuzern und zahlreichen Torpedobooten unterbreiten. Der Londoner Lorcmayorstag (9. November» ist ungewöhn lich ruhig verlaufen. Der Umzug des neuen LordmayorS durch die Hauptstraßen der City nach dem Justizpalast und zurück war wohl der einfachste und prunkloseste, den London jemals gesehen hat. Bei dem Banket in Guild-Hall be antwortete Lord Salisbury den Toast auf das Ministerium. Am Schluffe feiner Rede hob derselbe hervor, er sei überzeugt, daß Alle, welche in Europa mit der Regierung betraut seien, die Erhaltung des Friedens wünschten, er hoffe, daß dieselben dabei auch beharren würden. Ein europäischer Krieg müsse zur völligen Vernichtung Derjenigen führen, welche geschlagen würden. Die einzige zu befürchtende Möglichkeit sei, daß Gefühlsausbrüche des schlecht unterrichteten Volkes zur Nicht beachtung der weißen Rathschläge der Regierenden Hinreißen könnten. Eine weitere Quelle der Sorge sei die Nothwendig keit, die man jährlich aufs Neue anerkannt sehe, die Rüstungen zu vermehren. Da die Rüstungen alljährlich sich steigerten und ganz ungeheure Summen für Vertheidigungszwecke aus gegeben würden, muß man fragen, wie das enden solle; es seien nicht weniger als etwa 12 Millionen Bewaffnete, die von fünf europäischen Großmächten unterhalten würden. Diese Thatsache dürfe zwar die Friedenszuverficht nicht vermindern, es herrsche aber das Gefühl im Volke, daß inmitten solcher Vorbereitungen England nicht unvorbereitet bleiben dürfe. Es gelte, nicht nur die Sicherheit der Bürger zu sichern, sondern auch das Gefühl zu sichern, daß diese Sicherheit vorhanden sei. Von anderen Nationen würden die Rüstungen gleichfalls mit Besorgniß angesehen, denn obschon die Regierungen der selben stets den Frieden begünstigten, gebe es doch einen Theil der Bevölkerung, der den Krieg eifrig wünsche. England be finde sich nicht in einer solch nachtheiligen Lage, denn während seine Regierung unausgesetzt vor Allem den Frieden wünsche, vertrete dieselbe in der That nur die Wünsche des Volks, dessen Ansicht in dieser Beziehung eine vollständig einige und übereinstimmende sei. In einem Zimmer eines Hauses in Dorsetstreet-Whitechapel wurde am 9. Novbr. eine Frauensperson ermordet vorgefunden, deren Leiche angeblich furchtbar verstümmelt war. Der Mord scheint in die Kategorie der Verbrechen zu gehören, die vor wenigen Wochen London und ganz England erschütterten. Belgien. Wie verlautet, reist König Leopold demnächst nach Berlin zum Besuche des deutschen Kaiserhofes. Ruhland. In einem Rescripte des Kaisers an den General-Admiral Großfürsten Alexis wird die Befriedigung darüber ausgesprochen, daß der Wille des Kaisers, die Flotte im Schwarzen Meere zu heben, unter der Leitung des Groß fürsten stetig und erfolgreich ausgeführt werde. Der Kaiser habe sich hiervon bei seiner Anwesenheit in Süd-Rußland überzeugt und mit wahrer Freude auf das ganze Schlachtschiff- Geschwader gesehen, welches bereit sei, für die Rechte Ruß lands im Schwarzen Meere einzutreten. Egypten. Den „Daily News" wird von Kairo tele- graphirt, daß die Lage in Suakim noch immer viel Beforgniß hervorruft und die Militärbehörden nicht wissen, was sie thutt sollen. Der Feind lernt immer besser schießen, und vor einigen Tagen fielen sechs Granaten, welche auch alle platzten, in eines der Forts und verwundeten einen englischen Offizier und mehrere Soldaten. Nach über Benghazi eingegangenen Nachrichten fand in dem Gebiete des Sultans von Wadai, östlich von Darfur, ein Zusammenstoß zwischen Mahdisten und der Bevölkerung von Wadai statt. Die Mahdisten sollen in einer Stärke von 70000 Mann unter Gianuh die Stadt Wadai angegriffen