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->WNMW!MWWWMHWtz-i.WWWWM 1808 Bayern» an Preußen allein der Weg zu dem Endziele sei, Deutsch land unter Mitwirkung eine» sreigewählten und mit den erforderlichen Befugnissen ausgestatteten Parlaments zu einigen, die materiellen Interessen wirksam zu wahren und etwaige Angriffe de« Auslandes erfolgreich abzuwehren. Die erste Kammer trat diesem Anträge jedoch nicht bei. Nach Erledigung der Regierungs-Vorlagen wurden beide Kammern am 31. August vertagt. Ihr Wiederzusammentritt wird wahrscheinlich im Oktober erfolgen. Im preußischen Abgeordnetenhause findet gegenwärtig die Debatte über die von der Regierung geforderte Indemnität statt. Es haben bis jetzt eben so viel Redner für al» gegen die Er- theilung der Indemnität gesprochen. Graf Bismarck äußerte unter Anderem: Wir wünschen den Frieden, nicht weil wir kampfunfähig find, im Gegentheil, die Fluth ging mehr zu unseren Gunsten als vor Jahren, auch nicht um einer künftigen Anklage zu entgehen, denn ich glaube nicht, daß man un» anklagen wird, ich glaube nicht, daß, wenn dies geschieht, man un» verurtheilen wird. Man hat dem Ministerium viele Vorwürfe gemacht, aber der der Furcht samkeit ist neu. Wir wünschen den Frieden, weil da» Vaterland Ihn in diesem Augenblick mehr bedarf als früher. In diesem Augen blick find die Aufgaben der auswärtigen Politik noch ungelöst , die glänzenden Erfolge der Armeen haben nur unseren Einsatz in» Spiel gewissermaßen erhöht, wir haben mehr zu verlieren, als vorher, aber gewonnen ist das Spiel noch nicht. Wenn Sie sich im Aus lande umsehen, wenn sie die Wiener Zeitungen durchgehen, und zwar diejenigen, von denen bekannt ist, daß sie die Meinungen der Kaiserlichen Regierung vertreten, so werden Sie diejenigen Aeuße- rungen des Hasses und der Aufregung gegen Preußen finden, die auch vorher vorhanden gewesen waren, und die nicht wenig, dazu beigetragen haben, den Krieg zum Ausbruch zu bringen. Sehen Sie auf die Völker von Süddeutschland, wie sie sich in der Armee verteteu finden, da ist der Grad der Versöhnlichkeit, und von Er- kenntniß einer gemeinsamen Aufgabe des gesammten Deutschland gewiß nicht vorhanden, so lange bayerische Truppen aus dem Eisen bahnwagen meuchlings auf preußische Offiziere schießen. Deßwegen ist unsere Aufgabe noch nicht gelöst, sie erfordert die Einigkeit des gesammten Lande« der That nach und dem Eindruck auf das Aus land nach. Menn man ost gesagt hat, was da« Schwert gewonnen hat, hat die Feder verspielt, so habe ich das volle Vertrauen, daß wir nicht hören werden, wa« Schwert und Feder gewonnen haben, ist von dieser Tribüne au« vernichtet worden. Der zwischen Oesterreich und Preußen am 24. August ab geschlossene Friedensvertrag ist nunmehr veröffentlicht worden. Die wichtigsten Bestimmungen desselben sind durch die Friedensprälimi narien bereits bekannt geworden. Der auf die Integrität Sachsens bezügliche Artikel 6 lautet wörtlich: „Auf den Wunsch Sr. Maj. des Kaisers von Oesterreich erklärter. Maj. der König von Preußen Sich bereit, bei den bevorstehenden Veränderungen in Deutschland den gegenwärtigen Territorialbestand des Königreiches Sachsen in seinem bisherigen Umfange bestehen zu lassen, indem Er Sich da gegen vorbehält, den Beitrag Sachsen« zu den Kriegskosten und die künftige Stellung des Königreiches Sachsens innerhalb des nord deutschen Bundes durch einen mit Sr. Majestät dem Könige von Sachsen abzuschließenden besonderen Friedensvertrag näher zu regeln. Dagegen verspricht Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich, die von Sr. Majestät dem Könige von Preußen in Norddeutschland herzustcllenden neuen Einrichtungen, einschließlich der Territorial veränderungen, anznerkenneN." Außerdem sind in diesem Vertrage noch folgende Stipulationen ausgenommen: In Frankfurt wird eine Commission zusammentreten, bet welcher alle Forderungen an den vormaligen deutschen Bund innerhalb sechs Monaten anzumelden und zu liquidiren sind. Die Mitglieder deS ehemaligen deutschen Bundes können Bevollmächtigte zu dieser Commission absenden. Oesterreich ist berechtigt, au« den Bundesfestungen sein Eigenlhnm zu nehmen und ebenso den matrikelmäßigen Antheil an beweglichem Bundeseigenthum. Den etat-mäßig Angestellten und Pensionären deS ehemaligen Bunde« verbleiben die Pensionen nach der Matri kel: Preußen übernimmt die Pensionen und Unterstützungen der ehemaligen „schleswig-holsteinschen Armee" und ihrer Hin terbliebenen. Die Pensionen, welche die Statthalterschaft zugestchert hat, bleiben in Kraft. Der deutsch-österreichische Münzvertrug von 1857 wird nach Auflösung de« deutschen Bunde« eine Umgestaltung erhalten. , An Italien werden trotz der gegründeten Friedenshoffnungen die militärischen Vorbereitungen nach wie vor mit dem größten Ei fer betrieben. Da« Kriegsministerium hat die Bildung der 6 Ba taillone angeordnet, welche provisorisch in Regimenter und Brigaden eingetheilt werden sollen. In Bologna, Ferrara und PontelegoS- curo wird ein ungeheures Kriegsmaterial aufgehäuft; bei dem letz ter« Ort sind soeben militärische Brücken über den Po geschlagen, und es werden dort großartige Befestigungen errichtet. Die unter Eialdini stehenden Divisionen werden jedoch in einer größern Aus ¬ dehnung diskocirt, UM die Verpflegung der Truppen bester besorgen zu können. WaS die schon mehrfach besprochenen Veränderungen im italienischen Ministerium betrifft, so glaubt man, daß es zwar einstweilen gelungen sei, die Minister Jacini, Berti Und Cordova zu bereden, bis zum Friedensschlüsse im Amte zu bleiben, daß aber dann die Ministerkrists ausbrechen werde. Die piemontesische Par tei sucht, wie es heißt, jetzt nicht mehr Lamarmora oder Rattazzi vorzuschieben, sondern den Grafen Van Martino; die Organe die ser Partei behaupten, daß man vor Allem einen Minister nöthig habe, der in der Verwaltung bewandert sei, und dies sei eben Graf Ponza di San Martino; die Bemühungen der piemontesischen Par tei werden indessen ihren Zweck nicht erreichen. San Martino hat weder als Minister des Innern zur Zeit des Grafen Cavour, noch al« Statthalter von Neapel Beweise großer Befähigung für dfi Verwaltung gegeben. Jtt Bezug auf Rom, behauptet die „A. Z.", daß die Erklärungen Frankreichs in Betreff der September-Convention die letzten Illusionen der Curie beseitigt haben. Die Note des französischen Gesandten, schreibt man derselben, soll in sehr ernstem Tone abgefaßt gewesen sein, und ungefähr dahin gelautet haben: daß der Kgiser Napoleon nach 17jährigen Bemühungen um den heiligest Stuhl seine Aufgabe erfüllt zu haben glaube, wenn er auch fitzt noch ohne Erfolg zu den unabweisbaren Reformen dränge,, es klang aus dieser Note wie das letzte Wort eines Beschützers, der sich einer undankbaren Aufgabe entledigen will- Verschiedene Cardinal - CongxegationeN haben sich in Folge dieser frappanten MittheiluNgen Mit den ob- schwebenden Fragen beschäftigt und scheinen mit oder ohste höhere Erleuchtung zur Einsicht gekommen zu sein, daß die modernen In stitutionen sich so wenig hinweg deeretiren lassen, als die Be wegung der Erde. Man ist zur Einsicht gekommen, daß Rom sich mit der Nation, welcher seine Bewohner astgehören und welche da» ganze Gebiet umschließt, verständigen müsse. Folgende« sind die Punkte, welche dabei vor Allem in Erwägung, gezogen, werden sollen: 1. Gleichheit in Münze, Maß und Gewicht mit dem König reich Italien; 2. Conscription und Entlastung der fremden Söldner; 3. Aufhebung der Zoll- und Paßschranken gegen Geldentschädigung; 4, Gemeinsamkeit der Gesetze; 5. Säcularisatton der Aemter : 6. Ab tretung der Provinz Viterbo an Italien. In den französischen Blättern herrscht jetzt die größte politische Stille. Desto mehr regt sich natürlich die Lust zu aller hand Conjecturen, welche den Mangel an allem realen politischen Gehalte einigermaßen beseitigen sollen. So behauptet man unter Anderem, daß die mündlichen Unterhandlungen über die von der französischen Regierung verlangten GebietScompensationen zwischen Pari« und Berlin noch forioauerten und daß, wenn Preußen sich weigere, den französischen nationalen Interessen Genüge zu leisten, der Kaiser unvermeidlich einen großen Entschluß fassen werde. Man wird nicht unrecht thun, wenn man den Ursprung von diesen und ähnlichen unglaubhaften Gerüchten, hauptsächlich in den Wünschen der ultrawontanen Partei, keineswegs aber in Thatsachen sucht. Was übrigens sonst die „katholischen" Blätter betrifft, so haben dieselben jetzt dem Wiener Cabinete den Absagebrief geschrieben. Seit der Unterzeichnung des Friedens in Prag glauben sie nämlich, daß Oesterreich sich „entehrt" habe, weil es seine „Bundesgenossen" im Stich ließ, während sie früher immer noch auf allgemeine Complicationen gerechnet hallen, welche den Septembervertrag ein- saraen würden. Wie sehr die französische Regierung selbst in ihrer zuwartenden Stellung zu verharren entschlossen ist, erhellt, wenn e« nicht sonst schon ersichtlich wäre, besonders auch daraus, daß der Kaiser Herrn v. Lavalette angewiesen hat, die Generalräthe zu verständigen, sich jeder Einmischung in die Politik durch That und Wort sorglich zu enthalten. Mein wird, also keine jener politischen Expecterationen zu hören bekommen, die zur Zeil des Herrn v. Perstgny in der Mode waren. Nichtsdestoweniger aber haben die meisten der Herren Minister Paris verlassen, um an den Ar beiten der Generälräthe inwen resp. Departements Theil zu nehmen. Was die Verhältnisse im Orient anlangt, so ist schon mehr fach darauf hingewiesen, daß der Aufstand auf Candia sich sehr wohl als der Vorläufer großer Ereignisse betrachten läßt. Nicht mit Unrecht vermulhet man, daß namentlich Rußland dabei seine Hand mit im Spiele hat. Uebrigens hat die Empörung der Candiaten ihren Grund nicht blos in den Bischwerden, die sie jetzt erheben, sondern vielmehr in den Ereignissen einer bereits der Ge schichte zugehörigen Epoche, indem eS vor nun fast 40 Jahren der europäischen Diplomatie gefiel, die Bevölkerung dieser Insel, ob schon sie gleichen Stammes und gleicher Religion mit den befreiten Hellenen wär, von den Vortheilen des JnsurrectionSkampfeS auS- züschlicßen und unter türkischer Herrschaft zu belassen. Daher die fortdauernde Unzufriedenheit und Erregung, die sich stoßweise in Empörungen Lust machte, und auch zu dem jüngsten Aufstande führte. Von besonderem Interesse ist bei dem letzteren die Rolle, welche Griechenland spielt. Man wird sich nämlich erinnern, daß