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»- . - - — I44V von den preußischen Truppen besetzten Territorien Nassau, Ober hessen, Frankfurt und Franken unter der Autorität des Obercom« mandos der Mainarmee übertragen worden ist, habe ich meine Wirksamkeit mit dem heutigen Tage begonnen. Ich bringe Ver trauen und guten Willen mit. — Möge mit gutem Willen und Vertrauen mir von allen Seiten entgegen gekommen werden! Den Behörden und Bewohnern der gedachten Territorien gegenüber tritt in der Stellung und in den Verhälnissen der bereits ernannten Herren Civilcommissare keine Veränderung ein. Frankfurt a. M., den 19. August 1866. Der Civilgouverneur: Frhr. v. Patow." — Wie man vernimmt, fordert der Fürst von Thurn und Taxis von Preußen für die Ueberlassung der Post in den zur Annexion bestimmten Ländern: Frankfurt, Kurhessen, Nassau und Homburg, die Summe von 14 Mill. Gulden. München, 19. August. (N. C.) Wie ich vernehme, sollen morgen in Berlin die Friedensverhandlungen mit Bayern zum Ab schluß gelangen, Preußen hat seine Forderungen bezüglich einer Gebietsabtretung wohl sehr bedeutend ermäßigt, es beharrte aber noch bis dato auf Abtretung der Gebietsstrecke zwischen LichtenfclS und Kulmbach und zwar zu Gunsten Koburgs. Obes morgen ge lingen wird, auch diese Forderung noch zu beseitigen, steht dahin. An Geld wird Bayern wahrscheinlich 20 Millionen Fl. zu bezahlen haben. — Der „A. Z." wird aus München vom 19. August ge schrieben: Die gestrige Mittheilung der „Bayer. Ztg.", daß die Friedensverhandlungen sich „günstiger" gestaltet haben, hat, wie es scheint, auf manchen Seiten etwas allzu sanguinische Erwar tungen hervorgerufen. Dav Wort „günstiger" ist aber nur im re lativen Sinne zu verstehen, nämlich günstiger im Vergleich zu den ursprünglichen Forderungen Preußens. Diese waren keineswegs „mäßig", wie die „Köln. Ztg." sie bezeichnete, sondern in der That ganz enorm und bezielten Gebietsabtretungen in weitem Umfange. Jndeß dürfte Aussicht gegeben sein, daß eS den beharrlichen Be mühungen der bayerischen Bevollmächtigten gelingt, noch im letzten Augenblicke eine weitere Abminderung dieser Opfer von Preußen zu erlangen. In den nächsten Tagen schon wird die Einberufung des Landtags ersolgen, dessen Zusammentritt noch vor Ablauf dieses Monats stattstnden soll. Vermuthlich wird die Ratification des FriedeuSinstruments von Seiten Sr. Majestät des Königs erst nach erfolgter Vernehmung der Stimme des Landes, kundgegeben durch seine gesetzliche Vertretung, cintreten. Die „Sch. V.-Z." schreibt auS dem Taubergrunde: „Noch nie sind die Ereignisse eines Krieges mit solcher Voreingenommen heit und Leidenschaftlichkeit besprochen worden, wie die des gegen wärtigen Kampfes. Hier, namentlich im Taubergrunde, kam es gar nicht zu Massengefechten, es wurde vielmehr blos geplänkelt, wobei es mehr auf die Sicherheit als aus die Schnelligkeit der einzelnen Schüsse ankommt. Und hier haben sich die württember- gischen und bayerischen Präcistonswaffen dem preußischen Gewehr gewachsen oder überlegen gezeigt. Den Bundestruppen gegenüber machte sich indessen die überlegene Manövrirfähigkeit der Preußen geltend und jene zogen überall den Kürzeren, trotz ihrer sicheren Schützen. Wir haben von den Preußen viel lernen können, haupt sächlich das, daß Originalität des Gedankens und frische Thatkraft auch im modernen Kriege noch selbst der größten numerischen Ueberzahl des Feindes gegenüber den Ausschlag giebt. Am meisten aber kann man von den Preußen lernen, wenn man dieselben in der Nähe sieht. Man bemerkt dann, daß all das Gräuliche, all die Raub- und Mordlust, welche man ihnen nachsagte, auf nichts beruht als auf demagogischen und reactionären Tendenzlügen; die Preußen haben sich hier, wie im Kocher- und Jaxtthale, sehr ge« müthlich benommen und es besteht das beste Einvernehmen zwischen ihnen und der Bevölkerung. Die sechs von den Preußen besetzten württembergische» Oberämter dürften wohl gerade in Folge dieser Besetzung dem preußenfresserischcn und particularistischen Wühlen gewisser Herren und Abgeordneten für immer verloren gegangen sein. Wien, 20. August. (Pr.) Heute um 8 Uhr Abends ging mit telst eines Separatlastzugs der Nordbahn die als Kriegsentschädigung für Preußen bestimmte Silberbaarschaft im Betrage von 20 Mill. Thaler in Begleitung von 10 Beamten, 12 Dienern und 36 Feld jägern von hier über Prag nach Berlin ab. Dieselbe ist in Fässern verladen, und das Abzählen derselben, welches von 20 Beamten vorgenommen wurde, erforderte 6 Tage Zeit. Die Baarschaft be steht durchgehends aus Reichsthalern. — Ueber das in Mittendorf, Station Grammat-Neusiedel (an der Raaber Bahn), befindliche dritte sächsische Feldhospital schreibt man der „L. Ztg." unterm 16. Aug.: Unser drittes sächsisches Feld- Hospital, welche» in einer Fabrik der Herren Phil. Haas L Söhne in Wien eingerichtet ist,, unterscheidet sich von den drei andern säch sischen Feldhospitälern dadurch, daß es ein wirkliches Feldhospital ist. Wir mußten in diesem armen Dorfe Alles selbst beschaffen. Die Bettstellen, Tische, Bänke rc. haben unsere Sanitätssoldaten gezimmert, die Strohsäcke gestopft rc. Die Küche haben wir uns selbst eingerichtet und das Essen wird von den Soldaten gekocht. Die Aerzte speisen Mittags im Gasthofe für 60 Kreuzer ohne Wein. Lobend müssen die Besitzer, Herr Haas und dessen Söhne, erwähnt werden, die uns alle Gehäude mit größter Bereitwilligkeit einge räumt und für Beschaffung der nothwendigsten Einrichtungen mit gesorgt haben, was viel sagen will, da Alles 1—2 Stunden weit oder gar aus Wien hergeschafft werden muß. Das zweite Feld hospital hat bekanntlich in Wien im Theresianum Aufnahme gefun- den, wo Alles zur Aufnahme bereit war und von allen Seiten und für Alles gesorgt wird, wie man es nur wünschen kann. Alles wünscht nunmehr die Rückkehr in die liebe Heimath herbei, da wir mit unsern Kranken aufräumen, d. h. sie geheilt entlassen (Todes fälle hatten wir nur zwei) und daher weniger zu thun haben. Un ser Krankenjournal weist in Allem 807 nach, von denen 567 ent lassen sind, so daß wir heute noch einen Krankenbestand von 238 haben. Es heißt jedoch, daß wir wieder Zuwachs aus Pesth und Komorn bekommen sollen. Das ärztliche Personal, unter Herrn Major Schön und dem Regimentsstabsarzt Herrn vr. Weber, be steht aus l)r. Jacobi, früher am Jacobshospital in Leipzig, der die chirurgischen, l)r. Eras, früher am Krankenhause in Chemnitz, der die Fieberkranken übernommen hat, ferner den Doctoren Conradi, Dreßler aus Chemnitz, Ernst aus Reudnitz, Oertel aus Kunewalde bei Budissin, Weickert aus Leipzig, dem lUeü. t^ract. Gerstäcker aus Oschatz, Kohn aus Dresden, Tittel aus Berggießhübel und ei nigen Studirenden als Assistenten. — Die „D. A. Z." schreibt aus Wien, 18. August: „Man spricht davon, daß die sächsischen Truppen hier bereits zum letzten Mal Proviant gefaßt hätten. Das würde in jedem Fall nur be deuten können, daß sie abermals dislocirt werden sollen, denn von einem Rückmarsch in die Heimath kann begreiflich vor geschloffenem Frieden noch keine Rede sein. So viel ist sicher, daß eben jetzt ein zweites sächsisches Spital, und zwar abermals in der Nähe Wiens, in Wiener-Neustadt, errichtet wird. In dem in Wien selbst ihnen zum Spital überwiesenen Theresianum ist der Typhus neuer dings mit größter Heftigkeit aufgetreten. Prag, 21. August. (Boh.) Die Bevollmächtigten Oesterreichs und Preußens hielten gestern eine Windige Conferenz im „Engli schen Hof." Wir haben Grund zur Annahme, daß unser Wiener Correspondent gut instruirt war, indem er berichtete, daß eS sich zur definitiven Beendigung des Friedenswerkes zwischen Oesterreich und Preußen nur noch um Auffindung der Form handelt, um auch ohne den gleichzeitigen Friedensschluß zwischen Oesterreich und Ita lien, dem Könige von Preußen Garantien zu bieten, daß seinem Alliirten der Besitz Venetien« gesichert sei. Den, mit Rückblick auf die österreichischen Erfolge in Italien und bei Lissa, von letzterm gestellten überaus weit reichenden Forderungen hat Preußen selbst entgegentreten zu müssen geglaubt, und soll die Berliner Regierung dies dem Florentiner Cabinete unverhohlen ausgesprochen haben; nichtsdestoweniger beharrt Italien auf seinen Forderungen, welche in der Geldentschädigung und Uebernahme eines Theiles der Staats schuld auölaufen, da die Vereinigung Venetiens mit dem bisherigen Besitzstände Italiens überhaupt nicht mehr in Frage gestellt ist. Das Auskunftsmittel, welches geeignet ist, Preußen einer weitern Verpflichtung gegen Italien zu entheben, soll nun, wie uns von gut unterrichteter Seite mitgetheilt wird, zwischen den beiden Bevoll mächtigten Oesterreichs und Preußens in der gestrigen Conferenz pracisirt und sofort den betheiligten Regierungen mitgetheilt worden sein, und darf als ziemlich feststehend betrachtet werden, daß un mittelbar nach Eintreffen der Zustimmung Italiens die Unterzeich nung des, bis auf die schwebende italienische Frage, ganz beendeten Friedensinstrumentes erfolgen wird. Man glaubt auf diese Zustim mung um so sicherer rechnen zu dürfen, als Preußen den österrei chischen Concessionen hinzugefügl haben soll, daß es sich bei Nicht annahme derselben nicht ferner gebunden erachten und genöthigt sehen möchte, selbstständig vorzugehen. Es dürfte demnach dem de finitiven Friedensschlüsse zwischen Oesterreich und Preußen zu Ende dieser Woche oder längstens in der ersten Hälfte der künftigen mit einiger Gewißheit entgegen zu sehen sein. Diese Annahme scheint auch in den, die Verhandlungen leitenden Kreisen vorherrschend zu sein, indem, wie wir hören, hier anwesende Militärbevollmächtigte Oesterreichs und Preußens mit großem Eifer an den Vereinbarun gen wegen möglichst schneller Räumung der occupirten österreichi schen Gebietstheile und zwar mit beide Theile befriedigendem Er- solge arbeiten. Die Räumung selbst glaubt man jedoch mit dem besten Willen dennoch nicht in den nach Ratification des FriedenS- vertrageö vorher festgesetzt gewesenen 14 Tagen bewerkstelligen zu