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-ende Forderung Preußen- und die Bedingung seiner ferneren Svm- pathie und Freundschaft bleiben wird.— Die „N. Pr. Z." schreibt : Laut einer königl. CabinetSordre erfolgt nunmehr nach erfolgtem Friedensschlüsse die Rückkehr der mobilen 1., 2. und Elbarmee und de« 2. Reservecorps von den betreffenden Kriegsschauplätzen und die Demobilmachung derselben. Die Demobilmachung de« großen Haupt quartier« Sr. Maj. de« Königs hat bereit« am 1. Sept, stattge funden. Nach einer anderweiten königl. Ordre ist den stellvertreten den Generalkommandos anheimgestellt, bereit« jetzt bei den inner halb der betreffenden Corpsbezirke dislocirten Truppentheilen die eingezogenen Mannschaften der Landwehr, soweit es die örtlichen Dienstverhältnisse gestatten, in die Heimath zu entlasten. Bei den in Berlin garnisonirenden Truppentheilen ist bereit« gestern mit der theilweisen Entlastung der Landwehrmannschaften der Anfang ge macht worden. — In der Friedensdislocation der Armee treten mehrfache Veränderungen ein. Darmstadt, 3. Sept. (F. I.) Heute Abend hier eingelangter offieieller Nachricht zufolge, ist da« Friedensdocument zwischen Preu ßen und Hessen heute in Berlin (wie bereits gemeldet) unterzeichnet worden. (Ueber den Inhalt de« Vertrag« hört die „N. Pr. Ztg.", daß di« großherzogliche Regierung 3 Mill. Gulden Kriegskosten. zahlt und im nördlichen Oberhessen einen Theil ihres Gebietes an Preußen abtritt, wodurch eine Verbindung mit Wetzlar hergestellt wird; auch die Landgrafschaft Homburg ist abgetreten.) Wiesbaden, 2. September. (Fr. I.) Infolge eines RescriptS des StaatSministeriumS sind sämmtliche Behörden des Landes an gewiesen, auf Kosten der betreffenden öffentlichen Kaffen die preu ßische Fahne anzuschaffen. Es ist damit nicht gesagt, daß die nassauische Fahne nicht mehr aufgesteckt werden darf, sondern es ist letzteres ausdrücklich gestattet, mit der Beschränkung jedoch, daß die nassauische Fahne auf einem öffentlichen Gebäude nicht allein, sondern, wenn man von ihr ferner noch Gebrauch machen will, nur neben, resp. unter der preußischen Fahne wehen darf. — Die Nachricht, in Lorch am Rh. sei eine preußische Fahne herabgerissen und Unfug damit getrieben worden, beschränkt sich nach amtlicher Erhebung darauf, daß dies lediglich durch ein paar Knaben im Alter von 12 bis 14 Jahren ausgesührt wurde, welche dasür die gebührende Strafe empfangen werden; erwachsene Einwohner von Lorch waren dabei nicht betheiligt. Altona, 3. Sept. (H. C.) Da es seit einiger Zeit heißt, der König von Preußen werde Ende September nach Schleswig- Holstein komme» und sich huldigen lassen, so hat sich hier bereits ein Comite von sechs Herren, darunter ein hochgestellter städtischer Beamter, gebildet, um die nöthigen Empfangsvorbereitungcn zu treffen. In gut unterrichteten Kreisen heißt es auch, daß Prinz Friedrich Karl Statthalter der Elbherzogthümer werden soll, was durch glaubwürdige Briefe aus Berlin mehrfach bestätigt wird. München. (A. Z.) Am Schluß der Debatte in der Kammer der ReichSräthe über den Antrag bezüglich des Anschlusses an Preußen äußerte Freiherr v. d. Pfordten: Meine hohen Herreni Ich bitte nur um die Erlaubniß, mich kurz zu äußern. Ich möchte wieder holen, was ich bei Gelegenheit dieses Antrags in der Kammer der Abgeordneten ausgesprochen, daß die bayersche Regierung immer nur deutsche Politik machen werde, sie mag nun in verfassungsmä ßiger Hinsicht völlig allein auf sich und auf dem Boden der eigenen Verfassung stehen, oder mit andern deutschen Staaten zum Ersatz des aufgelösten Bundes in nähere Verbindung eingetreten sein. Ob aber in dem gegenwärtigen Augenblick eine verfassungsmäßige Ver bindung mit andern deutschen Staaten und insbesondere mit Preu ßen und dem durch dasselbe zu bildenden Norddeutschen Bund mög lich sein wird, ob die Selbstständigkeit Bayerns, die zu vertheidigen unser Aller Pflicht ist und die wir im Interesse des gesammten Deutschlands vertheidigen und fcsthalten müssen, das wage ich in diesem Augenblick nicht zu beurtheilen. Um hierüber eine Ansicht bilden zu können, muß man wissen, wie der Norddeutsche Bund sich gestaltet. Man hat zwar gesagt: gerade um auf diese Gestaltung Einfluß zu gewinnen, muß Bayern jetzt demselben beitreten. Ich kann diesem Gedanken keine Berechtigung zuerkennen. Denn eben um dem Süden keinen Einfluß aus die Gestaltung des Norddeut schen Bundes zu gestatten, will man die Theilnahme des Südens jetzt nicht. ES ist zwar in dieser Beziehung nicht direct zwischen Preußen und Bayern verhandelt worden, und ich erlaube mir diese Erläuterung zu geben, weil einige in der DiScussion vorgekommene Aeußerungen den Verdacht erregen könnten, al» sei der Eintritt Bayerns in den Norddeutschen Bund speciell abgelehnt worven. Bei den Verhandlungen in Berlin ist diese Frage gar nicht berührt worden. Man hat preußischer Seit« nicht vorgeschlagen, in den Norddeutschen Bund einzutreten, und ich habe es für meine Pflicht erachtet, diese Frage nicht anzuregen. Aber von anderer Seite in Süddeutschland ist diese Frage angeregt und bei den Friedensver ¬ handlungen zur Sprache gebracht worden, und da ist von Seite der preußischen Regierung bestimmt erklärt worden, daß zur Zeit der Eintritt der süddeutschen Staaten in den Norddeutschen Bund nicht angenehm sei. Unter diesen Umständen kann ich als das Prak tische nur Das erklären, wie ich in der Kammer der Abgeordneten dargelegt habe, daß das bayersche Volk jetzt Vertrauen zu sich selbst fasse, und wiederholen, daß es auf dem festen und sichern Boden seiner Verfassung die inner» Zustände gedeihlich entwickele, daß e« dabei niemals vergesse, daß es ein deutsches Land und ein deutsches Volk ist, und wenn Deutschland seine Mitwirkung braucht, immer bereit sich hält, dieselbe zu gewähren. Ich möchte diesem Gedanken in einem Bilde Ausdruck geben au« einem unsrer Dichter: Wenn die Blume selbst sich schmückt, schmückt sie auch den Garten. Stuttgart, 2. Sept. (N. D. Z.) Im Laufe des gestrigen Nachmittags sind die Anlehensverhandlungen mit dem Hause M. A. v. Rothschild u. Söhne zum Abschlusse gelangt. Das gedachte Haus hat die ganze Summe von 14 Mill. Fl. 4'/, procentiger Obligationen fest übernommen. Ueber den Cours, zu welchem die Uebernahme erfolgt ist, ist noch nichts Zuverlässiges bekannt. So viel steht jedoch fest, daß die Bedingungen für die württembergifche Finanzverwaltung relativ günstig sind. Schwerin, 2. September. (H. N.) Heute Morgen ist der Großherzog vom Kriegsschauplatz, wo er nur noch die letzten An ordnungen zur Auflösung des zweiten Reservecorps zu treffen hatte, zurückgekehrt. Im Laufe des Tages kamen die Equipagen und Pferde ebenfalls hier an. Wien, 3. Septbr. Wie die „Deb." vernimmt, hat die Ent lassung von Freiwilligen der auf Kriegsdauer errichteten „Wiener Freiwilligen-Jäger-Bataillone" bereits ihren Anfang genommen. Es sollen indessen nur Wenige sich zur Entlassung melden, und die Meisten es vorgezogen haben, von der Erlaubniß, in andere reguläre Truppencorps der k. k. Armee eintreten zu dürfen, Gebrauch macken. — Von heute angefangeu, sollen durch einige Tage hindurch je 6000 Mann österreichischer Kriegsgefangener von Oderberg aus im Floridsdorfer Lager eintreffen und von da aus nach kurzer Rast theils zu den betreffenden Truppenkörpern oder, wenn dies ihr Ge sundheitszustand nicht erlauben sollte, in die Spitäler dislocirt werden. — Vorgestern Abend war die Nordbahnhofhalle glänzend beleuchtet, und das Directions- und Beamtenpersonal harrte in großer Gala eines telegraphisch angekündigten Gastes. Um '/>9 Uhr kam mittelst Separatzuges ein preußischer RegierungSrath, der Generaldirector sämmilicher preußischer Bahnen, in Begleitung einiger Beamten hier an und wurde von den am Perron Anwe senden begrüßt. ES fand hierauf die formelle Rück- uud Uebergabe des österreichischer- und preußischerseits erbeuteten Bahnmaterials durch Austausch von entsprechenden Documenten statt. Görlitz, 3. September. (Ndschl. Z.) Am Sonnabend hat auf der niederschlesisch-märkischen Eisenbahn die Truppenbeförderung begonnen. (Überhaupt sollen, einer amtlichen Bekanntmachung zu folge, täglich bis einschlißlich 1l. d. M. etwa 6000 Mann — im Ganzen also 54,000 Mann — hier einquartiert werden. — Heute kamen von den österreichischerseils freigegebenen Kriegsgefangenen etwa 260 Mann mit der Eisenbahn hierher und gleichzeitig die Er satzcompagnie der 5. Jägerbataillons. Die Compagnie mußte noch heute Vormittag Mannschaften zur Wache geben, da — während die Landwehrmannschaften in Begriff standen, die Wachen zu be ziehen — der telegraphische Befehl zu der sofortigen Entlassung des Landwehrbataillons eintraf, infolge dessen auch die Wehrleute heute Nachmittag schon die Sachen abgaben. Prag, 4. September. (Boh.) Als am 1. September Abends der von den Karolinenthaler Subarendatoren angekaufte verdorbene preußische Speck, der zum Seifensiedergebrauche bestimmt war, in dem Gebäude der ehemaligen Forchheimer'schen Fabrik in Karolinen- thal abgeladen werden sollte, wurde dieß von dem Karolinenthaler Stadtralh aus Sauitätsrücksichten verboten, und die noch nicht ab geladenen Fuhren sollten in dem nächst dem Jnvalidenhause befind lichen Magazine deponirt werden. Schon beim Anlangen der Fracht wagen vor dem ehemaligen Forchheimer'schen Fabrikgebäude sammelte sich eine große Menschenmenge an. Als sich nun der Zug, escortirt von beiläufig 10 Wachtmännern der Prager und Karolinenthaler Polizei, gegen das Jnvalidenhaus zu in Bewegung setzte, wurden die Wagen von den Leuten geplündert. Die Wachtmannschaft konnte der bereits zu Tausenden anzewachsenen Menschenmenge nur unzu reichenden Widerstand entgegensetzen, und so kam es, daß nach Aus sage der Beschädigten beim Aniangen des Zuges vor dem Magazine bereits die Hälfte der Fracht entwendet war. Da sich immer mehr Volk, darunter viele Fabrikarbeiter, ansammelten, welche sich an schickten, den noch übriggebliebenen Theil der Waare zu plündern, und sich der Einlagerung in das Magazin widersetzten, ließ der