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1SÜ0 engen militärischen und politischen Kund zu einer thatkräftigen ! deutschen Macht p Preußen ist die -aHeinige leitende Großmacht in j Deutschland geworden; ganz Deutschland, insoweit es an der ! nationalen Macht und Entwickelung Theil nehmen will, ist auf die i Verbindung mit Preußen und mit dem norddeutschen Bunde hinge- wiesen. Preußen« eigene und unmittelbare Erweiterung (die heute zunächst in Betracht zu ziehen ist) ist für sich allein schon so er heblich, wie eine solche in der wunderbar glücklichen Geschichte Preußen« noch niemals mit einem Schlage durchgeführt worden ist. Durch die Einverleibung von Schleswig-Holstein, Hannover, Chur- hessen, Nassau, Frankfurt a. M. u. s. w. erlangt Preußen, welches seither eine Ausdehnung von 5160 Quadratmeilen mit einer Be völkerung von 19,300,000 Seelen besaß, einen Zuwachs von nahezu 1300 Quadratmeilen mit etwa 4,560,000 Einwohnern, also mit einem Male beinahe den vierten Theil seine« gesammten bisherigen Besitzstände»: da« preußische Gebiet steigt auf 6400 Quadratmeilen, die Bevölkerung auf 23,800,000 Seelen. ... So groß und ge- waltig aber schon dieser Erfolg für Preußens unmittelbare Macht - ist, so ist er doch nicht da« einzige, ja nicht einmal da« bedeutendste i Ergebniß des wunderbar glücklichen Kriege«: größer und wichtiger , noch al« die Ausdehnung und Erweiterung des preußischen Staates selbst ist die (demnächst weiter zu erwägende) Befestigung und Er höhung der preußischen Machtstellung in Deutschland und damit zu gleich der nationalen Macht de« deutschen Vaterlandes. — (N. A. Z.) Bet aller Beschleunigung der Räumung des österreichischen Gebiet« feiten der preußischen Truppen dürfte für deren Einzug In Berlin doch al« frühester Termin erst die Mitte de« nächsten Monat« anzunehmen sein. Zur Erhaltung des Ge sundheitszustände« ist e« erforderlich, daß die Truppen nur in kür zer« Tagemärschen und nicht massenweise per Eisenbahn zurück lehren. Die in verschiedenen Blättern enthaltenen Mittheilungen über eine schon begonnene Demobilistrung der Armee sind verfrüht, denn es kann davon begreiflicherweise nicht eher die Rede sein, als bi« die Truppen wieder in ihren Standquartieren sich befinden. — Au« der darmstäptischen Provinz Oberhessen, besonders aus Gießen, dem Kreise Büdingen und der Wetterau sind der königl. Regierung zahlreiche Adressen mit der Bitte um Annexion zuge- gangen. — Von einer Einberufung der Provinziallandtage wird die Regierung, wie wir hören, in diesem Jahre Abstand nehmen. Se. königl. Hoheit der Prinz Albrecht ist am Dienstag von der Armee in Böhmen auf seiner Billa AtbrechtSberg bei Dresden eingetroffen und wird, wie e« heißt, dort einen mehrtägigen Aufenthalt nehmen. — Graf v. BiStnarck wirv, officiellen Aeußerungen zufolge, nicht nach Biarritz gehen. — Dem „Schw. M." wird aus Darm stadt vom 27. August berichtet: „Im Laufe de« heutigen und morgenden Tage« wird die Provinz Starkenburg mit Einschluß der Residenz von 10,000 Mann Preußen, aus dem Badischen kommend, besetzt werden, um den Abschluß der Friedensunterhandlungen zu beschleunigen." — Die entthronten deutschen Souveräne gedenken, wenn die Annexion ihrer Länder eine vollendete Thatsache geworden, bei den Höfen Europas zu protestiren gegen diese „Verletzung des Völker rechts". — (N. Pr. A s Mit großer Betrübniß haben wir wieder den Tod zweier höhern Offiziere zu melden, die beide der Cholera er legen find. In der Nacht vom 27. zum 28. d. starb zu Prag der Generalmajor v. Lengsfeld, Commandeur der Artillerie der 1. Armee, ein bedeutender Offizier, den noch eine größere Zukunft zu erwarten schien. Auch die Familie v. Derenthaü wird in Trauer versetzt durch diesen Todesfall. Ferner starb ebenfalls in Prag der Oberst lieutenant v. Miesitscheck vom Gardeseldartillerieregiment, ein sehr tüchtiger und allgemein beliebter Offizier, der lange Jahre persön licher Adjutant Sr. k. Hoheit de« Prinzen Karl war. — Unter den noch lebenden Soldaten, welche durch die Bewohner von Trautenau auf'« Scheußlichste behandelt worden sind, befindet sich auch der Musketier Kczik vom 18. Infanterieregiment, au« einem Dorfe bei Schrimm gebürtig. Derselbe ist in Berlin am Donnerstag Mittag behufs einer Augenoperation etügetroffen. Er erzählt: „In dem Treffen bei Trautenau lag ich nebst Andern in einem Kornfelde versteckt, um die feindlichen Vorposten zu beun ruhigen; als der Befehl zum Avanciren gegeben wurde, sprangen wir auf und stürmten vorwärts; ich hatte noch keine drei Schritte gemacht, al«, ich, durch eine Kugel getroffen, bewußtlos niederfiel. Al» ich aus meiner Betäubung erwachte, dämmerte schon der Abend, die lautlose Stille, welche um mich herrschte, gab mir die Urberzrugung, daß ha« Gefecht schon längst vorüber sei. Unfähig, mich zu regen, und meine Seele Gott befehlend, schloß ich die Auge«, al» ich plötzlich in meiner Nähe etwas rauschen hörte ; aus der fremden Sprache, welche die Leute führten, konnte ich vernehmen, daß e« Böhmen waren. Alle meine Kräfte zusammennehmend, rie' A ich um Hülfe. Im nächsten Augenblicke sah ich zwei schmutzige < Weiber und einen Mann an meiner Seite stehen. Die Leute be trachteten mich mit wilden Blicken. Zunächst wurde mir mein ledernes Geldtäschchen, welches ich auf dem bloßen Leibe trug, ge raubt, sodann die Kleidungsstücke vom Leibe gerissen und ich schließ lich von der einen Frau vermittelst eines scharfen Instrument» in beide Augen gestoßen. Wie lange ich nun, da ich abermals da« Bewußtsein verloren, in meinem Todtenschlafe gelegen hatte, weiß ich nicht. Als ich erwachte, fühlte ich, daß meine Lippen mit Brannt wein befeuchtet wurden, und hörte aus den Verwünschungen gegen die Uebelthäter, daß meine Landsleute mich pflegten." Da» linke Auge de« Soldaten ist gänzlich zerstört und auf dem rechten ist nur ein Schimmer vorhanden ; vielleicht gelingt e« den Aerzten, es noch zu retten. Frankfurt, 29. August. (F. I.) Gestern Nachmittag wurden die Lehrer der hiesigen öffentlichen Schulen, welche nach den Be schlüssen de» Senats und de« gesetzgebenden Körper» Staat«dtener sind, von dem Civilcommissariat durch Handschlag in Pflicht ge nommen. — Die auf Befehl des preußischen Militärkommando« seiner Zeit dem hiesigen Schützenverein abgenommenen Schieß waffen sind jetzt wieder zurückgegeben worden, mit Ausnahme der mit Bayonneten versehenen Militärgewehre. — 30. August. Das heutige „Amtsblatt" enthält die Ein ladung zur Betheiligung an einem zu 5°/, verzinslichen Darlehen im Betrage von 1,200,000 Fl., in der eS Heißt : „Die öffentlichen Kassen sind nahezu erschöpft und bedürfen dringend außerordentlicher Zuflüsse, um den Anforderungen des lausenden Dienstes fernerhin genügen zu können. . . . Frankfurts Bürger haben für jede» nationale Bedürfniß allezeit offene Herzen und Hände gehabt. Sie werden sich dem Bedürfnisse der eigenen Vaterstadt nicht ver schließen." Kobnrg, 30. August. Gestern Nachmittag hat der Rücktrans port der preußischen Occupationstruppen aus dem Königreiche Bayern mittelst Extrazügen der Werrabahn durch unsere Stabs.,ju der Richtung nach Eisenach stattgefunden und wird, wie verlautet, heute fortgesetzt werden. Wien, 28. August. (Dr. I.) In den letzten Tagen wurde« hier interessante Versuche mit Observations-Luftballon« für Kriegs zwecke unternommen. Ein von dem Techniker Herrn Mayerhofer construirter Ballon war in drei Stunden mit 20,000 Kubikfuß ge füllt, entankert und an dem SteuerungSseile in die Höhe gelassen; er hob einschließlich seines eigenen Gewichts eine Last von 8'/, Etrn. Die zweckmäßig construirte Form gestattet, die Füllung bis aus 32,000 Knbikfuß und damit die Tragfähigkeit auf 12 Centner ru steigern. Herr Mayerhofer ließ den Ballon dreimal in beträchtliche Höhe steigen und brachte ihn zwar jedesmal glücklich auf den Steige platz zurück, einen Calcül für die wahrscheinlichen Bewegungen de« Ballons ließen jedoch diese Experimente nicht zu. Ein anderer Ver such wurde mit dem von dem Techniker Herrn Stempf construirte« Ballon gemacht. Der Genannte ist am 18. August mit 5 Balkon» aufgestiegen und landete zwei Stunden später mit 2 Ballon«. , Er füllte seine Ballons nicht wie Herr Mayerhofer seinen großen Ballon von 8'/, Klafter Umfang mit Leuchtgas, sondern mitWasser- stoffgaS, und schlägt ein System vor, demzufolge von den 5 BalloNS 4 in Quadratform und einer in der Mitte über denselben, alle Mit einander verbunden, die Gondel und den Correspondenz-Apparat trägt. Wegen Ueberfüllung platzten jedoch zwei derselben in einer Höhe von 300 Fuß. Einer dieser Ballon« wurde bei Preßburg aufgefangen. Das Kriegsministerium läßt diese Versuche fortsetzen, — ES darf nunmehr als ziemlich feststehend betrachtet werden, daß Ungarn sein verantwortliches Ministerium erhält, doch soll dessen Compctenz einigermaßen beschränkt werden. Die meisten der früher« ungarischen Institutionen werden restituirt, dem Landtag wird jedoch deren zweckmäßige Umgestaltung empfohlen. Der Kaiser und König würde alljährlich einige Monate in Ofen residiren. — Der „AugSb. Allg. Ztg." schreibt man aus Wim vom 27. August: „Unter die Schwierigkeiten, welche für dje Lösung dex deutschen Frage auf dem bis jetzt von Preußen eingehaltenen Wege bestehen, gehört namentlich die sächsische Frage. Man kann sie wohl so nennen, da ein starker Gegensatz der Ansichten zu Tage getreten ist; denn während Preußen das unbedingte Abgeben der militäri schen Oberhoheit von Seiten Sachsens begehrt, stützt sich letztere« auf den Art. 5 der Nikolsburger Präliminarien, der die Souveräne« tät des Königs von Sachsen aufrecht erhält, und der es dieser Souveränetät anheimgiebt, die „Stellung des Königreich« Sachsen , im künftigen norddeutschen Bunde zu regeln". Hieraus folgt uu- ! Widersprechlich, daß alle bisherigen und künftigen Dispositionen > Preußens in und über Sachsen nur provisorische Geltung beajy- , spruchen können, und daß am wenigsten, wie bei den vier annrctirten