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Verantwortlicher Redacteur: I. G. Wolf. Thermometerstand: heute Morgen 7 Uhr 12 Grad Wärme k. Indem wir Ramen- d« Haupt- und Residenzstadt diesem Danke Ausdruck gehen, bitten wir Eure Majestät, denselben mit unsern innigen Glückwünschen zu Allerhöchst Ihrer siez- und rühm- gekrönten Heimkehr huldreich entgegenzunehmen.' Berlin, den 5. August 1866. In tiefster Ehrfurcht Eurer Königlichen Majestät treugehorsamste Magistrat und Stadtverordnete zu Berlin. Se. Majestät der König erwiderte hierauf Folgende«: „Mit aufrichtigem Dank nehme Ich den Gruß entgegen, den Mir Meine Residenz bei Meiner Rückkehr in da« Vaterland dar bringt. Großes ist in überraschender Kürze vollbracht worden, aber selten ist GvtteS Segen und Gnade so sichtlich mit einem gewagten Unternehmen gewesen, als in den letzten Wochen. Mein Volk ver traute mit Mir auf Gott, Er hat uns den Sieg verliehen. Mein Heer, da« Volk in Waffen, hat an Heldenmuth und Ausdauer sich der glorreichsten Thaten seiner Väter ebenbürtig gezeigt und Thaten vollbracht, die die Geschichte unauslöschlich verzeichnen wird. Die Gesittung, welche Mein tapfere« Heer in Feindesland zeigte, sowie die Gesinnung und Opferfreudigkeit, welche alle Klassen der Daheim- gebliebenen bewiesen, sind die Frucht einer väterlichen Volkserziehung Meiner großen Ahnen. Preußen mußte das Schwert ziehen, als e« sich zeigte, daß cs die Erhaltung seiner Selbstständigkeit galt; aber auch zur Neugestaltung Deutschlands hat eS sein Schwert ge zogen. Ersteres ist erreicht, Letzteres möge Mir unter Gottes fernerem Segen gelingen. Sagen Sie der Stadt, wie gerührt und dankbar Ich für den Mir gewordenen Empfang bin. Alles deutet auf eine glückliche Zukunft Preußens hin, da wir einem ehrenvollen^ dauernden Frieden entgegensehen dürfen. Diese Zukunft zu ver dienen, lassen Sie un« gemeinschaftlich thätig sein. Und nun noch mals Meinen Dank." Köln, 5. August. Wie die „K. Bl." aus glaubhafter Quelle vernehmen, ist die Ordre zur Entlassung der gesammten Landwehr- Infanterie zweiten Aufgebots hier eingetroffen, infolge dessen die hier stehenden Landwehrleute zweiten Aufgebot« des 28, Landwehr- Regiments schon morgen in ihre Heimath abgehen. Hannover, 3. Ang. An allen Anschlagsäulen steht heule eine Bekanntmachung der preußischen Commandantur, wonach am gestri gen Abend aus die preußischen Posten in der Bulk (nächst den Pulvermagazinen) siebenmal geschossen worden ist. Hundert Thaler Belohnung werden für die Entdeckung des ThäterS ausgesetzt, und die dortigen Posten sind angewiesen, von nun an Jeden anzurufen und bei nicht genügender Antwort sofort Feuer zu geben. — Göttingen, seit Wochen von Truppen frei, hat seit gestern wie der eine Besatzung von tausend Mann. — 4. Aug. (Wes.Ztg.) Das Schießen auf preußische Vor posten hat sich wiederholt. Dem ersten Fall (auf der Bulk) scheint keine böswillige Absicht zu Gründe zu liegen; gestern haben mehrere Knaben auf einen vor der Garde-du-Corps-Caserne sitzenden preu ßischen Soldaten mehrere Male geschossen, ohne zu treffen. Die Polizei warnt außerdem vor thatsächlichen und wörtlichen Beleidi gungen preußischer Soldaten und weist auf die durch den Kriegs zustand bedingten schweren Strafen hin. Wien, 30. Juli. (C. Oe. Z.) Heute fand eine Conferenz zwi schen dem Staatsminister Grafen Belcredi, dem Finanzminister Grasen Larisch und dem Sectionschef Baron Beke mit den Chefs der bedeutendsten Bankhäuser Wiens statt zu dem Zwecke, um nö- thige Fürsorge für die Flüssigmachung der bei dem Friedensabschlusse zu leistenden KriegScontribution zu treffen. Die schnelle Entrichtung der in Frage stehenden Summe wird zur schleunigen Räumung des Gebietes führen, welches jetzt von der feindlichen Invasion ge troffen ist. Da die Nationalbank nur gegen Einreichung bankmä ßiger Wechsel in der Lage ist, die nothwendig werdenden Gelder herzuleihen, so handelt eö sich zuvörderst darum, ob die ersten Wiener Firmen durch ihre Accepte dem Staate eine hilfreiche Hand bieten wollten. Die Regierung erklärte durch ihre Organe, daß sie weit davon entfernt sei, jeden Aeceptationscredit ohne Gewähr einer vollen Sicherheit in Anspruch zu nehmen. Es wurden al« solche angeboten zuerst die Domänenpfandbriefe im Betrage von 42 Millionen Gulden, welche bekanntlich in ganz analoger Weise hypothekarisch sicher gestellt, wie die Pfandbriefe, welche zu Gunsten privater Grundbesitzer ausgegeben worden sind, dann die Hälfte der Zolleinnahmen, endlich die von Italien zu gewärtigende Geld- entfchädigung. Der Vorschlag der Regierung fand von Seite der betreffenden Häuser eine einhellig zuvorkommende Aufnahme, und r« ist kaum einem Zweifel unterworfen, daß jenes wichtige Arran gement mit Beschleunigung zu Stande kommen wird. — Die erfolgte Verlängerung der Waffenruhe mit Italien wird in der „Wiener Abdp." mit folgenden Worten angezeigt: „Infolge eine« durch Vermittelung des kaiserlich französischen Hofe« der öfter- rckchischen Regierung «itgetheilten Wunsches des Cabinets von Florenz ist die am 2. d. M. zu Ende gehende Waffenruhe zwischen den beiderseitigen Truppen auf weitere acht Tage verlängert worden, um innerhalb dieser Frist den Abschluß eine» Waffenstillstands zu er möglichen." Innsbruck, 2. August. (W. Bl.) Gestern erfolgte der allge- meine AuSmarsch des Landsturms; das Forstpersonal, die Finanz- wache, die Gendarmen und Beamten schlossen sich an. Freiwillige und Scharfschützen wurden aufgerufen, Handgeld, Waffen und Mu nition wurden überall vertheilt, die italienischen Arbeiter bei der Brennerbahn entfernt und Civilingenieurs zu Befestigungen der Pässe rcquirirt. — Mittlerweile traf die Nachricht von der ver längerten Waffenruhe ein. Frankfurt a. M., 2. Aug. Das „Fr. Journ." widerlegt zur Richtigstellung des UrtheilS über die Finanzkraft Frankfurts die Angabe, daß daS Budget für 1866 einen Ueberschuß von 50000 Fl. nachweise, dasselbe schließe vielmehr mit einem Deficit von 17000 Fl. ab. Was ferner die Besteuerungsverhältnisse betreffe, so sei von der Gesammizahl der Einwohner von 75,000 mehr als die Hälfte, nämlich 38,000, Fremde, welche natürlich nur in sehr geringem Maße zu den städtischen Kosten beitrügen. Die 37,000 Frankfurter machen beiläufig 13,000 Familien und ebenso viel Steuerpflichtige aus. Von diesen 13,000 Steuerpflichtigen zahlen 5000 keine Ein kommensteuer, weil ihr Jahreseinkommen weniger als 600 Fl. be trage. Es ruhe also die ganze Steuerlast in der Hauptsache auf 8000 Steuerpflichtigen. -f- Dresden, 6. August. Die Cholera scheint glücklicherweise bei uns nicht rapid auftrcten zu wollen, denn die Zahl der Kran ken hält sich auf ziemlich niedriger Ziffer. Bis heute Mittag be trug der Bestand im Krankenhause 9 Personen. Dresden, 6. Aug. Das ,,Dr. I." schreibt: „Aus Wien erhalten wir eine Zuschrift vom 27. Juli, worin die Bitte ausge sprochen wird, zu vermitteln, daß den im dortigen Hospital (The resianum) liegenden verwundeten und kranken Sachsen, deren Zahl gegen 400 betrage, „von Seiten mitfühlender Landsleute" eine Sendung guter Cigarren zugehen möchte. Die lieben Wiener hätten zwar große Vorräthe in diesem Artikel zur Disposition gestellt, aber die Qualität sei der Art, daß selbst „die in Stützengrün ge- bornen sächsischen Soldaten dieselben nicht vertragen können." — Wir brauchen: Diesem wohl etwas Weiteres nicht beizufügen, um uns überzeugt zu halten, daß diese Bitte unsrer Landsleute Ge währung finden wird, zumal der eingetretene Waffenstillstand und die geregelteren Verkehrsverhältnisse auch die Schwierigkeiten der Zusendung bedeutend erleichtern." Das „Dresdener Journal" vom 8. August enthält nachstehende telegraphische Nachrichten: Berlin, 7. August. (Wolffs T.-B.) Aus Florenz wird amtlich gemeldet, daß bei der vorgestern zu CormonS stattgehabten Zusammenkunft italienischer und österreichischer Generäle während der Conferenz Schwierigkeiten sich ergeben haben, welche den Abschluß eines Waffenstillstandes verhinderten. Einer über Paris eingegangenen Meldung auü Stuttgart, vom 6. August, zufolge sind Minister v. Varnbüler und General v. Hardegg zu den Friedensverhandlungen nach Berlin abgereisk Aus St. Petersburg, vom 6. August, wird gemeldet, daß erneute Bemühungen der süddeutschen Höfe, bei den Friedensver handlungen das Interesse Rußlands gegenüber Preußen zu gewinnen, ein wirkliches Engagement der russischen Regierung bisher nicht zur Folge gehabt hätten. — Die Agitation der allrussischen Partei, die Donaufürstenthümcrfrage zu einer brennenden zu machen, ist im Zunchmen. — Nach amtlichen Berichten ist die Cholera in St. PeterSbung und Kronstadt im Abnehmen. Berlin, 7. August. Im Herrenhause brachten die Minister der Justiz und des Innern verschiedene Vorlagen, darunter eine wegen Waffenausfuhrverbols ein. Der Antrag auf Erlaß einer Adresse wurde einsttyimig angenommen und einer besondern Com mission überwiesen. Hierauf erfolgte die Schriftführerwahl. Nächste Sitzung unbestimmt. Breslau, 6. August. Die „Schles. Ztg." meldet: Heute Vormittag starb in Austerlitz der commandirende General de« ' 6. Armeecorps, General der Cavalerie von Mutius.