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Imberger Weiger und Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträche zu Freiberg, Sayda u. Brand. ^183. Erscheint jeden Wochentag früh S U. Inserate werden bi« Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. Mittwoch, .den 8. August Prei« vierteljährl. 20 Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 5 Pf. berechnet. 18««. Tagesgeschichte. Dresden, 6. August. In einer Zeit, wo die öffentliche Meinung in so hohem Wogenschlage sich bewegt, als gegenwärtig, ist eS wohl kaum zu verwundern, wenn Elemente auftauchen, die bisher ungekannt und ungenannt tief unter der Oberfläche verborgen waren. Die Leidenschaften der Menschen entfesseln sich in solchen Drang- und Sturmperiodcn wie die losgelassenen Elemente der Natur; und wie aus ein und derselben Wolke befruchtender Regen und vernichtender Hagelschlag auf die blühenden Fluren herabströmt, so ergießen sich auch aus dem Strom der öffentlichen Meinung die entgegengesetztesten Ansichten und Urtheile. Jedes Urtheil ist acht bar, wenn es auf innerster Ueberzeuzung beruht und mit den That- sachen nicht im Widerspruch steht; trägt es aber den Stempel der absichtlichen Verdächtigung an der Stirn, — nun da gilt von ihm das Wort: „ES sind die schlechtesten Früchte nicht, an denen die Wes pen nagen." Diese Betrachtung drängt sich uns auf, wenn wir die vielen Urtheile lesen, die in der auswärtigen Presse über unser Land und Volk ergehen. Weit entfernt, behaupten zu wollen, als sei bei uns der tadellose und unfehlbare Musterstaat, räumen wir gern ein, daß auch hier Mängel und Schwächen sind, die der Ab hilfe bedürfen. Aber wo in der Welt gäbe cs einen Staat, von dem man sagen könnte: er sei das personificirte Ideal staatlicher Vollkommenheit? Das wollen wir auch von Sachsen nicht behaup ten, denn dazu gehörte vor allen Dingen Zweierlei, was bei uns, wie in allen andern Staaten, fehlt, nämlich 1) Engel —die das Land bewohnen, und 2) Götter — die das Land regieren. So lange wir aber nur Menschen und nicht Engel und Götter sind, wird all' unser Thun, wie der Apostel sagt, Stückwerk bleiben. Anderwärts ebenso! Aber so viel steht fest, daß die Tagespresse jetzt Urtheile über uns verbreitet, die im höchsten Grade ungerecht sind. Ginge man der Sache immer auf die Spur, so würden die Lästerzungen bald verstummen und die Lüge nicht ferner über die Wahrheit sich eine Herrschaft anmaßen. Es ist in dieser Beziehung nur dankbar anzuerkennen, daß Ihre Majestät die Königin Augusta von Preußen einen solchen Schritt gethan hat, um der Wahrheit auf den Grund zu kommen. Im Berliner „Publicisten" sind näm lich die obscursten Verdächtigungen über die Behandlung preußischer Verwundeten in Dresdner Lazarethen aufgetischt worden. Die Kö nigin hat sich deshalb bewogen gefunden, den General v. Troschke mit einer Untersuchung der Sache zu beauftragen. Der General hat bei seiner Anwesenheit in den Lazarethen, wie im städtischen Krankenhause, wo ebenfalls Verwundete liegen, nicht Worte genug finden können, um sich im höchsten Grade befriedigend über die Vortrefflichkeit der hiesigen Einrichtungen zu äußern, wobei er gleich zeitig die Bemerkung gethan: Ihre Majestät die Königin wü.rde sich freuen über den Bericht, den er über die hiesigen Kranken-Stationen liefern werde. — Es ist, wie gesagt, nur erfreulich, daß man das Lügengewebe verleumderi scher Correspondenten einmal zerrissen hat, und das Publikum kann aus dem einen Fall schließen, wie es mit ähnlichen Nachrichten be stellt sein mag, die so massenhaft in Umlauf gesetzt werden. Be sonders sind alle die Gerüchte, welche bezüglich der Kriegslasten, Contributionen u. s. w. auftauchen, in'S Bereich jener Combina tionen zu verweisen, die in der Phantasie erfindungssüchtiger Corre spondenten entstehen. Sicherlich nimmt keiner dieser Herren an den Prager Friedensverhandlungen Theil, und cS ist deshalb Thorheit, die Spielmarken ihrer Einbildung für baare Münze annehmen zu wollen. Dresden, 6. August. Eine aus Dresden datirte Correspondenz der „Köln. Ztg.", welche sofort in mehrere sächsische Blätter über- gegangen ist, enthält u. A. die Mittheilung, daß von Seiten Preußens „von den sämmtlichen sächsischen Städten erhebliche Contributionen ausgeschrieben werden sollen." — Auf Grund eingezogener Er kundigung sagt da« „Dr. I.", daß hierorts an maßgebender Stelle von einer derartigen Maßregel Etwas durchaus nicht bekannt ist. Berlin, 6. August. Die städtischen Behörden, Magistrat und Stadtverordnete, hatten sich am 5. dss. MtS. um 1 Uhr im Ber linischen Rathhause versammelt und begaben sich von dort in corpore zu Wagen nach dem königlichen PalaiS, um ihre gemeinschaftliche Adresse zur Beglückwünschung der Rückkehr Sr. Maj. des König« aus dem Felde zu überreichen. Um halb 2 Uhr erschien Se. Maj. in Begleitung eines Adjutanten und des Kammerherrn Grafen Perponcher. Der Ober-Bürgermeister Sehdel bat alsdann um die Erlaubniß, die Adresse verlesen zu dürfen. Nachdem Se. Majestät die Erlaubniß dazu ertheilt, verlas und überreichte der Ober- Bürgermeister die Adresse. Sie lautet: Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König! Allergnädigster König und Herr! Die heißen Segenswünsche, mit welchen Eure Königliche Majestät bei Ihrer Abreise zur Armee die Bevölkerung unserer Stadt begleitete, sind erfüllt. Der Herr der Heerschaaren hat den Sieg an unsere Fahnen geknüpft. In einer kurzen Woche stürmten unsere Truppen — die mit Begeisterung die Prinzen des Königlichen HauseS, in der Entschei dungsschlacht Ew. Maj. Selbst die Gefahren des Kampfes theilen sahen — in Böhmens Waldgebirgen von Triumph zu Triumph. Ein in der Kriegsgeschichte fast beispielloser Siegeslauf führte sie in Monatsfrist von den Grenzen der schönen Provinz, welche der Feind bereits als sichere Beute betrachtete, vor die Thore seiner Hauptstadt. Mit Staunen sieht Europa die Erfolge, welche wir der auf volksthümlicher Grundlage beruhenden Einrichtung unseres Heer wesens, der Intelligenz und Entschlossenheit der Führer, der Hin gebung und dem Muthe der Offiziere und Soldaten verdanken. Es wagt nicht länger die Berechtigung des nationalen Ge dankens zu verkennen, in dem dieser Krieg von Eurer Majestät geführt worden ist, die Kraft zu mißachten, welche Preußen für denselben einzusetzen im Stande ist. So sieht sich Eurer Majestät stärkster Feind gezwungen, die Grundlagen eines Friedens anzunehmen, welcher die politische Ge staltung Deutschlands von dem hemmenden Druck der Interessen des österreichischen Kaiserhauses befreit und unter Eurer Majestät Herrschaft und Führung ein neues Staatswesen erstehen läßt, dessen geschloffene Kraft auch die Gefahren, welche die Zukunft bringen könnte, erfolgreich bestehen und die Erkenntniß immer weiter ver breiten wird, daß nur Preußen die politschen Schäden heilen kann, an denen Deuschland seit Jahrhunderten krankt. So krönen die Erfolge dieses Krieges die Thaten des Großen Kurfürsten, des Einzigen Friedrich! Die Geschichte wird es würdigen, daß dir unserem Staate für die politische Kräftigung DeuschlandS, für die Erhaltung seiner Culturgüter gestellte Aufgabe von Eurer Königlichen Majestät, wie von Ihren glorreichen Ahnen, mit hohem Sinn erfaßt, mit ent schlossenem Muthe erfüllt worden ist. , Der Gegenwart geziemt es, Eurer Majestät Dank zu sagen, daß Allerhöchst Sie durch die Weisheit und Energie Ihrer Politik, wie Ihrer Kriegführung das Vaterland vor drohenden Gefahren gesichert, seine Macht und seinen Ruhm vermehrt und zu seinem Schutze ein Heer gebildet haben, das nicht nur heldenmüthig zu kämpfen und die Entbehrungen des Feldlagers und der Märsche mit Aufopferung zu tragen, sondern auch die Pflichten der Mensch lichkeit und Sitte zu achten weiß.