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— Nr.2«1. — Diese verbreitetste »»parteiische Zeit»»« erscheint Wochentag« Abend- (nlitDatnmdes nächsten Lager) und lostet mit den silns wöchentlichen B eiblättcrn: «leine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Berichts-Zeitnng, Sächsisches Allerlei, Jllustrirtes Unter- haltnngsblatt, bei den Postanstalten und bei den Ausgabestellen inouotlich 40 Pseiinige. P-filche". 1. Nachtrag Nr 2877. Generalanzeiger Ar. isa General Mittwoch, den"»«. August Anzeiger für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer Landes.Anzeiger). - Gegründet 1«7S al» „Anzeiger" ,e. Verlag «nd Rotati»nsmaschinen»Drn«k von Alexander Wied« in Chemnitz, Lheaterstratz« Nr. 8. Inseraten - Preis: Die Sg^ spalten« TorpnSzeile «der der«» NcnnnllO Pjg. (Prc.Sverzeich» Nisse leiseste 2' Pfg.) - Be vorzugte Stelle (Reklame-Zell») . 60 Pfg. Bei vorausbestell»«» Wiederholungen größerer In» serate entsprechender Rabatt. — , Anzeigen sitr die Nachmittag-M erscheinende Nummer könn« nur bis Bormittag 10 Uhr a»» genoninteir tverden. —> Geschästliche finden sür billigste» Preis zugleich Verbreitung durch di« täglich erscheinende Chemnitz«? Eisenbahn-Zeitung. Neu-Bestellungen für den Monat September auf den „General Anzeigev " nehmen die Verlags-Anstalt, die Austräger, die Ausgabestellen, sowie sämmtliche Postallstalten zum Preise vor» 4V Pfg. entgegen. — Post liste: 1. Nachtrag Nr. 2877. Politische Rnndschan. Chemnitz, 29. August 1899. Ausland. Das französische und das deutsche Heer. Chemnitz, den 29. August 1899. Es ist die besondere Gabe der großen Genies, daß sie ganze umfassende Zustände mit einem Blicke zn übersehen und mit einem kurzen Worte tlarzulegen vermögen. Diese Gabe war wie wenigen Anderen dem Fürsten Bismarck verliehen, und dies ist ja auch der Grund, weshalb viele Dutzende „geflügelter Worte" von ihm in dem Gedächtnisse seines Volkes fortleb«». So hat der große Staatsmann den gewaltigen Unterschied, der trotz der großen Aehnlichkeit der äußeren Einrichtungen zwischen dem deutschen und dem französische» Heere besteht, mit den knappen Worten ausgedrückt: „Die Kamerad schaft, die bei uns im höchsten Grade existirt, zwischen Offizieren und Mannschaften, das können uns die Anderen nicht nachmachen"; und an anderer Stelle: „Das Maaß von Leistung, welches bei uns an Kameradschaft und Ehrgefühl aus dem Offizier heransgedrückt Wird, das kann ja kein Reglement und keine Anordnung der Welt im Auslände aus dem Offiziersstande herausdrücken." Angesichts der Drcyfus-Affaire ist ja die Disziplinlosigkeit innerhalb des französischen Ossizierkorps mehr als einmal erörtert worden. Alle Beispiele aber, die sich aus dem Prozesse ergeben haben, verschwinden vollkommen »eben jenem schrecklichen Ereigniß im französischen Sudan, bei dem ein französischer Hauptmonn kaltblütig eine» Oberstleutnant und einen jüngeren Offizier erschießen ließ. Was war der Grund zu dem furchtbaren Verbrechen und zu diesem abschreckendsten Beispiel von Disziplinlosigkeit, das sich über haupt denken läßt? Gekränkte Eitelkeit trieb de» Hauptmann Voulet zn seinem Verbrechen. Er konnte es nicht ertragen, daß der ihm kntgegeiigcsandlc Oberstleutnant Klopp ihm das Oberkommando der Expedition abnehmen sollte. Er hatte sich daran gewöhnt, zu kommandieren» und er wollte die süße Gewohnheit des Herrschens nicht ausgeben, mochte es auch das Leben zwcier Kameraden koste». Zweier Kameraden — das ist es ja eben, daß dem französischen Ossizier jede Spur von Kameradschaftlichkeit abgeht. I» einem Schreiben, das i» dem verzwickten Jntriguenspiel Picquart — du Paty eine Rolle spielt, kommt der Ausdruck vor: Demibjeu. Dieser Ausdruck könnte ans jeden sranzösischen Offizier angewendet iverden, denn jeder Offizier fühlt sich als eine Art von Halbgott. Mit dem naive» Egoismus der antiken Götterwelt stellt ein Jeder sein eigenes liebes Ich in den Vordergrund. Wer dieses „Ich" verletzt, gilt als Feind, mag er auch auf Befehl der höchsten Stelle handeln, mag er auch Vorgesetzter oder Kamerad sei». Ehre »nd Ruhm des Vater landes kommen nur so weit in Frage, als sich ans ihnen der eigene Ruhm anfbcmen kann. Das deutsche Offizierkorps ruht keineswegs auf der Basis des blinde» Gehorsams. Der berühmteste Man», der in diesem Jahr hundert aus dem deutschen Ossizierkorps hcrvorgegangen ist, Mvltke, sagt in einer seiner Schriften, der Gehorsam sei ja gewiß für das Heer notwendig, aber das Genie werde sich schließlich immer daran zu erkennen geben, daß cs in kritischen Fällen nach eigener Verant wortung handelt. A» Beispielen für die Richtigkeit dieser Behauptung fehlt es ja denn auch nicht in der Geschichte des preußisch-deutschen Heeres. Es sei nur an den geniale» Neitergeneral Seydlitz erinnert, der in der Schlacht von Zvrndorf aus die Drohung des großen Königs, es könnte seinen Kopf kosten, wenn er diese oder jene Bewegung ansführc, dem obersten Kriegsherrn antworten ließ, nach der Schlacht stünde sein Kopf Seiner Majestät zur Verfügung, in der Schlacht müsse er »ach seiner Verantwortung Handel». Was aber Moltkes Wort meint, und was Seydlitzens Thal bedeutet, das bezieht sich ans das Handeln gegenüber dem Feinde, nicht auf das Benehmen gegenüber dem Kameraden. Denn wenn der preußisch-deutsche Offizier einmal schwere» Herzens von der Bahn der sicheren Disziplin abweicht, so geschieht es nicht um seinetwillen, sondern dem Könige, dem Heere, dem Vaterland« zuliebe. Das ist der fundamentale Unlerschied zwischen dem deutschen und dem französischen Osfizier: jeder deutsche Offizier vom Geueralfelbm, rschall bis zum jüngsten Leutnant empfindet, daß das Heer nicht seinetwegen da ist, sonder» daß er des Heeres wegen da ist; für den französischen Offizier ist das Heer „ur das Piedestal sür seinen Ruhm, die Leiter für sein Einporkliminen. Das Wort des großen Napoleon: „Jeder Soldat trägt den Marschallsstab in seinem Tornister" und das Beispiel Napoleons überhaupt haben in der französischen Armee uuendlichen Schade» angerichlet. Napoleon hat das Aoenturierthnm !» das französische Heer hereingebrqcht. Wie er vom kümniertichen Leutnant innerhalb 15 Jahren zum all mächtige» Kaiser der Franzosen empvrsticg, so fühlt sich heule jeder Schüler von St. Cyr als ein kleiner Napoleon. Der Hauptmann Voulet mag sich gesagt haben, daß Napoleon in seine», Falle ebenso gehandelt hätte — und er hat damit auch vielleicht nicht Unrecht; der Unterschied ist »ur, daß Herr Voulet kein Napoleon ist. Diesen kleinen Unterschied aber sehen die Mensche» in der Regel nicht ei». Eine Selbstüberhebung, die in vollkommenem Gegensätze zu den geringen Fähigkeiten steht, das ist die Signatur des französischen Offizierkorps. Und diese Selbstüberhebung wird nur noch gefördert durch die höchst »»republikanische Anbetung des Heeres durch die große Masse der französischen Bevölkerung. Erst wenn sich praktisch die traurigen Folgen der Disziplinlosigkeit im Ossizierkorps gezeigt haben werde», dürsten die Selbstüberschätzung des Osfizier.vrps und die kritiklose Bewunderung des srauzösischen Volkes mit einem Schlag« zusammeiibrcchc». Deutsches Reich. — Der Kaiser hat, wie verlautet, schon vor einiger Zeit dem Schöpfer des am Sonnabend in der Siegesallee enthüllten Denkmal- Friedrich s des Großen, Professor Uphees, den Auftrag ertheilt, eine Skizze für ein Mollke-Denkmal anzufertigen. Der Kaiser hat sie bei dem Besuch im Atelier des Bildhauers eingehend besichtigt. Da» Moltke-Siandbitd. sür besten Ausführung etwa zwei Jahre in Anfchlag gebracht sind, wird ans de», Königsptatz vlacirt werden, vor der Front des Generalstabsgebäudes, in de», Mvltke viele Jahre hindurch residirt hat. — Das preußische Staatsininisterium hielt gestern Nachmittag um 4 Uhr eine Sitzung unter Vorsitz de» Minister präsidenten Fürstin zn Hohciilohe ab. — Finanzminister von Miguel hat auss Neue unter Bronchialkatarrh zu leiden. Sofort nach Schluß des Landtags tritt er wieder einen vierzehntägigcn Urlaub an und begiebt sich auf das Gut seines Schwiegersohnes Herrn von Schelia bei Oels in Schlesien. — Am Sonnabend und Sonntag fand in Hvlzminden im Herzog thum Braunschweig der fünft« Parteitag der braunschweigische» Landes-Rechtspartei statt. Der Vorsitzende, Premierleutnant a. D. Elster, warf einen Rückblick ans die Entwickelung der L.-R.-P. im letzten Jahre, besonders ans die Reichstags , Landtags- und Gemeinde- Wahlen Bezug nehmend. Die Stellung der Partei zur sog. Zuchthaus- Vorlage legte Herr Meinburg (Brannschweig) dar; die angenommene Entschließung lautet: „Die L.-N.-P. sieht in der Zuchthausvvrlage ein Alisnahmegefetz und bekämpft dieselbe in Kvnsegnenz des Rechts- stondpunkles. Die Partei ist grundsätzlich gegen jede Verkümmerung des gemeinen Rechts/ da sie festhält an dem in den Verfassungen gewährleisteten gleichen Recht für Alle." Graf v. d. Schulenburg- Hehlcn sprach über die StcllnniAer Rechtspartei zn den wirthschaftliche» Fragen, wormf folgende Resolution angenommen wurde: „Der Parteitag spricht >) i» der Erkenntlich, daß die dauernde Gesnndniig ilttsecer inneren politischen Verhältnisse nur in der föderalistischen Ausgestaltung der Nccchsvecsassnng zu finde» ist, die Erwartung aus, daß die Mitglieder der L -R. P. nur loschen Kandidaten zum dentschen Ncichscagc mcd bianiischmcigischen Landtage ihre Stimme geben, welche einesthcils für die Ausübung des Rechts von der Regierung des Herzogs von Cnmberland und zu Bronnschweig- Lünebucg unbedingt eintreten und andererseits bestrebt sein werden, die Selbstständigkeit des Hcrzogihums Braunschweig, sowie die berechtigte» Siammescigenchümlichkeilen des brannschweigischcn Volkes und deren Einfluß ans die Gesetzgebung zn erhalten »nd zu fördern. 2) das; die Noihlage der produktiven Stände (namentlich des Handwerks und der Landwirthschast) in erster Lini durch die politische Entwickelung Tentschlnnds und die sich darauf > ccsdanende Gestaltung Gcsa»»»t-Europ<9s hervorgcrusen ist, die Uebcrzengnng ans, daß die Interessen jener produktiven Stände am richtigsten und sichersten in einer Partei gewahrt sind, die aus der Grundlage des glichen Rechts für Alle ohne Bevorzugung ei»es einzelnen ErwerbszwcigeS sür das Wohl der Äesömmlheii eiinriit »nd darauf hinznwirken bestrebt ist/ da, wo die Gesetz gebung einseitig gewirkt Hai, Abhilfe zu schassen." - Nachdem Kaufmann Hilleke (Br.) über „Die Presse als Groß macht" rcferirt hatte, folgte ein etwa l'/zstündiger Vortrag des Rechtsanwalts Dedekind über „Unsere nächsten praktischen Ziele". Die Frage: „Wann bekommen wir endlich unseren rechtmäßigen Herzog?" glaubte der Nedne » nachdem er die Hindernisse und die nicht räthlichen Maßnahmen beleuchtete, dahin beantworten zu sollen, daß er behufs Beseitigung des Bnndesralhsbefchlustos vom Jahre 1885 immer zn wiederholende Masjenpeiitioiien an den Bnndesrath empfahl. Diese zu ermöglichen, bedürfe cs vorerst einer Erstarkung der Partei, zn deren Erreichung Maßnahmen der verschiedensten Art eingehend befürwortet wurden. — Zum Katholikentag in Neisse wird unterm 28. August gemeldet: Am Sonntag Abend trat in der geschmückten Feslhalle, in welcher neben der Rednertribüne die Büsten des Kaisers und des Papstes Aufstellung gefunden hatte», die Vegrüßungs- versaminlnng zusammen. Dieselbe brachte die üblichen Verherr- lichungsreden, von denen jedoch nur eine, die des Landtags- abgeordncle» vr. Porst-Breslau ans politische Tagessragen Bezug hatte. Redner sagte n. A.: „Es ist thatsächlich eine glliiz absonderlich wichtige Zeit, i» der wir »ns gegenwärtig befinde». Ich komme ja nicht ans Breslau, sonder» von einem heißen Kampfe, von den« die Narben noch nicht geschlossen sind. Sie haben wohl Alle das, was wir in Berlin zu thun hatte», in den letzten Tagen und Wochen verfolgt. Und das, was dort vorgekomme» ist, wird n anchc Leute in diesen Tagen nach Neisse hinhören »nd hinsehe» lassen (stürmischer Beifall), daher gestatte» Sie mir, Ihnen am Vorabend des Katholikentages ein Wort zu sagen: Wir sind hier kein Parteitag der pcenßischen oder tcr dentschen Zentrnmspartei. Daher werden die Leute sich irre», die neugierig hierher nach Neisse hinhören, ob wir einen Kanal bauen, oder wie west wir einen Kanal bauen wollen, oder ob wir bescheidenen Katholiken so unbescheiden sein werden, Kompensationen zn verlange». Solche politische Dinge stehe» nicht auf der Tagesordnung der Generalversammlung. Aber eine General- versammlnna kann nicht achtlos vorübergehen an Dingen, die sich im politischen Leben abspielcn. Wir können »nS nicht verhehlen, daß i» diesen Tage» merkwürdigerer Weise manche Dinge geschehe», und daß noch merk würdigerer Weise manche Dinge nicht geschehen. (Stürmische Heiterkeit.) Aus den Vorgängen folgert sich sür uns eine Thaisache: Wir Katholiken Preußens und Deutschlands müssen unerschütterlich mit glühendem Herze» aber kühlem Kopse znsammenhalie»." Die erste geschlossene Generalversammlung wurde durch de» Oberbürgermeister Warmbrunn aus Neisse eröffnet. Nach einem begeistert aufgenommene» Hoch auf den Papst und den Kaiser erfolgte die Konstiluirung. Durch Zuruf wurden zum Präsidenten Neichs- gerichtsrath Spahn und zu Vizepräsidenten Graf v. Oppersdorf au» Ober-Glogan und Prinz zu Löwenstein gewählt. Oesterreich-Ungarn. Aus Eg er wird gemeldet: Am Sonntag fand hier wieder eine große politische Demonstratio» statt. Stadträthe und Stadtverordnete mit dem Bürgermeister und mehr als Hundert angesehenen Bürgern zogen unter der Führung des Abgeordneten Jro vor die Bczirkshauptmannschaft, stießen stürmische Rufe gegen die Negierung aus und sangen die „Wacht am Rhein". Dann hielt Jro auf de», Marktplatz eine Rede, worin er zum Ausharren in de», Kampfe aufsorderte. Drankreich. Der Kriegsminister Gallifet trug dem Obersten Jouaust auf, eine Beschleunigung des Prozesses herbei, zusühre». Wahrscheinlich werden zwei Tagessitzungen abgehalten werden. Grosibritannien. Der Ausbruch de» lange erwarieten Konfliktes zwischen russischen und britischen Interessen in Hank an ist endlich eingetreten. Die Firma Jardine, MathesAst u. Co. schritt i» Folge Weisung des britischen Konsuls am Sonnabend dazu, ihr Besitzthui» innerhalb der russischen Niederlassung ein- zuhägen. Britische Konsularkonstabler beschützten die Arbeiter, aber ein Dutzend Kosaken, die das russische Konsulat entsandte, vertrieben die englischen Arbeiter gewaltsam. Darauf landete das britische Kanonenboot „Wvodlark" 15 Blaujacken und näherte sich, bis seine Kanone» das russische Konsulat beherrschten. Der Kampf schien bevorstehend, wurde aber abgewendct. Die Blaujacken bewachen jetzt das englische Vesitzihnm. Das britische Kanonenboot „ESl" ging von Shanghai nach Hankan ab. Serbien. Wie verlautet, soll der Prozeß wegen des Attentats auf König Milan im Laufe der nächsten Woche beginnen. Die Meldung, der Untersuchungsrichter in der An gelegenheit werke als Staatsanwalt snngiren, wird, als falsch bezeichnet. I» serbischen vsfiziellen Kreisen wird darauf hingewiesen, daß der anläßlich des proklamirten Belagerungszustandes scl Iioo eingesetzte Gerichtshof nach den in Serbien geltenden Strafgesetze», jedoch unter Anwendung eines siinimarischen Verfahrens zu nrtheilen haben wird. Transvaal. Die Rede Chamberlain's hat die optimistische Hoffnung, daß eine friedliche Lösung der Transoaalfrage im Anzüge sei, gründlich enttäuscht. Die Lo .doner SonnlagSblntlcr bezeichne» die Sprache Chamberlain's als Hochernst, als letzte Warnung an Krüger, den Konflikt nicht ans die Spitze zu treiben. Es verlautet, weitere Entsendungen bo» Truppen nach Südafrika seien eingestellt, bis der Krieg unvermeidlich geworden sei. Dreyfus vor dem Kriegsgericht irr Neunes. Die Sitzung Ä»> Montag, die vierzehnte üffenlii.hc Verhandlung, war ganz mit der Vernehmung von Schrcibsachverständigen ansge- siillt, die den Gang des PrvzffseS nicht wesentlich förderte. Der Zeichner Parafjaval macht Bcrtillon den Vorwurf, mit der Handschrift Esterhazy's nicht dieselben Proben »»gestellt zn habe», wie mit derjenigen DrcyfnS'. Ec hätte, anstatt sich ans die Prüfung der Handschrift Drchsus' allein zu beschränken, eine große Anzahl Handschrijtcn stndiren sollen. Der Zeuge ist bemüht, jede einzelne Bemerkung Bertillons zn wicderlegen. Parafjaval bemüht sich ins besondere, uachznweisen, daß die angebliche Regelmäßigkeit des Vorder aus nicht bestehe; es sei unmöglich, daß cs durchgepaust sei. Die Eigenliebe allein hindere Berlilloi', das Unzutreffend: seines Systems anznec kennen. Mineningenieur Bernard, der hieraus als Zeuge vernommen wird, widerlegt gleichfalls das System Bertillvn's; das Bordereau habe einen natürlichen Schriftzng. Bernard unterbreitet alsdann den Richtern eine beschriebene Seile, die gewisse Eigcnheiten bietet »nd die Behauptung znläßt, daß man cs mit einer künstlich hcrgcstclltcn Schrift zu thnn habe. Er bemerkt dazu: „Nun wohlan, diese Seile ist von Bcrtillv» selbst geschrieben." Ter Schrcibsachrerstäudige c.us dem Prozesse von 1894 Teyssoniörcs »nacht alsdann seine Anssage, erklärt, den Bericht von 189 b i» seiner Gesammtheit ansrccht zu erhalten, und schließt damit, daß die Schrift des Bvrdercaiis von derjenigen Hand hcrrühre, wie die Bcrgleichsstücke, welche bei Trcyfns beschlagnahmt wurden. Als dann geht der Zeuge i» seinem Gutachten ans die Einzelheiten Wort für Wort und Buchstabe für Buchstabe ein. Er erklärt, er habe niemals Kenntniß von dein Schriftstücke gehabt, bas Dreyfus auf Diktat ni'edcrgeschricben, und welches Ausdrücke des Bordercans wiedergegcbcn habe. Der Bogen dieses von dem Angeklagten her- gestellten Schriftstücks wird dem Zeuge» unterbreitet, der erklärt, niemals dieses Vcrglcichsstnck gesehen zu haben. (Sensation.) Als man ihn auffordert, diese Abschrift mit dem Original-Bordereau zu vergleiche», sagt er, er brauche wenigstens drei Tage dazu, um sich darüber zu äußern. Es werden einige Fragen an diesen Schreib- sachverstäiidigen gerichtet. Sodann erklärt Dreyfus, die Ausführungen des Schrcibsachver ständigen seien völlig unzutreffend. Er geht sie im Einzelnen durch. Der Schreibsachverständige erwidert, der Urheber des Bordcreaus habe versucht, seine Handschrift zu verstellen, aber seine wirkliche Hand schrift sei doch hervorgetreten. Als der Zeuge svdanu von dem Berichte Ballot-Begnprös spricht, äußert der Präsident, das Kriegs gericht habe sich nicht mit der Meinung eines Richters zu beschäftigen. Die Sitzung wird sodann unterbrochen. Nach Wiederaufnahme der Sitzung erklärt Archivar Chararey» er habe sich nach der Prüfung de» Bordereau» im Jahre 1894 dahin ausgesprochen, da- Drehs«» der Urheber de» Bordereau» sei, doch