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7- M:- ST"- - KarrMonä«. awkche Anstaltskleidu^ k»«gen, v«, dem dortig«, Schuh, «ann Inch» Gemerkt; ans Anruf beffelien ergriffen sie die Flucht «nd es begann nun eine wilde Jagd, »och glückte es dem Schutz- «an», nach lleberspringen von Grübe», Feldrainen rc., einen der Sträfling« einznhoken und frstzunehme», nicht ohne daß sich Letzterer, «in kräftig gebauter, robuster Man», heftig zur Wehr« gesetzt hätte. Während dessen gelang eS leider dem Andern, seine Flucht nach Mühkan zu fvrtzusetzen, Der Verhaftete wurde vorerst in sicheren Ge rahrsai» gebracht, um dann nach obiger Anstalt, in welcher er wiederholt schon Insasse gewesen, zurückgebracht zu werden. Der Verhaftete toill mit seinem Kumpan Lnnzeiian, einige Nachbardörser und zuletzt auch Burgstädt nubchelligt pasiirt haben. — Vor»«a. Eli» Reiter der 4. Eskadron des Karabinier Regiments stürzte am Freitag Vormittag auf dem Exerzierplätze beim Rehme» eines Hindernisses und war sofort tvdt. —> Hartenstein» Vor wenigen Tagen versuchie ein Italiener Nachls im Forsthause Prinzcnhöhle bei Hartenstein cinzubrechen, wnrde aber vom Forstausseh« Meyer dabei überrascht. Als Letzterer de» Einbrecher aufforderlc, stehen zu bleiben, schoß dieser ans Meyer» fehlte aber und erhielt nun von Jenem eine« Schrotschuß i» das Ge» fi l t, woranf seine Festnahme erfolgte. Der Italiener ist schwer ver letzt. Er gehört vermiilhlich zu einer Diebesbande, die in letzter Zeit die hiesig» Gegend beunruhigte. — Johanngeorgenstadt. Vorige Woche erschoß sich hier der Kaufmann P. Albr. Schmidt in der Niederlage seines Hauses an der Echallergasse. Der Verstorbene war in der letzte» Zeit sehr aufgeregt über den Tod des 6jährige» Emil Zimier, welcher am 1b. April i» die Schmidt'sche Jauchengrube fiel und ertrank. Namentlich war er untröstlich über di« falsche Darstellung des Vor fall«, nach welcher die Grub« nur mit Reisig zugedcckt gewesen sei. Schmidt sollte über den Vorfall gerichtlich vernommen werdet«. Revolver und Patronen hatte er sich vorher ii» einem hiesigen Ge schiffte gekauft, um angeblich Raiten damit zu tödten. Die verwaisten Kinder Schmidt'- sind sehr zu bedauern. — Platte«, i. B. Am Sonnabend Abend ist auf der Fahrt tu», Reichenbach bis Netzschkau ei» Mann ans dem Prrsvneuzug Nr. 2090 Reichenbach-Eger, welcher 10 Uhr 37 Mi», hier eintrifft, wahrend der volle» Fahrt aus den« Zuge gesprungen. Der Mann schien geschlafen zu habe» und fragte plötzlich, wohin der Zug gehe. Al» rr dir Antwort erhielt: „Nach Plauen!" öffnete er die Konpee- thüre und sprang hinan». Die Mitreisenden sahen »och. daß sich de» Mann »berschlug. Da er beim Absuchen der Strecke nicht ge sunde« worden ist, scheint er erheblich« Verletzungen nicht davon- grtragen und de» Heimweg augetreien zu Habel«. — Entsprungen auf dem Transport nach dein Bahnhose ist der 26 Jahre alte, in Leisnig geborene Dienftknecht Paul Richard Becker, der zur Verbüßung einer Zuchthausstrafe von sechs Jahren nach der Strafanstalt Waldheini übergesührt werden sollte. Becker war an beiden Händen geschlossen «nd doch wagte er es, zu fliehen. Da, wo von der Bahnhofftrahe die Breitestraßc abzweigt, riß er plötzlich au», lief die Breitestraße entlang »nd hat dann vermulhlich seinen Weg nach den Bärenstein. Anlagen oder nach dem Syrathal zu genommen. Dem Transporteur gelang es nicht, den Flüchtling einznholeli. Becker ist zu der oben erwähnte» Zuchthausstrafe am 19. April vom hiesigen königl. Land gericht verurtheilt worden wegen einer Reihe von Einbruchs, dlcbstähle», die er im Monat Februar d. I. in der Fürstenstraße 64, Albertstraße 83 und Wettincrstraße 55 ausgesührt hatte, nachdem er Anfang Februar erst au» der Korrektionsaiistalt in Hohnstei» ent lasse» ivorden war. Becker ist trotz seines noch geringen Alters schon »ft und schwer vorbestraft. Er ist einer von Denen, welchen man ihre Lebrnsgeschichte sozusagen schon vom Gesichte ablesen kann: er besitzt «in richtiges Verbrechergesicht. Da» Signalement des Ver brechers lautet: Paul Richard Becker, Dienftknecht, Geburtsort: Leisnig, Wohn- und Aufenthaltsort: Planen, Alter: 26 Jahre (geboren am 10. Juli 1872), Größe: 167 cm, Statur: schlank, Haare: blond, Stirn: breit, Angen: grau, Augenbraue«!: blond, Nase: spitz, Mnnd. gewöhnlich, Kinn: rund, Gesichtsform: länglich, Gesichts farbe: gesund, Zähne: defekt, Bart: —, Sprache: deutsch, Religion: «v.-lutherisch. Lokales. — Vergebung städtischer Arbeit«»«. Das Stadtbauamt schreibt die Mauer-, Zimmer-, Klempner- und Schieferdeckerarbeiten, sowie die Herstellung der Blitzableitung snr den Erweiterungsbau des Hospital» St. Georg, sowie die Erd«, Mauer- und ChaussirunySarbeiten für die Herstellung der Schleuste und des Strahenoberbaues für die verlängerte Pcilmstraßc, ferner die Arbeiten für die Herstellung der Ujermaueru am Chemnitzslujse und die Befestigung der Sohle im Kappelbache, verschiedene Au- streichcrarbeite» in Schulgebäuden und endlich die Mauer- und Zimmerarbeiten für die Vergrößerung ides Maschraumes des Bades am Schloßteiche zur Vergebung aus. A-gebcrsvrrcti-imi'se mit Anssnhrungsbediuguiigcn köunen gegen Erlegung der Sch«:xebühreu bei der erwähnte» Verwaltung entnommen werden, wL'elbK i-ch die mit entsprechender Aufschrift Verse enen Angebote bis -uw )5. d. M. Mittags einzurcichen sind. — Eine Geldbelohnnng von 30 Mark ist dem Wirih- schafisgehilsen Oskar Oswald Uhlig i» Erfenschlag wegen der von ihm am 27. Februar d. I. mit Muth »nd Entschlossenheit be- wirkten Rettung eines 4 Jahre alte» Knaben vom Tode des Er trinkens gewährt worden, was die hiesige königl. Amishauplmann- schaft zur öffentlichen Kenulniß bringt. — Ti« golden« Hochzeit feierte am Sonnabend den 29. April Herr Webermeister Christian Friedrich Weber mit seiner Gattin Amalie Rosalie geb. OrIa »> ü » de. Der Jubelbräutigam ist am 22. September 1825 zu Lenge selb i. Erzg., die Jubelbraut am 3. Januar 1826 zu Chemnitz geboren. Nachdem Herr Weber längere Zeit i» seiner Vaterstadt seinem Berufe abgelegen, zog er hierher »ach Chemnitz, wo er bis znm heutigen Tage im Geschäfte seines Sohnes, des Weüwaarensabrikanten Hern» Friedrich Theodor Weber, Neustädler Markt 1, thätig ist, indem er der Schcererei vorstehl. Dem Jubelpaare, daS sich noch voller geistiger und körper licher Rüstigkeit erlreut, wurden an seinem Ehrentage zahlreiche Be weise der Liebe und Verehrung zu Thcil. — Di« öffentlichen unentsteltttche» Impfungen finden in diesem Jahre statt: Salzstraße 65 in, Erdgeschoß, durch Herr» Oberstabsarzt a. D. Or. wert. Drus chky, von» 2. Mai bis 14. Juli «nd vom I. bis 29. September, Dienstags «nd Freitags Nach mittag von ^ Uhr. Jalobilirchplatz 2, durch Herr» 1)r. ineä. Seidel, vom 3. Mai bis 13. Juli und vom 23. August bis 12. Oktober, Mittwochs und Donnerstags Nachmittag von '/.b bis k Uhr; II. BezirkSschulc, Waisenstraße 4, 2 Tr., durch Herr» Or. wecl. Z schau, vom 3. Mai bis 21. Juli, Mittwochs, Donnerstags und Freitags Vormittag von V«8—V«9 Uhr und Annabergcrstr. 24b, alte Schule, linker Flügel, 1 Tr., durch Herrn prakt. Arzt Gntte, Freitags den 26. Mai, 2. und 9. Juni Vormittag 10 Uhr. — Die stir den Eintritt der Impf. bez. Wiederimpfpstichtigkeit geltenden gesetzliche» und sonstige» Bestimmungen dürfen wir wohl als all- gemrkn bekannt vsranssrtzen, machen aber besonders daraus aufmerksam daß aus einem Hause, m welchem nach ärztlichem Zeugnisse an steckende Krankheiten wi« Scharlach, Diphtheritis, Croup, Keuchhusten, Flecktyphus, roscnartige Entzündung herrschen, die Impf ling« nicht zur öffentlichen Impfung gebracht werde» dürfen. — Z«m t. Mai. Unsere Stadt bietet Hort« kein außerge wöhnliches Bild »nd von der Maifeier der Sozialdemokratie ist nicht Viel zn merken. Di« Arbeiterschaft ist in allen Fabriken wie an de» gewöhnlichen Werktagen thätig und überall herrscht die größte Ruh«. Unsere intelligente Arbeiterschaft ist zu besonne», um durch die Feier des 1. Mai de» Verdienst eines Arbeitstages einzubüßen und das gute Einvernehmer mit den Arbeitgebern muthwilllg zu stören. — Der königl. »nmänische ZirknS Eesar Sidoil, über dessen zur Zeit i» Kassel staltfindciide Vorstellungen die dortigen Blätter höchst anerkennend berichte», wird voraussichtlich seine hiesige Er öffnungsvorstellung am 20. d. M. gebe». — Die veil»,«, für gestern geplant««» Luftballonfahrten mutzten ansfalleu, da bei dem eingetretenen ungünstigen Wetter weder a» ein« Füllung der Ballons, noch an «inen Ansenthalt im Freie» zu denke» war. — Unterhalb des Bahnhofes Siegmar wurde gestern rüh ans de», Bahnkörper ein junger Mann in schrecklich ver- 'tünimeliem Zustande aufgefunden. Der Verunglückte hatte sich in der Absicht, sich daS Leben zn nehmen, vor einen Zug geworfen, halte aber den gewünschten Tod nicht gesunden. Der Verunglückte» in dein man später den Gewerbeschüker Segler aus Chemnitz erkannte, wies einen Schäd lbrnch a»f, auch war de« linke Arm vollständig zermalmt worden. Dem ihn auffindenden Bahnwärter konnte er noch mittheilen, daß er sich » selbstmörderischer Absicht vor den Zug geworfen hatte, dann ver- iel er in Bewußtlosigkeit und wurde später »ach dem Bezirkskranken. Haus in Altchemnitz gebracht. Heute Vormittag wurde dem Be- dauernswcrtheu, der noch nicht wieder zur Besinnung gekommen ist, der Arm amputirt. Was den junge» Mann zu denilwerzweifeltr» Schritt veranlaßt hat, ist noch nicht bekannt. —* Auch ei»« Vergnügen. Bon zwei hiesigen Bürg««, wnrde gestern Abend geg-n 11 Uhr auf der Stollbergerstraße ein Fleischergeselle aus Böhmen beobachtet, wie derselbe nach und nach drei Gaslaternen aus Uebermnth unbesugt verlöschte. Die Männer olgten dem Thäier und machten unterwegs einem Schutzmann von dem Vorgänge Mittheiluiig, woranf der Fleischer angrhalten und zur nächsten Polizeiwache abgeführt wurde. —* Von einer Ravfayrerin angefahrsn wurde am Sonnabend Abend auf der Königstraße eine ältere Frau, wobei Beide aus die Straße stürzten. Die umgerissene Fra» hatte den Verlust eines Kruges mit Spirit»- und einiger Pfunde Mehl zu beklage», sonst war aber der Zusammenstoß noch vcrhältnißmäßig gut abgelausen. —* Hänölithe Szene, Bes einem Streite mit seiner Ehe frau gerieth am Sonnabend Mittag ein auf der Leipzigerstraße wohnhafter 30jähriger Schmied so in Erregung, daß er mehrere Federbetten zerschnitt und auf den HanSboden warf, so daß die Feder» in dem Hause umhersloge». Außerdem zerschlug er eine Weckuhr, zerschnitt zwei Frauenhüte, drei Paar Schuhe und mehrere Kleidungsstücke und bedrohte seine Frau mit Todtschlagen. Da sich der Mensch auch von einem herbclgernsenen Schutzmann nicht be» ruhigen ließ, so wnrde er in Polizeigewahrsam gebracht. Meine Chronik. — Racheakte. Aus dem Strcikgebict in Belgien werden zwei Verbrechen gemeldet: In Wasme wurde das Haus eines an dem Ausstand nicht bitheiligten Arbeiters durch Dynamit fast völlig zerstört. In Gouy lez Picton wurde ein gleiche» Verbreche» durch rechtzeitige» Austreten der bereits glimmenden Lunte verhindert. — Streng. In Athen wurde eine Frau zu vierzehntägigem Arrest verurtheilt, weil sic trotz des polizeilichen Verbotes mit einem Hute im Theater erschien. — Grotzfener. Am Sonnabend Abend um >/,10 Uhr ist auf der Germania.Werft in Kiel Feuer ausgebrochen, da» durch Kurzschluß der elektrischen Leitung entstanden ist und bi» Sonntag Morgen gegen 3 Uhr danerle. Es war große Gefahr vorhanden, daß das Ersatzschiff „König Wilhelm", welches ans der Werft zur Zeit erbaut wird, auch von dein Feuer ergriffen werden könne. Diese Gefahr konnte noch rechtzeitig abgewendet werden. Der Schaden ist sehr bedeutend. Zahlreiches Publikum ließ sich mit Dampfern über setzen, um sich die Brandstätte zn besehe», die am Sonntag Morgen auch von Admiral Köster besichtigt wurde. — Spionage. Gerüchtweise verlautet, daß in Verdun mehrere Personen wegen Spionage verhaftet worden sind. — Grnvettkatastrophe. Nach einer Meldung aus Orenburg ereignete sich eine furchtbare Katastrophe unweit der russischen Kreis, stadt Troizk. In der Gvldmine Katschmar wurde ein Schacht mit 95 Arbeitern durch einen Wassereinbrnch zerstört. 62 Arbeiter blieben dabei todt, die übrigen wurde» mit Mühe gerettet, doch trugen die meisten schwere Verletzungen davon. — Wölfe in Orsova. Ans Hermannstadt wird uns unter dem 27. April geschrieben: In Orsova verursachte am 26. April das Erscheinen eines Wolfes ans offener Straße große Aufregung. Ter Juwelier W. Brachmann kam eben des Weges, als das Thier einen Arbeiter attackirte. Brachman» ergriff einen Spaten und hieb damit mit solcher Wucht auf die Bestie, daß diese »ach kurzem Wider stände verendete. Eine» Tag später haben Schafhirwn im Weichbildc der Stadt ei» ganzes Rudel Wölfe angetrosfen, die von den Hunden verscheucht wurden. Ein Massenmörder. (Fortsetzung.) Breslau, 29. April. In der Sitzung am Sonnabend wnrde Clara Beer, ein« hysterische Kranke, als erste Zeugin vernommen. Während ihrer Aussagen wurde die Oesfentlichkeit wieder ausgeschlossen. Sodann wird das Protokoll über die kommissarische Vernehmung des Zeuge» Busche verlesen. Cs geht daraus hervor, baß dieser mit Herrmann vom April 1879 bis 1881 in der FUrstenstraße gewohnt und von Iran Stricker gehört hat, Herlmann habe seine Frau im Keller vergrabe», und man spüre Lcichengerüch, er hat ober nie selbst etwas davon gemerkt. Hieraus wird die unbeeidete Aussage von Staroffe verlesen, sie entlastet den Angeklagten. Der Staatsanwalt ist gegen die Beeidigung des Starostc, da dieser offenbar lüge und zum Mindeste» stark mit verdächtig sei. Sv wolle Staroste auch Nichts davon wisse», daß seine Tochter mit dem Angeklagten ein Berhältniß gehabt habe, während das alle Welt wußte, ferner wolle rr von der Bermanernng des Kellerloches nichts wissen; andere Zeugen bestätigen aber unter ihrem Eide, daß Beide gemauert hätten. Eine Bewegung geht durch den Saal beim Aufruf der Schuh machers Oswald Herrmann, des Sohnes des Angeklagten, der bisher sein Zengniß verweigert hat, weil rr nicht gegen ven Vater aus safte» welle. Auch diesmal verweigert er es wieder mit einem «»tschiedenen „Nein". Es wird der älteste Sohn des Angeklagte»:, Emil Herrmann. auigerusen; dieser ist bereit, Zengniß abzulegen. Emil Herrmann sagt ans: Sei» Baker sei -t KeterviL saAegangtu. um, da er Geschiedener war, in Brest»» wieder zu hekcnheu. «>» folgte Emil nach, um dort sein Brot zn suchen. Er wohnt« dis zum Jahre ISS« mit seine» Vater z,ffammen. lieb« das Brr» hältniß zwischen seinem Vater und der Ermordeten defragt, g»bt Emil zu, es sek öfters Zank vorgekvmmen. Al» sechsjähriger Junge hat er einmal auf Auftvrg seine« Bitters di« eigene Mutter (dw erste Iran de» Angeklagten) bewachen müsse», wel st« sich mit ihrem Geliebten geküßt haben soll. Sr belastet den Bat« insoweit, als er ihm vorwirft, daß er tvegen leichtfertiger Dirnen di« erste Frau verlassen habe. Auf Befrage» des Bertheidigers «zählt dann der Zeuge von einer große» Prügelei zwischen dem Vater und der Ermordeten, wozu diese die Beranlassung gegeben haben soll. Ber- theidiger: Es soll zwischen Ihrem Vater und der Ermordeten Ihretwegen Streit gegeben haben, da der Vater für Sie Geld von seiner Frau verlangte. — Emil: Einmal blos 30 Mark, die ich als Taxe für mein Examen als Fleischbeschauer brauchte, die habe ich dann ersetzt. — Präs.: Hier i» Breslau soll Ihr Vater für Sie Geld verlangt habe», um mit Ihne» zu kneipen. — Emil: Niel Ich verkehrte mit dem Vater nicht, da die geschiedene Mutter bei mir lebte. Er behandelte sie roh nnd schlug sie. Bestimmte Fälle von Schlechtigkeiten weiß er nicht anzuführen» ebensowenig auch vom Umbringen eincS Kindes. Al» Emil weiter «zählt, sie s.ie« elf Geschwister gewesen, erklärt der Angeklagte, der früher angab, er habe 6, und dann, er habe S Kinder gehadt, daß er nur die lebenden gezählt und die Todtgeborrne» ausgelassen habe. Au» Leben sind jetzt aber nur die zwei Söhne de» Angeklagten. In welch' schlechtem Rufe Herrmaiin in seinem Heimathsorte »nd in Breslau stand, geht an» den Nachforschungen der Geatariuerie hervor. Der Gendarm Hofmeister hat Ermittelungen über das Vor leben des Angeklagten angesteltt. Er sagt aus: Herruiann galt überall als geschickter Mensch, doch erzählte man sich von ihm das Schlimmste. Er soll die Kabuse, der er das HauS abkaufte, beschwindelt und dann vergiftet haben. Die Tochter dieser Frau behauptet die» strikte. Auch die erste Frau des Angeklagten soll unter verdächtigen Symptomen gestorben sein. Tie Schwester der ersten Fra», Frau Vorhin, sagte dem Gendarmen, Herrinan» sei ein sehr schlechter Mensch. Die Schwester habe ihr einmal erzählt, Herrmann habe im Keller Giftflaschen, eine solche habe Herrmann seiner Frau auch gezeigt und hierzu gesagt: „Drei Tropfen davon genügen, bei eine,» Kinde genügt ein Tropfen." Herrmann hat seine Iran gcmißhandelt »nd sich mit Dirne» abgegeben. Auch soll sich Herrmann an einem Einbrnchsdiebstahl betheiligt nnd eine» kostbaren Pelz gestohlen haben. Herrniann stand in dem Rufe, daß er vor keinem Verbrechen zurückscheue. Einige Frauen, die als Zeuginnen geladen waren, haben den» Gendarmen erklärt, sie hätten Angst gegen Herrmann auszusage»; wenn er freikäme, könnte es ihnen schlecht ergehe». Ueber den Tod der Täufer erfuhr dieser Zeuge, daß diese Frau bei der Entbindung im Blute gelegen habe; das Kind sei todt gewesen. Die Sterbende habe der Hebamme gesagt: „Das Kind ist gut aufgehoben, tvas er aber mir angethcin hat, ist fürchterlich." Gemeindevorsteher Schwede aus Koberwitz sagt aus: Herrmann habe einen schlechten Nus, er soll ein Brandstifter sein. Als Fleisch, beschau« hat er 100 bis 150, aber nicht 2000 Mk. jährlich ver dient. — Fabrikarbeiter Hampel, der Schwiegersohn der Wittwe Kabuse, sagt aus: In» Jahre 1867 verkaufte die Kabuse ihr Grund» stück an Herrmann. Ein Jahr später traf mich der Angeklagte und sagte, die Mutter habe schon Geld bekommen, 100 Thaler seien noch zu zahlen, die kriege sie ab« nicht. Nach dem Tode der Mutter wollten wir dieses Geld haben, bekamen aber Nichts. Herrmann be. hauptete, sie hätte alles Geld erhalten, dabei zeigte er falsche Quittungen, nach denen er sogar mehr gezahlt hätte, so daß wir ihm Geld schuldig wären. Die Schwiegermuti« trank mal gerne einen Schnaps, »»eine Frau hat ab« gesehen, wie Herrmann von der Todien eine Flasche wegtrng und den Inhalt wegschüttete. Die Frau war öfter betrunken, ist aber daran allein nicht gestorben. Ueber daS Berhältniß der Fabrikarbeiterin Kays« zu Herrmann weiß der Zeuge nichts Besonderes. Herrmann- Ruf sei im Allgenieinen ein schlechter, Emil Herrmann bestätigt, Wilhelm sei bei dem Tode der Kabuse an wesend gewesen nnd habe mit ihr zuweilen aus „Lampen" Spiritus getrunken. Als die Kabuse starb, lag Wilhelm betrunken auf dein Bett und schlief. — Ernestine Hampel bekundet: Herruiann hat von meiner Mutter 1867 das Haus gelaust, er hat 330 Mk. nnd freie Wvhnnng bekommen. Ein Jahr darauf starb sie. Herrmann war bei ihren» Tode anwesend. Nachmittags um 5 Uhr wurde die Mordstelle in Augenschein genommen. In mehreren Wagen fuhren die Geschworene», der Präsident, der Staatsanwalt, der Bertheidiger, der Kommissarius Klimm nnd einige Zeugen nach der Fürstenstraße Nr. U. In einem besonderen Wagen saß Herrmann gefesselt inmitten zwei« Polizisten. Das Helle Haus mit seiner srcundlicheu Front wird meistens von kleinen Handwerkern bewohnt. Der fragliche Keller, in welchem Menke jetzt seine Schlosserei ausübt, ist nur vom Hofe aus zu er reichen. Aus schmalen steilen Stiegen gelangt man in eine Art Vor- raum, der rechts gewölbeartig vermauert ist, links führt eine niedrige Thüre i» einen zweiten 'Raum, in dein jetzt Menkes Blasebalg steht Unter diese.» Blasebalg hatte die Leiche gelegen. Links von diesem Raum befindet sich ein Loch, eng und schmal, der vielerwahnte Mauerdurchbrnch. Ter Lokalaugcuschei» sollte erhärten, daß cs un möglich sei, durch dieses schmale enge Loch, wie Sawodi behauptet, Möbel in den Keller zu schaffe», da hi« die Decke tiefer gewölbt ist. Kommissarius Klimm demvnstrirte an Ort und Stelle de» Ge- schworcncn die Vorbereitungsarbeitcn, welche der Angeklagte für das Bcrbrechen getroffen. Er zeigte den Raum, in dem später die Leiche uutergebracht wurde, und ivie dieser Raum vor der geschehenen Ver- grabung nicht durch eine Mauer, sondern durch Bretter von dem übrigen Raum geschieden war. Vor dies« Wand hat der Angeklagte jahrelang gelebt, geschlafen. Ferner wurde dargestellt nnd durch an Ort und Stelle erhobene Zeugenaussagen erhärtet, wie der Angeklagte Ziegel und Mörtel in den Keller trug und dies von Nachbarn be» merkt werde,» mußte. Herrmann bewahrte während der ganzen Prozedur seine eiserne Ruhe, lächelte hier und da und verlor keinen Augenblick die Fassung. (Fortsetzung folgt.) Drahlnachiichten «nd letzte Meldungen. Chemnitz, den 1. Mai 1899. Berlin. In dem Befinden des ehemalige» Reichsgerichts- Präsidenten v. Sims»», der soeben sein 70jähriges Doktorjubiläum begeht, hat sich, nachdem es schon in de» letzten Tagen zu Besorg nissen Anlaß gegeben, eine wesentliche Verschlimnnrung eingestellt, so daß man allen Ernstes sür das Leben des Jubilars fürchtet. Wien. Die heutige Maifeier der Sozialisten ist bisher wegen des kalten und regnerischen Wetters ziemlich ruhig verlaufe». Während des Vormittag» wurde» 27 Bersanimlungen in den verschiedenen Staditheilen abgrhalten, in denen lediglich über die Bedeulung des 1. Mai gesprochen wird. Am Nachmittag finden Zusammenkünfte im Prater statt. I