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I ' Nr. 124. - 1LS9. — Dt»se verbreitetste unparteiische ^«Mmg erscheint Wochentag» Lage») und lostet mit den^W Wöchentlichen V eiblättern: Meine Botschaft, «Lchfifcher Erzähle», Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Jllustrirtes Unter- Haltungsblatt, Gei den Postanstalte» und bei den Ausgabestellen monatlich 40 Psennige« Poslliste: 1.Nachtrag Nr. 2877. Lele-ramm»eldress,: <v»n<rot»nie!aer, gtnisprkchstkllc Nr. IW. General- Anzeiger für Chemnitz und Umgegend. lSSchfifcher Laude».««»eig»*). — «egrllndet IS7S at» „N«,eiger* n. Verla« «n» Rotationsmaschinen-Den« von «texander Wiede in Lhemuitz, Lheaterstratz, vr. S. «nf den "General.Anzeiger" für den Monat Juni nehmen die BerlagS-Anstalt, die Austräger, Ansgahestellen und Postanstalte» znm Preis von 4« Psg. entgegen. (Postliste: 1. Nachtrag Nr. 2877.) Amtliche Anzeigen. Handelsregister.Eintragung. «us Folium 4514 wurde di, Firma „I. Kreytzig" in Chemnitz und als turn, Jubaberi» Frau Anna Johanne verehelichte «reytztg geb. Müller, Besitzerin eines Garn-Handels« und AgenIur-GeschästeS daselbst» eingetragen. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuch, aus den Name» Christian Hermann Wächtler eingetragene, i» Grüna im oberen Ortstheile an der Dorfstrabe gelegene Grundstück Nr. 58 des Flurbuchs, Folium 77 des Grundbuchs sür Grüna v. R.-A., bestehend aus Wohnhaus mit eingebautem Stall und Schuppen, sowie aus Garten und Hosranm, geschätzt aus 2S8V Mark, soll an hiesiger Amtsgerichtsstelle zwangsweise versteigert werde» und es ist der 1. Jnti 1899, Vormittags v Uhr, als Anmeldetermin, ferner der t«. Juli 1899, Vormittags V-" Uhr, als VerstelgernngStermi«, sowie der 3t. Jnli 1899, Vormittags 11 Uhr, al» Termin zur Berknndnng des VerthtilnngSPlan- anberanmt worden- Die Realberechtigte» werde» ausgefvrdert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrcnde» Leistungen, solo!« Kostensorderungen Ivälesteus im Anmeldetermine anzumelde». Eine Uebersicht der aus dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann »ach dem Anmcldetcrmine in der Gerichlsschreiberei des köntgl. Amtsgerichts ein- gtsehen werden. 11. öffentliche Sitzung der Stadtverordneten. Donnerstag, den 1. Juni 1899, Abends 6 Uhr. Tagesordnung: 1. Geschäftliche Miltheitungen. 2. Berichte de» Wahl-Ausschusses über: ». die Wahl eines Ausschusses für Vorbcrathnng der Einverleibung von Vororten betreffend: 5. die Wahl eines Ausschusses sür Durchberathuilg des Durchbrnchplanes Köntgstraße - Nenmarkt betreffend. 3. Berichte des Versassungs-Ausschuffes über: n. die Rathsvorlage, betreffend das Abkommen der Königlichen Regierung mit der Allgemeinen Lokal« und Straßenbahn-GeseUschajt über Abänderung der Konzcssionsbedingunge»; v. die Nathsvorlage, betressend die Gründung einer Assistentenstelle am Pathologischen Institut des Stadtkrankenhanses; o- die Nathsvorlage, be treffend die Genehmigung und Mitvollziehung eines KausvertrageS mit der FUifchenuining; ck. die Nathsvorlage, betreffend das Gesuch des Hanpt- bezirks Chemnitz vom Gau 21 der deutschen Radsahrerbundes nm Bewilligung einer Beihilfe zu Ehrenpreisen sür einen Preisschinnckkorso am 25. Juni- 4. Berichte des Prüfung» - Ausschusses über: qh die Rechnung der städtischen Lcihanstalt und der b,i derselben erzielten Uemrschüsse ans das Jahr 1898; d. die Rcchnnng der Standesämter anf das Jahr 1898; <-. die Rechnung über die Verwaltung des Schlobmühlengrundstncks und des Schloßteiches auf das Jahr 1898; 6. die Rechnung der Remitzer-Stiftung auf das Jahr 1898; s. die Rechnung über die zweiie Gruppe von Stiftungen zu Unter- stützuiigszwecken auf das Jahr 1898. 5. Berichte des Finanz»Ausschusses über: a. die RalhSvorlage, betreffend Lage und Richtung der Fortsetzung der Priuzenstrake; b, die Rathsvortage, betreffend Schleuffeiibauten in ver schiedene» Straßen »ud Straßeiiregliltriiiigeii; o. die Nathsvorlage, betreffend das Abkommen mit Herr» Theodor Dietzel; >l. die Rathsvorlage, betreffend Regnlirnng und Uferbefestigung des Chcmuitzflnsscs in, Stadtpark; o. die Nathsvorlage, betreffend Vollendung der im Stadtpark geplante» Wege. An lagen, Anpstaiizuiige» und Ansäung, n; 1. die Rathsvorlage, betreffend die Erbauung eines neuen Pfarrgebändes in der Petrigemeinde. — Hieraus ge heime Sitzung. Japanisches Liebes- nl»b Cheleben. Von Rudolf Langenbach. (Nachdruck verboten.) In diesem seltsame», phantastischen, bezaubernden Lande der ausgehenden Sonne, dessen Volk jetzt mit großen Sprüngen der Zivilisation Europas nacheilt, ändern sich die Verhältnisse so schnell, daß man von dem, was heut ist, morgen oft schon sagen muß: es war. Selbst das, was bei allen Völkern sonst, wenn nicht konstant, so doch am beharrlichsten sich gleich zu bleiben pflegt, weil es Im tiefsten GemülhSlcben seine Wurzeln hat, — selbst das LiebeSleben 'der Japaner ist im Begriffe, unter den europäischen Einflüssen viel von seiner nationalen Eigenart zu verlieren und sich dem der Occidcntalcn anzuähnliche». Das Liebesleben der Japaner, — darf »tan denn von ihm reden angesichts der merkwürdigen Thalsache, daß diese:» liebenswürdigen, lebhaften und intelligenten Volke das - Gefühl der Liebe,- wie wir sie verstehen, versagt ist? Ja, dem Japaner ist das Hangen und Bangen in sehnender Pein fremd, er kennt nicht das heimliche Verlangen der Seele und den jauchzende» Jubel der Erfüllung, nicht all' die thenren Leiden und Freuden, Listen und Schlich-, Ueberraschungen und Dummheiten der Liebe. , In dem Kusse sehe» die Japaner etwas Thierisches; Galanterie ist bei ihnen so wcnig üblich, daß die Japanerin sich schnell bückt, wenn dem gestrengen Herrn Gemahl auf der Straße Fächer und Pfeife entfällt. Gewisse, de» unsere» nicht unähnliche Forme» deS Licbes- ' lebens gievt es wohl auch in Japan, aber der Form entspricht keine wahre Empfindung. I» zwanzig Jahren hat der bekannte Kenner Japans, Professor Chamberlain, nur vv» einer LicbeSheirath gehört, und deren Helden hatten ihre Erziehung in Amerika genossen. Sind den» die Japanerinnen so ganz nnsähig, die Gefühle der Liebe in de» Männerherzen zu erwecken? Im Gcgcnihcile. Sie sind die freundlichsten, geduldigsten, liebevollsten, fleißigste», un schuldigsten, zierlichsten Wese», die man sich denke» kann. Noch hat kei l Europäer Japan verlassen, ohne von ihnen entzückt zu sein. Aber sie selbst ahnen wohl gar nicht, daß es noch Beziehungen anderer Art zu den Müimcr» geben könne und irgendwo gebe, als sic sie gewohnt sind. Die seit Jahrhunderten durchaus untergeordnet!!' Stellung der Frau, die ein eigenes Handeln bei ihr gar nicht anfkoinmen läßt, nnd der Charakter der Japaner, die in der Liebe nur schnellen Genuß suchen und keinerlei moralisch: Bedenklichkeiten oder Grundsätze in die cm Pniikic kenne», haben das Geschick der Frauen bestimmt. Eine kurze glückliche sonnig- Jugend, dann unvermeidlich eine Ehe, i» der sie aushört ein eigenes freies Wese» zu sei», — das ist der Lcbcns- gang der Japanerin, ist cs noch heut im Allgemeinen, wen» sich auch, wie bemerkt, unter dem Einstnssc der europäischen Kultur da Politische Rundschau. Chemnitz, 31. Mai 1899. Deutsches Reich. — Die Frühjahrsparade des Gardekorp» fand gestern Mittag auf dem Tempelhofer Felde in Berlin, vom herrlichsten Wetter begünstigt, statt. Sie wurde von dem General der Infanterie v. Bock und Polach kommandirt. Die Truppen waren in zwei Treffen aufgestellt, von denen das erste unter dem Befehle des Generalleutnants v. Bülow und das zweite unter dem des General leutnants Graf v. Wartensleben stand. Der Kaiser erschien in Generalsuniform, die Kaiserin in der Uniform ihrer Kürassire mit dem Dreispitz. Anwesend waren Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich. Prinz Johann Georg von Sachsen, Herzog Nicolans von Württemberg, die hier anwesenden fremden Prinzen, viele fremdherr- liche, namentlich österreichische Offiziere und ein glänzendes Gefolge. Das Feld war von einer unabsehbaren Menschenmafse umsäumt, die de», Kaiserpaar stürmische Huldigungen darbrachte. Nach der Be grüßung der fremden Fürsten ritt der Kaiser die Fronten ab, die Truppen präsentirte». Sodann marschirten die Truppen, die In fanterie in Kompagniefronten, tie Kavallerie in Schwadronsfronten und die Artillerie in Batteriefronten, vorbei, die berittenen Truppen im Schritte. Bei», zweiten Vorbeimarsch hatten sich die letzteren in Trab gesetzt. Die Infanterie marschirte zum zweiten Male in Regimentskolonnen vorbei. Die Haltung der Regimenter war vor züglich. Der Vorbeimarsch gelang beide Mole glänzend. Der Kaiser führte beide Male das 2. Garderegiment zu Fuß, und Erzherzog Franz-Garde Grenadiere ü In suits vor. Hieraus ritt der Erzherzog nochmals mit dem Kaiser die Front des Kaiser Franz-Grenadier- NrgimentS ab. Der Kaiser nahm auf dem Tempelhoser Felde auch einige militärische Meldungen 'entgegen, unter Ande em diejenigen des neuernannten kommandi enden Generals des XV. Armeekorps, Generals v. Meerscheidt-Hüllcsse» und des Generals der Artillerie v. Hossbaner. Nach dem Schluß der Parade begleitete der Kaiser i» Gemeinschaft mit dem Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich die Fahne» und Standarten nach dem königlichen Schloß zurück. die Verwaltung von Bereinsgeldern, nur solche Mitglieder gewählt werde» dürfen, die noch im Dienst stehen." — Die „Köln. Zig." meldet über den Verlauf der Friedens konferenz, die Aussichten mit der Abrüstung zu einem wirklichen Ende zu kommen, seien sehr gering. Daß geplant sei, den Groß- mächlen für die Einführung neuer Gewehre «ine Karenzzeit auf zuerlegen, den kleinen Staaten aber Freiheit zu lassen» ihre Hand feuerwaffen zu vervollkommnen, sei eine rein abenteuerliche Meldung. Zur Frage der Einsetzung eines internationalen Schiedsgericht» meldet das Blatt, der Erfolg der Anregung bleibe zweifelhaft; jedesmal wenn ein größerer Krieg drohe, werde c» unmöglich sein, die Vertreter der betheiligten Mächte zu veranlasse», bei den Ver handlungen die Geheimnisse ihre» Regierungen preiszugeben, oder deren Haltung, vielleicht auch geheimgchaltene Bündnisse bekannt zu machen. — Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet: Nach eingetroffenen Nachrichten ist das in Jichao verbliebene deutsche Detachement von dort am 26. Mai abgezogen und ohne Zwischenfall nach Tsintau zurückgckehrt. Fünf Literaten wurden von ihm als Bürge» mit genommen, bis die eingeleitele Bestrafung der von dem Magistrat von Jichao namhaft gemachte» Rädelsführer bei der Mißhandlung des Missionars Stenz durchgesührt ist. Die Rückkehr der Expedition konnte angeordnct werde», nachdem festgestellt war, daß sie eine gute Wirkung auf die Bevölkerung gehabt hat. I» der Umgegend von Jichao und Jtschoufu ist jetzt Alles friedlich. Auf Verlangen der deutschen Regierung hat überdies die chinesische Regierung an ämmtliche in Betracht kommenden Lokalbehörden nenerding» strenge Befehle ertheilt, sich den Schutz der deutschen Reichs-Angehörigen mit allem Eifer angelegen sein zu lasten. — Der Staatssekretär des Reichspostamts v. Podbielski hat soeben eine Vers,"ignng über die Ausdehnung der Post unter-1 - - . - . - . beamten-Vereine erlassen, Sie laiitct: /Ein von liberaler Serie gestellter Zusatzantrag, die Negierung sei „An alle» Orte» des Rcichspostgebieis bestehen Postunterbeamtenvereiiie./anfzusorderi,, das Parlament durch Befriedigung der Deutschen die der Pflege kameradschaftlicher Geselligkeit und der Hebung der wirthschaft-i wieder arbeitsfähig zu machen, damit cs gegen Ungarn Stellung iiche» Lage gewidmet sind. Derartige Vereine können, wen» sic sich ans „ehmen könne, ionrde mit Z2 gegen S1 Stimmen abgelehnt. Dagegen enizelne Ocie nnd deren Umgcbung beschranken, in viele» Fallen segensreich teil die Ei>riNli,k>ioriale„ welche damit ibre aeü-imen Ab wirke» und wohl geeignet sein, die Bernfsfreudigkcit ihrer Mitglieder zu oic 2l)ri,ttich,oziaicit, weicye oamir ,yre gepeimcn siv fördern. Be! der Verlchiedenartigkeit der Verhältnisse in de» einzelne» Be ffrkcn und im Hinblick aus die Größe des Reichspostgcbicts erachte ich aber die Ausdehnung solcher Postunlerbeamtenverciiie über mehrere Oberpost- dircktivnsbezirlc nicht sür richtig und bestimme gleichzeitig, daß in die Vor stände oder sonstige» leitenden Stellen der Vereine, also besonders auch für mancherlei bereits geändert hat. Und doch sieht man die Japanerin nicht unglücklich. Auch in Hymcn's „Fesseln" (hier ein sehr zu treffender Ausdruck) erscheint sie lächelnd, gehorsam, pflichttreu, eine hingebungsvolle Gattin, eine zärtliche Mutter. Werfen wir zunächst einen Blick auf die unlercn Klassen. Das Mädchen hat das heirathssähige Alter erreicht, cs ist hohe Zeit, cs a» de« Mann zu bringe». Diese Aufgabe erfüllen dann die Heiralhs- verniittler, gewöhnlich «in Verwandter oder Freund des heiraths- lustigen junge» Mannes, der diese Aufgabe nur Ehren halber über nimmt. Hat er ein nach seiner Ansicht znsnmnienpasseiidcs Paar ausfindig gemacht, so setzt er die beiderseitigen Familien davon in Kenutniß und sie beginnen nun genaue Erkundigungen über Ver mögen, Ruf, Charakter nnd Gewohnheiten des anderen Theils ein- zuziehcn. Fallen diese Ecknndigunge» befriedigend ans, so werden die jungen Leute an einem dritten Orte zusammengebracht und einander Vvrgestcllt. Sie dürfen nun sich verlobe»; aber vor der cndgiltige» Entscheidung solle» sie sich erst mit der Persönlichkeit ihres künftigen Lcbensgcnossen genau bekannt mache». Stellen sich dann die Shmpothicn als gegenseitige heraus, so veranstalten die Vermittler die Hochzeit nnd lassen die Namen der Neuvermählten in die amtliche» Register ihres Bezirks eintragc». Das ist Alles, was der Staat verlangt; die Kirche hat (einige budbhistische Sekten aus genommen) mit der Eheschließung i» Japan überhaupt nichts zu Ihn». Die Heirath ist einfach der Umzug des Mädchens in ein anderes Hans, bei dem sie um ihre Meinung im Grunde gar nicht gefragt wird. Und doch sind gerade die Frauen der unteren Stände in Japan im Allgemeine» »och am glücklichsten daran. So schwer auch die Arbeit ist, die ihr obliegt, — die natürlichen Verhältnisse bringen doch wenigstens bei den Landlcute» gewöhnlich eine wirkliche Gemeinsamkeit des Lebens mit sich, und Nebenfraue» zu halte», ver bietet dem Herrn und Gatten gewöhnlich seine Dürftigkeit. In den bürgerlichen und den höhere» Ständen werden die Kinder oft schon in der Wiege verlobt. Das ist eine richtige Ver lobung, die jedoch die Kinder später nicht »«bedingt ratifiziren müssen. Eben i» den höheren Schichten der Gesellschaft hat das Eindringen der europäischen Anschauungen Vieles gründlich geändert. Zwar haben die Abmachungen der Eltern noch eine» mächtigen Einfluß, aber gesetzlich sind sie ohne Belang, ja das Gesetz verlangt sogar nicht einmal mehr die Einwilligung des Vaters zur Eheschließung. Will heut ein junger Japaner ans guter Familie einem Mädchen de» Hof machen, so hat er sich vor allem der Zustimmung der Eltern zu vergewissern. Hierbei sind die Vermittler hauptsächlich nothwendig; eine Verbindung ohne ihre guten Dienste würde vor der Sitte nicht als eine legale Ehe gelten. Diese Vermittler heißen in der p- ctische» Sprache Japans ^Insulin no liann, d. h. der Gott der Vereinigung der beiden Geschlechter Durch ihre Bemühungen beginnt nun also Ausland. Oesterreich-Ungarn» Der sächsische Kriegsmsnisier Edler von der Planitz ist in Wien eingetroffen. Er wohnte dem „Kampagne"- Renne» bei nnd besichtigte verschiedene militärische Anstalten. Am Sonnabend findet in Schüobrunn zu Ehren des Ministers eine Tafel beim Kaiser statt. — Der »iederösterreichische Landtag nahm am Dienstag einen Dringiichkei'tsantrag an, in welchem aiimaßciideii Forderungen Ungarns in der AnsgicichSfrage entschieden zurückgewiesen werden. machnngen mit der Regierung vffeiibarten. Niederlande. Wie ans dem Haag gemeldet wirt,^ enthält das englische Schiedsspruchs Projekt ebenso wie das russische die Institution eines ständigen Schiedsg.-richtshofes, vor den Rußland eine Periode der Verlobung, die, wie man leider seststellen muß, in moralischer Hinsicht nicht günstig zu Ivirleu pflegt. Auch hierbei zeigen sich die Japaner vor allem als Poeten. Sie haben sür die Verlobten eine eigene Poesie oder vielmehr zwci Gattungen von Poesie, Shi und Uta, ersunde». Der Verlobte schickt dem jungen Mädchen Verse, sie antwortet ebenso. Das Wort „Liebe" ersetzt ge wöhnlich eine Anspielung auf den Mond oder auf die Blumen. Ein paar Probe» japanischer Liebrspoesie werden interessiren. Das Mädchen schreibt: „Getrennt von Dir betrachte ich das Himmels gewölbe. Welche Wonne hätte ich nicht, verwandelte sich der Mond in einen Spiegel." Ein zweites Liebeslied: „Meine Wünsche sind wie der weiße Schnee des Fudji, der sich immer häuft und nie schmilzt. Sei mein Nus gut oder schlecht, ich werde stolz sein, daß man es draußen weiß. Allgemein ist die Ansicht bei den Männern, daß unsere Liebe unerklärlich sei; nun denn, ich kvmine auf den Ge danken, mich Dir zu schenken." Im Volle gicbt es eine ganze Telegraphie für den „Flirt", bei welcher der Fächer und das Taschentuch eine wichtige Rolle spielen. Auch bedient »>a» sich gewisser wiegender Geberde» mit der rechten Hand. Das junge Mädchen antwortet durch Bewegungen ihrer langen Aermel. Statt des in Europa stets beliebten Augenspiels hat man i» Japan andere physivgnomische Zeichen. Das Mädchen kneift nämlich ihren linken Mundwinkel ei» oder rollt ihre Augäpfel von rechts nach links nnd von links »ach rechts. Die Wirkung ist sehr eigenlhnmlich, aber keineswegs leidenschaftlich. Die Eifersucht drückt man ans, indem man die Zeigefinger wie Hörner an die Stirn legt. A» einem gewissen Tage, Hunami genannt, haben die Vcrlvbten auch das Recht, leise milcinandcr zu sprachen und sich hinter Bäumen nnd Blume» zu isvlircn. Aber nicht allein der Kuß, auch der Händedruck ist streng verpönt. Tie Hvchzcilszercmoiiic ist überaus einsach. Außer dem, was die Sitte vorschreibt, gicbt cs keinerlei gesetzliche oder religiöse Formalitäten. Ein Austausch von Geschenken geht voran. Da»» folgt die Uebcrsiedelnng der in Weiß gekleideten Braut ins Haus de- Bräutigams; mit ihr kommt auch ihre Aussteuer: ein Schreibtijchchcn, ein Arbeitslorb, ihr Schminke- und Puderkästche», zwei Eßlischche» nnd ein paar lackirtc Holztcller, endlich ihre Kleider, nm so mehr, je wohlhabender ihre Familie ist, Ein Gelage und Hochzeitsgescheuke sind in Japan wie bei uns üblich; die entscheidende Zeremonie aber heißt „San-San-Kndo" »der „Drei mal drei macht neun". Je drei mal trinken nämlich Braut und Bräutigam aus je drei Schalen mit Saki*), nnd damit ist die Ehe geschlossen. Die junge Frau zieht jetzt zum Zeichen, daß sie ihrem Manne bis in den Tod treu sein wird, ein schwarzes Kleid an. Früher färbte sie sich regelmäßig auch ihre *) Sali ist ei» aus Reis bereitetes Lieblingsgetränk der Kavouer-