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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 08.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189901080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18990108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18990108
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-08
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Monat
1899-01
-
Jahr
1899
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— Nr. «. — 1899. Mage MM Chemnitzer General-Anzeiger. Sonntag, den 8. Januar«! Das wahre Glück. Roman von Heinrich Köhler. (31. Forts,tznnm) (Nachdrück verboten.) Wir" wollen etwa» promeniren," Vagte sie, »dort oben ist mehr «au»,.-: ^ Damit zog sie Helene nach der oberen Terrasse. Auf dieser stand das HauS, daS sich mit seiner Rückseite an eine Anhöhe lehnte, auf der ein kleines Plateau noch zu dem Lokal gehörte, von dem man eine hübsche Aussicht genoß, ivährend der andere Theil dcS sich sanft senkenden Hügels beackert war. Man konnte dieses Plateau nur von einer hochgelegenen Loge im Innern des Saales erreichen, von der ans einer Feusterthüre eine kurze, schmale Galerie hinüberlief. Von den Gästen wurde dasselbe nur selten betreten, höchstens einmal bei Tage, um die Aussicht zu über blicken; jetzt, in der späte» Abendstunde, wo Alles durch andere Ge nüsse in Anspruch genommen war, dachte natürlich Niemand daran. Else zog ihre Begleiterin »ach dem osfenstehenden Saale, der nur spärlich beleuchtet war von den Gasflammen, die an dem ent gegengesetzten Ende brannten,^ wo am Büffet die Kellner verkehrten und wo auch der Hanplausgang in's Freie sich befand, der von diesen benutzt wurde. „Aber wohin führst Du mich denn, Else?" fragte Helene ihre Begleiterin verwundert. »Ich denke es mir so schön, jetzt, bei dem herrlichen Mondschein, von dem kleinen Plaieau oben einen Blick über die Landschaft zu werfen," antwortete diese. „Ich,.habe gar nicht gewußt, daß Du so poetische Anwand lungen hat, n könntest," sagte Helene. „Aber es ist ja kein Mensch dort, und die Dunkelheit da drinnen beweist, Laß man hier nicht auf Besuch seitens der Gäste rechnet." „Desto besser! Komm' nur, dann könne» wir uns ungestört uns selbst überlassen." „Meinetwegen," entgegnete Helene und stieg mit ihr die Treppe zu der Loge empor, v->n welcher aus sie dann über die Galerie auf das Plateau traten. ' Helene's sinniges Gemnth versenkte sich voll in die Schönheit des Abends! die milde, schwerninthige Weiche, die ans der Natur zu ihr sprach, legte sich nm ihr Herz; sie blickte tranmverlore» in die Landschaft hinaus von dem hohen, einsame» Platze, zu dem die Töne der Musik nur sanft und leise hinausdrangen, und lauschte den langgezogettkn Licbesklage» einer Nachtigall, die aus einem nicht sehr entfernten Gehölz herübertönten. Sie gab kaum auf Else's Anwesen heit acht, so ganz nahm der Abendfriede sie hin. Da Plötzlich war es ihr. als höre sie einen Schritt aus der Galerie. Hastig drehte sie sich n»i. Else war verschwunden, dafür aber stand eine, andere Ge stalt vor ihr, eine männliche, die sie in dem Hellen Schein de» MöudeS sogleich erkannte. — Eduard. Sie stieß einen leisen Schrei aus und stand wie an die Stelle gebannt. „Helenes" sagte er leise, mit einem unbeschreiblichen Ansdruck seiner Stimme. Es war, als ob das Wort sie sich selbst wiedcrgab; sie machte Miene, an ihm vorbei die Galerie zu betreten. < Eduard trat ihr in den Weg und stützte sich auf die Brüstung, «Geh«! Sie, nicht so an mir vorüber- und lassen mich mit' meinem sehnenden Herzen zurück," sagte er n it innigem Tone. „Ich kann nicht nm Verzeihung bitten, daß ich Ihnen hier so unerwartet gegenübertrcle. ich habe diese Gelegenheit gesucht »nd Ihre Freundin hat sie herbeigeführt. Ich mußte Sie allein sprechen." „Herr Greiuer!" stammelte das Mädchen verwirrt. „Ja, so ist mein Name! Zum ersten Mal höre ich ihn von Ihren Lippe». O, Sie können nicht, wie Ihr Bruder, glauben, daß ich aus einem unlauteren Mviiv denselben mit jenem andern ver tauschte! Sagen Sie mir, denken Sie deshalb schlecht von mir? Das junge Mädchen antwortete nicht, es blickte verlegen vor sich nieder. „O, sage» Sie eS mir!" bat er. „Schließen auch Sie sich den Beschuldigungen Ihres Bruders an?" Ein leises „Nein" kam wie ein Hauch nach kurzer Pause aus dem Munde Helene's. „O, Dank, Dank!" sagte Eduard warm. „Damit ist der Vor wurf, der mich seit jener ersten Nacht, da unsere Bekanntschaft be gann, peinigte, mir von der Seele genommen. Und nun auch darf ich das anssprech-», was ich schon neulich Abends ans den Lippe» halte. Helene, ich liebe Sie!" Er wollte aus sie zntrelen, aber sie wich ihm ängstlich aus. „Nein, nein," sagte sie flehend, „ich darf das von Ihnen nicht höre»! Sagen Sie nichts weiter davon!" „O, doch, doch! Warn», soll ich nicht ansspreche», wovon mir das Her; erfüllt ist? Die Sterne und lnr Mond dort oben, sie sollen es hören und mein Zeuge sein, — daß ich Sie liebe!" „Aber Sic wisse», was zwischen uns steht!" wehrte das junge Mädchen ängstlich. „Nichts, das vor der Liebe nicht zu wesenlosen Schatten würde!" bethcuerle er ihr. „Sagen Sie mir »nr das Eine: Würden Sie meiner Werbung Gehör gegeben haben, wenn ich wirklich der einfache Schreiber gewesen wäre?" Sic zögerte mit der Antwort. „Bitte, bitte, sagen Sie es mir mit der Wahrhaftigkeit, die ich immer bei Ihnen gefunden habe." „Ich kann Ihne» di.se Frage nicht beantworten," entgegnete das junge Mädchen, „und sie kommt auch bei unserer Situation nicht in Betracht." „Doch — doch, so sehr, daß an ihr unser ganzes künftiges Schicksal hängt!" drängte Eduard. Sie wandte sich zur Seite und sagte mit flehender Stimme: „Fragen Sic mich nicht weiter, lasse» Sie mich fort von hier!" „Nein, »ei», nein! Nicht eher, als bis Sk mir meine Frage beantwor et haben!" Er ergriff ihre Hand und wandte sie sich zu. „Sagen Sie mir, würden Sie die Liebeswerbung des „Herrn Meyer" frculidlich anfgenommen haben?" „Vielleicht!" „O, Dank — Dank! -Das ist mir genug!" rief Eduard stürmisch und wollte sie in seine Arme schließen. Aber sie entwand sich ihm und trat bis an das äußerste Ende des Plateaus von ihm zurück. „Wenn Sie in Ihrer Achtung bei mir nicht sinken wollen," sagte sie, „dann mißbrauchen Sie nicht Ihre günstige Lage mir gegenüber." „Gut," sagte er und trat zurück und lehnte sich wieder an die Vrüstung der Galerie, „ich gehorche Ihnen. Aber warm» weise» Sie «ich von sich, wenn Sie zugeben, daß ich Ihnen nicht glcichgillig Lin? Sollten denn wirklich diese erbärmliche» Unterschiede, die ich Verachte und die gar nicht so groß zwischen uns sind, zwei Herzen zu trennen vermögen? Ich habe Sie geliebt von dem Augenblick an, da ich Sie zum ersten Mal sah, und ich bringe Ihnen ein >anzes, volles Herz entgegen, daS noch nicht durch andere Leiden schaften zersplittert ist. Ich habe bisher nur.ein weibliches Wesen treu und mit aller Innigkeit geliebt, — das ist meine Schwester, — und Sie erinnern mich an sie, und wenn Sie dieselbe kennen würden, würde sie Ihnen eine treue Freundin sei». Warum wollen Sie den Standesunterschied hervorheben, Sie mit Ihrem reichen, gebildeten Geist? Ist es denn nur denkbar, daß Ihre gebildete Anschauungs weise ein Vorurtheil zwischen uns stelle» kann, für besten Unhaltbar- keit und Hinfälligkeit ich Ihnen in einem langen Menschenleben den Beweis liefern will?" „Mich trennt kein eigenes Vorurtheil von Ihnen," sagte Helene leise. „Sie haben unsere Familiengeschichte gehört — und mein Bruder —" „Ihr Bruder, — kann der uns wirklich trennen? Es ist die Bestimmung, daß das Weib Vater und Mutter verläßt und dem Manne folgt, und Sie sollten um des Geliebten willen nicht den Bruder aufgeben können, wenn es wirklich dahin käme? Aber es wird dahin nicht kommen, er wiriz sichsdarein finden, und wenn Sie jetzt auf seine Worte höre» wollten, die ihm der blinde Klaffenhaß diklirt, dann würden Sie vielleicht über kurz oder lang» wenn er elbst sich eine Frau nimmt, allein stehen in der Welt, unverstanden und ungeliebt. O, glauben Sie mir, Helene," und er trat im Eifer der warmen Empfindung näher an sie heran, „die Lieb« versöhnt alle Gegensätze, sie löst alle Dissonanzen, sie ist die mächtige Trieb- eder im großen Weltenall» und sie sollte nicht zwei Menschenherzen über kleinliche Borurtheile und Parteikämpfe erheben können zum unauflöslichen, heiligsten Bunde? O, lehren Sie mich nicht klein von Ihnen denken ! Ich spreche nicht zu Ihnen im Rausche leicht verlodernder Leidenschaft, als «in heißblütiger Jüngling, sondern wohlbedacht, mit der vollen, treuen Innigkeit eines Mannes, der Ihnen seine Hand sür's Leben bietet, weil er sie liebt mit der ganzen Kraft seines Herzens!" Er trat an sie heran und »ahm ihre Hand in die seine. „Sehen Sie, Helene," fuhr er fort, „keine Borurtheile, keine Verhältnisse können uns ernstlich trennen. Wenn Sie mich nur lieben, mit jener Liebe, die über Alles hinwegträgt, di» in dem Ge liebten ihr Einziges, ihr Alles, ihr zweites Selbst sieht, dann kann Nichts uns scheiden!" Er legte sanft seine Arme um ihre schlanke, bebende Gestalt. „Helene, liebst Du mich so?" Da schlangen ihre Arme sich um seine» Nacken, und der Kopf des schluchzenden Mädchens legte sich an seine Brust. „Ja, ja, so liebe ich Dich!" gestand st« ihm. „Mein Ein und mein Alles!" sagte er mit weicher, bebender Stimme. Und dann bog er ihr schönes Haupt sanft zurück, daß der Schein, des Monde» auf ihr Antlitz fiel und drückte seine Lippen an ; den rothen Mund, der innig seinen. Kuß erwiderte. Und während von unten von den mit Ballons erleuchteten Terrassen die Jubel laute, vermischt mit den Klängen einer lustigen Weise, immer deut licher heraufdrangen, Lust und Freude und Ausgelassenheit immer höher schwollen, beschien der stille, verschwiegene Mond hier oben eine Szene, bei der nicht laut gesprochen, nicht laut gejubelt wurde, und die doch ein viel größere», innigere» Glück in sich schloß, als Einer der unke» Versammelten empfand, — in der Empfindungen und Stammellaute der Liebe und Küsse und heiße Herzschläge eine beredtere Sprache führten, als die Worte aller Dichter und Redner znsammcngcnomnien. „Aber," bat Helene dann, „laß un» unser Bündniß vorläufig noch geheim halte», vielleicht, daß ich ein Mittel finde, meinen Bruder zu gewinne». Er hat so viel für mich gcthan, daß ich nur im äußersten Falle ihm offen entgegentreten möchte." Eduard versprach es ihr, — um so eher, als er selbst mit seiner Familie sich erst verständigen wollte. (Forisepnng folgt.) daß der Bursche lebendig verbrannt werde. Alle sind einig, daß eine fluchwürdige That zu sühnen sei, und Jeder sucht durch seine Bcredtsamkeit die Beachtung des NegnS zu gewinnen. DaS sind nicht etwa Advokaten, sondern schlichte Bürger, die ihr ehrliche» Empfinden niit ungeheurem Pathos und Schwulst äußern. Nun steigt der Affa-Negus die Stufe» herab, stellt sich dem Throne gegenüber und beginnt sein Plaidoyer. — „Man kann sorg los »ach Maffanah, nach Djibouti und bis zum wüsten Nil gehen. Ein Weib kann im Reiche des Negus von Naffo nach Gvndar wandern, und dieser erbärmliche Bursche hat sein Opfer im Schlafe gemordet. Hier muß Gleiches mit Gleichem vergolten werden." — Ein Richter »ringt das Gesetzbuch herbei und liest vor: „Wer tödlet und durch ein Verbrechen Unwillen zeugt in der Stadt, soll lebendig verbrannt werden." Der König der Könige Aethiopiens aber läßt christliche Milde walten und befiehlt: „Der Mann soll gehängt werden." Der Angeklagte wird von seinen Wärtern loSgebunden. Der Nachrichter fesselt - ihm die Hände auf dem Rücken, legt ihm den Strick um den Hals, und so geht der Zug, von der Menge begleite^ n die Sladt auf den Marktplatz. Die Weiber stürzen au» den Hütten und erheben Geschrei und Schmähreden gegen den Delinquenten der schnell den, Richtplatze zuschreitet. „Sieh da den Baum, dort wirst Du sterben." So sagt ihm der Nachrichter. Der Angeklagte hebt das Haupt, aber schon ist der Strick über den Ast geworfen und wird angezogen. 20 Minuten vor 10 Uhr war da» Urtheil verkündet, und u» 10 Uhr war der Gerechtigkeit Genüge gelhan. Merrelik auf dem Richterstuhl. Mit den Abessiniern ist nicht gut Kirschen essen. Das habe» zu ihrem Schrecken die Italiener erfahren, daS muß aber auch fort gesetzt der abessinische NeguS selbst empfinden. Bi» in die letzten Tage hinein ist in kurzen Zwischenräumen immer wieder von Auf ständen eines einzelnen Ras oder von kriegerischen Bewegungen Menelik's zur Unterdrückung aufrührerischer Unterkönige gemeldet worden. Wenn man nun daraus schließen wollte daß in Abessinien Alles drunter und drüber ginge, so würde man sich einer schweren Täuschung h »geben; es existirt eine, natürlich den Verhältnissen ge mäß, geordnete Rechtspflege, die besonders schweren Verbrecher» gegen über gewahrt wird. H er die Schilderung eines französische» Reisenden über die Art und Weise, wie der Ncgns zu Gericht sitzt: Im Herbste vorigen Jahres geschah es» daß die französische Kolonie von Adis Abeba durch Kaiser Menelik eingeladen wurde, einem Gerichtstage beizuwohne». Ein unvergeßliches Schauspiel für alle Zeugen des Vorganges. Nicht in einem kalten, öden Gerichts saal, sondern unter dem ewig blauen Himmel Abessiniens schlug Mcnelik seinen Nichtersitz auf. Auf einem um etliche Stufen er höhten, rothen Divan, der von Teppichen, Fahnen und Guirlanden, Palmen und Pfauenwedeln überschattet ist, sitzt »ach orientalischer Art der Kaiser, links neben ihm die Franzosen. Zur Rechten des Negus auf den mit Teppichen belegten Stufen sitzt der Affa-Negns, genannt der „Mund des Königs", der Oberrichter des Reiches, unter ihm sitzen die Richter mit ihren Weißen Turbans. Zu beiden Seiten des Gcrichtsplatzes steht das Volk. Ein wundervolles Bild giebt die Landschaft mit ihrem Ausblick auf die Stadt »nd die sie umlagernden Gebirge. Die weißen Mäntel mit ihre» rothen Bändern werde» getragen wie die Togen der römischen Senatoren, und wären nicht die schwarzen Gesichter, so hätte man glauben mögen, man befände sich im Alterthum und an den Usern des Tiber. Der Angeklagte wird vor den Thron geführt. Er ist nach Landesbranch an zwei Unschuldige, welche ihn i» ihrer Mitte führen, angefesselt. Es geschieht das, um zuverlässige Wärter zu haben, die auch einen Selbstmordversuch hindern. Der kleine, armselige Bursche weiß, was ihm bevorstcht, und sieht seinem Schicksale gefaßt entgegen. „Warum hast Du gemordet?" fragt der Negus. „Ich wollte stehlen!" „Einen anderen Zweck hatte Deine Missechat nicht?" „Ich bin Bettler; der Bote halte Thaler, und ich durchschnilt ihm den Gürtel, um die Thaler zu nehmen." „Es ist gnl; man wird Dich abthun. Hast Dn noch eine Bitte?" „Begnadige mich, und Dn wirst einem Gotte gleich sein." Nun wendet sich der Kaiser an die Menge und befragt die Alten Ei» Greis erklärt, das sei das scheußlichste Verbreche», das er erlebt ha.c; der Angeklagte solle gehängt werden. Ein Zweiter fordert. Aus Thüringen. «1. Ronneburg» 4. Januar .Der bereits seit einiger Zeit herrschende Sturm verstärkte sich in den vorgestrigen Abendstunde» zu intensiver Gewalt. Die im Verein damit heranfziehende« chwarzen Wolken entluden sich als Regen und Eisstücke und führte« ^n einem unheimlichen Wetter. Dazwischen war in der achten Stunde n südöstlicher Richtung starkes Wetterleuchten bemerkbar. —a, Wasttnge», 5. Januar. Die 12jährige Tochter de» Schneiders Göpfert hat sich hier erhängt. —v. Gotha, 5. Januar. Im Dezember 1898 sind i« hiesige» Crematorium 13" Leichen durch Feuer bestattet worden; es wäre» dies 10 männliche und 3 weibliche, 4 aus hiesiger Stadt und 9 von auswärts. Im ganzen Jahre 1898 find 179 Leichen verbrannt worden. Die Summe aller hier vollzogenen Feuerbestattungen be trägt 2092. —lor. Jena, 5. Januar. Die Errichtung eine» gemeinsame« BismarädentmalS in Thüringen wird gegenwärtig i» Erwägung ge zogen. In einem Eingesandt der „Gothaer Zeitung" wurde der Plan, im Herzogthum Coburg-Gotha ein Bismarckdenkmal zu er richten, bekämpft und dafür die Errichtung eine» gemeinsamen Denk mal» vorgeschlagen. Als geeignetst« Stadt für die Aufstellung de» Denkmals kam Jena in Betracht, das mit dem Name» Bismarck am innigsten verbunden ist. Sonst aber wird, wenn man, ähnlich wie beim Kysshänserdenkmal, eine Bergeshöhe wühlen wolle, der Ettersberg bei Weimar in s Auge gefaßt. Uebrigens soll cS dab« einzelnen Stadien oder Bezirken unbenommen bleiben, besondere Bismarckdenksteinr zu errichten. 3. W. Gero, 5. Januar. Trotzdem vielfach davor gewarnt worden ist, den Tannenbaum i>» Ofen zu verbrenne», steckte doch eine Frau in der Altenburgerstraße den Weihnachtsbaum in den Ofen. DK Folge davon war, daß der ganze uiilere Theil de- Ofens auseinander barst. Ei» größerer Schaden ist glücklicher Weise n cht entstanden. —ok. Songrrhottse», 5. Januar. Einer der ältesten Bürger tcr Sta t, der 87jährige Rentier Wenke, hat durch einen Sturz an dern Fenster seinen Tod gefunden. Den zur Hilfe Herbekileiideu vermochte er nur noch mitziiiheile», daß ihn ein Schwindel befallen habe, in Folge dessen er das Gleichgewicht verloren habe. -sr. Eisleben, s. Januar. Nachts hat in der Oberstadt eine bedeutende Erderschütterung stattgefunden, in deren Folge in der oberen Nicolaistraße ein WasserrohrVrnch erfolgt ist. Das Wasser drang in den Keller des Hauses Nr. ZZ, dem Tischlermeister Fischer gehörig. Es droht das Treppenhaus einzustürzeii. Auf polizeiliche Anordnung hat das Haus geräumt werden müssen. k. Weitzenvor», 5. Januar. Mehrere junge Burschen und Mädchen aus Großburschla waren hierher gekommen, um an einem Tanzvergnügen Theil zu nehmen. Als zwei der Mädchen den Saal verlassen hatten, um den Heimweg anzutrcten, feuerte in der Dorf- traße ein dortiger junger Bursche Revolvcrschüsse auf dieselben ab. Eines der Mädchen wurde in s Bein getroffen, während das andere nur eine unwesentliche Verletzung in der Seite erhielt, da die Kugel an einem Stahlstabe des Korsetts abprallte. Der Rcvolverlump wurde alsbald ermittelt und verhaftet. Vermischtes. — Eine wunderbare, ober wahre Geschichte. I» einer nicht sehr großen, aber recht ansehnlichen, wohlhabenden und knnst- liebenden norddeutschen Residenz halte sich Ende September auf einige Zeit eine wandernde Kunstrellertrnppe niedergelassen, die außerordentlich viel Gutes bot und deshalb großen Zuspruchs sich erfreute. Bei der Truppe war auch ein Klvwn, der sich rasch durch seine aktuellen und immer feinen Witze und Bonmots nicht nur die allgemeine Gunst eroberte, sondern auch durch sei» gentlemaulikeS Auftreten außerhalb des Zirkus rasch eine überall gern gesehene und beliebte Persönlichkeit wnrde. Der Klown war ein Manu von hervorragender universeller Bildung, ein Gentlenien sicher auch seiner Gesinnung nach, aber er war auch eine leichtlebige Künstlernatur, also nichts weniger als ein guter Finanzier; im Gegentheil lag er mit seinen Finanzen in stetem Hader. Er machte auch die Bekanntschaft eines gleich wohlhabenden wie kunstfreundlichen Rentiers, dessen Ehe kinderlos geblieben war» der aber trotzdem mit seiner Gattin sehr glücklich lebte, wenn bös« Zungen auch behaupteten, er stche ein wenig unter dem Pantoffel. Ter Ncnticr lud den Klvwn auch in sein Haus, wogegen die Gattin Nichts hatte; in, Gegenteil: auch sie empfing de» Künstler jederzeit freundlich und gastlich. Freilich sagte sie zu ihrem Eheherrn: „Das Endo dieser Künstlerfreundschaft wird auch hier das gewöhnliche sein, der Man» wird Dich schließlich anpumpcn. Ich verbiete Dir aber, ihm Geld zu leihe», und — nun, D» kennst mich in dieser Be ziehung." — Nichtsdestoweniger brachte es der Klown zn Stands den Rentier bei der Abreise um 300 Mk. aiizmpunipe» — pumpt« er Jemand an. pumpte er natürlich nur Nobels Er versprach, da» Darlchn binnen vier Wochen prompt zurückzuzahle». Er that aller dings dies nicht, aber er schrieb dem Darleiher einen Entschuldigung-« bricf, den da- Mißgeschick der Gattin in die Hände spielte. Selbst, verständlich Tag für Tag endlv>c Predigten und Vvrwürfe, deren
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