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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 26.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189901264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18990126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18990126
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-26
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Monat
1899-01
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Jahr
1899
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— Nr. St. - 1«ss. — Diese verbreitetste unparteiische Leitung erscheint Wochentag- Lage^ und kostet mit den^/itns wöchentliche!» Beiblättern: Meine Botschaft, Sächsischer Erzähler, «erichts-Zeitnng, , Sächsisches Allerlei, JllnstrirteS Unter- Haltungsblatt, hei den Postaustaltcu und bes de» dlurgabestcllcii monatlich 40 Pfennige. 1899- PyMisie: Nr. 2877. Lklrgramm - Generalanzeiger, gci'nlrreann'tte Sir. NIL Genevol- Donnerstag, den 26. Januar. erger für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer Landes-««zeige»). - Gegründet 1S7S als „Anzeiger" «. Berlaa und Notalionsmaschinen.Druck von Alexander Wied« in Chemnitz, Theaterstrab« Nr. 8. «uzetgenpreis: Sgespalten« CorpnSzeile (ca.9 Silben fassend) oder deren Raum töPfg. (Preis verzeichnisse ä Zeile 20 Pfg.) — Bevorzugt« Stelle (Sgespalten« Petit-Zeile circa 11 Silben fassend) 30 Pfg. — Anzeigen können nur bis Vormittag lo Uhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Geschäftlich« Anzeiger-Inserat« finde» für billigsten Prel» zugleich Verbreitung durch dl» täglich erscheinende Chemnitzer Eisenbahlt-Zettilng. Deutscher Reichstag. 17. Sitzung vom 24. Januar 1899, 1 Uhr. Äm Bundesrathstisch: Graf Pofadowskh. Das Haus ist sehr schwach besetzt. Die zweite Beraihuug des Etats wird beim Etat des Reichs amtes des Innern, Gehalt des Staatssekretär-, fortgesetzt. Abg. Stöcker (wildkons.): Die Christlich-Sozialen haben das Ziel, de» berechtigten Ansprüchen der Arbeiter zur Geltung zu ver helfen und die Sozialdemokratie zu bekämpfen. Sie meine», daß der kaiserliche Febrnarerlaß noch nicht erfüllt sei und daß den Arbeitern die volle Koalitionsfreiheit gewährt werden müsse; sie darf nicht angeiastet werden. Der Großbetrieb wächst, der Mittelbetrieb hält sich zur Noth, der Kleinbetrieb geht zu Grunde. Der Ueber- schuß der Bevölkerung wendet sich zur Industrie. Da es nun der F Industrie immer besser geht, da sie durch Erhöhung der Arbeits löhne auch nur weiteren Vortheil hat, so soll man sich vor einer Weitersührung der Sozialreform nicht scheuen. In den letzten Jahren ist aber ihr Gang gegen früher ein recht schleppender geworden, es fehlt an Temperament. Früher herrschte ein großer Geist, «in christlicher Geist in der Vethätignng der Sozialreform. Fürst Bis marck nannte es prakösches Christenthum. Damals gab es eine Sozialrcsorm de» Gewissens. Der alte Kaiser Wilhelm sagte, er er fülle damit nur eine Gewissenspflicht. Damals hörte ich im Aus lande Ausdrücke der Bewunderung und des Neides über diesen großen Geist, der unsere Sozialreform durchdrang. Jetzt ist eine gewisse Kälte des Gefühles und des Gewissens eingctreten, der Optimismus, der Glaube, die Freudigkeit sind verschwunden. Dagegen werden die neuen Pläne die neuen Gesetze, die uns vorliegen, mit einer gewissen Leidenschaft diskutict. Man sagt, die Sozialreform ist nicht dankbar. Aber man muß die ganze Frage von einem philoso phischen, einem e hischen Standpunkte aus betrachten. Von 1863 bis 1878 hat man die Sozialdemokratie Alles drucken, schreiben, reden lassen; da kann man sich nicht wundern, daß sie erstarkt ist. Wir müssen aber mit der Sozialdemokratie fertig werden. Das voll zieht sich nicht in 20 Jahren. In England sind die Erscheinungen viel blutigere gewesen. Der Liberalismus hat 1848 eine blutige Revolution gemacht, die Sozialdemokratie droht immer nur. l kau» aber für eine Partei nichts Schlimmeres geben, als immer nur zu drohen. (Lachen!) deshalb habe ich mich sehr gefreut, daß man in Stuttgart endlich hörte: Schmeißt den ganzen Nevolntions- plunder fort. Das ist doch ein Fortschritt! Ich verstehe nicht, daß man regierungsse tig das nicht anerkenne» will. Also es ist doch ei» Erfolg, daß die Sozialdemokraten — die ich sonst nicht unter schätze — mit einer Revolution nicht mehr drohen wollen. Sie wollen nicht, weil sic sie nicht machen können, und sie können nicht, Weil sie nicht wollen (Lachen), — i» Wahrheit nicht wollen. Daß deshalb schon aus dcm Saulus Paulus geworden iväre, glaube ich nicht: aber es ist doch schon ein Anfang; erkenne man ihn doch anl Der Staatssekretär hat von „nervösem Dilettantismus" gesprochen. Ja, cs kann doch keine dilettantischere Gesetzgebung geben, als wir sie im Umstnrzgesetz gehabt haben (Zustimmung), von dem man im Vornherein wissen konnte, daß es nicht iverde angenommen werden. Der Küttig -er Tänze. Von Alfred Neu mann. (Nachdruck verboten.) „Es giebt Nichis (sagt Mvliöre), was den Menschen so noth- Wendig wäre, wie der Tanz." Freilich legt der Dichter diese» Satz einem Tanzmeistcr in den Mund, aber die Geschichte zeigt, daß die Völker diese Ansicht des begeisterten Freundes des Tanzes theilen. Im Ton n»d im Tanz gicbt der Urmensch seinen Empfindungen zuerst Ausdruck, und in der Liebe zum Tanze begegnen sich noch heut die höchst zivilisirtcn Nationen und die barbarische» Urvölker, trifft sich die große Dame der modernen Geschäft und die mit dem Lenden schurze sich begnügende Negerin. Wie tief das Bedürfniß zum Tanze in der menschtiche» Natur wurzelt, zeigt am besten wohl der Umstand, daß in ihre» Tänzen die Völker ihre Charaktere treu und beredt zum Ausdruck gebracht haben. Der Spanier, der Schotte, der Ungar — sie alle haben ihre Nationallänze, in denen ihr Temperament nnd ihr Geschmack sich klar wiedcrspiegelt. Und in dieser Reihe fehlen auch wir Deutsche» nicht; ja, wir stehen in ihr voran. Denn unser Nationaltanz ist an Ruhm und Verbreitung über alle anderen ge stiegen und hat sich zum Könige der Tänze aufgeschwnnge», unser „'luft'ger deutscher Tanz'", wie Goethe ihn nennt, unser Walzer. Ja, er hat sich die ganze Welt erobert und alle anderen Tänze überflügelt. Keiner kan» sich der Unwiderstehlichkeit seines Rhythmus rühmen, dcr unsere Füße zur laktmäßigen Bewegung zwingt, unseren Körper unwillkürlich in die Schwingungen des Tänzer versetzt. Jene bannende Gewalt, jener zwingende Zauber des Tanzes, von dessen dämonischer Ma tzt so manche Historie und Legende erzählt, — sic hat im Walzer ihr« höchste Höhe erreicht. Unendlich einfach in seinem Wese», verlangt er doch vom Tänzer die feinste Kunst, ent hält er die größte Mannigfaltigkeit. Der Walzer ermüdet nie; so manche Dame hätte Nichts dagegen, eine Tanzkarlc nur mit Walzern besetzt zn sehe», eine Konzession, die man nie einem anderen Tanze machen würde. In dem Namen des Tanzes selbst liegt etwas Suggestives, das bunte Bilder vor unsere Auge» zaubert: graziöse Rvkvkodamen in feierlichem Schleifschritt; Urgroßvater und Urgroß mutter mit schelmischer Anmuth langsam den Braultanz führend; johlende Bauern, die ans der Tenne den Erntewalzer stampfen; feurige Wiener, in heißer Umarmung dcm schmachtenden Rhythmus folgend. Denn die Zahl der Nuancen und Charaktere in diesem rinfachcn Tanze ist Legion, und man könnte das wohlbekannte französische Wort mit Fug dahin variiren: „Zeige mir, wie Du Walzer tanzest, und ich weide Dir sagen, wer Du bist." Mit so manchen andere» grossen Erfindungen thcilt dcr Walzer die Eigcnthüi»lichkcit, daß man die Zeit seiner Entstehung nicht genau So würde es auch mit dem Gesetz zum Schutze Arbeitswilliger sein. (Zustimmung links.) Die schlimmste Wirkung dcr Sozialdemokraten liegt in dem antireligiösen Terrorismus, den sie ausüben. Die Gut- gesinnten-müssen sich fürchten, in die Kirche zu gehen. (Widerspruch b. d. Sozialdemokraten.) Ich könnte Ihnen mit Beispielen dienen. Noch vor zwei Stunden war bei mir ein Mann aus der Stadlmission, der darüber jammerte, daß er durch die Boykotl-Verfolgungen der Sozial- demokraten in epileptische Krämpfe verfalle» ist. (Lachen u. Rufe Hu! Hu! b.> d. Sozialdemokraten.) Will man die Arbeitswilligen schützen, so muß man es auch thun gegen Boykottirungen, inan muß sie schützen über de» ganzen Horizont des Arbeitsbereiches. Die Streiks der letzten Jahre habe» entschieden zu Erfolgen geführt zwischen 33 nnd 60 Prozent, Denken Sie an den Streik der Mäntelnäherinne», mit denen doch weitaus die Mehrzahl des Publikums sympathisirte. Kollege Schrempff plädirt für Erzwingung von Einigungen Aber, wer will das bei unseren gegenwärtigen Verhältnissen durchführen? Buchdruckerstreiks sind sehr selten, weil dieses Gewerbe organisirt ist. Aus demselben Grunde giebt es in England so wenig Streiks. Wir bedürfe» also einer Bildung von Arbeitervertretungen, ich hoffe des halb, daß man den Gesetzentwurf wegen der Berufsvereine nicht wieder auf die la»ge Bank schiebe. Man muß Arbeitgeber »nd Arbeitnehmer besonders organisirc», wegen des relativen Gegensatzes zwischen Kapital und Arbeit, der doch nun einmal nicht wegzuleugnen ist. Haben wir doch wieder etwas Muth wie im vorigen Jahrzehnt! Es giebt wirklich zu bessern. Was giebt es z. B. für Elend, wenn der Kranke 13 Wochen sein Krankengeld bekommt, und dann hört es plötzlich auf. Das muß geändert werde». Schaffen Sie die Berufsorganisation, dann haben wir das Mittel, die Sozialrcsorm auf die Höhe zu bringen. Am Wohnnngselend der großen Städte Staatssekretär Graf Posadotvsky erwidert dem Abg. Müller, die Stellung desselben zum internationale» Schutze des gewerblichen ElgenthumS sei ganz dieselbe wie die des Reichskanzlers. ES liegt jetzt die Hoffnung näher, daß er möglich sein wird, daß Deutschland der Union beitritt. Bei de» gerichtlichen Urtheilen ans dem Gebiete des unlauteren Wettbewerbs darf nicht übersehen werde», daß cs sich um eine neue Materie und neue Judikatur handelt. Was die Ver ordnungen auf Grund des H 5 anlangt, so unterschätzt Herr Müller die Schwierigkeiten der Ausführung. Bezüglich Abhilfe gegen Quantität-Verschleierungen bei Garnwollen ist eine Enquö te im Gange, lieber eine Expedition nach dem Südpol kan» ich autoritative Er klärungen nicht abgeben,-da dieselbe »och nicht Gegenstand der Er örterungen bei den verbündeten Regierungen gewesen ist. Die Be deutung der Sache wird aber vom Reichskanzler anerkannt, und die Marine würde event. die Expedition gern unterstützen. Abg. Horil-Sachsen (Soz.) bestreitet dcm Abg. Stöcker gegen über jeglichen Terrorismus der Arbeiter nnd widerspricht jede« Knebelgesctz. Der Redner schildert weiter' die Gesundheitsgefährlichkeit in Glasfabriken, für deren Arbeiter vermehrten Schutz fordernd. Abg. Hoch-Hanau (Soz.) entnimmt aus dem Gang der Debatte daß mit Ausnahme eines Theils der Rechten das ganze Haus, selbst die Nationalliberalen, von der Regierung etwas mehr Sozialpolitik forderte», daß aber das Alles auf den Staatssekretär gar keinen Ein druck mache. Der Staatssekretär bleibe dabei, das Volk habe keinen Anlaß zur Unzufriedenheit. — Dcr Redner macht sodann de» Negierungen hauptsächlich zum Vorwurf, trotz ihrer gesetzlichen Be fugnisse für keine genügende Gewerbeaufsicht im Baugewerbe gewirkt zu haben. Deßhalb ständen alle schönen Bcrvrdnnngen zum Schutze ,.. . . ^ ^ .der Bauarbeiter nur auf dem Papier. Die Polizeiaufsicht sei ganz hangt nne große Summe von Elend und Unzucht. Hier liegt eine I unzulänglich; dabei hätte» die Bauarbeiter schon jahrelang für fülle» könne»* ^ er-!Material gesorgt, um die Regierung zu einem ergiebigeren Bauarbeiter. irfU üeschlmpft worden! Schutz zu veranlassen, aber vergeblich, obwohl auch das Reichs- ist, sie haben uns doch aus die Sachen hingewiesen, sie haben den > uersicherungsamt einen stärkeren Schutz'gegen Unfälle im Baugewerbe Funken l», Herzen der Jugend entzündet. Lassen S,e uns m dem rgr »ötbta erkannt bade ^ ^ alten Geiste der Sozialreform sortschreiten. (Beisall.) ' ^ ^ ^ m«. cm - - -r m X ^ I Staatssekretär von Posadowsty: „Zu dieser spaten Stunde Abg. l)r. Müller-Meuilngen 0^'^lksp.): Nach dem sehrl„ur einige Worte. Ich habe die Mißstände im Baugewerbe in der amüsanten Vorträge des Vorredners (Oho! lebhafter Widerspruch rechts) kann ich nicht erwarten, viel Aufmerksamkeit zu begegnen. Der Redner ist bei der andauernden Anrhe und, da rr von, Platze aus spricht, nur in große» Zügen dahin verständlich, daß er Deutsch- lands Beitritt zur Union zum Schutze des gewerblichen EigenthumS nur dann für ersprießlich erachtet, wenn dadurch das Ausland, vor Allen, Frankreich, zu einer ausgedehnte», auf de» Prinzipien des deutschen Gesetzes fußenden Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes genöthigt würde». Des Weitere» bespricht Redner die Urthcile in Sachen der Lipperheide'schen „Moden-Welt", »eben der sich eine „Kleine Moden-Welt" und cine „Große Moden-Welt" aufthat», was zu einem Prozeß wegen »iilciiitcreii Wettbeiverbes Anlaß gab. Abg. Boeckcl (Reformp.) plaidirt für eine deutsche National- Bibliothek. Abg. Hasie-Leipzig (nal.-lib.) wünscht möglichst baldige deutsche Südpvlarforschungen auf Reichskosten. seststellen, »och auch de» Namen seines Erfinders nenne» kann. Was den Erfinder angeht, so steht es außer Zweifel, daß nicht in einem einzelnen Kopse die große Idee des Walzers entstände» ist, sondern daß (wie an Homers Gesänge», wenn der Vergleich erlaubt ist) das ganze Volk an ihm mitgearbeitct hat. Denn soweit wir auch in der Geschichte des deutschen Tanzes zurückgehen, so erkennen wir in aller Mannigfaltigkeit zwei Grundtypen der deutschen Tänze: den Schleifer »nd de» Hopser; von ihnen ist der Schleifer der Vater des Walzers geworden. Es ist sehr zeitig empsunden worden, daß in dieser Tanzart der Charakter des Dcnlschcn sich deutlich a'spräge. Im Gegensätze zu dem Sinne der Franzosen für das Leichte, Gewandte und Graziöse bekundet dcr deutsche Tanzschritt — denn alle Tänze waren ja ursprünglich ein Schreiten, nicht ein Drehen — die Vor liebe für das Würdige, Gemessene und Sichere. So hat auch in neuester Zeit ein ungarischer Dichter den Walzer als den eigenlhüm- lich deutschen Tanz recht glücklich in den Versen charakterisirt: Mit drei Schritten walzet der Deutsche und dreht sich im Kreise, Hat die Gefährtin im Arm, führt sie die schwebende Bahn, Einfach ist dcr Deuische i» Allem und freuet sich ruhig, Eine umarmet er nur; liebt er, so ist er auch treu. Es ist Grund zu der Annahme vorhanden, daß Oberdeutschland die Heimath des Walzers ist, der „Schwäbische", von dem wir vst hören, ist, wenn nicht identisch mit dem Walzer, so'ihm doch jeden falls nahe verwandt gewesen, und wenn eine adelige Dame im Jahre 1731 vom preußischen Hofe vermeldet, sie habe mit dem Kronprinzen Schwäbisch tanzen dürfen, so ist cs höchst wahrscheinlich, daß darunter allerdings ein Walzer zn verstehen ist. Es war aber Schwaben überhaupt von jeher ein tauzsrohes Land, wie denn ein alter Tanzreim nuffordirt: „Tanzen wir den Firlefanz, Den Firlefanz aus Schwaben." Um aber zu dcm alten Schlcistanz zurttckznkehren, so finden wir, wie sich ans ihm mannigfache Formen entwickelten, wie dcr Zweitritt und der Ländler, die aber alle als Abarten der Walzcr- grnndform anzusehen sind. Der Ländler ist ja auch noch bis in unser Jahrhundert hinein als schneller Walzer bezeichnet worden D:e Fremden fühlten das Gemeinsame aller deutschen Schleistänze bald heraus, und in's Ausland wandert« darum der deutsche Tanz ganz berechtigter Weise nur in einer Form, die sich eben ans den Grnndmotiven des Walzers auibaute. Das war die berühmte Allemande, Allemanda in Svanic» genannt, wo Lopez de Vcga den Niedergang diese? Tanzes bedauerte. In Frankreich ist die Allemande s it dcm sechSzehntcn Jahrhundert und noch früher ein sehr beliebter vorigen Tagung anerkannt, wie auch die Herren Redner zugegeben haben. Ich habe dementsprechend in einem Rundschreiben den ver bündeten Regierungen die-, Frage vvrgelegt, ob sie meinen, daß sich allgemeine Bestimmungen über die Bauaufsicht aufstellen lassen. Die Frage ist venieint worden: man ist einstimmig dcr Ansicht gewesen, daß die Handhabung der Bauanfsicht wegen der Versch edenheit der Verhältnisse den Lokalbchördeu zu überlasse» ist. Demgemäß würden die einzelnen Landtage der geeignete Ort sein, die Angelegenheit weiter z» verfolgen. In einem neuen Rundschreiben habe ich sodann die verbündete» Regierungen ferner ersucht, mir iiiitziithei'le», was ihrer seits in Sachen d s Schutz s der Bauhaudwerker geschehen ist. Diese Mittheilungen werde» bis znm 1. April d. I erfolgen. Ich bitte d.iher'deij Herr» Vorredner, die Ergebnisse d.eser ttms age abzuivarten.* (Beifall.) Abg. Angst (südd. Bvlksp.) verlangt, soweit er verständlich ist, Maßnahmen, um den Arbeiter» auf dem Lande ein mcnschcinvürdi'ge» Tanz gewesen. „In ihrer wiegenden »lelodienreiche, Musik, in der Einfachheit des Tanzschrittes, in der Verschlingung und Entwickelung der Arme nnd in dem langsame» Walzcrtempo stellte sie den Charakter der deutschen Nation dar, wie er dem Anstande erscheint." Die Allemande hatte in Frankreich drei Blnthcnperioden: zunächst im Mittelalter, wo sie in ihrer einfachen Form erschien; sodann unter Ludwig XI V., als sic aus dem Elsaß imporlirt nnd in die höfische Tanzkarte gewisse.maßen als ei» Symbol der Einverleibung der deutschen Provinzen ausgenommen wurde; endlich zur Zeit des Empire, wo dieser reizvolle Schwebet»»; mit einem Male ans der Bühne zu einer außerordentlichen Beliebtheit gelaugte, die er vielleicht dcm pikante» Gegensätze seiner Natürlichkeit zur Sitteuvcrderbuiß jener Zeit verdankte. Die eigentliche Entstehung des Walzers schreibt Cserwinski jener Zeit zu, da die Tänzer zuerst den Versuch machten, den Lang aus zu tanze». So hieß der Tanz, weil der Tänzer einen sehr langen Raum mit de» wenigsten Umdrehungen zu durchtanzen hatte. Dcr Laugans aber ist nichts anderes als der Walzer, und im 18. Jahrhundert wechselte er nur noch den Namen. Das 18. Jahr hundert bezeichnet die Blüthcperiode des Walzers älteren Stiles, deS langsamen, etwas feierlichen nnd farblosen Walzers, in dcm der be scheidene Ländler noch uiivertennbar war. Wie er damals aussah, schildert uns die folgende Erklärung: „(surrst führt der Tänzer seine Dame in der Krcisfignr am Arme herum, bald aber umfassen sich Beide und setzen die Bewegung fort, indem sie sich um sich selbst hcrumdrehen. Bei diesem Tanz: ist Alles krcissörmiz-wirbeliidc Be wegung nnd Alles dazu geschickt, Taumel zn erregen und die Sinne zn v.rsühren." Wenn dcr unbekannte mnUra äa ckail.-w, der diese Zeiten schrieb, hinzufügt, daß das Versetzen dcr Füße beim Walzer einige Schwierigkeiten habe und daß die Pas d.s Lanzers und dcr Dame ineinander greisen müßten, damit sich ihre Beine nicht stoßen oder verwickeln, so hat d e tiefe Wahrheit dieser Bemerkung mancher angehende Jünger Terpsichorcs mit Schmcrzcn (psychischen und auch physische») auch im 19. Jahrhundert erfahren müssen. Es hat der Walzer schon im vorigen Jahrhundert sich an Höfe» »nd in Bürger- kreisen zum ersten aller Tänze arffgcschwnngc»; Goethe hat ihn ge- priesen, Bürger in einer galligen Stimmung als unzüchtig verlästert» Aber sein bitteres Epigramm gegen den Walzer hat den Sicgeszng des Tanzes nicht zn hemmen vermocht. Vielmehr war dcm Walzer »och vor dem Abschlüsse des Jahr hunderts ei» »euer gewaltiger Aufschwung bcschieden. Im Jahre 1787 wurde zu Wien cine Oper „IInn. cos» rrrrn" von V. Martin aufgcführt, die verdeutscht unter dem Titel „Lilla oder Schönheit und Tugend" über die Bühne gegangen ist. In diese Oper, die übrigens über Mozart'S „Figaro" de» Sieg davongctragen hat, wa,
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