Volltext Seite (XML)
Nr. SS. — I«»8. — Diese verbreitetste »»parteiische Zeitung erscheint Wochentags Abends (mitDatnm des nächsten Tages) und lostet mit den sechs wöchentlichen Beiblättern: 1. Sächfischer Erzähler, 2. Kleine Botschaft, 3. Gerichts-Zeitung, 4. Sächsisches Allerlei, V. Jllnstrirtes Unter- haltnngsvlatt, 6. Lnstiges Bilderbuch monatlich üO Psennige. 1898. Postliste r Nr. 2808, »el-gramm -Adrette: «eneralanzeiger. g«r»Iprechltclle Nr. IR. Sonnabend, den 2V. Januar. lTächsischer Landes-Anzetgerl. Anzeigenpreis: Sgespaüen, CoxpnSjeil« (ca.9 Silben fassend) oder deren Nanm löPfg. (Preis verzeichnisse tr Zeile 20 Pfg.) — Bevorzugte Stelle (S gespaltene Petit-Zeile circa II Silben fassend) SO Pfg. — Nnzetgeo können nurblsBorniittaglO Uhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. für Chemnitz MH und Umgegend. Gegründet 1«7S als „Anzeiger" ,e. Verlag und RotatiouSmafchinen-Drn« von Alexander Wiede in Chemnitz, Theaterstratz« Nr. 8. Im Beginn des Wahlfeldzugs. L/ Chemnitz, den 28. Januar 1898. Nur eine kurze Spanne Zeit trennt uns noch von den Neu wahlen znm Reichstage, selbst wenn diestr nicht einer vorzeitigen Auslosung verfällt, was anzunehmen zur Zeit kein hinreichender Anlaß vorliegt. Es ist daher erklärlich, daß die Parteien sich jetzt schon auf die Wahle» einrichten, und das, die letzteren auch aus die Ver handlungen des Reichstages vielfach ihre Schatten vorauswerfen. Bei der Zerfahrenheit unserer Parteiverhältnisse, die es mit sich bringt, daß in der überwiegenven Mehrzahl der Wahlkreise erst durch eine Stichwahl die Entscheidung herbeigeführt wird, ist die Beobachtung von Interesse, wie sich die Parteien für den Wahlkampf gruppiren. Von einem Wahlkartell im große» Style, dergestalt, daß sich eine Anzahl von Parteien auf eine bestimmte Wahlparole zu ge meinsamem Vorgehen einigten nnd damit die Wahrscheinlichkeit einer Mehrheit in dem neuen Parlament erreichte», ist ernstlich nicht mehr die Rede. Das liegt wohl daran, daß es an euer solchen einigenden Wahlparole, die über den Parteihader die Oberhand gewinnen könnte, bisher fehlt. Auch bis zum Wahlterminc wird sie schwerlich ge fnndcn werden. Andererseits darf cs als selbstverständlich gelten, daß die Parteien, die sich in politischer und sozialer Beziehung nahe stehen, bei de» Wahle», wenn auch erst in der Stichwahl, Zusammen gehen. Solche gelegentlichen Wahlbündnisse bedeuten aber etwas ganz Anderes, als eine vorher vereinbarte Verbindung. Ten» je mehr sich velschiedcne Kandidaten im ersten Wahlgange um das Mandat bewerben, in desto höherem Maße hängt cs von Zufällig keiten, insbesondere von der Wahlbclheiligung und der persönlichen Beliebtheit der einzelnen Bewerber ab, wer schließlich in die engere Wahl kommt. Und so kann das Ergcbniß leicht sein, daß Partei gruppe», die bei gemeinsamem Vorgehen von Anfang an das Mandat Hütten erringen können, das Nachsehen behalten und nur noch vor die Wahl gestellt sind, sich für das „geringere Ucbel" zu entscheiden. Zwischen den Fraktionen der Rechten, den Gvuvernementalcn, den Konservativen strikter Observanz, den Agrarier», den reinen und weniger reine» Antisemiten, den Tentsch- nnd Sonslsozialcn, war in letzter Zeit eine grimme Fehde entbrannt, die ans eine gegenseitige Bekämpfung bei den Wahlen schließe» ließ. Neuerdings ist die Stimmung etwas friedlicher geworden; doch läßt sich noch nicht ab sehe», ob dies über de» für Anfang Februar in Aussicht grnommencn konservativen Parteitag hinaus bis zu den Wahlen andauern wird. Von den Nativnallibcralen darf man annchmcn, daß sie im Wesentlichen ihre» Anschluß nach rechts suchen — im Sinne des soeben auf's Neue bekräftigten „Kartells" im Königreich Sachse». Die Parteien der Linken werden, selbst wenn sie sich i» der Mehr zahl der für sie in Betracht kommenden Wahlkreise über die Auf stellung gemeinsamer Kandidaten einige», Mühe haben, ihren Besitz stand zu verthcidigcn, und sich auf Eroberungen kaum Hoffnung machen dürfen. Das Zentrum verfügt über die größte Zahl sicherer Mandate und giebt in vielen Wahlkreisen, wo es auf den Sieg nicht rechnen kann, in der Stichwahl de» Ausschlag. Alle Anzeichen sprechen dafür» daß cs in den meisten Fällen sei» Gewicht zu Gunsten dccKvnservativc» in die Waagschale werfen werde. DieSozi'al- demvkraten gehen natürlich gesondert vor nnd rechne» auf einen Zu wachs von Mandaten. Da sie schon bei den vorige» Wahlen i» mehr als der Hälfte aller Wahlkreise in die engere Wahl kamen, und hierbei stets auf den Zuzug der Mißgesinnte» aus anderen Lagern zähle» dürfen, könnte sich diese Rechnung leicht als richtig erweisen, trotz der erst in den letzten Tage» wieder im Reichstag ergangenen Aufforderung, „gegen die sozialistische Stnrmfluth zu deichen". Wenn man den kräftigen Beifall vernimmt, der auch in diesem Falle dem Sammelruf folgte, dann sollte man meine», ein „einig Volk von Brüdern" zu sehen. Die schöne Begeisterung nnd Einmüthigkeit ist aber schon am Sitznngsschlnß wieder verschwunden. große Konkurrenz hat den Preis dH ZeitnngSabonnementS auf ein Niveau herabgedrückt, an das vor gar nicht langer Zeit kaum Jemand gedacht haben würde. Dadurch ist die Möglichkeit, regel mäßig aus einer Zeitung sich über die Begebenheiten in der Welt zu informire», i» Kreise gedrungen, denen sie bisher verschlossen war. Das ist ein erheblicher Fortschritt in Politischer und kulturgeschicht licher Beziehung. In diese Verhältnisse darf man nicht mit rauher Hand eingreifcn, weil ein Kalkulator gefunden hat, daß die Post für ihre Arbeit nicht genügend bezahlt wird. Selbst wenn das zutrifft, so kan» die Post eher auf eine Mehreinnahme verzichten, als daß sie durch Erhöhung ihrer Forderung zahlreiche Unternehmungen, die mit beschränktem Nutzen arbeiten, einfach unmöglich macht. Man sagt, nur die Inhaber der Provinzial- und Anzeigeblätter seien Gegner der Reform. Abgesehen davon, daß die Güte einer Zeitung nicht nothwendig im Verhältniß zu der Höhe ihres Abonnemeiitspreises steht, könnte man niit genau demselben Rechte behaupten, daß nur die großen Parteiblätler die sogenannte Reform befürworten. Sicher ist, daß eine Verlheuerung der mittleren und kleinen Zeitungen durch den neue» Tarif, also thatsächlich eine Steuer auf Zeitungen, in den weitesten Kreisen sehr mißliebig empfunden würde. Eine solche Steuer wäre unpopulär und kultur feindlich, nnd das sollte Grund genug sein, jeden Gedanken daran fallen zu lasse». ^ Geschäftliche Anzeiger-Inserate finde» für billigsten Preis zugleich Verbreitung durch die täglich erscheinende Chemnitzer Eiselllmhll-Zeitims. Politische Nuudschau. Chemnitz, den 28. Janiiar 1398. Deiüsches Reich. Berlin, 27. Januar. Ueber die Feier bon Kaisers Ge burtstag wird gemeldet: I» der Umgebung des Schlosses hatte ich schon am frühen Morgen eine zahlreiche Menschenmenge ange- ämmelt, der sich die Schuljugend zugesellte. Um 8 Uhr blies da- Trompetcrkorps der Garde-Kürassiere Choräle von der Kuppel der Schlvßkapelle, denen ein großes Wecke» folgte. Der Kaiser nahm die Glückwünsche der engeren Familie um 8^ Uhr, später diejenigen des engeren Hofes und gegen 10 Uhr seitens der Kaiserin Friedrich und der cU getroffenen Fürstlichkeiten entgegen, unter denen sich die Könige von Sachse» nnd Württemberg, die Königin von Sachsen, sowie die Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses be fanden. Um 10Uhr fand in der Schloßkapelle ein feierlicher Gottesdienst statt. Gcneralsiipcrintcndent 4>v. v. Dryander hielt die Predigt. Eine glänzende Versammlung von Fürstlichkeiten, Bot schafter», Ministern, der Geueialität und Admiralität, sowie der ^ofchrrgen war anwesend. Hiera» schloß sich die Cour i» Weißen Saale, a» der die Kaiserin, die Kaiserin Friedrich, die Königin von Sachsen und die fürstlichen Damen nicht mehr thcilnahmen. Ui» 12^ Uhr begab sich der Kaiser zu Fuß nach dem Zeughause, vom Publikum stürmisch begrüßt, schritt die Ehrcnkompagiiie ab nnd wohnte der großen Parole im Lichthofe bei. Die Frnhstückstafel fand im Schlosse im Familienkreise statt. Im Lustgarten wurde» die üblichen Salutschüsse abgegeben. Ausland. vesterrelch-ltttgartt. W i e», 27. Januar. Heute Abenh findet mit Einwilligung des Rektors im hiesigen Universitätsgebäude eine große Protestkundgebung der Wiener Studentenschaft statt gegen das Verbot, welche- den Prager Studenten da- Farben tragen untersagt. Es wird eine scharfe Resolution dagegen gefaßt werde». Von jeder äußeren Demonstration will man absehen. Prag, 27. Januar. Die Negierung versuchte, durch Ver mittelung der Professoren die Studenten znm Wiederbesuche der Kollegien zu bewegen. Die Studenten lehnten mit der Be gründung ab, daß jedes Vertrauen auf die Versicherungen dieser Negierung fehle. Die Studentenschaft von Graz und Innsbruck theiltc die vollständige Zustimmung und den Beschluß mit, vom nächste» Montag ab ebenfalls den Kollegienbesuch einzustellen und so lange fcrnzubleiben, als den deutsche» Studenten Prags nicht ihr Recht geworden sei. In Wien ist der Aasstand wegen der zahl reichen »ichtdcutsche» Studenten undurchführbar. Rußland. Petersburg, 27. Januar. Der Zar hat zu den Offiziere» des Preobraschenskischen Regiments während eine» kameradschaftlichen Beisaimnensrins bedeutungsvolle Worte gesprochen. „Ich wollte schon lange Ihrer Einladung Folge leisten," sagte «h „doch lagen mir die Vorgänge im Osten schwer auf der Seele, be sonders die Schwierigkeiten mit Japan. Jetzt hat sich gottlob Alle geklärt, keinerlei Konflikt ist z» befürchten." Eine Zeitungs-Steuer. Schon seit geraumer Zeit ist von einer „Reform" des Post- zcitnngstariss die Rede, und cs scheint, als wolle der neue Staatssekretär des Rcichspostamts — sei es aus eigenem Antriebe, sei cs ans Drängen Anderer — auch an dieser Reform seine Kraft versuchen. Daß es hier Manches zu ändern giebt, daß cs biclleicht möglich ist, ein Tarisirungssystem zu ersinnen, das allen zu berück sichtigenden Interessen besser als das gegenwärtige gerecht wird, soll nicht bestritten werden. Aber man darf sich nicht auf de» Stand punkt stellen, als ob es allein darauf ankvmmc, daß die Post für die Leistungen, die sie im Zeitungsvertriebe zu erfüllen hat, volle Vergütung erhält, und daß sich diese Vergütung thnnlichst nach dem Maße der Leistungen abstuft, die von den einzelne» Zeitungen in Anspruch genommen werden. Einer Privatanstalt würde man es freilich nicht verargen können, wenn sie ans solcher rein tcchnischcn Basis ihr Geschäft ansbaut. Aber gerate darum hat ma» doch die Post zu ciner Reichsanstalt gemacht, weil man sie von solchen Rücksichten frei mache» wollte. Die Neichspost hat keineswegs die Aufgabe, Ucbcr- schnsse zu erarbeiten und nichts zu leisten, wofür sie nicht ange messene Bezahlung erhält, sonder» sic soll sich stets bewußt bleiben, daß sie in erster Reihe eine Verkchrsanstalt ist, nnd daß sie idealere Ziele zu pflegen hat, die nicht ans Heller und Pfennig bilcmcirt werden können. In ciner Zeit, die im Zeichen des Ver kehrs steht, wird die Post am wenigsten darauf verzichten dürfen, auch diese» höheren Rücksichten gerecht z» werden. Es wird wohl von Niemand geleugnet, daß die Zeitungen eincs der wichtigsten Bildungsmittel für das Volk sind, nicht mehr für einzelne Auserwählte, die sich den Luxus gönnen können, ein theures Blatt zu halten uud zu lesen, sondern snr die große Masse, der für geringes Geld eine annehmbare, über die Geschehnisse des Tages und deren Bedeutung orienlirende Leltnre geboten wird. Die — Der Kaiser hat eine Tabelle gezeichnet, welche die See- streitkräfle Japans, Rußlands und Deutschlands in O st a sien bildlich darstellt. Darnach befinden sich in den vstasiatischen Gewässern von Deutschland 8 Schisse, von Japan 14, von Rußland l l. — Aus Berlin wird uns geschrieben: Frh. v. Mantensfcl, der zwar nicht mehr als Führer der Konservativen zu betrachte» ist, seitdem er sich in der parlamentarischen Thätigkeit Zurückhaltung auferlcgt, aber doch noch als „Respekts person" seiner Partei gilt, hat vom „Bund der Landwirthc" für die Angriffe des Herrn Edmund Klapper in der „Deutschen Agrarztg." Gcnngthnnug erhalten. Herr v. Ploctz selbst beeilte sich, dem „verehrte» Herrn v. Mantcuffel" brieflich mitzutheilen, daß die persönliche Zuspitzung der Klappcr'schen Ausführungen — sie enthielte» unter Bezugnahme ans Mantenffel scharfe Vorwürfe gegen die neuerdings „gonvernemcntal" gewordene Hallnug dcr Konservativen — im „engeren Vorstände" des Bunds der Landwirthe Mißbilligung gesunden hat. Es ist also ei» leidlicher Friede zwischen den enschiedcncn Agrariern nnd denen milderer Art wieder hergcstellt. Lange wird er lani» währen. Um die Mitte Februar tagt im „Zirkus Busch" die Generalversammlung des „Bunds der Landwirthe", und in dieser Versammlung werde» in der Regel Töne wuchtigster Art angeschlagen. Wer nicht mit uns ist, der ist wider uns, lautet da die Parole. Daß die Konservativen im Reichstag wie im preußischen Landtag viel zu „zahm" aujtrclen, daß nicht mehr genug geschrieen wird, erregt nicht nur Herrn Klapper's Verdruß. Man wird das sicherlich bei dieser Gelegenheit mit aller Offenherzigkeit anssprechcn und namentlich bei den Mahlen die kouservatibc» Kandidaten sehr cin- grheud ans ihre Festigkeit der Negierung gegenüber prüfen oder eben eigene Kandidaten anfstellen. — Nunmehr scheint sich doch das „internationale Gewitter" über dem Haupt der schcrifischcn Majestät, des Sultans von Marokko, zuscimmenziiziehen. Die Verhandlungen in der italienischen Tepntirtcnkammer, besonders die Erklärungen vom Regierimgstisch, lassen erkennen, daß ma» in Rom entschlossen ist, vom Herrscher dieses afrikanischen Raubstaats energisch die Verhinderung der Weg nahme von Handelsschiffen zu verlangen. Sollte sich — wie voranszu- sehen — die Unfähigkeit des Sultans hierzu hcransstcllc», dann will die italienische Negierung im Verein mit de» andere» Mächten prüfen, durch welche Mittel eine Gewähr für die Sicher heit der Schifffahrt in den Risfgcivässern geschaffen werden kann. Die Keckheit der Nifspiraten nimmt in der Thal derart überhand, daß es für sämmlliche seefahrenden Nationen zur unabweisbaren Pflicht wird, de» Seeräubern schleunigst und für die Dauer das Handweri z» legen. Nicht zuletzt hat aiich Deutschland daran ein Interesse. Dcn,n auch deutsche Rheder und Seeleute sind durch die Piraten wiederholt geschädigt worden. Nmscha« im Laude. — Die Beamten der sächsischen Staatseksenvahnen, -/ die Beamte» der Land- und Amtsgerichte rc., der Amtshauptmann- schäften, die in Dresden stationirlen Zoll» und Steuerbeawtrn rc^ < « sowie die Beamten verschiedener cnrderer VerwaltungSzweige hatte» sich an den Landtag mit Petitionen (die zusammen 2985 Unterschriften quswiesen) gewendet, daß ihnen Wohnungsgeldzuschüsfe gewährt werden mögen. Die Finanzdeputation ^ der Zweite» Kammer hat hierzu bei der Kammer beantragt, diese Petitionen sämmtlich aus beruhen zu lassen. Infolge Vernehmung mit den Vertretern der ' Staatsregiernng war man zu der Uebcrzengung gelangt, daß die Gewährung von Wvhnungsgcldzuschnssen ans alle Ressorts auSzu- dehnen sein würde, es aber gerade deshalb einer ganz genaue» vor herigen Erörterung der obwaltenden Verhältnisse im Lande bedürfe wenn nicht mit dieser Maßregel erneut Unzufriedenheit hervorgcrufcn werden solle. Auch die Petition der Die »erg«Hilfen im König!) Justizministerium, die dahin ging, das gedachte Ministerium zu er mächtigen, „den Diencrgehilfen bis dahin, wo sie zu wirklichen Dienern befördert werden und infolgcdcssc» in eine höhere Gehaltsklasse ein» rücke», durch Gehaltsaufbesserung oder Gewährung eines WohnungS- geldznschusscs anfznhelfen", schlägt die Deputation vor, auf sich be- ruhen zu lassen. Die Staatsregiernng hat hierzu mitgetheilt, daß die Zahl der Dienerstcllcn um 20 vermehrt werden soll, um eine Anzahl älterer Dienergehilfen befördern zu können. Das Aufrücken wird hierdurch ein erleichtertes werden. — Dresden. Vor dem Ehrengericht der „Anwalts- kammer im Königreich Sachsen" hatte sich ein bekannter ans- wärliger Anwalt zu verantworten, der von den ordentlichen Gerichten wegen Beleidigung richterlicher Beamten zu einer achtmonatigen, später im Gnadenwege auf 3 Monate herabgesetzlcn Gefängnißstrafe vcrurtheilt worden ivar. In Anwaltskreiscn fehlte es nicht an Stimme», welche die Ansicht vertraten, daß der betreffende Anwalt »ach Verbüßung ciner derartigen Strafe ans dem Anwaltsstande ausznscheiden habe. Der Vertreter der Anklage, Oberstaatsanwalt Scheele, stellte die Enlscheioung in das Ermessen bes Gerichts. Da» Ehrengericht, bestehend aus den Justizräthcn von Schütz-Dresden, Vorsitzender Oehmc-Lcipzig, Ulrich-Chemnitz, vr. Oppe-Ehcmiiitz und Rechtsanwalt 1)v. Mittasch-Dresd.n, erachtete mit Rücksicht darauf, daß der Angeklagte sein Vergehen bereits hart hat büßen müsse», die Strafe des Verweises als ausreichende Ahndung. — Leipzig. Herr Obcrlandesgcrichlsrath Vv. Nagel, früher Staatsanwalt am Landgericht Leipzig, tritt am 1. Februar als Hilfs arbeiter bei der NeichSanwaltschast ein. — Auch die Gemeinden Großzschvchcr und Windorf habe» um Eingemeindung in Leipzig »achgesucht. — Ei» deutscher Färbcrtag wird im eanfendcn Jahre hier abgehallcn werden. Ei» Komitee befaßt sich bereits mit den nölhigcn Vorarbeiten für Empfang der Gäste n. s. w. — Das hiesige Gcwerb.'gcricht hat streikende Drechsler nnd Schleifer an ihre Arbeit znrnckvcrwiesen, welche sie erst fcrügznstellen hatten, weil im Akkord übernommen. — Ein 29jähriger Goldarbcitcr hat seinen Chef wieder holt bestohlen, und als die Diebereien ruchbar wurden, ging der Mann hin und vergiftete sich. Der Leichnam wurde in der Nähe des „Scherbclbcrges" nufgcfundc». — Zur Unterstützung bedürftiger Meister nnd Mcisterswiltiven testirte ein Mitglied der Schneider- Innung die Summe von 1000 Mark. — Borna. Nachdem zur Anzeige gekommen ist, daß vielfach Mädchen, die kaum aus der Schule entlassen sind, bereits öffentliche Tanzmusiken besuchen, so hat der hiesige Stadtrath beschlossen, Mädchen vor vollendetem 16. Lebensjahre de» Zutritt zu öffentlichen Tanzvergnügen und denjenigen Vergnügen, die letzteren gleich zn achten sind, zn Mrbictc». — Döbrltt. Ans dem Wchrtci'chc der Greusniger Mühlen« werke mußte leider schon wieder der Leichnam eines jungen Mädchen- geborgen werde». Die Unglückliche, welche ihrem Leben vorzeitig ei» Ziel setzte, war ein in der Greusniger Mühle bcdienstet gewesene- Hausmädchen ans Gebersbach. — Rannhof. Die hiesigen Maurer und Zimmcrleute, dt« zehnstündige Arbeitszeit nnd 40 Psg. Stundenloh» gefordert hatten» erklärten sich mit 24 gegen 23 Stimmen mit dem Anerbieten der Mcislcr einverstanden, unter Beibehaltung des clfstündigen Arbeits tages einen Höchstlohn von 35 Pfg. zu gewähren, de» Loh» für jünaere Leute aber nach Rücksicht auf die Leistungen sestznsctzen.