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-- Nr. 1«7i - I«»8; «mporteilschc Wochentags drS nächsten mit den sechs etblättern: M. iStetiie Bptschaft, '"ltS-Zeittttta, sches Allerlei, rirles Unter- haltuttgsvlattr «. Lnsttgeö Bil-erbnch lür <L»«,»»ib: »rnatllch 1« Psennlüe; lei »,nPM«La»e": Iu»»a11lch »v Pscnnige. j«M. Postllste: Nr. 2808. r Leltgr»»>m 'WE- <itkU>r->Ianjeigir. ^ gernsprechstelle S!r. isa. I «re««a«, den 2S. Juli. " ZWD »de« deren Raum? Verzt ff-'.le ^ea 1^ fassend) 30 Pfg^ - -«uz« können nur bis Bormlttäg w 1 angeiiouniiei, werde», da Druck f und Verbreitung der große» Sluslage längere Zeit erfordern. für Chemnitz MD und Umgegend. »M KM (Sächsischer LandeS-Anieiger). Berlng und Rotation-maschinen-Drutt von Gegründet 1873 als „21 «zeige»" ie. Alerander Wiedt in Chemnitz, Theaterstraße Nr. 8. Geschäftliche Anzeiger-Inserat« i^l finden für billigsten Preis ^ zugleich Verbreitung durch di» ^ täglich erscheinende Chemnitzer Eisenbahn-ZettttUg. Die Vereinigten Staatei», England und Deutschland. U. Di« Bereinigten Staaten, England nnd Dentschland in der Gegenwart nnd Zukunft. Will man den Grund kennen lernen, warum die Engländer, Negierung sowohl wie Presse, mit solch' ausfälligem Eifer von An- beginn des Krieges an fiir die Bereinigten Staaten eintraten, so kommt man am beste» dazu, wenn man sich an, das Verhallen Eng lands im chinesisch-japanischen Konflikt erinnert.' Damals war Eng land zunächst ganz und gar nicht auf Seiten Japans, weil es an fänglich glaubte, China würde den japanischen Ansturm erfolgreich überstehen. Als sich Japan dann als der Stärkere erwies, trat England auf die Seile Japans. Die Vereinigten Staaten waren in dem Kampfe mit Spanien von vornherein offenkundig die Stärkeren, und so konnten die Engländer sich diesmal auch von vornherein das Vergnügen gönne», für den Stärkeren Partei zu nehmen. Zudem empfand gerade i» der Zeit des beginnenden Krieges, der mit den chinesischen Verwickelungen znsainmenfiel, England seine „glänzende Jsolirung" doch recht »»angenehm, und so ergriff es die Gelegenheit, sich bei den Vereinigten Staaten beliebt zu machen, mit um so größerem Eifer, als es sonst bei seinen An näherungsversuchen an andere Mächte überall nur ein recht kühles Entgegenkommen gefunden Halle. Während England also seine sehr triftigen Gründe hatte, sich den Vereinigten Staaten gegenüber freundlicher zu zeige», als cs einer strengen Neutralität entspricht, hatte Deutschland keinen Anlaß, von dieser strikten Neutralität, die dem deutschen Gerechtigkeits gefühle am meisten entspricht, abzuweichen. In diesem Falle ent sprach aber die strenge Neutralität nicht nur den politischen Grund sätzen Deutschlands, sondern auch der Stimmung des deutschen Volkes. Man hat in Deutschland herzlich wenig Zuneigung für das vom Pfaffenthume beherrschte Spanien und für die Rücksichts losigkeit, mit der die Spanier jederzeit ihre Kolonien ausgesoge» haben. Man wünschte diesen Kolonie» schon längst die Befreiung von dem spanischen Joche, nnd die Amerikaner, die sich die Mühe gegeben habe», in den letzten Jahren die deutsche Presse zu ver folgen, werden gefunden habe», daß man in Deutschland größten teils für die FreiheilSbestrebiingcn der Cubaner und der Tagalc» Sympathien hatte. Auf der andere» Seite aber sollte es das zum größten Theil« evangelische amerikanische Volk doch würdige», daß das deutsche Volk nicht auf dem jesuitischen Grundsätze steht „Der Zweck hcitigt die Mittel." Deshalb konnte man bei aller Sympathie für den Zweck d. h. für die Befreiung Cubas doch nicht das Mittel d. h. den geradezu vom Zaune ge brochenen Krieg gegen Spanien billigen. So kam es, daß die Vvlkssympalhiccn in Deutschland auf keiner von beiden Seiten standen, und ein Witzblatt gab das Empfinden des deutschen Volkes sehr zn- ! treffend wieder, wenn eS beim Ausbruche des Krieges in einem Ge- s dichte etwa sagte: „Dem Spanier gönne ich zu unterliegen, doch dem Amerikanische Eifetthahnfahrter». Skizzen aus dem Rciseleben in der Uoiion. Von Franz Wilnvw (Nachdruck verboten.) Eine Bahnreise in de» Vereinigten Staaten hat ihre Freuden und ihre Leiden. Wir wollen die letzteren zuerst schildern, um uns den Genuß der elfteren desto süßer zu machen. Als eine Kalamität einer amerikanischen Eisenbahnreise möchte ich zunächst das — Schaukeln der Waggons erwähnen. Dem Uankce ist die Zeit nicht nur Geld, sondern Alles, d. h die Herrichtung des Bahnbcttes und die Legung der Schienen geschieht mit einer verblüffenden Fixigkeit nnd — Flüchtigkeit. Ein sorgsames Fcststampscn des ausgeschüttetcn Erdreichs dauert aber zu lange. Liegt nur erst der Schicnenstrang in der Richtung der Fahrt mög lichst horizontal, so fragt inan den Tcnfel danach, wie die Schienen einzeln zu ihrem Gegenüber liegen, ob die eine zu hoch oderszn niedrig liegt oder festen oder tosen Untergrund hat. Das Geleise ist fertig; damit Punktum! Jetzt wird gefahren! — Nasen nun stündlich so au drei „Ounuonfiittis" oder „IftglttLniiiA Expresses" über das junge Geleise und pressen täglich so an die sünfzig Fracht züge ans die Schwellen; wäscht euicr jener, dem Lande eigenthüm- lichen Wolkcnbrüche stellenweise den Untergrund fort und wird die Reparatur wie gewöhnlich fix und flüchtig vollzogen, dann gl icht solch eine Bahnreise in ihren Wirkungen auf den Passagier buch stäblich einer Seereise bei starker Brise, und Fälle, in denen der eine oder andere Insasse des Waggons, bleich wie Schnee, plötzlich das Fenster ausreißt, den Kopf hinaussteckt und sich übergiebt, sind so alltäglich, daß weder die Mitreisenden »och der Kondukteur sich darüber aufhalte». Ich überlasse es der Phantasie des geneigte» Lesers, sich das Exterieur eines Jmmigrantenzuges an der erste» n landeinwärts vorznstellcn, eines Zuges, der doch zum allergrößten Theil Passagiere au Bord hat, deren Magen durch die Seekrankheit schon mitgenommen wurde und nun »och von der — Landkrankheit ergriffen wird. Leiden einer Eisenbahnfahrt in der Union führe ,ch den bestialischen Gestank des entsetzlichen Kohleurauches an, der naiiien.lich in» Sommer, wenn mau der mörderischen Sonnenhitze wegen, die de» Waggon zu einem Vratosen einheizt, die Fenster zu öffnen gezwungen ist, in wahrhaft (lebenbedrohender Menge durch de» scharfen Luftzug während der Fahrt in's Innere des Waggons hereingezogen wird. Ein Husten, ein Niesen, ein Fluche», ein Schließen der Fenster und — ein im eigenen Schweiße Gesolten- werdcn ist die Folge. Läßt der Ranch etwas nach, was bei dem wahnsinnigen Ansschütte» des im Ueberfluß im Lande vorhandenen Brennstoffes, namentlich billiger, weicher Kohle, selten der Fall ist. und öffnet man das Fenster wieder, um „das Aeußerste seines Kopfes" Amerikaner gönn' ich nicht den Sieg." Die deutsche Negierung handelte also durchaus dem Empfinden de- deutschen Volkes gemäß, wenn sie sich durch nichts, weder durch spanische Anerbietungen und Schmeicheleien, noch durch die ungeschickte» und ungebührlichen Wnth- ausbrüche der „gelben" amerikanischen Presse ans ihrer Ruhe und ihrer strengen Neutralität hcrausbringen ließ. Hätte sie ihre strenge Reserve nicht gewahrt, so hätte dies doch trotz des stolzen Wortes, das letzthin der amerikanische Botschafter in Deutschland aussprach, indem er das Gleichniß von dem Apfelbaume, den eS nichts an ginge, wenn Jemand seine Aepfcl nicht gefielen, anführte, für Amerika doch recht unbequem werden können. Bei den auf Stammesver wandtschaft nnd finanziellen Gründen in Frankreich, auf Gründen der dynastischen Verwandtschaft in Oesterreich, auf legitimistischen Gründen in Rußland beruhenden Sympathien für Spanien hätte eine von Dentschland angeregte Jnterventionsaktion leicht Anllang finden können. Deutschland aber dachte gar nicht an eine derartige Aktion und so hatten die Amerikaner cs nur mit dem einen Gegner, mit Spanien, zu thun. Die Hetzerei der englischen Presse ist also sachlich gegenstandslos. Wenn man nun nach ihrem Zwecke forscht» so kommt man damit zugleich auf die Zukunft der Beziehungen zwischen Deutschland nnd den Vereinigten Staaten einerseits nnd England nnd de» Vereinigten Staaten cmdererseits. Auf eine politische Verfeindung zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten wagen wohl die Engländer selbst nicht zu hoffen, denn wer auch nur eine Spur von ruhiger Einsicht in den Vereinigten Staaten besitzt, wird gerade durch de» Krieg mit Spanien belehrt worden sei», daß die Vereinigten Staaten einem Kampfe mit Deutschland nicht gewachsen wären. Die Eng länder hoffen aber auf eine wirthschaftliche Verfeindung und auf cine daraus hcrvorgehcnde Schädigung des deutschen Handels. Nu», selbst die leidenschaftlichen und politisch unzurechnungssähigen Franzosen lasten ihre politische Abneigung gegen Deutschland »icht allzu sehr auf die Handelsbeziehungen Einfluß nehmen, sonst wurden diese Beziehungen hinüber und herüber nicht eine halbe Milliarde jährlich ausmachen. Die kühlen Amerikaner werden noch viel weniger einen, zudem gänzlich unberechtigte» politischen Unmuth aus das wirthschaft liche Gebiet hinüberspielen lassen, um so weniger, als sie mehr nach Deutschland liefern, als sie von Deutschland beziehen, so daß sie bei einem wirthschastspolilischen Konflikt stärker geschädigt würden als Deutschland. Sie haben auch schon früher die Maaren, die sie aus Deutschland iuiportirten, nicht xour ies bsau z-oux der Deutschen bezogen, sondern weil diese Maaren gut und preiswertst waren. Dieser Grundsatz des geschäftlichen Vvrtheils dürfte auch in Zukunft über vorübergehende Verstimmungen den Sieg davon tragen. Wie steht es mit den künftigen englisch - amerikanischen Be ziehungen ? In de» Vereinigten Staaten singt man heute bei jeder Gelegenheit mit Begeisterung das „6loä survs tlrs gueen". Aber die Wallung wird sich recht schnell legen. Haben die Vereinigten Staaten in dem Jahrhundert ihres Bestehens immer wieder Anlaß zu Beschwerden über England gehabt, so wird sich der Konfliktsstoff hinanszusteckcn und seine Stirne zu kühlen, so fliegt Einem an Stelle des stinkenden Rauches jetzt ein Regen von feinen, rauhen Koksstaub- körnchen entgegen, der in die Nase und die Augen schmerzhaft ein- dringt und die Wäsche und Kleider dermaßen durchsetzt, daß man ihn nur durch Ansklvpfen der Kleidungsstücke ganz entfernen kann. Dieses Ausklopfen wird auf allen größeren Stationen von eigens dazu sich anbietenden Schwarzen, zumeist gleichzeitig Stiefelputzern, für 10 bis 15 Cents besorgt. Macht man aber aus Sparsamkcits- rücksichten fluchend das Fenster zu, so kann man bei der Hitze verrückt werden. Ebenso lästig ist auch das maßlose Heizen der Woggons i»> Winter. Auf jeder Station »nd so oft es dem xordor einfalle» mag, werden Kohlen i» de» oft dunkelroth glühenden Ose» geschüttet und in wenige» Minuten eine Gluth erzeugt, die zum Ablegen des Ueberrocks und des Jackcts zwingt, wenn man nicht im Schweiße ertrinken und sich beim Verlasse» des Waggons erkälten will. Noch heute denke ich an jene Winterreise von Carson-City im Staate Nevada nach St. Louis im Staate Missouri mit Schauder zurück. Die Erkältung auf Winterreifen ist so typisch, daß mau z. B. eine» Handlungsreiscuden an seinem Husten, Schnupfen oder seiner Heiserkeit ttnler den übrigen Passagiere» des Waggoiw fast mit absoluter Sicherheit erkennen kann. Es ist wahr, nichts auf Erden ist vollkommen; selbst die Sonne hat ihre Flecken. Alles hat auch seine Nachtheile, und wir Sterb lichen müssen uns glücklich schätzen, wenn nur die Vorzüge, die auch ein jedes Ding hat, nicht von den Nachtheilen überwuchert werde». Das aber ist bei einem Flug durchs Land auf amerikanischen Rad- achseu durchaus nicht der Fall. Sehen wir von jenen eben ge schilderten Kalamitäten ab, so wage ich zu behaupten, kein Volk der Erde — unser deutsches vor der Hand noch lange »icht — bietet seinem reisenden Publikum ähnliche große Annehmlichkeiten, wie das amerikanische. Und nun will ich von den — wie ich eingangs dieser Zeilen erwähnte — Freuden einer Eiscnbahnfahrt in der Union reden. Da stelle ich vorne an die Höflichkeit und Gefälligkeit des Bahnpersonals gegen Personen weibliche» Geschlechts und deren Kinder, sowie überhaupt gegen Jeden, der ihnen höflich cntgcgen- koinmt. Ich beabsichtige z. B. eine Reise zu machen, auf welcher ich, sagen wir drei verschiedene Bahnlinien, die drei verschiedenen Gesellschaften gehören und nur etwaige Krcuznngspunkle ihrer Geleise gemeinsam, aber sonst in dieser Welt nichts mit einander zu schaffen haben, benutzen muß, nnd ich bin mir über die Anschlüsse »icht klar, oder ich weiß überhaupt nur das Ziel meiner Reise, nnd nicht die Route, die ich cinznhalten habe, was habe ich zu thu»? Ich gehe zu dem Slationsagendcu irgend einer beliebigen Bah» und erhalte mit der ausgesuchtesten Höflichkeit den gewünschten Ausschluß, auch wenn meine Reise seiner speziellen Bahnlinie fern bleibt. Der häufen, wenn erst die Vereinigten Staaten eine Kolo worden sind. Dann werden sie erkennen, was auch Deutschlasti Frankreich haben erkennen müsse»; daß e» keinen unangenehmere'«!.. .H kolonialen Konkurrente» giebt, als das habgierige England, . - Die augenblickliche Mißstimmung in Amerika gegen Deutschland" ^ und der englisch amerikanische Verbrüderungstaumel können flnS ruhig : lassen: beides wird verfliegen. Wenn wir uns bemüht hasten, bü> . H Berhältniß zwischen den Vereinigten Staaten nnd Deutschland »nd W den Vereinigten Staaten und England nüchtern klar zu stellen, so ist es nicht aus der Besorgnis) hervorgegange», daß Dentschland durch H die augenblickliche Mißstimmung in Amerika geschädigt werden könnte, H D sondern einerseits au- der Liebe zur Wahrheit, andererseits au- der Sympathie für die deutschen Stammesgenvffen in Amerika, die piek- H leicht unter der Mißstimmung leiden könnten. Um ihretwillen fordern ' ' Ä wir di- Amerikaner ernstlich auf, ihren gewohnten Scharfblick nicht zu verlieren und sich über die Werthlosigkeit der englischen Bethener« ungen sowohl, wie über die Nichtswürdigkeit der englischen Hep-E^ gegen Deutschland klar zu werden. Politische N,m-scha,t. " Chemnitz, de» 21. Juli 1393. Lettisches Reich. — Ueber die Windthor st-Bunde in Deutschland. Hat- Fürst Löwcnstein »ach der „Germania" das Protektorat übernommest.; Die Wiiidthorst-Bunde sind Bereinigungen, welche den Zweck ver> s' folge», junge Männer im Sinne der Politik des Zentrum» heranzu«> ^ zubilden, eine Truppe zu schafft», -die den einzelnen politischeMMj Komitees, wie z. B. zur Zeit der Wahlen, unbedingt zur Verfügung^ - steht. Gegenwärtig besiehe» solche Bund« in Essen, Dortmund,; . Aachen, Frankfurt a. M., Breslau, Düsseldorf, Köln, Dnisburg, M Ossenbach, Dieburg, Berlin, Siegburg, Neunkirchen, Mainz, RttdH- Heim-Oestrich, Trier. - -: i 'MrM — Gestern Mittwoch Vormittag verstarb in Berlin das Mitglich des Reichstags und des Abgeordnetenhauses, Geheimer Justizrath . .' Professor Jakob Ludwig von Cuny. Die Zeit der Beerdigung, ist noch nicht festgesetzt. . — lieber die „Enthüllung" der Berliner „Vvlksztg.*,. da» ; Zentrum sei bereit, die geheime Wahl beseitigen zu hrlfeiy»^^M äußern sich heute zwei ultrainontaue Organe. Die „Köln. Volks zig:* -MM begnügt sich damit, an Lieber's Wort zu erinner», daß es ein Ver brechen sein werde, dem Volke das bestehende Wahlrecht zu nehmen, und sodann fortzufahren: Für besonders vergeßliche Leute fügen wir hinzu, daß die Fraktion des Zenlrums in ihrem unmittelbar nach Schluß der Rcichstagssessivn erlassenen Wahlaufruf erklärt hat: „Angriffe c»s diese Rechte (die Rechte des deutschen Volkes und seiner Ver treter), insbesondere auf das allgemeine, gleiche, unmittelbare und geheime Wahlrecht zum Reichstage oder den Reichstag selbst werden allezeit an uns, wie bisher, entschlossene Gegner finden." Ausführlicher äußert sich die „Mark. Vvlksztg.": unge Man» tritt mir höflich entgegen, weil er weiß, daß bei der gcringsten Beschwerde über ihn seine Stelle vergeben wird. Der Kondukteur Hilst den Kleinen die Waggontreppe hinaufstcigeii, er hält das Baby, bis die Mutter ihren Platz gefunden hat, ob man ihm dafür dankt oder nicht, ob die Mutter arm ist oder reich. Ich, schlafe auf meinem Sitze ein; er weckt mich aus der vorletzte» Station, so daß ich »icht unnütz weiterfahre. Die Bedienung i» den OiirinZ Ours und in der i?nlnu,n LlospinA Our ist von eiuer wahrhaft verblüffenden Höflichkeit. Während des Essens wird mau gefächelt, beim Hinausgeheu gebürstet, beim Eintreten wird man durch Ossenhalten der Thüre» unterstützt, kurz — Tag und Nacht habe» a»ß:r anderen Unterscheidungsmerkmalen auch die, daß sie sich ver halten wie amerikanisches Bahnpcrsoual zn — preußischem. Zu den Freuden einer amerikanischen Bahnrcise zähle ich »och die ganz vorzüglich prattische innere Einrichtung der Waggons- Man tritt an einem Ende desselben ein; hat rechts die Toilette für Fsutismon, links ein Gefäß mit Eiswasser; man durchschreitet den Waggon der Länge nach, die Sitze, immer zu je zwei Personen plüschgepolstert, mi't weiche» Sprungsedern versehe», auf- und zurück- > lappbar, befinden sich rechts nnd links hintereinander; man kommt am Ausgange an, hat links die Toilette für die laciis, rechts den eisernen Ofen und ein Waschbassin liebst Handtuch und Seife, greift aus den bronzenen, vergoldete» Drücker, öffnet dis Thür nnd befindet sich ans der Plattform, ans der man bei großer Hitze gerne eil» wenig in der irische» Zugluft verweilt. In der ÄmolcinA 0»r bfindet sich der Zeitungsliosk des „Aecvg ^Kout.", attwo ma» nicht nur Zeitungen, sondern auch Belletristik, Zigarren, Früchte, Konfitüre» rc., freilich zu Bahnpreifc» kaufen kann. Der Ncnvs Ho'ant, „fit Körben voll Feige» oder Kisten voll Zigarren oder mit Büchern nnd Zeitungen belaßen, macht seinen Spaziergang durch den ganzen Zug, von der LmoIrinZ Oar dnrch die Olurir Our mit ihren znrücklcgbaren Schlafsesscln zur Diuiiig 0»r und schließlich ganz nach hinten zu in de» Llesper, bietet kurz seine Maaren an. kehrt zurück an seinen „Stand", nimmt etwas Anderes zur Hand uni» macht dieselbe Wanderung wieder. Die Onlman Oar- ist eigentlich ein Appartement für sich und verdient allein beschrieben zu werden, was jedoch hier zu viel Raum erfordern würde; eS genüge daher, wenn ich, der ich seit fast zehn Jahren auf Reise» in der Union gewesen, sage: „Siehe einen amerikanischen d'irad Oiass 1'ulman Ltsopnr und — stirb!" also herrlich sind diese Waggons eingerichtet. Alles dieses kommt aber nur ans der richtigen Ansicht des Amerikaners, daß nicht das Publikum für die Bahnbeamtcn nnd die Bahiigescllschafien, sondern daß das Bahnpersonal und die Ge- scltschnjt snr das Publikum dr sind. Des Amerikaners Weitsichtigkeit sagt sich, Jedermann in einem freien Lande sei ein Fürst nnd müss« scioem Stande gemäß behandelt werden, denn eines Tages mag er empor gekommen sein, großen Einfluß besitzen «nd — sich de» .MW