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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 03.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189906037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18990603
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18990603
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-03
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Monat
1899-06
-
Jahr
1899
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— Nr. 126. — 1SVV. — Beilage zum Chemnitzer General-Anzeiger. Sonnabend, den 3. Juni. Juchhei, am Rhein! Humoristisch« Noman von Karl Böttcher. (II. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Da- alte Fräulein, welches die einmalige Blüthe des Leben-- «aieS längst verpaßte, versucht zu lächeln. Dann spült sie mit einem langen Schluck Kaffee Mimi'S Impertinenz hinunter. „Ich — o, ich möchte nicht sitzen bleiben,* philosophirt Mimi weiter, indem sie den Schmuckkasten zuklappt und einen zärtlichen Blick auf das mitgebrachte Buch wirft. „Nein, ich möchte nicht sitzen hleiben." s „Sie bleiben auch nicht sitzen, Fräulein Mimi. Ein solch' hübsches Mädchen — und reich!" tröstet die alte Jungfer. Blitzschnell dreht Mimi sich nach der Sprecherin um. „Ich bin ein guter Bissen für cinen Mann, nicht wahr?" Dan» nickt sie, die Hände in die Hüften gestemmt, um die Wirkung ihrer schlanken Taille auszuprobiren, ihrem Spiegelbilde zu und öffnet gerade de» Mnnd, um eine neu» Weisheit loszulassen, als die Thüre anfgeht. Ruhig und ernst tritt eine schlanke, hohe Mädchengestalt ein, in der Hand einen offene» Brief. „Ich suchte Dich schon überall, Mimi." Beim Klang dieser auffallend tiefe», wohltönenden Stimme läßt Mimi ihr verwunderndes „A—a—ach?" höre».- Doch ist sie so sehr in ihr Spiegelbild vertieft, daß sie vergißt zu fragen, weshalb die Freundin sie überall gesucht habe. „Mein Mütterchen schreibt mir soeben, meine Schülerinnen seien aus Italien zurückgekehrt," fährt das schöne Mädchen in be dauerndem Tone fort. „Ach, nun ist'S für mich bald aus mit der Herrlichkeit am Rhein!" „A—a—ach? Wie schade!" ruft Mimi enttäuscht. „Dann wird's hier wieder langweilig. . . . Und Du mußt wieder arbeiten, ochsen, büffeln. Arme Sigrid!" Ein sonniges Lächeln huscht über die edel geschnittenen Züge des Mädchens. „Das hat auch sein Schönes," bemerkt sic freundlich. „Das finde ich nicht." '„O ooch! Wenn die Kinderchen mit großen Augen austnerksam lauschen; wenn man sieht, wie der kleine Geist »ach und nach geweckt wird und sich bildet und begeistert für alles Schöne, Edle —" „Das kann ich mir vorstellen," läßt sich aus dem Erker her Fräulein Berger s etwas heisere Stimme vernehmen, und die Blick« der alten Dame hängen mit schwärmerischer Zärtlichkeit an dem großen, schönen Mädchen, das in der edlen Begeisterung für seinen Beruf doppelt anziehend ist. > „Vorhin war ich auch einmal begeistert!" ruft Mimi trocken ' /dazwischen. U Sigrid unterdrückt ein leises Lächeln. „Du?" fragt sie verwundert. „Ja, ich. Mein neues Buch ist endlich angekommen." Und Mimi'S Hand streicht zärtlich über den rothen, goldschnittgezierteu Einband. ^ , Mit einem Blick überfliegt Sigrid de» Titel. Vermischtes. — Unbequeme Ehrlichkeit. Äus dem Lötzener Kreise in Ostpreußen wird folgend« ergötzliche Geschichte berichtet. Vor Kurzem erschien in der Wohnung eines Handwerksmeisters in S. während dessen Abwesenheit ein dürftig aussehender reisender Uhrmacher und fragte die Frau, ob. sic etwa eine alte Uhr zu reparire.« hätte. Auf vieles Bitten übergab diese ihm denn auch eine an der Wand hängende, schon seit mehreren Jahre» nicht mehr gehende Wanduhr. Der Uhrmacher nahm die Uhr selbst von der Wand herab und entfern'e sich. Am nächste» Morgen war nun die Handwerkerfrau nicht wenig erstaunt, als ihr der Uhrmacher zugleich mit der reparirte» Uhr auch noch einen — Lederbeutel mit zirka 20 Mark Inhalt überreichte, den er in der alten Uhr vorgefnnden hatte. Das Räthsel war sehr bald gelöst. Der Lederbentel gehörte ihrem Maune. Die'er hatte sich, da seine Fra», welche die Kasse fülirte, ihm stets alles „überflüssige" Geld abuahm, eine „Privatkaffe" in der alten Uhr angelegt, die. nun zum großen Leidwesen des Handwerksmeisters durch den reisende» Uhrcnknnstler entdeckt worden ist. Letzterer hat für seine seltene Ehrlichkeit außer seinem Arbeits lohn »och cinen Extralohn erhalten. Der rechtmäßige Besitzer des Lederbentels soll mit dem Lohne, der ihm bei seinem Nachhause- koinmen von seiner besseren Hälfte zu Theil wurde, ganz »nd gar nicht zufrieden gewesen sei». — Hciratk-öschwindler »tt»d Mädchc,»Mörder? Eine sehr gcheimnißvolle Angelegenheit beschäftigt jetzt die Wiener Polizei. Wie man von dort berichtet, verfolgt sie den Tischlergehilfen Bartholomäus Kost aus Pilsen, der im Verdacht steht, er habe im März dieses Jahres eine Köchin Namens Marie Vodiczka mit dem Versprechen, sie zu heirathen, aus Wien fvrtgelockt und sich ihrer Habe, sowie ihres Geldes bemächtigt, worauf das Mädchen spurlos verschwunden ist. Kost war verwittwet; seine erste Gattin starb am 6. Juli 1890 in New-Aork, wo sich Kost damals aushielt, und am 13. April d. I., nachdem er mit der Vodiczka ans Wien abgereist war, heirathete er nach seiner Rückkehr nach Wien hier eine zweite Fran Namens Anna Schimera. Ueber die noch sehr dunkle Angelegenheit liegen der Behörde folgende authentische An- gäbe» vor: Marie Vodiczka ans Deutschbrod wanderte im Jahre 1893 nach Amerika ans, hielt sich in New-Iork, wo eine Schwester von ihr lebt, auf und fand als Köchin ihr Fortkommen. Im Mai 1697 kehrte sie nach Wien zurück. Sie hatte hier ein Verhältniß mit dem Tischlergchilsen Bartholomäus Kost, welcher ihr die Ehe versprochen hatte. Sie gab den Dicnstplatz auf und fuhr Mitte > Februar dieses Jahres von hier i» ihre Heimath nach Deutschbrod, um ihre Eltern zu besuchen und um die Vorbereitungen zur Ehe zu treffen. Kost holte sie am I I. März ans Deutschbrod ab, trat mit ihr am 14. März die Reise an, angeblich über Bremen nach New- Uork, wo die Hochzeit stattfinden sollte. Vor ihrer Abreise aus Deutschbrod erhielt die Vodiczka von ihrem Vater 600 fl. als Mit gift Von Berlin aus kam noch eine vom 15. März l. I. datirte Ansichtskarte, die „Marie und Bartholomäus" unterschrieben war. Doch rühren die Schriftzüge nicht von ihr her. Seittem hat man Von Marie Vodiczka nichts gehört. Auch die in Ncw-Aork lebende Schwester der Vermißten hat nichts von ihr vernommen. Die Polizei stellte nun zunächst fest, daß Ende März dieses Jahres ein DIcnstmann einen schwarzen Koffer mit Franenwäsche und Fraucn- kleidern gekauft habe. Der Dienstmann wurde ermittelt, und bei der Durchsuchung seiner Wohnung fand man den schwarzen Koffer «il Wäsche und Fraucnlleidern. Die Wäsche trug dis Marke „dl- V.« (Marie Vodiczka). Die Erzeugerin dieser Wäsche und eine Andere F,a» «kannten mit vollster Bestimmtheit alle im Koffer vor- „Die Kunst zu heirathen," liest sie halblaut. Jetzt wirklich geräth Mimi in so etwas wie Begeisterung. „O Sigrid, das ist ein Buch, sage ich Dir — so etwas Interessantes hast Du noch nie gelesen. Wer das gut studirt, kann beim Heirathen nicht 'relufallcn. Das ist ganz unmöglich." „Danach bleibt auch wohl Niemand sitzen," fragt Fräulein Berger gutmüthig, während sie einen inspizirenden Blick in die dick bauchige Kaffeekanne wirft. „Sowe.t habe ich »och nicht gelesen," erwidert Mimi wichtig thuend. „Beim Heiratheu kommt's einzig und allein auf'S Herz an. Da hilft ein solches Buch gar nichts," wirft Sigrid etwas spöttisch ein. „Was?" fährt Mimi auf. „Bei unser» heutigen Männern kommt'» hauptsächlich darauf an, was «in Mädchen sonst noch hat. Ein Herz hat'S so wie so. ... Und da ist ein solches Buch ein wahres Labsal, eine wahre Perle." „Romeo und Julia haben keine „Kunst zu heirathen" gebraucht, meine liebe Mimi!" „Haben sich die denn auch gekriegt?" Mit einem mitleidigen Lächeln, in da» sich ein ganz klein wenig Geringschätzung mischt, blickt Sigrid schweigend die naive Fragen» an. Wie die beiden Mädchen so nebeneinander stehen, kann man sich kaum einen größeren Gegensatz denken. Die Eine im knapp- anschließenden, einfachen und doch überaus eleganten, taubengrauen Tuchkleid — die Andere in juwelenüberladener, hellseidener, tief- dekolltirter Gesellschaftsrobe. Das durchgeistigte, bleiche Antlitz der Einen umrahmt von einer Fülle dunkler Haare, die sich weich an die Schläfe» schmiegen, den oberen Theil der kleinen Ohren ver decken und im Nacken in einen kunstvollen griechischen Knoten ge schlungen sind — das runde, stet» ein selbstgefälliges Lächeln zur Schau tragende Gesicht der Anderen gekrönt von einem übergroßen Toupet roihblonder Haare, in denen sich noch zwei voll ausgeblühte Rosen brüsten. Die Bewegungen der Einen ruhig, edel, harmonisch — diejenigen der Anderen entweder blasirt langsam oder hastig, sich überstürzend. Mimi ist augenscheinlich mit der Wirkung ihrer Robe für heute Abend zufrieden. Sie verschwindet und kehrt bald darauf im be quemen, blauseidenen Morgenrock zurück. Inzwischen blickt Fräulein Berger unruhig über de» Garten hinweg auf die Straße. Der Tausend auch! Wo der Herr Biesemaun heute bleibt! Er pflegt doch sonst nicht so lange am Stammtisch zu hocken. . Während Sigrid am Schreibtisch Platz nimmt, um an ihre Mutter zn schreiben, ergreift Mimi gähnend ihr Buch „Die Kunst zu heirathen", legt sich bequem ans der Chaiselongue zurecht und beginnt zu lesen. Da springt die Thüre ans und herein springt mit ausgebreiteten Armen Else Dahlheim. „Guten Tag, Kinder!" „Guten Tag, meine Else!" ruft Sigrid herzlich, die Freundin umarmend. „Guten Tag. „Röschen vom Rhein"," brummt Mimi mokant von ihrem bunte» Lager her. Else macht eine humoristisch wegwerfende Bewegung. „So? Habt Jhr'S auch gelesen? «ch, laßt doch die Dumm heiten!" „Nein, die Zeitung hat ganz recht," ruft Fräulein Berger da- zwischen. „Hübsch ist sie, die Fräulein Else und stets mit Fröhlich- keit geladen ist sie auch. „Und sie schießt auch immer lo-,"- vollendet Else mit einem anmuthigen Knix vor der alten Dame. Allgemeine Heiterkeit. . . . Dann fragt Fräulein Berger etwas ängstlich: „Haben Sie nicht Herrn Bieseman» gesehen?" Else nickt eifrig, „Gewiß, er ging soeben mit dem Stammtisch am Rhein ent lang. Da wurde debattirt, mit den Händen gefuchtelt, gegrieS» grämt — huh!" „Weiß der liebe Himmel, was seit gestern mit dem Stammtisch los ist!" seufzt das alte Fräulein. „Es ist gerade, als ob eine Schraube locker geworden wäre." Noch einen Blick wirft sie hinan- in den Garten. Dann schüttelt sie ärgerlich den grauen Kopf. „Ich will mich doch einmal um das Essen bekümmern. Die drei Pension-- freundinnen sind ja auch so schön bei einander. Da bin ich alt« Jungfer so wie so überflüssig. Damit rafft sie ihr Strickzeug zusammen und entfernt sich mit freundlichem Gruß. Eine kurze Panse tritt ein, während welcher Mimi gleichmüthig in ihrem Buche weiter liest. Jetzt, da die Luft rein ist und di« drei Freundinnen allein sind, springt Else vom Fanten! empor. „Kinder!" jubelt sie, „ich weiß eine Neuigkeit!" „Neuigkeiten, die giebt's ja gar nicht mehr," meint Mimi, gähnt und vergißt dabei, die Hand vor den Mund zu halten. „Doch, eine wirkliche Neuigkeit! Etwas für Dich. Sigrid." „Für mich," lächelt diese, indem sie auf dem bordeaurotheu Plüschsopha Platz nimmt und Else neben sich zieht. „Raus damit!" „Bei uns sind gestern zwei Herren abgestiegen," beginnt Else geheimnißvoll. „Das ist doch nicht gerade eine Neuigkeit," meint Mimi ge- langweilt. „Aber der eine davon ist Kapitän." „A—a—ach? Kapitän auf einem Schiff?" „Wo denn sonst? Doch nicht auf der Eisenbahn?" lacht Else. Sigrid ist ein wenig bleich geworden. „Wenn bei Euch ein SchiffSkapitäu absteigt, so ist das doch nichts Besonderes," bemerkt sie mit dem Versuch, gleichgiltig zu erscheinen. „Das wohl nicht, Sigrid. Aber wie sein Schiff heißt! Rathe einmal!" „Wie kann ich das rathen?" murmelt Sigrid, nervös mit dem chmalen Goldreifen an ihrem linken Arm spielend. Geheimnißvoll hält Else die Hand an den Mund, während sie der Frenndin neckend in's Ohr tuschelt: „Brunhilde." „Ah, gerade so — wie" „Gerade so, wie das Schiss, mit dem Du von Amerika kamst.- (FortsetznnL sotgt.) gefundenen Wäschestücke und Kleider als Eigenthum der vermißten Marie Vouczka. Durch diese Agnoszirung wurde der Verdacht, daß die Köchin das Opfer eines Verbrechens geworden sei, noch ver stärkt. Der Dienstniann gab an, daß Kost ihm den Koffer der Vodiczka am 24. März mit dem Inhalte an Kleidern und Wäschc> und 25. April an Bord dcs Dampfers des Norddeutschen Lloyd „Kaiser Wilhelm der Große" nach New-Aork ein. Die Polizei hat nun den Verdacht, daß Kost die Vodiczka ermordet und sich ihre Habe angeeignet habe und daß der Mord in der Zeit vom 14. bis 22. März in Oesterreich oder noch wahrscheinlicher in Sachsen zwischen Vodenbach und Dresden verübt worden sei. Zu dieser An nahme ist »>an turch einen Leichenfnnd gelangt, der in der Elbe geinacht wnrdc. Ai» 12. Mai wurde b.i Dresden-Pieschen die Leiche einer Fran aus der Elbe gezogen, die mehr als zehn Wochen i»> Wasser gelegen haben dürste. Man vermuthet, daß es die Leiche der Marie Vodiczka war. Die Zeit stimmt. Die Leiche war zahn los, und die Vermißte trug ein faschcs Gebiß. Bartholomäus Kost ist etwa 28 Jahre alt. Er übte sein Handwerk als Tischler aus und soll ein sehr geschickter Arbeiter sein. Er trug sich sehr elegant, ging immer in Chlindcr und langem englischen Rock und verstand cs dadurch, auf die Mädchen, die er sich als Opfer erkoren, starken Eindruck zu machen. Wie weiter berichtet wird, war Kost nerven krank und zitierte beständig mit den Händen. Oft konnte er nur mit großer Mühe eine Schale oder ein Glas Wasser zum Munde führen. Ucbcr seinen gegenwärtige» Aufenthalt gicbt ei» dieser Tage aus Chicago angclangter Brief Auskunft. Er ist vom 16. Mai dalirt und von seiner Frau Anna, gcb. Schimera, geschrieben. Cie theilt mit, daß sie mit Ihrem Manne glücklich in Chicago an- gekommen sei und daß es ihr sehr gut gehe. Der Brief schließt mit Angabe der Adresse: Anna, Barthel, A. K. Throop St. Nr. 666, Chicago, Jll. — Eine gehet,„„itzvolle Morvaffaire. Sonntag Abend fand das heimkehrcnde Eltcrnpaar Behrens in Hamburg seine» zwöls- ährigcn Knaben erschossen in der verschlossenen Wohnung eines Hinterhauses in der Steinstraße. Neben dem Tobten lag der gleichfalls durch einen Rcvolverschuß getobte 18 jährige Handlungs gehilfe Grodzki. Bisher konnte nur ermittelt wcrdni, daß der Grodzki den Behrens, dann sich selbst getödtet hat. Ans welchem Grunde aber, bleibt noch räthselhaft. Man ist vorläufig geneigt, anzunehme», daß Grodzki dem Knaben seinen neuen Revolver h.it zeigcn wolle», dabei ans Unvorsichtigkeit dem Behrens eine Kugel durch den Kopf gejagt und aus Verzweiflung darüber sich selbst erschossen hat. Der jugendliche Mörder war ein ordentlicher, fleißiger Mensch, nur manchmal etwas konfus. Sein Vater starb im Jrrenhause. — Eine nette Kommode» Der Möbel- und Antiquitäten händler Trnschi in Cannes war in diesen Tagen damit beschäftigt, die Schubladen einer alten Kommode zu säubern, welche er aus einem Nachlasse mit anderen Möbeln gelaust hatte. In einer dieser Lade» fand er vier Blechbüchsen, die ihm durch Form und Gewicht anffiele». Der fricdsame Kaufmann war nicht wenig überrascht, als er »ach Oeffncn der Büchsen sah, daß dieselben mit — Tynamit- latronen gefüllt waren. Die hcrbeigernfcnen Unteroffiziere dcs Artillerie-Depots versicherten ihm, daß eine Explosion das ganze Häuscrviertel in die L»st gesprengt hätte. Der Verstorbene, ans dessen Nachlaß diese nette Kvmmods gekauft wurde, war Unternehmer gute Belohnung znsichert und außerdem die magisch wirkende Klausel enthält „>io' qiiestions asksä" (man stellt keine Fragen). Sekt Kurzem beschränkt man sich aber nicht mehr darauf, Hunde und Juwelen mit einstweiligem Beschlag zn belegen, sondern man raubt Kinder unter drei Jahre», für die dann geradezu nnverschänite Löse gelder gefordert werden. Die Methode der Kinderentsührer besteht darin, die Eltern des gestohlenen kleinen Wesens erst eine Nacht in Verzweiflung zubringcn zn lassen, sie dann zn benachrichtigen, daß sich das Kind in Sicherheit befindet und nur für die und die Summe herausgegebe» werden wird. Um die gcängstigten Angehörigen daran zu hindern, der Polizei Anzeige zu erstatten, droht man, das Kleine in diesem Falle vorher nmznbringen und auch den Denunzianten bei erster Gelegenheit »iedcrzuschießcn. Polizeichef Dcvcry behauptet, daß eine ganze Bande äußerst geriebener Schurken gemeinsam operire, und daß sie sich zur Erreichung ihres Ziels falscher Kindermädchen bediene. Bisher war es unmöglich, de» Räubern ans die Spur zu kommen. Unter den Müttern New-Aorks herrscht eine Aufregung, die sehr an die Epoche Jack des Anfschlitzers in London erinnert. Schlachtvieh«»«,, kt in» Schlacht- ,««d Blehhos z>« Chemnitz, am l. Juni 1899. Nultrieb: 7 Rinder, 3üg Kälber, >7 Schafe, 416 Landschweine. Das Geschäft war mittelmäßig. Preise. Ochse«, Mark 1. Oesterreichischc — 2. vvflfleiichige.auSgemäflele, höchste» Schlachtwerthes bis zn 7 Jahren — 3. junge fleischige, nicht auSgemüstete — ältere auSgemästete ... — 4. mäßig genährte junge — gut genährte ältere — b. gering genährte jede» Alters — Bulle«: 1. vollslcischige höchsten Schlachtwerthes . . . . ^ ^ . — 2. Mäßig gcuährte jüngere und gut genährte ältere — 3. genug genährte ^ . . — Kühe ««d Kalbe« (Färse»): 1. vollslcischige, ansgemästete Kalben höchsten Schlachtwerthes . . — L. vollfleisch., nnsgem. Kühe höchst. Schlachtwerthes bis zn 7 Jahren — 3. ältere ausgcm. Kühe ». wenig- gut entwich, jüng. Kühe n. Kalben — 4. Mäßig genährte Kühe und Kalben — b. gering genäbrte Kübe »ud Kalbe» .... — Kälber: 1. feinste Mast- (Vollmilch-Mast) n»d beste Sangkälber .... 46—48 2. mittlere Mast- und gute Sangkälber ..... .... 43—45 3. geringe Saugkälber 38—42 4. ältere gering genährte Kälber (Fresser) ......... — Schafe: 1. Mastlämmcr »nd jüngere Masthannnel . l ...... . — 2. ältere Masthaminel 28-2S 3. mäßig genährte Hammel nnd Schafe (Merzschasc) ..... — Schwei««: I. vollfleisch, der sei». Nassen n. dcrcnKrenznng. I. Alt. b. z. 1'/» Jahren 48—50 L. fleischige 45—47 3. gering entwickelte, sowie Sauen nnd Eber 40—44 Tie Preise verstehen sich für LO Kilogr., bei Rinder» für Schlachtgewicht, bc> Kälbern nnd Schafen für Lebendgewicht, bei Schweinen für Lebendgewicht unter Gewährung von 20—22,5 Kilogr. Tara für je 1 Schwein. für Straßenbauten gewesen. Herr Truschi war durch einige Tage vor Schreck dem Wahnsinn nahe nnd glaubte jeden Augenblick, in die Luft fliegen zu müssen. — Netv Yorker Kinder,äuver. Wie aus der nord- amerikanischen Metropole geschrieben wird, hat eine gewisse Sorte stücken verkauft habe. Gleichzeitig erfuhr die Polizei, daß Kost sich/von Leuten, die nicht gern arbeiten »nd doch gut leben wolle», es am 13. April dieses Jahres mit der Magd Anna Schimera in der/in letzter Zeit zn einer wahren Kilnstferiigkelt darin gebracht, Schmuck- Dominikancrkirche vermählt habe. Am 1ö. April fuhr er mit seiner/fachen und werthvolle Schooßhilnbchen zu „finden" nnd diese so tanze Frau Anna, geborenen Schimera, nach Troppan, dann nach Pilsen/einzu behalten, b/S in den Zeitungen eine Annoce erscheint, die dein und von dort nach Bremen. Dort schiffte er sich zwischen dem 20. Wicderbringer dcs betreffenden Gegenstandes resp. Vicrsilßlers eine Bcraulwerllich Hw den redalNouelleu Theil: Julius Theiß: sür den Juseratenlhell: der Verleger: Beide in Chemuttz. (Jür hlusbcieuhruug und Nüifleuduug nicht erbetener Manuslrlhle wird ukit aedtlrgL /
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