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' —^—" -- - - —^ - — Nr. 80. — tvvv. Flüchtiges Glück. Roman von Clarissa Lohde. l>1. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) »Justus hat schlecht a» mir gehandelt,* stieß Frau von Atting , voll Heftigkeit hervor. »Das hat er, ja," stimmte die Kommerzienräthin zu, „auch an mir, denn er hat mich absichtlich in dem Wahne erhalten, daß nur seine Abneigung gegen eine Verheiratung überhaupt ihn so lange damit zögern lasse, Dir zu geben, was er Dir duich sein Verhalten schuldet: seine Hand! Sonst wäre ich lange in Dich gedrungen, den allzu häufigen Verkehr »nt ihm abzubrecheu, ihm, wenn nicht anders, Dein Haus zu verschließen. So hat er Dich in eine sehr üble Lage gebracht, die ich mit Dir aus tiefstem Herzen beklage." «Ja, in eine sehr üble Lage," wiederholte Frau von Atting "«il bleichen Lippen. »Und wahrscheinlich auch ihm kaum zum Heile," fuhr die Kommerzienräthin fort. »Ein siebenzehnjähriges Mädchen — welche Frau kann ein solches Kind einem Manne wie Justus werden, der das Leben schon so ausgekosiet hat, ein so ausgeprägter Junggeselle ist, der nur an sich und sein eigenes Wohlbehagen denkt? Ich be greife den Vater nicht, der ihm so ohne Zögern seine Tochter an vertraut." »Du vergissest, Leonie," unterbrach sie Frau von Atting herb, «daß Justus Markwald, der Mitinhaber des Welthauses Markwald, kein Mann ist, den man auszuschlagcn Pflegt." Uebcr Leouie's feines Gesicht flog eine schnelle Nöthe. Hatte Loch auch sie mehr den, reichen Manne als dem Geliebten des Herzens ihre Hand gereicht. Ja, ihre Neigung hatte damals eigentlich einem Andern gehört, einem leichtsinnigen, jungen Offizier, der »ach Amerika hinüber gegangen und dort seit langer Zeit verdorben — gestorben war. Welche heimliche Thränen halte sie geweint, als sie diesem Jngendlraum entsagen mußte, aber die berechtigten Vorstellungen des Vaters hatten doch schließlich den Sieg davon getragen. Sie war Piilipp Markwald'S Gattin geworden und hotte es nicht zu bereuen gehabt, wenn auch der brave, tüchtige Geschäftsmann ein wenig "trocken war und sie manchmal ein Entbehren dessen empfunden, was ihr doch als das höchste Glück dünkte: die Gemeinsamkeit gleiche» Denkens und Empfindens. Selbst für die Kunst halte der Kommerzien- xaly im Gegensatz zu seinem Brnder nur wenig übrig. Sein ganzes Tcnken ,und Sinnen drehte sich allein um das Geschäft, alles Andere gehörte zum Ressort seiner Frau, der er die Pflege des Schöne» nach ihrer Neigung überließ, ohne jedoch ihre Freude daran besonders zu theile». Nahende Schutte machten dein Gespräch der beiden Damen ei» Ende. „Der unausstehliche Schwätzer Assessor Melborn," rief die Kommerzienräihin unmulhig. »Er darf uns nicht zusammen sehen, Anita, sonst würde er sogleich seine Schlüsse ziehen. Ich werde Dein Fortgehen in möglichst unauffälliger Art zu entschuldigen suchen. Lebe ivohl bis mvrgen. Ich komme nach Berlin, um Dich zu sehe»." Beilage M Chemnitzer General Alyeigcr. Wie Jim zi» einen, Schwager kam. Novellette von Herzeeg. Deutsch von Armin R6nai. (Nachdruck verboten.) Böse Frauen hat es immer gegeben und wird es immer geben; über e n schlimmeres Weib als Betty Cliff hat die Natur sicher nicht e> schaffen. Als hätte man sämmtliche keifenden, zänkische» und bissigen Frauen von ganz Texas und Mexiko in einem Kessel zu- ,sam mengebraut und daraus Betty Cliff als Extrakt destillirt. Selbst .die Negermütter drohte» ihren Kinder» mit Betty Cliff, wenn sie Weinte». Reisende, die sich im Urwald verspäteten, hüteten sich wohl, sn Cliff's Farm einzubhrcn; sie hörten lieber das Brüllen des Jaguars, wie das ewige Gekeife der berüchtigte» Betty. Llrmer Jim! So hieß nämlich Betty's Bruder. Er war be reits tief in den Dreißigen und sein Haar spielte bedenklich in s Graue, Er wäre so gern seine Schwester losgeworden; aber Betty hatte zehntausend Dollars in der Farm stecken, und dieses G.ld konnte Jim wegen der schlechten Ernten nicht beschaffen. Sie zu verheiralhcn war aber ganz und gar unmöglich. Nicht, als ob Betty gegen dos Heirathe» gewesen Iväre, im Gegentheil, sie hätte auch d n häßlichsten Neger mit Vergnüge» genommen; aber es fand sich in ganz Amerika kein Mensch, der es gewagt hätte, Betty Cliff zum Altar zu führen, nicht einmal unter de» Kowboys von Texas, und die sind doch zu Allem fähig. Eines Tages halte Jim Cliff Geschäfte in der Stadt. Er ver- , spätetc sich etwas beim Whisky, und als er seinen Pony bestieg» «m nach Hanse zu reiten, begann es bereis zu dämmern. Als er den Urwald erreichte, war cs vollends dunkle Nacht; nur hin und wieder blick e der Mond durch das dahinziehende Gewölk und be leuchtete spärlich den schmalen Pfad, der zu Jim's Farm führte. Jim Cliff ritt rnhig seinen Weg und verließ sich ans den In stinkt seines Pferde-, das sich auch im Finstern gut znrechlfand. Auf einmal blieb sein Pferd stehen .... Was war das? Von der Lichtung her tönte ein schreckliche- Gebrüll herüber, das Jim dis in s Mark erzittern machte. Das klang wie das Wchgeschrei einer verdammten Seele, die sich zwischen den Kralle» des Satans windet. Jim s Haare standen zu Berge, sein Pony schuauble und zitterte am ganzen Leibe. Sei» erster Gedanke war, nach der Stadt zurück- znreitcn, diese lag aber au die zehn Kilometer hinter ihm, während bis zu seiner Farm deren nur noch zwei oder drei waren. Das wollte Jim Cliff denn doch nicht thun, er hätte sich selber dafür ausgclacht. Nach kurzem Uebertegen setzte er seinen Karabiner in Bereitschaft und uöthigte sein widerstrebendes Pferd, sich gegen die Lichtung i» Bewegung zu setzen. Von einem mächtigen Baume ver deckt, hielt er dann vorsichtig Umschau. Richtig, von dort kam es, jetzt hörte und sah er ganz genau. Unter den niederhängenden Zweigen eines großen Baumes stand die dunkle Gestalt eines Reiters, unbeweglich wie eine Bronzestatue. Der Reiter, dessen Pferd unge- sattelt war, hielt seine Arme ans dem Rücket, verschränkt, reckte den Kops in die Höhe und brüllte dazu aus vollem Halse. Bald sprach kr zu seinem Pferd, bald schrio er »m Hitfe; bald bat er inständig wit ersterbender Stimme, bald fluchte er, daß man es meilenweit hören konnte. „Hallvh, ist denn kein M »sch oder Teufel in der Nähe, der den verdammten Strick um meinen Hals dnrchschneiden könnte? Ruhig, /Drill, halt' still, mein süßes Pferdchen, nur noch zehn Minute» oder «ine Viertelstunde! Ich war Dir ja immer ein guter Herr, gab Dir Hafer und Heu, soviel D» wolltest, während ich selber hungerte. Mit einer schnellen Handbewegnng sich von der Freundin ver abschiedend, eilte sie, eine möglichst glcichmüthige Miene anfsetzend, die Stufen hinunter, ans die in der That der Assessor zuschritt. „So allein, Frau Kommerzienräthin? Man schickte mich eben aus nach den Damen. Es fehlen »och einige Partner zur Lawn Tennispartie. Doch wo ist Frau vo i Atting?" Er sah sich ver wundert um. In Wahrheit hatte ihn nur die Neugierde Hergetrieben, die Hoffnung, irgend etwas beobachten, erlauschen zu können, was mehr Licht über die ihn so le.haft interessirende Situation im Maikwald'sche» Hanse bringen könne. „Sie ist leider schon fort," entgcgm-te die Kommerzienräthi». „Ihr Töchtcrlei» war nicht ganz wohl. Sie habe» ihr wohl schon die Sorge um das Kind bei», Diner angesehen. Das hat mich auf gehalten, — ich hoffe, meine Gäste werden mich entschuldigen." Der Assessor reichte ihr den Arm» sie zum Lawn-Tcnnisplatz zu führen und drückte sein herzliches Bedauern über das Unwohlsein von Frau von Atting's kleiner Tochter ans, obwohl er fest überzeugt war, daß dieses Unwohlsein nur ein Vorwand sei, der Mutter eiliges Fortgehen zu erklären. Währenddessen fuhr Frau von Atting, immer noch eine Beute höchster Aufregung, im eilende» Dampfwagen der Hauptstadt zu. Sie trug Verlangen, allein zu sein, sich zwanglos dem wilden Schmerze hinzugeben, der sie durchstürmte. „Verschmäht! verachtet!" — so klang es unaufhörlich in ihr, und rachsüchtige, sündige Gedanken durchzuckten ihr Hirn. Jetzt schon, ohne sie zu kennen, haßte sie die glückliche Nebenbuhlerin, die ihr ger nbt, was sie besessen, was sie mit alleni Aufwand ihrer Liebenswürdigkeit, allen Künsten der Koketterie sich erobert hatte und seit Langem schon gewohnt war, als ihr Eigenthum zu betrachten: die Liebe Justus Markwald'S. Eine Andere sollte genießen, sollte glücklich sein, wehrend sie entbehrte, litt? O, es war nicht aus zudenken, es durfte nicht sein. Nein, glücklich wenigstens sollte sie nicht werden, diese kühne Eindringlingin in das Reich, da- ihr ge hörte' — und auch er nicht, auch er Die an ihr begangene Un treue mußte sich rächen an ihm, an ihr. Sie warf sich in eine Droschke und fuhr ihrer am Kanal ge legenen Wohnung zu. Tie Kinder waren mit dem Fräulein zum Besuch einer bekannten Familie ausgegangen, die Köchin hatte ihren Sonntag, nur das Stubenmädchen war zu Hause. So durste sie noch hasse», eine Zeit laog allein zu sein. Wie erstaunte sie aber, a s sie, mit dem Drücker die Korridorthüre öffnend, einen Herrenhut und Sommerüberzieher am Nagel hängen sah, die ihr Beide nur zu bekannt waren. Tie diskrete Jungfer, die schon ihre Pflicht bei der artigen Besuchen kannte, meldete in leisem Tone, Herr Markwald sei im Boudvic, und zog sich dann in die Hinteren Räume zurück. Frau von Atting löste mit zitternder Hand Hut und Umhang, warf Beides auf einen Sessel und stand in wenigen Augenblicken zornbebend vor dem Ungetreue». „Du? — Du wagst?" Er war ihr einige Schritte eutgegcugegangen, und mit einer Ruhe, die gegen ihre Erregung seltsam abstach, schob er ihr statt aller Entgegnung auf ihren Ausbruch einen Stuhl hi». »Bitte, setze Dich, Anita. Es ist wirklich gar keine Aufregung nöl">.zu dem, was ich Dir zu sagen habe." . stieß mit heftiger Bewegung de» Sessel zurück, so daß ex krachend ihm zu Füßen fiel. »Elender! — fort — aus meinen Augen!" »Ist es Dein ernster Wille, Anita, daß ich gehe? Besinne Dich! Eines möchte ich Dir noch zu bedenken geben: Wenn ich jetzt gehe, kehre ich nie wieder hierher zurück — hörst Du? nie! — m,ig daraus entstehen, was da wolle. Und ich denke, Du kennst mich. Du hast z» wählen!" Sie stand an die Thüre gelehnt mit wogendem Busen und Augen, deren tvilde Gluth ihn verbrannt hätte, wenn cS möglich ge wesen wäre. „Ah so, wähle» soll ich? Du drohst mir, drohst einem Weibe?" »Ich drohe nicht, aber ich verlange auch von einem Weibe Vernunft, die Dir abhanden gekommen zu sein scheint." »Wäre es ein Wunder?" stieß sie hervor. „Du weißt, Wa ich Dir geopfert habe, — Alles — Alles!" „Geopfert?" unterbrach er sie kühl. „Ich denke anders darüber und werde nicht vergessen, was ich Dir für die glücklichen Stunden schulde, die Du mir geschenkt hast." »Deinen Dank hast Du mir bewiesen, indem Du Deinen Namen, den Du mir, mir allein schuldest, einer Anderen geben willst!" „Wie? — Hab' ich Dir je die Ehe versprochen? Sind wir »ach reiflicher Ueberlegnng nicht überein gekommen, unsere gegenseitige Freiheit uns zu wahren?" „Du scheinst vergessen zu haben, was wir uns an jenem Tage gelobt haben, als D», ein Flehender, stammelnd zu meinen Füße» lagst, — daß unsere Liebe ewig, daß wir nie einem Anderen an- gehören wollten, ob auch kein Schwur, keine vor der Welt gültige Form uns binde. Kannst Du das leugnen, daß Du's versprochen?" Sie trat mit drohender Geberde dicht an ihn heran. Er blickte ihr ruhig in das flammend auf ihn gerichtete Auge: „Und wenn ich es versprochen, was beweist das?" „Daß Du ein Wortbrüchiger bist, ein —* „Still," rief er jetzt mit gerunzelter Stirn, sie unterbrechend. „Kein Wort weiter, das mich beleidigt. Ich verbiete D>r'S, hörst Du? Wenn ich thörichte Dinge gesprochen habe, so geschah das im Rausche d-r Leidenschaft. Du warst alt und erfahren genug" — wieder zuckle der kalte, spöttische Zug um seinen Mund — „um zu wissen, daß solche Versprechungen nie gehalten zu werden pflegen." „O Du," stieß sie hervor, Du Teufel!" Jetzt lachte er hell aus. „Spare weitere Liebenswürdigkeiten, die Dir etwa noch aus der Zunge schweben sollten. Häite ich Dich so gekannt, wie ich Dich jetzt kenne, ich wäre nickst hergekommen. Aber ich will großmüthig sein und Deiner Erregtheit zu Gute halten, was Du Unüberlegtes gseprvchcn. Für heute habe ich indessen genug. Bist Du wieder zu Vernunft und Einsicht gekommen, so laß es mich wissen. Aber keine Szene mehr — hörst Du? — keine Szene!" Und die vor der Thüre halb ohnmächtig Niedergesniikcne znrückfchiebend, verließ er mit festen Schritten das Gemach und das Haus. (Fortsetzung folgt). Halt' still, mein Schatz, rühr' Dich nicht, verdammter Gaul, willst Du mein Henker sein, elende Schindmähre?! Hollah! Hehl" Jim's Pony hatte in diese», Moment seinen Kameraden ge- wittert und wieherte ihm lustig zu. Tie lebendige Statue horchte ans und schrie dann lriumphirend: »Hierher, mein Freund, nur geradeaus, hier bi» ich." »Guten Abend," sagte Jim, seinen Pony parirend." „Den Teufel auch ist das ei» guter Abend, ich bi» durchaus nicht davon entzückt! „Was machst Du denn dort unter dem Baume?" „Dumme Frage! Sichst Du denn nicht, daß ich an den Ast ge bunden bin?" „So, so. Warum machst Du denn die Schlinge nicht los?" „Einfältiges Geschwätz! Du siehst doch, daß meine Hände auf de», Rücken festgemacht sind." , „Ahal Du bist gewiß mit Meister Lynch zusammengetroffen." Jim lachte laut auf und trat etwas näher. „Aha, jetzt erkenne ich Dich erst! Das bist Du ja, Galgen vogel, Bob Trapp! Haben sie Dich also doch einmal erwischt, Du Liebhaber fremder Pferde? Und wer hat Dich denn so schön hierher- gehängt?" „Der Besitzer des Pferdes und seine Nachbarn. Zu Zehnt käme» sie über mich, die Gauner." „Ich verstehe. Wahrscheinlich meinte» sie, daß ein solcher Gcntleman aus besondere Art gehängt werden muß. Darum setzen sie Dich auf Dein Pferd, daiiiit dieses Dich henkt, wenn es das Stehen aus einem Flecke satt bekommen hat. Das Thier scheinst Du aber gut gezogen zu haben! Bist Du schon lange hier?" „Langweile mich nicht mit Deinen Fragen, sondern schneide lieber endlich den verdammten Strick durch." „Fällt mir gar nicht ei»! Deine Patrone würden mir ja dafür das Hans über dem Kopf anzünden." „Sie werden es nicht erfahren, Jim, schneide mich ab, »nd ich werde Dir stets dankbar dafür sein. Du weiß«, ich war immer Dein Freund." „Jawohl! Vorigen Sommer hast Du mir «inen Schimmel gestohlen." „Darüber sprechen wir lieber nicht, die Sacht ist ja kaum der Rede werth. Ich habe den Gaul für fünf Dollars verkauft, auf Ehre. Der Transport hat mich ja mehr gekostet! Aber nun, Jim, laß' mich nicht länger hier hängen!" „Du bist da gut aufgehoben, viel Vergnügest!" „Du wirst mich doch nicht im Stichwaffen!" „Den einen Gefallen kann ich Dir thun, das Pferd unter Dir wegzuziehen." »Daß Du Dich nicht unterstehst — Drill beißt!" Jini wandte sich ab und ritt kaltblütig davon. Bob schrie ihm mit wachsender Verzweiflung nach: «Jim Cliff! Das ist doch nicht Dein Ernst! Komm' doch zurück, guter Jim!" Keine Antwort! „Jim! Halt! Du wirst es bereuen l Jim Cliff! Du Schurke! Du Gauner!" Der Farmer ritt lachend weiter. Es gefiel ihm ungemein, daß der freche Pferdedieb endlich seinen Loh», bekommen hatte. Er war schon ziemlich weit, als au» der Ferne die Worte zu ihm drangen: „Mr. Jim Cliff, ich liebe Ihre Schwester." Was war da»? Jim riß sein Pferd herum und horchte ge spannt auf; aber er hörte Nichts weiter. Mit klopfendem Herze» ritt er zurück. Erst ging es im Schritt, dann im Trab, schließlich spornte er sein Pferd z»m wildesten Galopp an. Die Neste der Bäume schlugen ihm in's Gesicht, er bemerkte es nicht; er halte nur den einen Gedanke»: Wenn der Mensch nur nicht inzwischen erstickt ist! Ganz außer Athen: kam er a» die Stelle zurück. „Entschuldigen Sic, Herr Trapp," lachte er freundlich, „be liebten Sie nicht, Etwas zu sagen?" „Herr Cliff, ich liebe Ihre Schwester." „Und habe» Sie ehrliche Absichten?" „Ich halte hiermit um ihre Hand an." „Herr Bob, der Antrag eines so ausgezeichneten Geiitlema»- ist für mich schmeichelhaft." „Dann schneide» Sie mich vvni Ast, damit wir uns umarmen köii! cn." Jim nahm sei» Messer hervor. „Ich willige mit Freuden i» Ihre Heirath," sagte er, „jedoch nur dann, wenn Sie Ihr Wort geben, daß Sie mit Jhrcrr zu künftigen Frau Texas für ewig verlassen." „Ich versMche cs. Es war ohnedies meine Absicht, drüben in Mexiko eine große Pfcrdecxportgcscllschaft zu gründen." Jim wußte gut, daß Bob sein Wort zu halte» pflegte; in dieser Beziehung war er ein tadelloser Gentleman. Ganz bewegt hob er sei» Messer, da rief aber Bob dazwischen: „Eine» Moment noch, wenn ich bitten darf; keine Uebereilung! Sagen Sie, Herr Jim, wieviel geben Sie eigentlich der Braut «A?" „Ei, Herr Bob, verliebte Leute fragen nicht nach der Mitgift! Jedoch — ich gebe tausend Dollars." »Was," schrie Bob entrüstet, »nur tausend Dollar-, schämen Sie sich nicht?" »Ist Ihnen das zu wenig?" „Tausend Dollar- — lächerlich! Unter zweitausend mache ich die Sache nicht." Jim Cliff wurde zornig. So ein Gauner und zweitausend Dollars! Gefällt es ihm nicht mit tausend, so bleibe er, wo er ist. Damit gab er seinem Pferde die Sporen und ritt davon. Eine Weile wartete er, daß Bob ihm Nachrufen würde, dann überlegt« er sichbie Sache und ries zurück: „Herr Bob, ereifern wir unS nicht, ich gebe zwölshundert Dollars." Der Psecbedieb schien zu fühlen, welchen Werlh er in Iim's Auge» momentan hatte und sagte kurz: „Ich bin ein reeller Mann und handle nicht." »Aber bedenken Sie, Herr Bob, was aus Ihnen wird, wen» ich Sie jetzt verlasse." „Ich verbitte mir entschieden, daß Sie sich in meine Privat« Angelegenheiten mischen." „Sehen Sie, Bob, einem Andern würde ich das nicht thun; aber Sie sind ein hochanständiger Mensch und ans guter Familie. Ich gebe fünfzehnhundert, wollen Sie?" Bob würdigte den Antrag keiner Antwort. „Sechzehnhundert Dollars, wollen Sie auch nicht?" Bobs Pferd hatte inzwischen den Nasen zu seinen Füßen ab gegrast und rückt« um einen Schritt vor. Der Halbgehenkte konnte sich nur noch mit seinen Knieen an dem Pferde festhalten. „Bob", schrie Jim in höchster Erregung, „Sie beuten mein« Lage zu sehr au»! Sechzehuhuudert, wollen Sie nicht? " Ich gebe Ihnen auch ein Paar Jägerstiefel, ganz neu; mir sind sie zu eng, aber Sie haben einen kleinere» Fuß und können sie ganz bequem tragen." »Sechzehnhundertfünfzig, die Stiesel und einen neuen Sattel"» kam e» röchelnd aus der zngeschnürten Kehl« Bobs. „Na, so magS denn sein", rief Jim und schnitt seine»; zu künftigen Schwager eilends vom Baum.