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, — >»ll>»LW Lies« verbreitetste unparteiische llKtung erscheint Wochentag» übend» (mit Datnmde» nächsten Lage») mid lostet mit den siins Wschcntlichen Beillättern: Kleine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Allustrirteö Unter- haltungsvlatt, Tri den Postanstalten und bei de» Ausgabestellen Monatlich 40 Pfennige» Postliste: 1. Nachtrag Nr 2877. Letegmmm - »dnsie- «,ueralanzetgrr, steristprechsteve Nr. I3S. Geneval Sonnabend, den 8. April. Anzeiger für Chemnitz und Umgegend. crschsifcher La«de».««,eig»r). - Gegründet IST» al» „«N,e1ger« «. Verla» «nd R»tatt»nSmaschln»«,DrnS von Alexander Wiede in Chemnitz, Lheaterstratz» Nr. 8. «nzetgenprets: «^spalten» korp» »zelle (ca.S Silbnafaffend) oder deren Raum 20 Pf» (Preis- Verzeichnisse st Zeile 2S Pfg.) — Bevorzugte Stelle («gespalten» Petit-Zeile circa 11 Gilben fassend) 40 Pfg. — Anzeigen können nur bi» Bormlttag 10 Uh» angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Geschäftliche Anzeiger-Inserat« finden für billigsten Preta zugleich Verbreitung durch die täglich erscheinende Eheinntpev Eisenbahn-Zeitung. Amtliche Anzeigen. Handelsregister-Eintragungen. Auf Folium 4492 wurde die Firma „Gurt Uhlmann'' iu Chemnitz und als deren Inhaber Herr Kaufmann Enrt Alexander Uhlmann daselbst eingetragen, aus dem die Firma „H. Th. BSHme" in Chemnitz betreffenden Folium 2354 wurde verlautbart, daß Herr Rudolf Carl Gottlieb Gtebeler nicht mehr Prokurist ist und daß die betreffs de» Prokuristen Herrn Ernst Brnno Wolf eingetragene Beschränkung in der BcrtretungSbefugniß in Wegfall gekommen ist und aus dem di« Firma „Herrn»»«« Arnold" in Chemnitz betreffenden Folium 167 wurden die Herren Hermann Friedrich Wilhelm Köhler und Edmund Josef Waberstch in Chemnitz als Prokuristen eingetragen Deutschland, die Vereinigten Staaten und die Deutsch Amerikaner. LH Chemnitz, den 7. April. Nahezu ein Jahr ist vergangen, seitdem der spanisch-amerikanische Krieg ausbrach, und seit nahezu derselben Zeit hat sich in den Vereinigten Staaten eine deutschfeindliche Strömung bemerkbar gemacht. Während die deutsch-amerikanische Presse von vornherein der Deuischenhetze und der von der Hetzpresse ausgehenden Lügen haftigkeit Widerstand leistete, hat sich die deutsch-amerikanische Bevölkerung selbst erst recht spät ermannt. Jest aber scheint sie das Versäumte etwas gar zu rasch einhvlen zu wolle», wie aus der Meldung hervorgeht, daß am 17. April ei» Meeting abgehalten werden soll zur Bildung einer ständige» Organisation zum Protest gegen eine amerikanisch- englische Allianz. Cs will uns scheinen, als ob ein solcher Protest weder im Interesse Deutschlands »och in dem der Deutsch-Amerikaner liegt. Wenn die Vereinigten Staate» mit England eine Allianz abschließen wollen, so braucht diese keineswegs ihre Spitze gegen Deutschland zu richten. Eine Jntrigue oder eine Agitation gegen den Schluß eines Bündnisses zwischen den Vereinigte» Staaten und England könnte von den be- theiligten Mächten nur als eine unberechtigte Einmischung in die ihnen zustehende» Rechte angesehen werde». Deshalb darf kein Zweifel daran gelassen werden, daß Deutschland die De. tsch-Amerikaner jeden falls nicht zu cinem hö bst überflüssigen und zweifellos wirkungslosen Proteste ermuthigt. Im Interesse der Deutsch-Amerikaner liegt aber ein Protest gegen eine englisch-amerikanische Allianz ebenfalls nicht, denn für sie kommt es nicht darauf an, welche auswärtigen Allianzen die Negierung der Vereinigten Staaten abschließt, sondern darauf, sich den ihnen gebührenden Einfluß zu sichern. Daß die Dentsch-Ainerikancr in ihrer neuen Heimath einen starken politischen Einfluß h ben, das liegt allerdings im Interesse des Mutierlandes. Den» die Treibereien gegen Deutschland würden nie eine» solche Höhepunkt erreicht haben, wenn die Deutsch-Amerikaner eine» starke» Einfluß ausübten. Damit aber liegt eS leider sehr im Argen, trohd.i» die Deutschen von allen Nationalitäten am ehesten berechtigt wären, ihren Einfluß geltend zu machen. Vvn den 15 Millionen Menschen, die in den Jahren 1820—1894 in den Vereinigten Staaten einwanderten, waren nicht weniger als 5 Millionen Deutsche. Nimmt man die natürliche Vermehrung dieser Einwanderer hinzu, so müßte das deutsche Element heute vielleicht 15 Millionen Köpfe zählen, wenn sich nicht ein großer Theil der Nachkommen deutscher Einwanderer amerikanisirt hätte. Abgesehen aber Von den in Amerika geborenen Nachkommen deutscher Einwanderer zählte ma» 1890 in den Vereinigten Staaten nahezu drei Millionen Personen, die in Deutschland geboren waren, ungefähr ebensoviel, als i» England, Schottland und Irland zu sammengenommen geboren waren. Trotzdem nun die in Deutschland Ge borene» an Zahl den Iren um etwa eine Million überlegen sind» trotz dem sie an Intelligenz, Arbeitsamkeit und persönlicher Stellung des Einzelnen weit über den Iren stehen, üben die Letzteren doch einen viel größeren Einfluß aus, als die Deutsch-Amerikaner. Selbst die Haltung der auswärtigen Politik der Vereinigten Staate» wird durch die Iren mitbeeinflußt. E» ist vielleicht kein Zufall, daß die amerikanische Politik so lange ausgesprochen eng'andseindlich war, als die Iren Todfeinde der Engländer waren (gingen doch auch von Amerika aus fortlaufend reichliche Geldsendungen an die irischen Verschwörer), und daß ein völliger Umschwung in der Haltung gegen England eingetreten ist, seitdem durch eine vernünftige Gesetzgebung des gegenwärtig konservativen englischen Ministeriums wenigstens die schlimmsten sozialen Mißstände in Irland beseitigt sind. Es hat den Deutschen in-Amerika aber leider völlig an derben Iren eigenen Unverfrorenheit gefehlt, trotzdem sie mehr als einmal Gelegenheit hatte», sich eine» weitgehenden Einfluß z» sichern. Sie hatten die Entscheidung in der Hand, als e» sich darum handelte, der republikanischen Korruption ein Ziel zu setzen, und sie hatten wieder die Entscheidung in der Hand, als es darauf ankam, einen Sieg der nmstürzlerischen Ideen Bryans zu verhindern. Bei diesem aus schlaggebenden Einflüsse hätte es sich für die Deutschen ermöglichen lassen müssen, sowohl in den gesetzgebende» Körperschaften, wie in Vcn staatlichen und kommunale» Verwaltungen so viele Mitglieder durch« zudrücke», daß sich der Einfluß des deutschen Elements auf die innere und äußere Politik der Vereinigten Staaten hätte ^fühlbar machen müssen. . Wollen also die Deutschen in den Bereinigten Staate» sich selbst und dem alten Heimathlande nützen, so müssen sie Realpolitik treiben. Mit Protestmeetings ist den Millers gegenüber wenig auszurichten; mau fordert sie damit nur heraus, ihre Macht zu zeigen und gerade das zu thun, was den Deutschen unangenehm ist. Nur in solchen Augenblicke», wo man die Bankers in der Hand hat, läßt sich ihnen gegenüber etwas ausrichten. Deshalb sollten die Deutschen in den Bereinigten Staaten sich vor allen Dingen fest organisiren, uni bei politischen Wahlen mit bestimmten Forderungen hervvrtreten zu lönnen und um dann die Partei zu unterstützen, welche die deutschen Forderungen genehmigt. An die Stelle der aus der alten Heimath herübergenommeue» Schützenfestbrüdeclichkeit und Sangesbündelei sollte jene politische Nüchternheit treiten, für die das Angelsachsenthuiii, daS die Deutschen n Amerika ja in nächster Nähe vor sich haben, das beste Vorbild ist. Politisch« Stmrdscha,,. Chemnitz, den 7. April 1899. Deutsches Reich. — Nach einer Pariser Meldung aus Monaco hat der Kaiser Wilhelm dem Fürsten Albert von Monaco bei dessen neulich«» Besuch in Berlin die Erwiderung diese- Besuches in Ans icht gestellt. Diese Gelegenheit solle dazu benutzt werden, ei» Tief- eeforschungs Museum feierlichst einzuweihen, welches mit Kaiser Wil- > helm's Einwilligung dessen Namen tragen soll. Der Besuch sollte ursprünglich im Anschluß an die italienische Reise erfolgen, da diese jedoch unterbleibt, wäre er angeblich bis zum Herbst vertagt. — Eine Huldigungsfeier für den Reichskanzler« Fürsten Hohenlohe hat gestern in Schillingsfürst auf dessen dortigem Stammsitz stattgefunden. Da der Geburtstag aus den Char- freitag fiel, erfolgte erst am Donnerstag die Feier, die durch einen Dankgottesdienst der Bürgerschaft in der Kirche ein geleitet wurde. Der Festzug bewegte sich al-danu nach dem Marktplatz, wo die feierliche Pflanzung einer Hohenlohe-Eiche stattfand. — Dem Reichstage wird, der »Bert. Börs.-Ztg." zufolge, sofort nach seinem Zusammentritt ein Nachtragsetat vorgelegt werden, der — obschon nachträgliche Forderungen aus säst allen Ressorts enthaltend — doch nicht sehr groß sein und die bereit- festgesetzten Matriknlarbeiträge nicht wesentlich verändern wird. — Der „Franks. Htg." und ebenso den „Münch. N. Nachr." wird bestätigt, daß die Ernennung des Professors Frhrn. v. Stengel zum deutschen Delegirten der Friedens-Konferenz erfolgt ist, nachdem die bayerische Negierung in Berlin den Wunsch ausgesprochen halte» cs möchte auch ein Bayer zur Konferenz zugezoge» werden. Frhr. v. Stengel soll als völkerrechtlicher Beirath ernannt worden sein. Er ist zweiter Delegirter, während Botschafter v. Münster erster Delegirt« ist. Eine Zeit lang soll di«. Wahl zwischen Graf Münster, und Herrn v. Marschall geschwankt haben. — Der Vorschlag der deutschen Negierung wegen der Ent sendung einer drei'gliederigen Kommisso» nach Samoa ist, nachdem er seitens der Vereiniglen Staaten eine unverzügliche Zustimmung gefunden hat, nunmehr auch endgültig von England an genommen worden. Die diplomatische Aktion Deutschlands ist zu gleich insofern erfolgreich, als die Beschlüsse der Kommission mit Einmüthigkcit gefaßt werden müssen. — Nach einer in Berlin eingegangenen Drahtnachricht ist die Besetzung von Jtschau in Ruhe erfolgt. Mit den Gerichts sitzungen zur Bestrafung der Schuldigen im Falle Stenz ist begonnen worden. Das deutsche Vorgehen hat bereits de» Erfolg gehabt, daß Gigerlmoden in der Frauenwelt. Plauderei von Margarethe Kossak. (Nachdruck verboten.) Ein oben gänzlich falienloser Serpeniinerock ans Tuch, der selbst hinten handschuhglati anliegt, ein entsprechendes kurzes Jäckchen, über einem stcifgestärkten Chemisett, dazu eine goldgrün und schwarz damastirte Schisfcrkravatte um de» hohen Umlegestchkrage», auf dem lur.cgeschorenc» Haar ein Knabenfilz mit schräg gesteckter Kielfeder, — so nngethan schreitet sie rasch vor uns her, die schlangenhast schlanke, elastüche Frauengestall. In den mit blendend weißen Dogskins bekleideten Hänlen trägt sie einen scharlachrothe» Schirm an hohem Bambusstock, den sie als Spazierstock gebraucht; in seiner Mitte ist ein goldenes Herz mit eingravirtem Monogramm an gebracht Wenn sich die Falten des Schirms auseinanderschieben, bemerkt mau, daß er nicht gefüttert ist; aus gutem Grunde — das Gestell zeigt echte Vergoldung. Jetzt bleibt die Dame flehen und swaut sich um, nun kann man sehen, daß ihr aus der Brusttasche des Jäckchcns die Zipfel eines scharlachrothe» Foulards mit Gold- mvuogramm heranshängen. Unterhalb desselben fällt vom Gürtel abwärts ein knapp fingerlanges, säst zweifingerbreites, schwarzes Reppsband; es ist mit zierlichen Beschlägen ans Gold. Niello und echlen Steinen geschmückt, seinen Abschluß bilde»: ein Miniatur, globus, ein elfenbeinerner Todtenkopf, ein „Trilbyherz", ein Kompaß, ki» Vergrößerungsglas in Formeines wiiizigeiisOperngnckers, ein Riech- släschcheu aus durchsichtigem blauen Onyx und ein silberner Glücks- elcphant. All' das baumelt an dem die Stelle der Uhrkelte ver tretenden Band und klappert bei jeder Bewegung lustig aneinander. Weiter trägt die Dame keinen Schmuck ans Edelnietall oder Juwelen. Was blitzt denn a» ihren Füßen? Wahrhaftig, ihre Stiefelette» sind mit Silber legirt; wenn man sie flüchtig betrachtet, glaubt man, daß sie ganz daraus bestehe». Sie müssen daher auch recht schwer sein, aber weder dieser Umstand, noch die übertriebene Länge ihres Rockes, der wie geschaffen scheint, um sich beständig darauf zu trete», hindern die Schöne, rasch und energisch anszu- schrcite». Ihre Persönlichkeit hat überhaupt etwas Flottes, Frisches, Unternehmendes — kein Wunder freilich, denn sie ist ja eine Gigerl dame, welche ihren Ehrgeiz darein setzt, „schneidig" und „forsch" zu sein, elegant daneben auch, aber elegant ans ihre besondere Art. Wie seltsam, dc.ß die Gigcrldame so häufig mit der Mvdcdame verwechselt wird! Und doch besteht zwischen Beiden ei» himmel weiter Unterschied. Während die letztere sich durch schmachtende, weiblich hinfällige Grazie auszeichnet, hat die erstere in ihrer ganzen Art viel von einer Emanzipirten. Schon in ihrer sich stark an die -er Männer anlehnenden Kleidung drückt sich das ans, sie schnürt sich nicht, verschmäht die Last vieler Röcke und trägt das Haar, wie schon erwähn«, meist kurz geschnittk», entweder glatt geschoren und dnrchwcg in kleine Löckchen gebrannt. Läßt sie sich die Haare dennoch wachse», so werden sie in der Regel bernsteingelb oder fuchsroth ge färbt und japanisch, mit ungezählte», extravagant geformten Nadel» durchstochen, srisirt. Dazu gehört dann fücS Haus ein Theekleid in Form eines japanischen Kineino, für Gesellschaften dagegen eine Toilette in Schwarz oder Weiß, die durch Bänder, Spitzen, Blumen und Handschuhe von der Farbe des Haares vervollständigt wird. Es läßt sich nicht leugnen, daß eine derartige Farbenkombinatiou von bedeutenden malerischem Reiz ist. Niemals aber trägt sie bei Festlichkeiten einen Fächer der üblichen Form, sondern stets einen an einem Stiel befindlichen vier- oder achteckigen, seltener einen runden. Der vergangene Winter brachte sehr amüsante Neuheiten dcr Art, die allerdings mehr zum Kaminfächcr, als zur Benutzung auf Bällen geeignet schienen. Da gab es reichlich handgroße Spiegel, die von breite» Marabout- bvrdüren umrandet waren» zwei sich schnäbelnde Täubchen oder auch eine ganze Schwalbensamilie an vergoldeten Stöcken, Fächer aus bunten Papageifcdern, vor allen aber fünfeckige ans weißen oder ge färbten Straußenfedern in ganz ungeheuerliche» Dimensionen. Diese letzteren, die zusannnenznklappen waren, hätte man sich i» der Hand einer Chansonnette recht gut gefallen lassen können, während sie in der einer Dame der guten Gesellschaft durch ihren Halbweltchik u» angenehm ausfielen. Am meisten glänzt die Gigerldame aber doch durch ihren Schmuck. Wenn ich vorhin sagte, daß sie außer Bcrloques keinen trüge, so bezieht sich das doch nur auf die Pro,ue»adeiitoilelte. Für heater, Konzerte, Korsofahrten, wie für alle anderen Gelegenheiten, die, wenn auch keine direkt festliche, so doch eine elegantere Kleidung er heischen, liebt sie z. B. große Buchstabenohrringe, die nach japanischem Muster aus Golddraht gewunden sind. Im rechten Ohr hängt d.r Ansangsbuchslabe des Bor- und im linken der des Familiennamens. Geschmacklos im höchsten Grade sind die Autograiiimbrvchen, welche die Handschrift der Besitzerin getreu nachgebildet zeigen, wie mehr »och die Bnzillenbroche». Diese stammen wohl direkt von den Trichinenbijvuterieen ab, welche die Damen vor cinigcn Dezennien bevorzugten. Heute min ist die Trichine durch de» Tuberkel» und Cholerabazillns abgclvst worden. Daß Vierklees als Anhänger, Brüchen re. modern sind, weiß Jener, aber die der Gigcrlvame zeichnen sich doch vor anderen erheblich aus, erstens durch ihre Große und zweitens dadurch, daß auf jeden« Blatt ei» Zaubcrjpruaus den« sechste» oder siebenten Buch MosiS oder Licblingsdeviscn ein- gravirt sind. Ein Glücksklee aus Malachit diente sogar als Kalender, jedes Blättchen war ans ein Vierteljahr berechnet. Unter den Pariser Bijouterieen finde» sich häufig Anhänger in Gestalt von edelstein besetzten Pfeifchen ans Gold oder Onyx, mit deren Hilfe die Trägerin ihre Bekannten hcrbcirnst, sowie Ringe für die Fnßzehe», die freilich »nr zn »««gewöhnlich tief ausgeschniltene» Spangenschuhe» »nd durch brochenen Strümpfen benutzt werden können. In« Ganzen nur wenig verbreitet waren bei uns in Deiitschland die Terachins — japanische Käfer und Miniaturschildkröten — in goldenen, stein- und perlen- besetzte» Netzen an goldenen Kettchen, die vermittelst einer Nadel am Taillcnansschnitt oder an der Schulter befestigt wurden. Zur Zeit haben sie auch i» Frankreich kü stlichcn Thieren, „am ntlich häßlichen japanischen Bronzcasfen, Platz gemacht. Ein anlerer für außerordentlich chik geltender Schmuck der Ligerldame besteht in Zähnen, bei deren Verwendung erstaunlich« Phantasie an de» Tag gelegt wird. Daß eine junge Mutter das Ersttingszähnchen ihres Kinde- sich i» einen Ring fassen läßt, ist eine alte sentimentale Gewohnheit, welche der Gigerldame absolut nicht liegt; wenn sie ebenfalls Bijouterieen der erwähnten Art be- nutzt, so weichen dieselben in ihrer äußeren Gestalt, wie auch ihr« Bedeutung »ach durchaus von jenem Symbol »aiber Mutterzärilich. keit ab. Eine berühmte amerikanische Schönheit — Amerika liefert überhaupt das stärkste Kontingent lür die Gilbe der Gigerldamen — hatte von ihren Anbetern als Beweis ihrer Ergebenheit verlangt, daß sic sich je einen Zahn für sie ansziehen lasse» sollte»; diese sämmtliche», wenig appetitlichen Knochen hing sie sich dann, kunstvoll in Gold gefaßt »nd mit gleichfalls goldene», die Namen ihrer ur sprünglichen Besitzer tragenden Etiquetten versehen, an's Armband. Die anmuthige Sitte fand Nachahmung, und bald schmückte» die sämmtliche» gefeierten Schönheiten der Stadt ihre „Lilienarnie" mit dieser neuen Art von Bcltetarmbändcr». Hier in Deutschland be weise» die Dame» im Allgemeinen mehr Gcschmack, denn sie lassen sich ihre Kolliers und Ar«»bänder — notabene, wenn ihre Anbei« Jager sind — ans de» Zahne» dcr von ihnen erlegten Thiere an fertige». Dis Braut eines Oberförsters besitzt einen vollständigen, ans Broche, Boutons, Armreifen, Kamm, Gürtel, Fächerketle nud Halsband bestehenden Schmuck aus Thicrzähne». Das letztgenannte Stück ist gleich dem berühmte» Kollier der schönen Gräfin Beroldingen in Wie» aus so vielen Kettenrechen gearbeitet, daß es den Hals ganz bedeckt. Ganz niedlich sind manche für junge Mädchen berechnete Äigerl- moden, wie die mit Landschaften, Ge «reszene», Vögeln und Porträts, zuweilen auch Spruche» bedruckte», bemalten und bestickten Toiletten- stücke. „Zirknsschürzeu" mit Szenen aus Kiantschan oder Delffter Mühlentandschasten und Ziviebeluiusterborten in chromolithographischem Druck, sowie Sonnenschirme, auf deren Futter photographische Brust bilder von Angehörigen abgezogen find, sehen gar nicht so übel aus. Wenn man diese Mode noch weiter ansspinnt und, wie eine Dame es lhat, die aus Thon geknetete und farbig übermalte Büste des eigenen Galten dem Schirm als Knopf und Spitze ansügt, so erhält die Sach« zivar ein andere» Gesicht. Noch schlimmer aber wird'», wenn di« Besitzerin des plastischen Kunstwerk» den geliebten Kopf verspeist, wa» auch schon gcichclie» ist. Eine allerdings kaum dem KindeSalte«