Volltext Seite (XML)
Sonnabend, den 22. April. Diese verbeeiietsce unparteiisch« Lemma erscheint Wochentag« »beildr (mitDatmndes nächst«, Wa««S) »ich kostet mit de» fünf '-tätlichen Beiblättern: Kfttu- Botschaft, GSchfischer Erzähle v, Gerichts-Zeitung, «iichfischeS Allerlei, MustrirteS Unter- haltirngSvlatt, Gei de» Postanstalten und bei dti» Ausgabestellen «enatlich 40 Pfennig,. Poftliste: 1. Nachtrag Re. 2877. tkUeer»»» « Adr«g»: «nieralaaeeipr. g-rn>pr«chftkll« Nr. iS«. für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer S»«»e»-««retger1. — «egrSudet 1«7» är»„A«1«iS»^ n. »erlüg nud RotattruSmaschiuen-DruS v»u «lexander Wie», in «hemuitz, Theaterstruße Nr. «. Anzeigenpreis: -Wir»««« Torp„Sj,eile(c,.g StlbmftsseM oder deren Raum ^VfA (P»«tS> Verzeichnisse L Zell« 2öWsg^ — Bevorzugte Stell« (»-«spalte« Petit-Zeile circa U «wen fassend) 40 Pfg. — «azefte, können nur bis Bormittag lO Uh, angenommen werden, da Druck und Verbreitung der große» Luflage längere Zeit erfordern. Geschäftliche Anzeiger-Inserat» finden für billigsten Preis zugleich Verbreitung durch dir täglich erscheinende «liHemnttze» Eisenbahn-Zeitung. Oer Samoahaudel ein Triumph des deutschen Bottes. Den Höllenlärm durchstieß der Ton, der klare, Nüchtern, nicht wie die schmetternde Fanfare. Mein Vaterland, daß Aott eS Dir bewahre, Da» Jnfanteriesignal zum Avanciren, Dann bist Du sicher vor Franzosen und Baschkire». Detlev von Liliencron- »Der Erfolg ist hochschätzbar als Symptom der Energie »»d Umsicht unserer Diplomatie', sagt die „Schics. Ztg." in einer Be sprechung der Lamoa-Angelegenheit. Wir pflichten diesem Lobe voll- tvmmen bei, möchten e« aber ans die Haltung der ungeheueren Mehrheit des deutsche» Volkes in der Samoa-Angelegenheit angewandt »vissen. Wenn wir von einigen Ausnahmen, die nur die Regel be stätige», absehen, so hat da» deutsche Volk auch in jenen Tagen, in denen recht unrrsreuliche Nachrichten die Samoa - Angelegenheit als komplizirt und bedrohlich erscheinen ließen, seine Ruhe voll kommen bewahrt. Die besonnene Haltung des Volkes trat in der Presse und im Parlamente hervor, und sie zeigte sich auch in den Gesprächen, die der Einzelne, sei es in der Familie oder in der Ge fellschast oder am Stammtische, führte. Diese Ruhe ist aber durchaus nicht mit der resignirteu Gleich giltigkeit des schlafröckigen und schlafmützigen Philister» der vor märzlichen Zeit zu vergleiche». Mit lebhafter Spannung wurde Tag für Tag die Zeitung erwartet, di« neue Nachrichten über Samoa bringen konnte und mit ebenso lebhafter Spannung sah man in der vorigen Woche der Verhandlung des Reichstags über die Wirrnisse in Samoa entgegen. Und wenn hier Staatssekretär von Vnlow Gelassenheit mit Festigkeit aus das Glücklichste vereinte, so verkörperte er damit vollkommen die Stimmung» die im deut.chen Volke herrschte. Die mit lebhaftem Interesse gepaarte Ruhe des deutsche» Volkes war der Ausdruck der richtigen Abschätzung der Be deutung der Samoa-Angelegenheit, der Ansdruck ferner des verständigen Selbstgefühls eines mächtigen und kraftbewußten Volkes, der Aus druck schließlich des sichere» Vertrauens zu der Haltung der deutschen Diplomatie. Wenn das deutsche Volk nicht in eine Erregung gerieth, die das Zeichen entweder überhitzter Leidenschaftlichkeit, oder feiger Angst ist, so zeigte es, daß es den Geist seines großen Nationalhelden in sich aufznnehmen gewußt hat. Von Bismarck sagte einmal ein fremd ländischer Diplomat: „Welch wunderbarer Manns Er versteht sogar seine Leidenschaften zu verwertheu." Jener Diplomat chnrakterisirte damit vortrefflich die innere Kaltblütigkeit, die Bismarck sich unter allen Umständen zu bewahren wußte und die ihm stets zum Siege über seine Gegner verhalf. Voll von Temperament, ließ sich Bismarck nie durch die Leidenschaft dazu hinreißen, einen unüber legten Schritt zu thu», de» er dann bei ruhigem Nachdenken hätte bereuen müssen. So soll auch das deutsche Volk sein und so hat es sich i» der Samoa-Augelegcuheit benommen. Wenn auf der anderen Seite das deutsche Volk die Angelegen heit mit lebhafter Spannung verfolgte und entschlossen war, der valionaten E.,re nicht zu nahe treten zu lassen, und wenn auch solche Blätter, die > och vor einem Jahrzehnt deutsche koloniale Niederlagen mit einem gewissen Vergnügen »«zeichneten, diesmal mit Entschieden heit für die Wahrung der deutschen Nechce eintraten, io muß man billigerweisc dem gegenwärtigen Kaiser eine» großen Antheil an dieser erfreulichen Haltung des deutschen Volkes beimesscn. Das immer wieder hervorccelendc Inter sse des cntsche» Kaisers für den deutsche» Handcl, sür die dentsche Flotte und für die deutsche Kolonial uno Weltpolilik hat einen unverkennbare» Einfluß auf das deutsch- Volk geübt. Das allgemeine Interesse für überseeische Angelegenheit hat sich außerordentlich gesteigert und es wird immer mehr gesteigert lverd n, je mehr das Volk zuverlässige Kenntnisse von den Ert eignissc» und Zuständen in den überseeischen Ländern erhält. Ein Triumph des deuts.be.> Volkes ist es ferner, daß bei diese* Angelegenheit die Parteigegensätze und die Jnteressennnterschiede schwanden. Es ist dabei besonders anzuerkennen, daß die konservativen Organe, die bedeutendsten Blätter, wie „Krcuzztg." und „Schlesische Ztg." an der Spitze, sich nicht von gewisse» Heißspornen, die bei dieser Gelegenheit dem Staatssekretär des Auswärtige» Amtes ein Bein stellen w llte», einfangen ließen, sondern die Geschicklichkeit der Leitung der Auswärtige» Politik rückhaltlos anerkannten und dadurch dieser Politik auch dem Anstande gegenüber eine» kräftigen Rückhalt gaben. Ter Erfolg dem Anslande gegenüber ist denn auch nicht ans geblieben. Welche Schadenfreude hätten die Franzosen empfunden, wenn dem deutschen Volke ein Faschvda bereitet worden wäre. Und nun muß das offiziöse Organ dcr französische» Negierung, der »TempS", ausdrücklich die würdige und feste Haltung der deutsche» Negierung und ocs deutschen Volkes anerkenne». Und in ähnlichem Sinne äußert sich anch die russische Presse. Sv haben Besonnenheit im Verein mit Selbstgefühl das Ansehen .D.ulschlands im Auslande erhöht. Es stillen uns dabei einige Verse aus Dcllcv von Lilicncrvns herrlichem Gedichte „Es lebe der Kaiser' ein: „Ten Höllenlärm durchstieß der Ton, der klare, Nüchtern, nicht wie die schmetternde Fanfare, Mein Vaterland, daß Gott es Dir bewahre. Das Jnfantriesignal zum Avanciren, Dann bist Du sicher vor Franzosen und Baschkiren.' Das Signal zum Avanciren iu der Weltpolitik ertönt sür das «e» erstarkte Deutschland. Seine politisch« Machtstellung giebt ihm »in Recht, altiv a» der Weltpoliiik theilzunehmen und seinen Einfluß auszudehnen, die wirthschaftliche Lage und der Bevölkerungszuwachs «achen es ihm zur Pflicht und zur Rothwendigkeit. Und wenn Deutschland avancirt „klar und nüchtern' und nicht „mit der schmetternden Fanfare" der Phrase und der Leidenschaftlichkeit, dann wird es auch sicher vorwärtsschreiten und in seinen Fortschritten nicht behindert werden von »Franzosen und Baschkiren." Deutscher Reichstag. 70. Sitzung vom 20 April 1899, L Uhr. Am Tisch« de» BundeSratheS: Graf Posadowsky, v. Post- biekski. Die Berathnng der Gelverbenovelle wird fortgesetzt in Ver bindung mit der Berathnng über den Antrag Helft, betreffend den Arbeiterschutz in dcr Hausindustrie und die Arbeitszeit der in offenen Verkaufsstellen, in Schank- und Gastwirthschaften beschäftigten weib lichen Personen, sowie über den Antrag Bassermann und Gen. ans Abänderung der Gewerbeordnung. Abg. vr. Hitze (Zentr.): Ich begrüß« beide Anträge als An stoß zu einem Fortschritt auf diesem wichtigen sozialen Gebiete. Leider kommt die Negierung Anträge» aus dem Hause etwas wenig entgegen. Soweit wie der Antrag Hehl möchte ich aber in der Regelung der Hausindustrie nicht gehen. Mir scheint der gesetzliche Weg noch verfrüht und der Weg der Vereinigung richtiger, namentlich wenn er an» dcr Initiative de» Hauses ergriffen wird. Die Regelung ist äußerst schwierig, weil in der Hausindustrie neben wirthschaftlich berechtigten und lebensfähigen Betrieben rückständige BetriebSsormen vorhanden sind, die sich überlebt haben. Die Regierung freilich könnte hier vielleicht gute Bestimmungen finden, ich fürchte aber, sie wird nicht so weit gehen, wie e» gewünscht wird. Ich würde Vor schlägen, sich in dieser Beziehung mit einer Resolution zu begnügen Besonders schwierig steht es mit der Regelung der Heimarbeit. So weit, wie die Sozialdemokraten eS verlangen, können wir da nicht gehe»; den Werkstätten-Zwang können wir nicht auSsprechen. Der allgemeinen Regelung der Arbeitszeit in offenen VerkansSstellen re. stellt sich die Schwerigkeit entgegen, die besonderen örtlichen Ver hältnisse zu berücksichtigen. Wir werden abwarten, welche Regelung die arbeiterstatistische Kommission sür die Arbeitszeit in Schanlstälten vorschlägt. I» de» Ladengeschäften liegen die Verhältnisse ebenfalls so verschieden, daß eiiw gleichmäßige Regelung schwer zu erreichen ist, ohne Schädigung berechtigter Interessen. Vielleicht schafft man besondere Bestimmungen sür das platte Land und die kleineren Städte. Für das Land scheinen mir die geforderten Bestimmungen zu weit zu gehen. Für den intensiven Betrieb der Großstädte genügt anderer seits wieder jene Regelung noch nicht. Di« Schntzbcstimmuiige» des Handelsgesetzbuches in Bezug auf die Kündigung, Sonntagsruhe rc. sollten auch auf die Bureaugehilfen der Rechtsanwälte und Notare ausgedehnt werde». Ich möchte den Abg. Hehl bitten, seinen Antrag noch zurückzustellen, damit wir für diese Tagung »och etwas erreichen. (Beifall.) Abg. Leuzman» (freist Volksp.) legt auf die Anträge Hehl und Bassermau» nicht so viel Werth wie der Vorredner, bemängelt aber zugleich chaS unablässige Erscheinen neuer und immer neuerer Gewerbenovelle». Der Redner billigt die Einführung von Lohn büchern iu der Konfektivnsbranche, wünscht aber, daß diese Vorschrift gleich gesetzlich und zwar gleich für alle Gewerbe festgelcgt werde. Erfreut sei er auch über den geplante» Schritt, der Noth der Handlungsgehilfen im Ladengeschäft abzuhelse». Die einstündige Mittagspause müsse durch eine zweistündig« ersetzt werden. Des Weiteren führte der Redner aus, daß auch dafür gesorgt werden müsse, daß die Arbeiter nach Ablauf ihrer Arbeitszeit stets wenigstens einige Läden »och offen finde». Bon den polizeilichen Bestimmungen über die Stellenvermittlung seien diejenige» Theateragenten auszu- nehmen, welche nur für höhere Institute engagiren. Mir scheinen die Bestimmungen über die Arbeitsvermittlungen nicht sowohl dem Bestreben entsprungen zu sei», die Arbeiter vor dem Stellenvermiltler zu schütze», als vielmehr dem ländlichen Arbeiter das Finde» einer Stelle zu erschweren und ihn dieserhalb möglichst an seine Scholle zu fesseln. Da schaut der agrarische Pferdefuß heraus. (Widerspruch. Ruf: Das verstehen Sie nicht.) Dergleichen wurde schon früher ein mal gegen die Anwälte ausgesprochen, Herr v. Wangenheim schien seiner Zeit den Anwälten auch noch Habgier vorzuwcrfe». Sie verwechseln wohl die Seiten dieses Hauses. Wenn von Habgier der Agrarier gesprochen wird . . . (Glocke des Präsidenten.) Präsident Graf Ballestrem: Weder die Habgier der Anwälte noch die der Agrarier gehört zur Gewerbeordnung; der Ausdruck ist noch nicht bei dieser Beralhnng gefallen; ich bitte deshalb de» Redner, zur Gewerbeordnung zu sprechen. Abg. Lenzmatm (fotfahrend): Dann will ich die Habgier dcr Agrarier verlassen. (Zuruf des Abg. v. Wangenheim.) Wenn Sie es wünsche», will ich Ihnen auf Ihre» Zuruf de» Unterschied zwischen der agrarischen Habgier und uns klar mache». Sie verlangen hier immer etwas; hat aber schon jemals ei» Anwalt hier im Parlament etwas verlang«? (Zurns des Abg. v. Wangenheim.) Dann haben Sie vcrmuthlich mit demokratischen Anwälten »och nicht mrkchrt, sondern Ihre Erfahrungen unter Ihren Freunden gemacht. (Zurufe rechts. Glocke des Präsidenten.) Präsident Graf Battestrem: Lassen Sie doch die Zwischenrufe! Dann kommen nicht solche AntworlenI (Ruf des Abg. v. Wangen- heiui.) Abg. Lrnzmam» (fortfahrend): Di« Einwände der Herren sind theilweise so oberflächlich, wie wen» Jemand einen Anderen „Jude" schimpft, weil er jüdisch aussieht. (Sehr richtig I links.) Die Heim arbeit würde ich am liebst, n ja auch beseitigen. Di« Folgen find bei den beschränkte» Wvhnränme» der Heimarbeiter für Familien leben und Behaglichkeit meist recht schädliche. Aber wie wollen Sie das Verbot einer Mitnahme von Arbeit nach Hause und vor Allem die Menge der mitgegedcne» Arbeit überwachen? Hoffentlich gelingt es »ns, das häßliche Gesicht des JcuiuskopfeS dieser Vorlage freundklcher, das sozialpolitische Gesicht ernster zu gestalten. Dann werden wir für diese 2b. Gewerbenovelle, die JubiläumS-Novelle, stimmen. (Beifall links.) Abg. Röficke-Dessau (wildliberal) erkennt da- Bestehen grober Uebelstände auf dem Gebiete der Stellenvermittelung an, aber gegen diese Uebelstände hätte die Polizei bisher schon einschreiten können, wenn sie nicht eben zu sehr überlastet wäre mit Dingen, die ihrer Aufgabe eigentlich fern liegen. Unter diesen Uebelständen — erklärt der Redner — verspreche ich mir auch von dcr Konzessionspflicht der Stcllenvermittler nicht viel, richtiger scheint es uns, wie bisher die Untersagung des Geschäftsbetriebes bei nachweislich oorgekommene« Mißbräuchen anzuordnen. Die Uebelstände in der Konfektionsbranch« erkenne ich an, aber die vorgeschlageneu Bestimmungen, wonach unter gewissen Voraussetzungen der Arbeiterin Arbeit in daS Hau» nicht mehr mitgegeben werden dürfe, ist doch sehr fragwürdig. Einfacher wäre es da, die Mitgabe von Arbeit in das HauS überhaupt zu verbieten; freilich wäre dies ein Eingriff von außerordentlicher Trag weite, dem vielleicht nicht einmal die Sozialdemokraten zusliinmen würden. Der Heyl'sche Antrag ist jedenfalls eine dankenswerihe Unterlage. Was die Bestimmungen zum Schutze der Angestellten i« Ladengeschäften antangt (obligatorischer Ladenschluß auf Mehrheits beschluß u. s. w.), so glaube ich, daß die einfache Vorschrift einer zehnstündigen Ruhepause genügen würde, wenigsten- einer «lfstündige» einschließlich der Mittagspause. Betraut man außerdem wieder di« Polizei mit der Kvntrole, dann wird wahrscheinlich hier kontronrt und dort nicht; es bedarf da mindestens der Institution von Handels inspektoren. — Im Anschluß hieran empfiehlt Redner noch weibliche Gewerbcinspektoren sür die KonsektionSbrache. Abg. Frhr. Helft zn Her rnsheim (natl.) tritt den Einwände« entgegen, die gegen seine Vorschläge gemacht worden sind und spricht speziell seine Entrüstung darüber aus, daß der Staatssekretär die Mißbräuche, gegen welche sich sein Antrag richte, mit Scherz ab- gethan habe. Staatssekretär v. Posavolvsky entgegnet, die Regierung selber habe früher einen Theil dessen vorgeschlagcn, was jetzt der Antrag Hehl enthalte; sie habe sich aber mittlerweile von der Unausführbar keit der betreffenden Bestimmungen überzeugt. Im Uebrigen sei die Regierung durchaus bereit, die Hehl'schen Vorschläge als Material entgegen zu nehmen. Aas den Gedanken, Wohnung oder Ernährung der einzelnen Heimarbeiter einer Kontrole z» unterziehen, werde sich wohl kaum eingehcn lassen; das sei einfach unausführbar und würde den Kreis des staatlichen AnfsichtsrechtS viel z» weit ziehen. Abg. Raub (Reformp.) freut sich im Gegensatz zu Lcnzman» über die weitere Beschränkung der Gewerbefrci'hei't. Seine Partei sei im Allgemeine» mit den: Ncgierttiigsciilwurfe einverstanden. Bei dcr ungeheuren Ueberfülle an freien Arbeitskräften und bei den häufig ungerechtfertigten zahlreichen Anstellungen weiblicher Kräfte fei eine ausreichende Regelung der Ruhezeit dringend ivünschciiswerth. Abg. Bebel (Soz.) wirft der Negierung vor, eine Politik ohne große Gestchlspunkte zu treiben, eine Politik, die es mit keiner Partei verderben wolle. Eingedracht sei die Vorlage anscheinend »nr au» Entgegenkommen gegen die Agrarier, welche ein Interesse an einer anderweitigen Regelung der Gesindevermiethung hätten. Daß hierbei Mißstände bestündc», sei zweifellos, aber die Negierung schlage Wege zur Abhilfe vor, von denen seine Partei unmöglich befriedigt sei» könnte. Die gewerbliche Hausarbeit wüste ganz abgeschasst werden. Staatssekretär Graf PosadoMskh: Bebel behauptet immer, im Ausland sei bezüglich des Arbeitecschutzcs Alles gut, nur bei un» liege Alles im Argen. Wenn er die Verhältnisse nä er kennen würde» so müßte er wissen, daß sie >>n Ausland ebenso viel zu wünschen übrig lassen, als bei uns. Abg. Gamp (Reichsp.) weist gegenüber Lenzmann den de» Agrariern gemachten Vorwurf der Habgier zurück. Abg. V. Stumm (Reichsp.) wendet sich nochmals gegen die Anträge Heyl's. Ag. Bnsscrmattn (natl.) betont, daß über die Form der An träge selbstverständlich eine weitere Verständigung möglich sei. Nach einer Reihe persönlicher Bemerkungen werden der Entwurf und die Anträge Hehl und Bassermann einer Llgliedrigen Kommission überwiesen. Präsident Graf Bnllestrem bittet >»» eine zahlreichere Be theiligung bei der zweiten Lesung; die Bcschlußinifähigkcit entspreche nicht der Würde des Hauses. Nächste Sitzung Dienstag, den 25. April, Rachmittag 2 Uhr: Antrag Liebermann bezüglich des Schächten- dcr Thiere und Antrag Lieber, betr. Arbcilerkamincrn. Schluß 6'/z llhr. Politische Rmidscha«. Chemnitz, 21. April 1999. Deutsches Reich. — Der König von Rumänien hat anläßlich seines gestrige« Geburtstags, an welchem er das 60. Lebensjahr vollendete, an zahl reiche Ojfiziere dcr beiden preußischen Regimenter» deren Chef er ist, Ordensauszeichnunge» verliehen. — Aus Berlin wird unterm 20. April gemeldet: Vom Königreich Sachsen ist beim Bnndesralh wiederholt beantragt worden, den Terminhandel in Kammzug zu verbieten. Ausschüsse, denen der Antrag znr Prüfung überwiese» war, beantragen nnnmchr beim Plenum ans Grund -eS Börsengesetzes 8 50. Abs. 1 folgende Beschlußfassung: „Vom 1. Juni 1899 ab wird der Börseuterminhandel in Kammzug, insoweit er nicht die Abwickelung der vor diesem Zeit punkte abgeschlossenen Geschäfte zum Gegenstände hat. untersagt. Vom 1. Mai 1900 ab ist tv Ansehung der vor dem 1. Juni 1899 ab geschlossenen Geschäfte auch di« Abwickelung Im Börsenterminhandck nicht mehr gestattet'. ',44