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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 18.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189901187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18990118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18990118
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
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Jahr
1899
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Monat
1899-01
- Tag 1899-01-18
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Monat
1899-01
-
Jahr
1899
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Schaar hervorragender, untereinander verbundener Männer zu ziere», und di« Erhebung Brandenburgs znm Königreiche bot hicrsiir nicht uur den erwünschten Anlaß, sondern gab auch die gcgrüudcte Hofs« Uttng, daß der neue königliche Orden neben seinen hochangeseycnen fremden Vorgängern sich an Glanz und Achtung werde behaupte» können. Man hört noch vernehmlich rin Echo der mittelalterliche» OrdenSgrsetze, wenn als di« Absicht des neuen Ordens angegeben wird. Recht und Gerechtigkeit z» üben und Jedem das Seine — „8llum emgue", feit damals Wahlsprnch der Hoyciizvllern geworden, — zu geben: wenn die Ritter verpflichtet werde», ei» gvttesfttrchtiges Lebe» zu führen, dir Erhaltung der wahren christliche» Religion überall, besonders aber wider die Ungläubigen z» befördern, sich der Waisen, der Wiltwc» und der durch Unrecht Bedrückte» an »nehmen. Um llebrigen diente für die Verfassung des Ordens, dessen Mit glieder auf 30 festgesetzt waren und den Beweis für acht Ahnen bcizubringcn hatte», die Konstitution des dänische» Elephanlcnvrdens ziemlich genau als Vorbild, und sie weist daher kaum neue und eigenartige Züge auf. Mit Sorgfalt war eine eigene, überaus tleid» sanie Ordenstracht ersonnen worden, die außer dem noch heul üblichen Ritermantel rin blausammetes Kleid und einen einigermaßen wunderlich geformten hohen Federhnt umsaßte. ES war «ine persönliche Herzenssache des neuen Königs, diese Gründung, und er hatte ein solches Verlange», seinen neue» Orden in's Leben gerufen zu sehen, daß er seine Stiftung »ach Kräfte» beschleunigte. Auch stand di« Königskrönung vor der Thür, und er dachte daran, „daß die schönen Ordenskrcuze und das Band (für das vielleicht um ihrer „Neuigkeit" willen, vielleicht zu Ehren seiner oranischen Mutter die Orangesarbe gewählt worden war) den Glanz der Krönung-Handlung nicht wenig vermehren würden". So konnte eS geschehen, daß unter dem zereinonienfroheslen aller preußischen Fürsten die Stiftung d«S Ordens am 17. Januar 1701 fast formlos vor sich ging. Noch zeigt uns ein Kupferstich aus jener Zeit de» Vorgang, der sich zu Königsberg in demselben Thronsaalc abspielte, in dem 1861 bei der Krönung König Wilhelm- die Investitur der neuen Ritter vorgenominen wurde. Vor dem Könige, der bedeckten Hauptes a»ß» seinem Throne saß, standen die achtzehn in de» Orden aufznnehmenden Ritter, der Ordenskanzler Graf Warteubcrg hatte sämmtliche zu verleihende Kreuze über seine Arme gehängt und so überreichte Friedrich jedem vor ihm niederkniecnden Ritter seine In signien; die Ordenstrachten u. s w. waren noch nicht fertig, auch die vorgesehene» Ordensbeamte», der Sekretär, der Schatzmeister rc. fuugirte» noch nicht. So entbehrte der Grlludungstag des schwarzen Adlers des Glanzes; sür den König aber war doch die Hauptsache, daß er seine» Zweck zunächst erreicht, seinen Ritterorden gestiftet hatte; und daß er auch weiterhin mit dem liebevollsten Interesse sich den Angelegenheiten des Ordens bis ins kleinste Detail hinein widmete, beweist der Umstand, daß er »ach dem Jahre 1701 dem französischen Posamentier Jacques Esperandieu das alleinige Privileg der Herstellung de- Orangcbandes verlieh, — übrigens wohl mehr eine Ehre, als eine Verleihung von materiellem Werthc, da der Er lös für dies« selten gebrauchten Ordensbänder kaum ins Gewicht ge fallen sein dürste. Bald kam die Zeit, da der neue Orden in der ganze» höfischen Pracht erschien, die sein Gründer für ihn beabsichtigt hatte. Es war am 18. Januar 1703, als das erste solenne Ordensfest zu Berlin abgehalten wurde, und der junge Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, der in den Orden ausgenommen werde» sollte, war gewissermaßen sein Mittelpunkt. Das größte Zeremoniell wurde entfaltet, und gar manch« Sorge gab es für den i» seinem Amte höchst eifrigen Ober- zeremonicnmeister von Besser, der auch de» Kummer erleben mußte, daß bei dem ersten Ordensfeste noch nicht Alles dem Programm ge mäß „klappte", daß das große Gedränge der Zuschauer den feier lichen Zug der Ritter zur Tafel störte, und daß der Bischof Ursinu» in Bezug auf die Anordnungen bei der gottesdienstlichen Feier seine» cigenen Kops aufsetzte. Aber im Ganzen verlies die Zeremonie doch sehr großartig. Die prächtig gekleideten Ordenshervlde führten den Zug, rauschende Musik geleitete ihn, die Garde du Corps und Schweine gesungen." Das war die Sprache der neuen Zeit, so redete der Säbel zum Palmzweig, und bald mußte die ganze Welt vor dieser korsischen Hofsahrt sich ducken. Als Kaiser schraubte Napoleon den republikanischen Kalender ans die christliche Zeitrechnung zurück, und das war eitel Bescheidenheit von ihm. Hätte ihn Jemand ge fragt, wann ein Jahrhundert beginne, so hätte er sicherlich geant wortet: Wau» ich will . . . So großherrlich kounte freilich nur Cäsar die Frage entscheide», während Unsereins ziemlich hilflos zwischen Neunuudneunzigern und Hundertern sich herumdrückt. Gar so rührend einfältig, als die exakte Wissenschaft glaubt, ist die Frage denn doch nicht Mit der Rechen» Maschine hat man sie rasch gelost. Damit der Gulden vollgiltig sei, gehört der hundertste Kreuzer dazu; so zum Jahrhundert das huudectste Jahr; das ist so klar und war, als zweimal zwei vier ausniacht. Nun kommt aber die Verwirrung, ivclche die Zahlen bilder in unserer Anschauung hcrvvrbringe», der ewige Widerspruch zwischen den Ziffern und ihre» Zahlen, der Gegensatz zwischen Grund zahl und Ordnungszahl. Man schreibt 1701, und dieses Siebzehn bedeutet das achtzehnte Jahrhundert, man schreibt 1801, und dieses Achtzehn gilt sür ei» Neunzehn. Immer hat unser Kopf eine Art Umrechnung zu verrichten, eine wenn auch noch so geringe Ver- standcsarbeck zu besorgen. Es geschieht nicht immer, oft siegt die Anschauung über die Nechenmaschiue, das Auge über de» Verstand. Wenn die Italiener von einem Cinquecento «Abkürzung von ICIIIe einczneesnto) sprechen, so meinen sie damit nicht das fünfzehnte, sondern das sechzehnte Jahrhundert. Der Fünfer in dem Zahlendilde entscheidet die Benennung der Epoche. So beim Trcccnlo, beim Quattrocento, wonlit das vierzehnte, das fünfzehnte Säkulum ge meint ist. All« seine Jahrhunderte bezeichnet der Italiener mit der sichtbaren Grundzahl, nicht mit der gedachte» Ord nungszahl, mag es noch so falsch sein, und i» ähnlicher Weise, wir fürchten es» wird auch dcr schlichte Sinn des Volkes stets zur Empfindung — das richtige Worte für einen solchen Jrrthum — dcr Neunundneunzigcr hinncigcn und dcr Meinung bleibe», daß mit dem Wechsel der Ziffer auch der Wechsel des Jahr hunderts eiiilritt. Zur Nvth ließe sich die Meinung auch arithmetisch begründen. Die neue Zeitrechnung, welche die Jahre von Christi Geburt an zählte, wurde erst von Karl dem Großen im Jahre 800 staatlich eingeführt. Mit einer runde» Ziffer wollte man beginnen, und offenbar dachte man sie sich als den Anfang eines neue» Jahr hunderts. Für das Volk im Adcndlande war also dieses Jahr 800 das erste Jahr der neuen Zeitrechnung, und nun hebe man gefälligst seine zehn Finger und zähle: 800, 80 l, 802 ... bei 800 tnpst man den zehnten Jingcr, das erste Jahrzehnt der neue» Zeitrechnung ist vorüber, 899 ist das Jahrhundert voll, 900 isl dcr Anfang eines andern. Dasselbe geschah in Rußland, wo Peter der Grcße unsere Zeitrechnung erst 1700 einführtc, offenbar auch in dem Glauben, er beginne damit ei» Säkulum. Immer hat sich mit der runden, Hinte» zwei Nullen führende» Ziffer die Vorstellung eines Jahrh»ndert-A»- angs verknüpft. Anno 1300 stiftet der Papst Bonifacins VIII. die Hundert Schweizer hatten den Dienst. George Hefekiel hat dies erste preußische OrdenSsest im Jahre I85K — «in wenig ln Schcren- berg'scher Manier — besungen: Er gab dein Vetter von Anhalt das Kreuz mit eigener Hand Und hängte ihn, selbst um die Schulter das große Orangeband. Seit das am Krönungstage im Berliner Schlosse geschehn, Sah man den askanischen Bären mit dem Adler von Preußen gehn. Von . nun ab folgten die Ordensfeste einander ziemlich regel mäßig. und es nahm ihr Zeremoniell zur Genugthung des Herr» von Besser allmählich feste Forme» an. Der Glanz dieser Festlich keiten, die erlancyte Stellung der Ritter des Schwarzen Adlers und der Werth, den Friedrich dem Orden beilegte, gaben ihm bald ein hohes Ansehen, und es rechneten sich schon nach wenigen Jahren selbst fürstliche Personen die Ausnahme in den Orden zur Echre. Freilich pslegte es bei ihrer Investitur fast regelmäßig Nangstreitig« keiten zu gebe», auch leisteten sie den Ordenseid gewöhnlich nur unter dem Vorbehalte ihrer souveräne» Rechte. Der Kaiser ignvrirte den Orden ganz, da er den König von Preußen immer noch als einen Kurfürsten des Reiches betrachtete, und «S konnte daher Prinz Eugen bci seinem Besuche in Berlin im Jahre 1710 nicht in den Orden ausgenommen werden, da daraus ernste diplomatische Schwierigkeiten mit dem Souveräne des Goldene» Vließes zu besorgen waren. So waren die Jugrndjahre des schwarzen Adlers bei alle». Glanze durch manchen Schatte» getrübt, wohin auch jenes denkwürdige Kapitel vom Jahre 1711 — nach dem Sturze der Regierung der drei W — gehört, in dem der König in sehr ernster Stinimung mittheilte, daß der bisherige Ordenskanzler Graf von Warteubcrg abwesend, dem Grasen v. Wittgenstein aber „wegen seiner Malversation" der Orden abgenommen worden sei. Es ist dies übrigens wohl der erste Fall dieser Art in den Annalen des Ordens. Einen jähen Umschwung in seiner Geschichte aber führte der Thronwechsel im Jahre 1713 herbei. Friedrich Wilhelm I, hatte schon als Kronprinz verschiede», Male seine Abneigung gegen das feierliche Ordenszereuioniell unverhohlen gezeigt und sich u. A. 1705 trotz der ausdrücklichen Ansage v. Vessers einfach geweigert, am Geburtstage des Königs die Kette anzulegen, während er gar sür den Mantel noch weniger Vorliebe hatte. Kaum hatte er den Thron bestiege», als er durch de» Etat des Ordens eine» großen Strich machte. Weg fielen die Ordcnsbeamte», die kostbaren Ordeiisfestlich- kcite», die Kapitel und Investituren. Verlieh er den Orden, so geschah es ohne weitere Förmlichkeiten, und nie versammelte er di« Gemeinschaft der Ritter um sich; es ist möglich, daß er in der ge- wissc» Gleichstellung, die sich auch dem Ordens-Souverän gegenüber genossen, eine Beeinträchtigung seines so konsequent dnrchgeführten 'rodisr cie brcinrv-Priazipes sah. Und so, wie unter dem Soldaten könige, blicv es auch uuter seinen Nachfolgern. Nur dadurch blieb der Schwarze Adler ausgezeichnet, daß ihn schon die geringe Zahl seiner Ritter zu einem besonders vornehmen Orden stempelte. Auch diese Eigcnthümlichkeit wurde aber durch einen Nesvrnientwurf Friedrich Wilhelms III. gefährdet, der im Jahre 1826 eine Ein- theilung des Ordens i» vier Klassen plante, von denen die erste die Verfassung und Bedeutung des ursprünglichen Ordens behalten sollte. Jndeß gelangte dies Projekt nicht zur Ausführung, — man darf sagen: zum Glück sür den Schwarze» Adler, dessen Eigenart durch die in's Auge gefaßte Umgestaltung wesentlich beeinträchtigt worden wäre. Persönlich trug Friedrich Wilhelm III., wie alle preußische» Fürsten, den Orden mit besonderer Vorliebe, und es stellte sich nach seinem Tode heraus, daß er in dem Sterne seines Ordens unter dein Mittelschilde in einer goldenen Kapsel das Bildniß der Königin Luise angebracht hatte. Sein Sohn »nd Nachfolger, der nach ihm den Orden trug, fügte dcs Vaters Bildniß hinzu, und dies war der Stern, den dann unser alter Kaiser Wilhelm trug, den vermuthlich auch jetzt noch sein Enkel anlegt. Die glanzlose Epoche des Ordens erreichte erst ihr Enke, als Friedrich Wilhelm IV. .de» Thron bestieg. In seiner lebhaften Vorliebe sür alles Historische, Romantische und Bedeutungsvolle faßte er alsbala auch den Pia», den Schwarze» Adlerorde» in dem das kirchliche Jubeljahr, das alle hundert Jahre wiedcrkehre» soll; Anno 1500 regelt Alexander I V. die Feierlichkeiten, die bei Eröffnung der heiligen Pforte stattzusinde» habe». So bleibt es bis in unsere Tage. Paris vercnistaltet seine nächste Ausstellung im Jahre 1900, wohl nicht, ui» ein absterbcudes Jahrhundert besonders zu ehren; in Deutschland tritt das neue Bürgeilichc Gesetzbuch mit dem 1. Januar 1900 in Kraft, und dieser Bestimmung li gt gleichfalls dcr Gedanke zu Grunde, daß mit diesem Jahre ei» neuer Zeitabschnitt anhebe. Es ist allerdings ein irrthümlicher Gedanke. Trotz Karl dem Großen und Peter dem Großen fällt der wirkliche, echte, wissenschaftlich un anfechtbare Ansang des zwanzigsten Jahrhunderts auf den l. Januar I90l. Auch die Kirche hat sich schon einmal in diesem Sinne aus gesprochen. Eine Bulle des Papstes Jnnoeenz XII. aus dem Jahre 1700 fordert die Christenheit ans, im folgende» Jahre die Erneuerung des Jahrhunderts festlich zu begehe». So lesen wir in den Memoiren des Herzogs Saint-Simvn, der zugleich vo» den furchtbaren Stürmen und Wetter» erzählt, mit welchen dieses feine achtzehnte Jahrhundert sich einführtc. Diesmal jedoch scheint auch Rom vergebens gesprochen zu haben: die Streitfrage wurde nicht entschieden. Sie drängt sich hervor, so oft ein Säkulum aus die Neige geht. <An höherer Staatsbeamter, der seine Mußestunden im alten Rom in vertrautestem Umgang mit den Quinten zu verbringen pflegt, spricht in seinem Briese die Ueberzcugung aus, „daß vo» Pelrarka's bis zu Voltaire s Zeit alle Jahrhundertabschlüsse diese Streitfrage entstehe» ließen". Der Jrrthum sei aber viel älter, „denn die Anschauung, daß das Jahr 100 de» Anfang eines neuen Jahrhunderts bilde, findet sich schon bei de», berühmte» römische» Annalistc» Pisv, Konsul um Jahre 153 v. Ehr., vertreien." Es ist also ein altersgrauer, höchst ehrwürdiger Jrrthum, das sichert ihm langes Lebe», wahrscheinlich die Unsterblichkeit. Unter de» Plauderern über dieses Thema befindet sich ein Schalk, der das Kind im Muttcrleibc nicht verschont. Er bedauert die Mädchen, welche i» diesem Jahre 1899 zur Welt kommen werden. In achtzehn Jahre» sind es holde Jungsraue», duftend von Lenz und Maicnblüthc, und doch, e»l- setzlichcr Gedanke, allesammt ans dem vorige» Jahrhundert Te»e» dcs folgende» r ahrganges 19ü0 wird cs nicht besser ergehen, sie aber können sich wcnigstcns unter den Schutz der irrclcitcndc» Ziffer stellen und rückblickend de» Kampf für ihr Geburtsjahr als das An- ftnigsjahr des Säkulums führen. Was am nächste» Neujahrsabcnde geschehe» wird, läßt sich vvraussehe». Neunnndncunzigcr und Hunderter werden einander in de» Haare» liege», die Einen sich versammeln, um eine Taufe, die Andere», um ein Begräbniß zu feiern. Von oben wird der Gott der Zeiten zuschaue», und vielleicht wirb der alte Weißbart mit der Sense z»m erste» Male lächeln, darüber lächeln, daß die Menschen sür so wesenlose Frage» sich «eisern können, deren endgiltigc Lösung den Lauf der Welt um keines Haares Breite verschöbe. Beglück wünschen wir nus vielmehr, daß wir trotz der Zeiten Schwere noch immer harmlos genug sind, um uns, wie die Franzosen sagen, über donnut. tzikrin' und Olauc- Inrunol tüchtig hernmznstreite». Darum sind wir eben Menschen, kein« Götter ganzen Prunk« seiner »rsprüugliche» Einrichtung wieder auflebe» z>» lasse». Zwar wurde» von de» Mitglieder» dcr von ihm eingesetzte» Neformkommission Gründe der Pietät, speziell gegen Friedrich Wil helm III., gegen jede Veränderung der Verfassung und der Gewöhn« heile» des Orden» angeführt; indeß durste sich der König auf In tentionen de- Stifter» und daraus berufen, daß verschiedene Be stimmungen der Statuten unzweifelhaft veraltet seien. klebrige»- war ihm die Neugestaltung Herzensangelegenheit; die Wiederherstellung dcr allen Würde des Orden» — so erklärte er — sei eine be schlossene Sache und eine durch den Willen des glorreichen Ahnen überkommene Pflicht. Die Folge dieser Erklärung war die Ordens« Reform von 1848, die u. A. die Ahncnprobe abschaffte und dafür die Bestimmung traf, daß mit der Verleihung des Ordens der Adel verbunden sei. In dem feierlichen Kapitel, das am 18. Januar 1848,. 136 Jahre nach der Abhaltung des letzten Ordenskapitels. i» den Paradekammern des Berliner Schlosses stattfand, wurde» die umgearbeitelen Statute» bekannt gegeben. Seitdem gehörte das Orden-fest wieder zu de» regelmäßigen Feierlichkeiten des HvflebenS. Es verstand aber dieser geistreiche König die Steifheit de» Zere moniells öfters durch persönliche Initiativ« zu durchbreche» und der Feier einen lebendige» Charakter zu geben. Dies kan» besonders von dem Kapitel am 16. Oktober 1849 gelten, in dem er an den damals die Volljährigkeit erreichenden Prinzen Friedrich Wilhelm, den späteren Kaiser Friedrich, der seierlich in den Orden ausgenommen wurde, eine kurze, aber tiefempsundeue Ansprache über die Bedeutung des Vorganges richtete, und dann — anscheinend improvisirt — den als Zuschauern anwesende» Generalen v. Wränge! und v. Branden burg mittheilte, daß >r sich entschlossen habe, ihnen den Orden zu verleihen, woraus sogl.ich die Investitur der im höchsten Grade Ueberraschte» erfolgte. I» den spätceen Jahren schloß die Krank heit dcs Königs die Feier des OrdensfesteS aus, und so hielt erst König Wilhelm wieder am 16. Januar 1661 ein Kapitel ab, das durch seine Verbindung mit der Krönung de» Monarchen eine be sondere Bedeutung und seine Weihe dadurch erhielt, daß eS in den selben Räumen statifand, in denen einst Friedrich I. den Orden ge gründet »nd den Dohna, den Tettau, den Barfuß die ersten Orange- bänder umgehängt hatte. Seitdem sind wesentliche Veränderungen in der Verfassung des Ordeus oder im Zeremoniell der Feier nicht getroffen worden und alljährlich wiederholt sich das gleiche Schau spiel würdig-historischen Pompes. Wohl aber bedeutet die jüngste Verleihung des Ordens ei» Unikum in sciucr Geschichte. Mustern wir die Listen der Ordens ritter, so finden wir unter ihnen in ganz überwältigender Mehrheit die hohe» Militärs »nd Beamten, sowie die Fürstlichkeiten. Chateau briand und Wilhelm v. Humboldt verdanke» ihre Ritterschaft nicht ihre» Leistungen als Poeten und Gelehrte», sonder» ihrer ministe rielle» Thätigkeit. Nur Alexander v. Humboldt vertrat bisher in den Ordensliste» die wissenschaftlich-künstlerische» Kreise unseres Volkes. Ihm reiht sich jetzt Adolph vo» Menzel, der jüngste Ritter, zugleich einer der Wenigen, die aus dem Bürgerstande hervor- gegangen sind, an. Ist nun diese Ernennung eine geschichtlich bis jetzt nicht erhörte zu nennen, so entspricht sie doch ganz dem Geiste dcs Ordensstistcrs, der suuw erneue zuerkoint wissen wollte, und gerade das deutsche Bürgerlhum wird jetzt besonders geneigt sei», in Hesckiel's Huldiguugsruf einzustimmen: Steh' und blüh' in alle Zeit, Orden der Gerechtigkeit! Lokales. — Einrichtung einer Diphtherie-Ntttersttchungöstation. I» Anbetracht des großen Nutzens, welchen, wie ans Umfrage in einer Reihe von deutsche» Städte» festgestellt worden ist, die dort errichteten Diphtherieuntersuchungsstationen für die schnelle Erkenntniß der Diphlherieerkrankinigen als solcher und dadurch wiederum sür die Möglichkeit alsbaldiger Beseitigung oder doch Abminderung der Ansteckungsgefahr ergeben haben, beschloß der Rath i» einer seiner letzten Sitzungen vorbehalllich der Zustimmung des Stadtverordueten- Kolleginms, im Krankenyause eine Diphtherie-Untersuchungs stativ» nach Breslauer Muster einznrichte». Darnach werde» die zur Ausnahme der Krankheitsstvffe bestimmten, in Holzkäst.hcn sicher verwahrten Untersnchmigsfläschchen in gewisse» Apotheken nieder gelegt, dort beim Auftreten von Halslrankheilen, die den Verdacht einer Erkrankung a» Dlphthcritis begründe», vo» den Aerzten ent nommen und nach Füllung mit den verdächtige» Krankheilssloff» zurückgegeb.n, hierauf aber unverzüglich i» die Station zur Unter suchung abgegeben, so daß dcr behandelnde Arzt binnen verhältniß- mäßig kurzer Zeit über das Ergebniß unterrichtet ist und die er forderliche» Maßnahme» anordiieu kann. Der Rath beschloß auch, der Erfahrung dcr sämmtliche» befragte» Städte entsprechend, diese nicht nur der von der Krankheit betroffene» Familie, sondern und vor Allem auch der Allgemeinheit zu Gute kommenden Unter suchungen in alle» Fälle» unentg.lilich vorMiehmen, und vcrwilligte die einmaligen und lausenden Ausgaben. Auch wurde wegen dcs enge» Berkchis der Stadt mit de» Vororte» deren Beitritt zu der Station in beiderseitigem Interesse für wünschenswerth erachtet und deshalb der Eintritt in Verhandlungen mit de» Voroctsgemeinden über die Bedingungen des Anschlusses beschlossen. — De« Jakovikirchthiilme« wird deibel-alte» k Ver anlaßt durch de» Brand der Kreuzkirche in Dresden ist die bereits früher erwogene Feuersicherheit dcs von einem Thürmer bewohnten Jakobikirchlhurmes seitens des Rathcs von Neuem in Erörterung gezogen und dabei insbesondere die Frage aufgeworfen worden, ob man fernerhin den Thürmer überhaupt »och siadtsemg als Posten für Feuernieldunge» beibehalten, oder aber ob man nicht vielmehr »ach dcr jüngst getroffene» Einrichtung umfänglichercr Feuermelde stellen »nd eines veränderien Alarmirungssgstems künftig aus die Mitwirkung des Thürmers für solche Meldungen verzichten »nd hiernach die Fürsorge für die Sicherheit des Thurmes lediglich dem Kirchenvvrstande zu St. Jakobi überlassen solle. Nach längerer Ans sprache beschloß dcr Rath dem Vorschläge des Fenerlöschausschnsse» gemäß, de» Thürmer auch weiterhin als Posten für Feuermcldungen deiznbchaltc», da trotz der in allen Thcilen der Stadt verbreiteten Feuermelder doch die Möglichkeit gegeben sei, daß der Thürmer ein Feuer gelegentlich noch früher zu melden und so die Stadt vor großem Schaden zu behüten in dcr Lage sei. Dagegen vermocht« der Rath die zur Zeit vom Ausschüsse vorgeschlagenen Sichcruugs- maßrcgeln dcs Thurmes gegen Feuersgesahr wegen der bedentcndc» Kvstenhöhe noch nicht z» billigen und verwics deshalb insoweit die Angelegenheit a» de» Ausschuß zur nunmehr ungesäumte» Prüsnug andcrweiter Maßregeln zurück. — Minifterclle Entscheidung »de» eine Stadtver« ordttclenwahl. Dem lei der letzten Stadtvsrordnelenergäiizungs« Wahl zum Stadtverordnete» gewählte» Herr» Bczirksschullehrer Gelfert war auf Erund von Z 47 Abs. 2 der rcv. St.-O. weg«» erheblicher, in dem West» seines Amtes beruhender Gründe seilen der Vorgesetzten Bezirksiiispekliv» die »achgcsuchtc Genehmigung zn» Annahme dieser Wahl versag« worden. Ans hiergegen an da»
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