Volltext Seite (XML)
Vermischtes. — Der O»g«eiff«ge Knopf. Eine Geschichte vom »»gerifftnen Rneps«, sreikich «I»e ander», alt d>« in dem bekannten Hartkebenschen Roma» dirfcsjRamens enthaltene, wird cm« Jalta geschrieben: Dieser Lag« starb der hier ansässige mehrsache Rubel,nillionär Hosschneider, der jonterbarer Weis« auch wirklich Hosschneider war. Vor 4V Jahre» war er einer der ärmsten Leute der Stadt, i» der er als ehrsamer Flickschneider sein kärgliches Brot verdiente. Ein glücklicher Znfall machte ihn bald zu einem vielbeneidetrn reiche» Manne. Es war in de» sechziger Jahre», als der Kaiser Alexander II. Jalta besuchte. Beim Aussicigen ans einer Equipage blieb die Uniform des Herrschers irgend wo hängen und ei» abgerissener Knopf fiel z» Bode». Den Kaiser hatte, so gering der Anlaß war, das sichtlich verstimmt und diese Verstimmung übertrug sich auch aus die u>». stehende» Spitze» der Zivil- und Militärverwaltung. Da plötzlich drängte sich keck «In kleingebautcr Mann hindurch und wandte sich an den Kaistr mit der Bitte, ihm gestatten zu wollen, den Knopf gleich wieder anznnäheu. Die Würdenträger waren sprachlos vor Entsetze», den» der Keck« war ein ärmlich gekleidetes jüdisches Schneiderlei». Der Kaiser war aber sehr erfreut, seine Uniform wieder in Ordnung ju habe» und befahl dem Schneider, sein SSerk zu verrichte». Mit gewandter Hand that dieser, wie ihm geheißen und dankend für die Ehre wollte er sich darauf entferne». »So warte doch, Du innßt doch für Deine Arbeit etwas erhalt?»," rief der Kaiser. „Ich bi» glücklich, daß ich Euerer Kaiserlichen Majestät einen Dienst habe leiste» können," rief das Schneiderlci». „Ja. wen» ich um ei» Schild bitte» dürfte . . „Um was für einen Schild?" fragte der Kaiser verwundert. „Nun, wen» Majestät mir die Erlanbniß gebe» Wollte, auf meinem Schilde mich als Ihren Hofichucidcr nenne» z» dürfe», so wäre ich überreich belohnt." Ter Kaiser lächelte und gab ihm die erbetene Erlanbniß DaS Ganze hatte sich ans der Straße abgespielt und machte den neue» Hosschneider Namens Hosschneider stadtbrkaiuit und zum gesuchtesten Schneider der ganzen Stadt und Umgebung. Dank seiner sparsamen Lebcnslveise erwarb er sich i»> Lause der Zeit das große Vermögen. — Kaltblütigkeit eines jungen Mädchens. Ans Ne», stettin wird geschrieben: Der So)» des Schmicdcmeistcrs P., ei» Quintaner, brach an der Mündung des Pulvcrslicßrs ans einer dünnen Stelle des Eises ei». Auf sei» Geschrei eilten mehrere der dort versammelten Schlittschuhläufer hinzu, ri.echtsaiiwalt Z-, der a« der Spitze lief, brach, da er schwerer als der Knabe war. auch «in, lange bevor er diese» erreicht hatte. Ei» anderer Herr, hier durch vorsichtig gemacht, versuchte nun, aus dem Bauche liegend, Herr» Z. zu erreiche». Aber das Eis Log sich unterS Wasser, der Retter mußte zurnckweichen. Sn» war guter Rath theucr. Da hakte sich, »kurz entschlossen, eine junge Dan e de» Kleidcrrock los, schlüpfte heraus und warf ihn dem auf dem Eise liegenden Herr» zu, der ihn Herrn Z. zureichtc und ihn an dem Kleide nun hcranszichc» konnte. Der arme Junge lämpste unterdessen im Wasser mit dem Tode. Doch nun waren allmählich auch rinige von de» in der Nähe beschäftigte» Fischer» mit langen Stangen und einem Seil herange- kommen, und diesen gelang eS endlich mit vieler Mühe, den kleine» P., welcher schon so crstarrt war, daß er kann, das Seil sesthalte» konnte, zu rette». — Geheimnistvokev Mord. Aufsehen erregte i» Kvn- Panlinopcl vor fast zwei Monaten das plötzliche Verschwinde» eincs englische» Kapitäns a- D.» eines Herrn in reiferem Alter, welcher sei« Jahre» in Konstcmtinopel mit seiner Familie lebt«. Kapitän Enmming hatte am 8. Januar sei» Hau» verlaffen» ohne dahin zurückzukehren. Alle Nachforschungen der Seinigcn sowohl wie der türkischen Polizei blieben erfolglos; nicht einmal ein Anhaltspunkt für das Verbleiben des Kapitäns zeigt« sich. Jetzt endlich sah ein Polizist Nachts am Quai von Galala. gegenüber dem Zvllamte, etwas im Meere schtvimmen, was einem menschlichen Körper ähnelte. Mit Hilfe anderer Polizisten Ivurde der Körper gelandet. Derselbe trug am Halse, mittelst Bindfaden befestigt, eine eiserne Stange, welche den Körper wohl einige Tage unter Wasser gehalten halte, schließlich aber von diesem mit an die Oberfläche gehoben worden war. Der Leichnam war bedeckt mit Zeichen änßcrer Miß handlungen und Gcwaltthätiglciten. Der Körper Ivurde als der Leichnam des englischen Kapitäns Cumming festgestellt. DaS eng lische Konsulat hat die Leich« beschlagnahmt und die Untersuchung eiugeleitet. Vorläufig fehlt jeder Anhaltspunkt, der eine Spur de» Verbrechens, denn ein solche- liegt augenscheinlich vor, geben könnte. — Der Zauberkünstler in der Eisenbahn. Aus Wien wird berichtet: Seit einigen Tagen befindet sich hier ein 37jähriger Mann in Hast, der seinen einstige» Beruf als Prestidigitaleur dazu mißbrauchte, »m mit großer Geschicklichkeit Taschendiebstähle in EisenbahnkoupeeS auszuüben. Mathias Engel — so heißt der Ver haftete — stahl nicht, wie dies die „gewöhnlichen" Taschendiebe machte», seinen Opfer» dos Portemonnaie» er verlegte sich nur auf die Brieftasche, deren Eskamotirnng in einem vollbesetzte» Konpce man kaum für möglich halte» sollte. Engel war vor vielen Jahren Kaufmann in Wien, dann in Budapest und übte später, nachdem er beide Geschäfte, die gut ginge», ohne Nöthigung v:rka»ft hatte, die „Zauberkunst" ans. Auch als Taschenspieler verdiente er ein schöne- Stück Geld, aber schon seit mehreren Jahre» ist er als internationaler reisender Taschendieb de» meisten Polizeibehörden be kannt. Vor einigen Tagen ereilte ihn aber sei» Schicksal in einem Koupee zweiter Klasse des Wien-Bndapestcr Schnellzuges. Er hatte einem Herrn, mit de», er sich in ein Gespräch über de» Ausgleich mit Ungarn eingelassen hatte, die Brieftasche gezogen, hatte aber das Malheur, sie zu Boden fallen zu lassen. Schnell gefaßt, nberrei i te er die Brieftasche dem Bestohlene» mit eine», verbindlichen Lächeln. „Mein Herr, Sie haben Ihre Brieftasche fallen lasten", sagte er mit einer artige» Verbeugung. Ter Herr aber sagte kühl: „Ich glaube, Sic haben sic fallen lasten, denn mir pflegt die Brieftasche nicht aus tem Nock zu falle», de» ich aichabe." lind im nächste» Momente war der elegante Taschendieb schon den Bahnbedienstetcn und einem Detektive übergeben. Ec wurde dem Bndapcstcr Straf gerichte ausgelicfcrt. LOW. MMlIMI Lu LlLi lr 2S« »00 4S« SS« V«« 8«« I««« U. 8. V. Nödslkadrik U»>I Kusstvllung eompl. Voiinung8- kinriektungsn. Llgsuv Haebler-, 4'apvLlsror- >>. Naler-AerkstNtten. OlRVMirtt« köumsnltt 7. 1874. r«I«P>wn oo». .MMllllM IS«« 2««« »««« 4««« SS«« «<>«« 7««« N. 8. V. kraiiv0'k,ivkor»»8 Mi lüivmnlt/ «uck Unigogvilck mlt meinen vis«««« tivovlilrro». Sivr-Lov»rLts l in Lust-, Wasser-, und Kohlensä«» «druck vo» der einfachste«» s bis zur elegantesten Ausführung empfiehlt zu soliden und billigen «Preisen «. ckali», Gartenstraße 3. UümWuMLaekZ <l,«INI,itL IIa» Ir-8 «I» S«K - in 8 v I» ii iL «ii ailsi' Hrt eie. sie. m alku kormLte» uväMrkell vwpllvlllt Alsxsuäsr Uieäs EDI»«rrrii gvgsnübvr liom Lssino. «»«»»»«»» M g „Denken 's nur, der treulose Mensch", hat Mutter erklärt, „jetzt laßt er das Mäd'l und meine Mathilde hat gerat»' einen en Schinarren für s Zuschneiderische!" „Für's Aufschneiderische noch mehr!" hält' 'sch gern gesagt. Aber ich Hab' mir gedacht: ^Geh' zu, rede von was Anderem!" ' Das Eine habe ich mich aber doch nicht enthalten können, ihr zu stecken. „Ich habe doch gemeint, Frau Nachbarin, Sie wären Weit über den Zuschneider hinaus und thäten Nur inehr vierspännig fahren und den besten Vist-quitt schefselweis essen!" Ties hat sie aufgeseuszt; dann hat sie ange fangen : „Ach, schauen Sie, Frau Nachbarin, das war der schönste Traum unseres LebenS; aber cs ist nix d'raus geworden! Sie werden sich doch erinnern, daß vor einiger Zeit ei» Inserat in der Zeitung war: ' IIMillionü Millionär sucht ein hübsches Weibchen. Briefe befördert die Expcditon." Jetzt ist mir schon ein halber Seifensieder »fgegangen. ,,'l.un werde» Sie doch zugeben müssen", kst sie forlgcfahrcn, „daß meine Mathilde einen Millionär vollkommen verdienen würde! Wie keine Zweite! Und mit der Million hätten Wir auch umzugehen verstanden!" „Das glaub' ich noch eher!" Hab' ich gesagt. „Also", ist sie so gepreßt wie der feinste Preßsack sortgefahren, „meine gn!e Mathilde hat sich also fotogravieren lasse» — denke» Eie sich, Kabinct, was das kostet? — schickt die Fotogravie ein und wir sind der besten Hoffnung; denn mit meiner Mathilde kann's doch nicht leicht Eine aufnehmeii! Richtig, »ach acht Tage» kommt auch schon ei» Brief daher mit einer männlichen Adrcß! Wir sind ganz aufgeregt — mein Mäd'l wird gleich förmlich inillionnärrisch —" „Na, und?" frag' ich gespannt. „Na, und!" antwortet sie mit einem schweren Seufzen. „Da lesen Se selber!" Sie langt in die Tasche und zieht ein völlig zerknittertes Papier'l heraus. Ich lese: „Sehr geschätztes Fräulein! Bon Ihrer liebenswürdigen Heiraths- offerte entzückt, lade ich Sie ein, die Meine zu werden. Wie Sie schon cm- der Zeit ung gelesen haben, besitze ich eine Million — abgcstrmpclte Dreipsennigmarken, — wenn nun Sie da- nöthige Kleingeld hätten, daß wir nach China fahren könnten, würden wir zweifellos «in reißendes Geschäft mache»; den» dort sind unsere Dreipfennig- niarke» sicher sehr gesucht. Um baldige Antwort bittet Ihr ergebenster Spund, Student." Natürlich bin ich 'rau^eplatzt, Hab' mich aber sofort entschuldigt. „Oh, bitte", sagt sie, „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen! Das RcinSplatze» bi» ich jetzt schon gewohnt; Jedes platzt 'raus, dem ich den Brief lese» lass'; nur wir sind 'reingefallcn!" Ja, das ist ein bitterer Faschingsschcrz. Man kan» darum nicht vorsichtig genug sein — besonders mit die Millionärs; die lausen heutzutage nimmcr 'rum wie die Eidechse»! Der Februar. Es war vo» je der Februar Der Monde närrischster im Jahr. Da geht z» End' der Karneval, Die Narrenlust tobt noch einmal. Wer sonst vernünftig ist, gescheit»«, Selbst den packt die Gelegenheit. Heut' hat der Kegelklub ein Kränzchen^ Da reizt es Jeden gern zum Tänzchen, Es zeige» sich die Kegelbrüder Mal als galante Männer wieder, Die statt der Kugel immerhi» Fesch dreh'« auch die Frau Vorstandkn. Und fliegt dabci der Tänzer auch — Wie cs bei glatten Böden Brauch — Einmal hin und liegt dort alleine, Dann jauchzt er lustig: „Alle Nenne!" Am andern Tag darauf sodann Geht's bei den Schützcnbrüdern an. Leicht schwingt der Schütz sich durch's Gewühh Sein Aug' ist scharf — es kennt das Ziel. Mit munterin Wort nud lust'gem Scherz Trifft er gar Manche tief in's Herz Und später gibt's als Ehrenpreis Verlobungen gleich Dutzendweis. Die Sang esbrüder selbstverständlich Freu'n auf den Ball sich ganz unendlich. Denn doppelt tönt ja jüe Lust Zurück aus einer Sängerbrnst. In feiner Wichs — da fehlt sich nix — Singt Einer auch mal Gacks statt Gicks Steh n sie beisammen zum Beginn Und legen ihren Wahlspruch hin. Er steigt vaS Lied hell au» der Röhre Der Stimme aller der Tenör« Und brummend ohne Unterlaß Mischt sich melodisch drein drr Baß. Und erst beim Tanz, da muß man schau'»: Der Sänger — ja, der kennt die Frau'n. Er weiß vom Lachen und vom Schaudern Am Interessantesten zu plaudern Und mischt znwnlen hübsch und fein Ein schönes deutsches Liedwort d'rein. Wenn eine sagt, sie glaubt ihm nicht» Sie mein«, daß ihm die Treu' gebricht, Dann sagt er: „O Du schöne Maid, Ich üb' stets Treu' und Redlichkeit!" Er seufzt ihr vor mit Ach und Weh, Summt was vom himmelblanen See Und kann das Alles doch nicht nütze» Und läßt sie ihi» am Ende sitze», So stöhnt er, wie er es gelesen: „Ach Gott, es wär' z» schön gewesen!" Ja, spät selbst auf dem Heimweg noch Singt er, obwohl'- verboten, doch Und wird drum schließlich aufnotirt, Was häufig sogar dazu führt, Daß er als Sängerhonorar Muß zahle» ein'ge Market» baar. Natürlich zeichnet allemal Gar sehr sich aus der Nadler ball. Der Nadler ist besonders fix, Er nimmt die weit'sie Streck' wie nix, Weicht ans gewandt und bleibt vergnügt, Selbst wenn er mal am Boden liegt. Deshalb zieht cs die Badlekin Mit ganzer Seele zu ihm hin. Sic fährt ja selber rasch und fei» In ihrem sescycn Hvselein Und schließlich kommt ans dem GesauS Zu allermeist ein Paar! herraus, Das vo» der Liebe hold vekeint Auf einem Tandem lacht und weint. Die Turner darf ich nicht vergessen, Es weiß ein Jeder, wegen wessen, Denn ihre körperliche Kraft Die allergrößten Wunder schafft. Sie stehen lächelnd auf dem Kopf, Wie auf zwei Beinen sonst ein Tropf. Sie sinke», daß ihr Chik sich zeige, Galant hinab in die Kniebeuge Und balancire» vor der Maid Ihr Herz so auf den Händen beid', Da haben Glück sie allemale. Dann mit einem Saltomortale Springt so ein Turner kühn und sein Zuletzt in's Eheglück hinein. Die Ruderer sind auch gewandt So auf dem Wasser wie am Land. «ei ihre«, Ball giebt's s,vH« Mienen, Die Dame» angel» da nach ihnen Und Mancher ist im Nu > gefangen, Äks Beitte fröhlich eingegangen. So fristet sich ein jeder Sport Ganz lustig auch im Tanzen fort. Ja, ihren eigene» Ball selbst hatten Die Brüder von der „Vollmondsplatten* Und hatten sie auch keine LM», Die Freude kam doch nicht in's Glocken. Ein Jeder war nach ihrer Meinung Ja eine „glänzende" Erscheinung! Allerlei ÄnrMeil. j Zerstreut. Professor (der ans dein Bad ans Ufer steigend seine inzwischen ge stohlene» Kleider nicht findet): „Hm, hm, sollte ich mich wirklich in der Zerstreutheit schon zu Hause cmsgczogcn haben ?" Drohung. Mut t e r (zur kleinen Rosa, der eben ein Zahn ansgezogeii worden ist)? „Rosa, wenn Du weinst, dann gehe ich nie wieder mit Dir zu», Zahnarzt!" Richtig! Vater (der seine» Sohn eine Strafpredigt hält): „Man muß arbeiten, mein Sohn; alle Welt arbeitet, um Geld zu ver dienen, den» ohne Geld kan» man heutzutage gar Nichts mache»!" —- Sohn: „O doch Schulden!" Grob. Wirth: „Diesen Wein habe ich schon 50 Jahre im Keller liegen." — Gast: „So; den hat wohl kein Mensch trinken wollen?" Nächste Nähe. Fremder: „Pardon, bi» ich hier i» der Nähe des Theaters?" -- Dienstmann: „Gewiß, gehen Sie nur bis drüben an die Ecke... dort können Sie schon das — Schnarchen hören!" Sein erster Gedanke. Gattin: „Denk« Dir nur, Mann, unser Sohn Karl ist »>i! der Köchin durchgegangen!" — Gatte: „All mächtiger Gott! Dann bekommen wir heut« »Mittag Nichts zu essen!" Untauglich. A.: „Denk Dir nur, de» -Fritz ist vom Militär frei geworden!" — B.: „Warum denn?" —- A.: „Sic könne» ihn zu keiner Schleichpatrouille verwenden, west er z» mager ist — da klappert er zu stark!" Rücksichtslos. „Bitte, empfehlen Sie . doch das Seebad San Sebastian recht dringend meiner Schwiegermutter," schrieb rin Hers seinen» Arzt, als er gerüchtweise vernahm, daß sich an der Küste des genannten Orte» et Haifisch gezeigt hatte.