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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 10.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189902107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18990210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18990210
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-10
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Monat
1899-02
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Jahr
1899
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- Nr. 34. — 1899. — Diele verbreitetste »»parteiische Leitung erscheint Wochentags Abends (mit Datum des nächsten TageS) und lostet mit den fllns wöchentlichen B eiblätternt Meine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Jllnstrirtes Unter- haltnngsvlatt, bei de» Postanstaitc» und bei den Ausgabestelle» wonatlich 40 Pfennige. 1899. Postliste: Nr. 2877. Lklcgramm - Ad:rsse: Generalanzeiger, Kerntineamrlic Nr. IW. Amtliche Allzeiaen. Handelsregister.Eintragungen. Ans dem die Firma ,Bethmam« si-Co» Färberei, Gesellschaft mit beschränkter Haftung" i,i Chemnitz betreffende» Folinm 4331 wurde verlantbart, dass durch Beschluß vom S. Dezember 1898 der Gescll- schaftsvertrag abgcändert worden ist, daß Herr Alexander Georg Webers Und Herr Conrad Richter nicht »ichr Prokuristen find, sowie daß Herr Alexander Georg Webcrs in Chemnitz zum Geschäftsführer bestellt worden ist. ' Ans dem die Firma „Reichel L Schreiber" in Burkhardtsdorf betreffenden Folinm 428 wurde verlantbart. daß die Firma nunmehr „Brnno Schreiber" lautet. Aus Grund GcscllschastsvertragS und Notariatsprotokolls Vom2.Januar 1899 wurde auf Foltum 679 die Aktiengesellschaft „Sächsische Tnllfabrik Aktiengesellschaft" mit dem Sitze in Kappel eingetragen und dabei ver lautbart, daß die Inhaber der Aktie» der Gesellschaft Inhaber der Firma sind, daß das Grundkapital 1,300,OM Mark beträgt und in ILM aus den Inhaber lautende Aktien zu ja 1600 Mark zerfällt, daß Herr Kaufmann Conrad Richter in Chemnitz zum Vorstände der Gesellschaft erwählt werden ist, sowie, daß nach Art. 22Sa des Handelsgesetzbuchs für die Zeit bis zum 1. April 1899, während deren Herr Richter noch behindert ist, die Geschäfte der Gesellschaft zu führen, von dem AussichtSrathc Herr Direktor- Oskar Bernhard Lorenz in Kappel zu dessen Stellvertreter bestellt Worden ist. Bersteigernng. Morgen Freitag von Bormittags v Nhr ab sollen im Ver- stcigcrungsranme des hiesigen Justizgebäudes folgende Pfandstücke, als: Möbel, Spiegel, Bilder, Ncgnlatenre, 2 Pianinos, l Piauosorte, 1 Musik automat, 2 Mal 17 Bände Meyer s Lexikon, 400 Stück Neujahrskarten, Geld- und Eisschränke, Schreibtische, 1 Schreibkommcde, Schreibpultc, Ladeu- taseln, Regale, Koutorsesscl, Brücken« und Tafelwaagen, 1 Billard, 2 Bier apparate, Kopirpressc», 1 Bricsregal, 1 Wandschränkchen, 1 Geldkassette, 1 dreiarmiger Gaslcnchtcr, Nähmaschine», 1 Ncisekosser, 7 Fahrräder, 1 Filtrirmaschine, verschiedene Weine in Fässern und Flaschen, 30,MO Stück Zigarre», 3 Sc. Kleiderstoffe, >0 Wiutcrröckc, 15 Anzüge, 22 Joppen, 6 Paar- Hosen, 8 Paar Fraucnsticsel, 1 große Partie Seide, Spitze», Strickgarn, Perle», Agraffen, Kette», Hutband, L St. ne»c Herrcnpelze, l Faß Maschinenöl, 1009 Fl. Lcderapprctnr, Lichte, Mehl, Thee, Kaffee, Kakao, Seife, Seisen- pulver, 6 Tonnen Heringe 6 Tonne» eingelegte Gurke», 2 Kübel Prcißel- beerc», 1 Pappeuhobcl, 70 kies. Pfosten, 1 Spazier-, 2 Kasten-, 1 Korb- und 1 Handwagen, 1 Pferd, 1 Pferdegeschirr, 2 Pferdedecke», 2 Kartoffelkasten, 1 Heringsräncheroscn u. A. m., gegen sofortige Bezahlung versteigert werden für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer Lnndeö»Anzeiger). — Gegründet 1873 alS „Anzeiger" re. Verlas nnd R Station-Maschinen -Dr»«k von Alexander Wied« in Chemnitz, Theaterstraße Nr. 8» Abg. vr. Heiligettstadt, Direktor der preußischen Zentral- genossenschaftskasse (nat.-lib.), tritt im Prinzip für die Vorlage ein, wünscht aber Erhöhung des Grundkapitals um 80 Millionen. Auch heißt er die Kontiirgentirnng der steuerfreien Notenausgabe unnützen Ballast. Der Redner verthcidigt schließlich die Zentralgenossenschafts- kasse gegen verschiedene Angriffe aus Kreisen außerhalb des Hause». Abg. Schrempf (kons.) erklärt, daß die Ansichten dcS Abg. Payer über Z 5 von allen Kreisen Württembergs ohne Ausnahme getheilt würden. Der Redner wendet sich weiter noch gegen die Darlegungen des Abg. Siemens. Die Weitcrberaihnng wird auf Freitag l Uhr vertagt. Außerdem Interpellation v. Kanitz über den Stand der handels politischen Unterhandlungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Schluß 5'/. Uhr. Die Napoleomderr und Rußland. Die Bonapartisten haben durch eine Demonstratio», die sie vor einigen Tagen in Paris veranstal etcn, die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken verstanden. In einem Theater wurde ein bonaparti'stisches Stück aufgcsührt, bei dem das den Theatersaal füllende Publikum eifrig niitspielte. Rufe, wie: „Es lebe der Kaiser", „Der Kaiser soll kommen, die Armee ist für ihn", wurden laut, eine Flagge mit dem napoleonische» Adler wurde enthüllt. ES ist ja auch kein Wunder, daß die unglaublich konfusen Zustand: deg^französischen Republik dcn Muth der Boiia,-artiste» neu beleben. W Unter diesen Umständen erscheint das Gerücht, daß der bei der russischen Garde dienende Prinz Louis Napoleon sich besonderer ! Gunst am russischen Hose erfreue, nicht ganz bedeutungslos. Es tritt der Unterschied zwischen billigem! kann ja keinem Zweifel unterliege», das; eine Fö.derung durch Nuß- ld nnd billigem Zinsfuß ein. Mau will auf der rechten Seile dcuilaud die Chancen eines Prätendenten für den französischen Thron Diskontsatz erniedrigen und dieWaaren vertheuern. Das widerspricht!ganz außerordentlich verbessern müßte. Wird doch was aus Ruß- allen nationalökvnvmischen Theorien. (Bewegung.) Was unsereiland kommt noch immer nahezu bedingungslos von dem französischen Landwirthschast nicht Produzirt, müssen wir vom Anstande kaufensVolle ausgenommen — vorausgesetzt, daß es nicht gerade Frieden-, Windthorst es als rathsam, neben der Neichsbank auch die Privat banken bestehen zu lassen, weil sie für die Industrie und namentlich für die kleine Industrie nothweudig seien. Vis heute ist Nichts cin- gelreten, was diesen Ausspruch auch nur irgendwie erschüttern könnte. Im Gegentheile haben diese Privatnotenbanke» ein gut Theil zum Aufblühen von Handel und Gewerbe beigetragen. Sie dafür mit einer Einschränkung ihrer Geschästslhätigkeit zu bestrafen, wäre nicht nur eine Unbilligkeit, sondern eine Ungerechtigkeit. Die Bestimmung des K 5 richtete sich in erster Linie gegen die süddeutsche» Staaten und die dort bestehenden Banken. Wir kommen dann wieder einen Schritt auf dem Wege der Zcntralisirung vorwärts, die sich leider in den letzten Jahren auf allen Gebieten in verstärktem Maße geltend gemacht hat, ob zum Nutzen des allgemeinen Wohles möchte ich dahingestellt sein lassen. Abg. Di'. Siemens (freis. Ver.). Ich muß dem Hause mit- theilen, daß große Kreise der Industrie und des Handels dem Gesetz znstittime», weil sie davon Vorteile für sich und das Gemeinwohl erwarten. Zn der wirthjchaftlichen Umwälzung, die seit 60 Jahren eingelretcn ist, war das Kapital erforderlich. Man mußte sich Mittel und Kredit verschaffen nnd sie wurden aufgebracht. Heute handelt es sich nur noch um die Vertheilung des Nutzens. Die Neichsbank ist ihrer Aufgabe, die Zahlungsausgleiche zu vermitteln, und de» Geldumlauf zu vermitteln, in vollem Maße gerecht geworden. Der Diskont ist bei uns höher als in Frankreich. Aber trotzdem habe» wir es verstanden, nnfercr Industrie und unserem Handel dieselben Vortheile zu sichern, wie die Franzosen. In England ist das Ver mögen pro Kopf weitaus größer als bei uns, jeder Engländer besitzt Pro Kopf 7500, jeder Preuße 3000 Mk. (Heiterkeit.) Außerdem hat er 500 Mk. Schulden (große Heiterkeit). Von diesen 500 Mk. sind etwa 50 Mk. als Wechsclschulden geeignet, bei der Neichsbank diskontirt zu werden. Nu» Deutscher Reichstag. Sitzung vom 6. Februar 1809. 1 Uhr. Ti isch des Bnndesraths: Graf Posadowsky, vr. Koch. Der Abg. Kreitling-Berlin (srcis. Volksp.) hat. sein Mandat nicdcrgelegt. Die Veralhnng der Bankgesetznvvelle wird fortgesetzt. Abg. Ur. Schönlank (Soz.): Wir sind Freunde jeder Ver staallichnng, aber nur wenn sie -einen Fortschritt auf dem Ent. wirftlungswegc bedeutet, dcn wir anstrcbcn. Die Verstaatlichung der Neichsbank entspricht dieser Bedingung nicht, sie würde nur einem kleinen Jnicresscnklüngcl nützen. Die Neichsbank ist allerdings Nvthweudigcs Requisit des Kapitalismus, den wir bekämpfen, aber wir möchten nicht die Folgen v.ranlwvrten, die ans einer Lähmung der Neichsbank für Handel und Gewerbe sich ergebe» müßten. Ucber die Schwingnirgcn und Schwankungen des Zinssatzes mache» wir uns keine Sorgen; das sind Begleiterscheinungen der Wellcnbewegung im wirthschnftlichcn Leben. Unter agrarischem Ein fluß würde die Neichsbai k ihre Au'gabe, den Pulsschlag des ge werblichen Lebens zu regeln, nicht erfüllen könn», sie wurde zu einer Pumpstation für Agrarier hinabsinkcn. Ein Institut, das nur mit kurzfristigem Kredit arbeiten kann, wird nie mit Schuldnern arbeite» könne», die Geld auf Wechsel für mindestens sechs Monate verlangen, abgesehen davon, das; die langfristige Unlcrchchrift weniger sicher ist. als die eines Gcwerblrcibcudcn, der ci» Interesse daran hat, den Wechsel so schn.ll als möglich cinznlösc.c. Die Neichsbank kann also keine Almosenanstalt für agrarische Liebesgaben sein. Di- nieder gehende ländliche Fendalilät kann sich ja mir noch durch Millionen- geschenkc ans dem Staatssäckel auf Koste» der Allgemeinheit halten. (Lärm nn. Heiterkeit rechts.) Durch Ihr: (nach rechts) verkehrte Politik haben Sic dcn Zug der Arbciler nach dem Westen veranlaßt, jetzt müssen Sie sich der deiilsch-iiationcilen Propaganda zur Einfuhr von Kulis, Italiener», Russen u. s. w. bediene». (Widerspruch rechts. Sehr richtig! lints.) Abg. Payer (ft'rdd. Volksp.). Ich billige die Vorlage durchaus und labe nur Bedenken gegen die Bestimmungen, die sich gegen die kleinen Notenbanken richte». Die Reichsbank hat im Großen und Gange» ihre Ausgaben erfüllt, cs liegt also kein Grund vor zu Expcrimeme», wie sic von der Rechte» verlangt werde». A» der Höhe des Diskontsatzes ist di: Neichsbank nicht Schuld; der Gcld- i»ar>t würoe hente derselbe sein, auch wenn die Neichsbank staatlich wäre. In der Kommission möchten wir darauf d.änge», daß die Frist, für die das Privilegium verlängert werden soll, nicht auf 10, sondern auf 20 Jahre bemessen wird. Die Reichsbank will die kleinen Notenbanken nicht mehr neben sich dulde», weil sie um den -Brnchth.-il eines Prozentes niedriger diskontirt haben. Die Be stimmungen der Novelle werden in Süddeutschland für unhaltbar gehalten, sie haben sogar dort Erregung hervorgerufen. Ich Hütte mich gern in dieser Beziehung auf dcn Grafen Kanitz berufe», wen» nicht die Konsequenzen, die er zieht, andere wären als die, welche -ich im Auge habe. Nur eine gewisse Vorsicht hält mich ab, den Grafen Kanitz als Zeugen für die Richtigkeit meiner Behauptungen «»zusührc». (Heiteckeit.) Ob der Bundcsrath überhaupt berechtigt ist, de» Privalnoteubanken das Privileg zu kündige», wen» sie nicht >auf die Bestimmung dieses Gesetzes eingehe», möchte ich »och sehr dezneifel». Daß die Reichebank selbst ihren PrivaldiSkont aufgcbe» ^sollte, Halle ich für ganz undenkbar, das müßte man ober mindestens verlangen könne», wen» man den Kleine» verbiete» will, unter dcn ^offiziellen Diskontsatz der Reichsbank zu gehen. Damit würde man -dir Vortheile, welche die kleinen Notenbanken von der Notenemission Haben, vollständig entziehe». Im Jahre 1875 befürwortete der Abg. und das nöthige Geld dazu muh unS die Industrie liefern. Sie ist dazu nicht im Stande, wenn ihr Export zurückgeht, sie muß also aus günstige Handelsverträge bedacht sein. Eine bedeutsame Aufgabe fällt dabei der Neichsbank zu, sie wird von jedem ausländischen Sachvev ständigen wegen ihrer vorzüglichen Einrichtungen gelobt. Stecken wir also unsere Kritik ein wenig zurück und freuen uns, daß wir darin das Ausland weit überholt haben. In der Aufrechterhaltung der Währung fällt der Neichsbank eine wichtige Aufgabe zu. Steht der Diskontsatz höher als im Anstand, so strömt Geld z», im entgegen gesetzten Falle strömt Geld ab. Bei der Verlheidigung der Währung kan» man ans die Pri'vatiiotciibankcn nicht Rücksicht nehmen. Die Ncichsbaick muß die Einheitlichkeit der Vertheidigung gegenüber dem Anstand wahre». Deßhalb sind die Maßregel» gegen die Privat- notenbankc» berechtigt. Die kleine» Banken haben 25 Jahre Zeit k"' gehabt, sich ans die Maßregeln einzurichten. Der Kollege Payer hat politische Bedenken dagegen ins Feld geführt, er hat gemeint, daß in Snddcntschland Erregung herrscht. Aber das darf wirklich nicht in Betracht kommen, wenn es sich um die Vertheidigung der Währung handelt. Die Wcchscldiskonlirung ist nicht die Hauplthätigkeit der Neichsbank; von dcn II Milliarden Schulden der Allgemeinheit ist nur eine Milliarde Wechselschnlden. Die mobilen Zirkulationsmittel eines Landes müssen stets in einem richtige» Verhältnis; zum Ver mögen des Landes stehen; eine plötzliche Erhöhung der Zirkulations mittel erregt dcn falschen Eindruck, daß der Neichthum gestiegen sei. Eine Erhöhung von 60 bis 100 Millionen kommt allerdings wenig in Betracht. Die Erhöhung des Kapitals der Bank ist vorlheilhaft, aber im Grunde genommen z-emlich gleichgiltig, die Depots werden, trenn die Verwaltung die gleichen Prinzipien befolgt, wie bisher, sich zur Aufnahme drängen. Der Neichsbank ist viel Geld unbc> qn-mer als kein Geld (Heiterkeit.) Die Verlängerung des Privi legiums ans 20 Jahre wäre ci» großer Vorcheil für das Land. Je länger ein solches Institut ans dem Parteigetcicbe hcransgenvmmen wird, dcsso besser! Die Verstaatlichung birgt politische Gefahren; Staatsbanken werden überall »ach einiger Zeit ausgepumpt — sehe» Sie Spanien, sehen Sie Portugal. (Große Heiterkeit rechts.) Ach so, sehen Sie, das sind nicht einmal Ctaalsbaulcn. (Große Heiter keit.) Staatsbanken werden znmeist, wenn sie ihr Geld am meisten gegenüber dem Anslande brauchen, z. B. beim Ausbruch eines Krieges, im Inland angegriffen. Viele verlangen ihr Geld zurück. I» Kriegszeiten sind die Portefeuilles der Reichsbank sehr stark ge fährdet, wie ein Fall des Krieges 1870/71 beweist, der sich in Straßburg ereignete. Die Verstaatlichung der Neichsbank ist unr eine Theorie, geht cs aber an dcn Ernstfall, dann ist cs ein Graben und über den Graben (zu der Rechte») springen Sie nicht. Ich rathe Ihne», nehmen Sie die Vorlage an. (Beifall links.) Abg. Miiller-Fulda (Zcnlr.) tritt auch warm für die Vorlage ein, dabei der Verwaltung der Bank rückhaltlos Anerkennung spendend und dem Abg. Gamp darin entschieden widersprechend, das; es anch eine Hauptaufgabe der Bank sei, als zentrale Kreditanstalt zu sungire». Auch bezeichnet er als irrig, daß die Landwirthschast bei der Neichs bank nicht die Berücksichtigung finde» die sic verdiene, und daß die Bank hauptsächlich dem Großkapital und der Börse diene. Ec wolle keine Verstaatlichung der Neichsbank, weil damit auch die Privat »ottnbankcn ein Ende nehmen müßten, und diese wolle er unbedingt erhalten wissen. Deshalb sei er auch entschiede» gegen tz 5, betr. de» Diskontzwang für die Privatzettelbanlcn. Dieser Paragraph müsse ganz gestrichen oder doch wesentlich geändert werden. Neichsbankpräsidcnt vr. Koch (schwer verständlich): Es liegt uns fern, die Privatnolcnbnnken beseitigen zn wollen. Ich erkenne durchaus wirthschaftlich die segensreiche Thätigkeit derselben a». Es ist aber auch nicht zn leugnen, daß i» den» Gesetz von 1875 eine Tendenz zn einer Zentratijirung der Notenbanken enthalten ist. (Redner, der sehr schnell nnd leise spricht, bleibt in seine» weiteren Ausführungen unverständlich.) i'een sind; dafür sind die Franzosen freilich nicht zn haben. Prinz Lonis Napoleon foll tin fehr fähiger Offizier nnd ein f hr liebens würdiger Mann fein. Es ist also ganz wohl auznnrhmeü» daß dis Behauptung, er sei am russischen Hofe sehr beliebt, zutreffend ist. Trotzdem wird man gut daran thun, zwischen dem persönlichen Wohlwollen gegen den Prinzen und der Förderung der ihm zn- geschriebenen ehrgeizige» Pläne eine» Unterschied zu machen. Die russische Politik läßt sich nicht lediglich von persönlichen Empfind ungen leiten, wie das Verhalte» des Kaisers Nikolaus I. gegen seinen königlichen Schwager von Preußen zur Genüge bewiesen hat. Ehe der russische Kaiser durch die Unterstützung eines iiapoleviii'schc» Prätendenten mit mächtiger Hand in die Geschicke Frankreichs eingriffe. ivürde er bas Für und Wider reiflich üvectegen. Für die Beseitigung der gegenwärtigen französischen Republik spricht, wie man sich nicht verhehlen darf, vom russischen Stand punkte ans Manches. Die durch die verworrenen inneren Zustände hecvorgeriisciic Schwächung der Republik läßt sic als einen nicht be sonder- begehren-'wcrthcn Vnndcsgcnosscn erscheinen. Zudem muß cs einen Mann von den Empfindlingen des russischen Kaisers un angenehm berühren, daß die gegenwärtige Republik wohl sämmtliche Mängel, aber nicht einen einzige» der Vorzüge eines republikanische» Staalswcsens besitzt. Wenn also durch einen energisch n und tüchtige» Mann Ordnung geschasst würde, so wäre das für Ruß land vom Politischen Standpunkte ans nützlich und zugleich für de» russischen Herrscher vom persönlichen Standpunkte aus sympathisch. Schweuvicgenbe Gründe sprechen indessen anch gegen die Förderung einer bvnaparlisiische» Kaiididalnr. Die Napvlcvniden ans dem Throne Häven sür Rußland wenig Erfreuliches gehabt. Napoleon 1. heuchelte nach einer ganze» Ne he von Kriegen Frcnud- schast gegen Alexander I., um ihn dann Plötzlich zn überfalle», und es bedurfte der schwersten Opfer an Gut und Blut und der Ver nichtung der allen heiligen Krönnngsstadt, um dcn Eindringling wieder zu verjagen. Als Napoleon 111. aus dcn Thron kam, wvllle er Rache a» Preußen, Oesterrcich nnd Rußland, jenen Mächten, die der Herrschaft seines großen Onkels ein Ziel gesetzt Hallen, nehmen. Kaum zwei Jahre nach der Usurpation des Kaiscrthrvncs befand er sich im Kriege mit Rußland nnd abermals mußte Rußland schwere Opfer bringen» um zum Friede» zu gelangen. Und als zwölf Jahre nach der Beendigung lcs Krimkcieges Alexander II. als Gast Napoleon VI. in Paris weilte wurde er pirjonlich beschimpft und durch das Attentat Brezow-li's am Leben bedroht. Nur zweimal wurde, seitdem Peler der Große ci» mächtiges Reich a:S Rußland gemacht halte, der russische Bode» vom Fenlde betreten, und beide Male geschah cs durch Franzose», die unter der Herrschaft von Bonapartcs standen. Aber nicht nur die Vcrg.ngenhcit, sondern anch die Zukunft warnt vor Nr Unterstützung eitles Napvlcvnidcn. Der gegenwärtige russische Herrscher hat sein Leben der Herstellung des Weltfriedens gewidmet. Ein Napoleonide auf dem Throne aber ist die Ver neinung des FriedcnSprinzips. Nie ist in der Geschichte eine nn- gcheucrlichete Lüge ausgesprochen worden, als jenes Wort Napoleons 111.: „U'smxiro e'ssb la xaix." Nein, es muß heißen: „U'ompirs v'osb la guorrs." Wie sein großer Onkel, so hat auch Napoleon III. fast Jahr uni Jahr Krieg geführt, bis, ebenso wie seine» Onkel, auch ihn der Ausgang eines Krieges vom Throne schlenderle. Und mehr noch müßte jetzt ein Napoleonide de» Welt frieden erschüttern, denn er ivürde vom französischen Volke überhaupt nnr miter tec Voraussetzung kriegerischer Fähigkeiten zum Herrscher gemacht werden. Schließlich würde Rußlands Stellung zu Frankreich durch di« Gründung eines französischen ^Kaiserreichs eine »«günstigere werden. Die republikanische Staatiform in Frankreich giebt aus mancherlei Gründen Rußland ein gewisse»'Uebergxwicht über seinen Verbündeten. Deshalb liegt Rußlands Interesse in der Mitte zwischen den gegr»i
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