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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 02.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189902021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18990202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18990202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-02
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Monat
1899-02
-
Jahr
1899
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— Nr. 27. - 1SS9. Diese verbreitetste unparteiische Leitung erscheint Wochentags Abends (mit Datum des nächsten Tages) und tostet mit den siins wöchentliche» Bciblättern: Meine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Gerichts-Zeitring, Sächsisches Allerlei/ Jllustrirtes Unter- haltnngSblatt, -ei den Pvstanstastcn und bei den Ausgabestellen inonatlich 40 Psennige. ' 1899. Postliste: Ar. 2877. retegramm»E^neralnuzclaer, Nrr»Ip>«ain-lle ütr. iaa. General- Donnerstag, den 2. Februar. Anzeigenpreis: «gespalten» Corpuszelle (ca.9 Silben fassend) oder deren Raum l5Pfg. (Prels- verzeichnisse ä Zeile 20 Pfg.) — Bevorzugte Stelle («gespalten» Petit-Zeile circa ll Silben fassend) 30 Pfg. — Anzeige« können nur bis Vormittag >0 Uhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der große» Auslage längere Zeit erfordern. für Chemnitz nrrd Umgegend. (Sächsischer Laudeö-Anzeiger). - Gegründet 187» alS „Anzeiger" ic. Verlaa „nd Motat1o„smas«l,r»c„-Druck von Alerander Wied« in Chemnitz, Lheaterstratz» Nr. k». Geschäftliche Anzeiger-Inserat« finden sitr billigsten Preis zugleich Verbreitung durch di« täglich erscheinen^- Chemnitz«, Eisettbaliir-Zeitimg. AnüUche A,»zeigen. Handelsregister-Eintragungen. Auf F»llum 4478 wurde dtt am 1. Januar >898 errichtet« Firma „Bruno L-etdauer ch Co." in Chemnitz eingetragen und Verlautbart, -aß Herr Christian Bruno Weidaner und Frau Auguste Jda verehelichte Fugmann daselbst, Besitzer eine» Koffer« und TaschensabnkationS- geschäste», die Inhaber dieser Firma sind und , aus Folium 37 de» GenosscnschaftSregisterS wurde der in Siegmar unter dem Namen „Turnverein Siegmar" bestehende Verein al» juristische Person eingetragen. Zwangsversteigerung. Die im Vrnndbuche aus den Name» Friedrich VStvald Zwinzscher eingetragenen, in Oberhermersdors gelegenen, unter sich i» wirthschaft- lich.m Zusamnienhauge stehenden und als Gesainmtheit auf 13,800 Mk» geschätzten Gr>',cdsttickc>, als: 1. Folium 141 des Grundbuchs für Ober hernicrsdorf, Nr. 320i des Flurbuchs, Nr. 74(1 des Brandkatasters, be stehend aus Wohnha»(S mit Pferdestaltanvan, Scheune mit Kuhstall, sowie Feld, einzeln geschätzt auk 6800 Mk., 2. Folium 148 des Grund buchs siir Oberhermersdors, Nr. 402» und 405 des Flurbuchs, bestehend aus Feld, einzeln geschätzt auf 8S00 Mk., die zusammen nach dem Flur buche 4 kcs. 71,3 » groß und mit 163,32 Steuereinheiten belegt sind, sollen an hiesiger Amtsgerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und es ist der S. März 1800, Vormittags 0 Uhr, als Anmeldetermin, ferner der 17. März 1800, Vormittags 0 Uhr, als VersteigernngStermin, sowie der 2». März 1800, Vormittags 11 Uhr, als Termin zur Berkündnng des VerlheilungsPlanS anberaumt worden. Die Rcalbcrechiigien werden ausgesordert, die auf den Grnndstiicken lastende» Rückstände an wicderkehrendeu Leistungen, sowie Kostenforderuttgen spätestens im Anmcldctermine anzumelden. Eine Uebersicht der ans den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres RangverhältnlsseS kann nach dem Aniiicldetermine in der Gerichtsschreiberei des köntgl. Amtsgerichts eiu- gesehe» werde». S. öffentliche Sitzung der Stadtverordurten. Donnerstag, de» 2. Februar 1899, Abends 6 Uhr. Tagesordnung: 1- Geschäftliche Mittheilunge». 2. Berichte de» LecsaffuugS - Ausschusses über: ». die Rath-Vorlage, betreffend die Errichtung «inrr Diphtherie - Untersuchungsstation, d. die Rathsvvrlage, betreffend den 2. Nachtrag zum Regulative über die Ausbringung der Kommun-Anlagen i» der Stadt Chemnitz vom 2g. November 1876, e. die Rathsvorlage, den Tauschvcrtrag zwischen der Stadtgemeinde Chemnitz und der Frau Anna Vvrehcl. Gloganer geb. Lövy hier betreffend, ä. die Rathsvorlage, betreffend die Errichtnng einer Selekta an der höhere» Mädchenschule in der Annen straße, o. die Rathsvorlage, betreffend die Erwerbung der Mitgliedschaft de; Zentralstelle für Arllesterwohlfahrts-Einnchtüngen, Abtheilnttg Armenpflege und Wohlthätigkcit, t'. dir Rathsvorlage, betreffend die Anstellung des Ex pedienien Ottomar Paul Weichelt. 3. Berichte des Finanz - Ausschusses über: ». die Rathsvvrlage, die Errichtung von Unterkunftshallen im Zeisig- Walde betreffend, d. den Nathsbeschlnß, die Banlinie a» der nördliche» Seite der Teichsiruse betreffend, o. die Rathsvorlage, die Anschaffung »nd Unter Hütung von Einrichiungsgegenständeii für die erweiterten Polizeiwachen bc- treffend, cl. die Nathsvorlage, die Verwendung des Herrn Expedienten Bock zu Kassengeschäften betreffend, s. die Rathsvortage, die Ausstellung der Pläne der Chemnitzer Silaffcrwcrksanlago auf der Weltausstellung zu Paris 1900 betreffend, 1. die.Äathsvorlagc, das Abkomme» mit Herr» Kaufmann Georg Paul Mitzscher betreffend. — Hierauf geheime Sitzung. Deutscher Reichstag. 22. Sitzung vom 31. Januar 1899, 1 Uhr. Am Bundesrathstische: Tirpitz. Erster Gegenstand der Tagesvrdunng ist die erste Berathung deS von de» Abgg. Or. Lachem (Zen r.) und Miiuch-Ferbcr (nat.-lib.) vorgeschlagenen Gesetzcntwurses, betreffend die Abänderung des ZoUtarises. Abg. Miinch-Ferber (nat.-lib.), sowie Abg. Bachem weisen zur Begründung daraus hin, daß beide Anträge schon in voriger Session einstimmig angenommen wurden. Elfterer fügt hinzu, daß Pougves, auf welche sei» Antrag sich beziehe, ausschließlich in Ostasicn hergest lll würden und daß derselben namentlich die Kreselder Industrie tenöthige; Letzterer weist aus große Erschwerungen hin, die zur Zeit unserem Import nach den Bereinigten Staaten bereitet würde». Rach einigen Bemerkungen des Abg. v. Kardorff werden sowohl der Antrag Bachem (gleich i» zweiter-Lesung), wie auch die Resolution Münch-Ferber angenommen. Es folgt die zweite Lesung des Etats für Kiautscha». Berichterstatter Abg. Lieber (Zentr.) beantragt, den Etat un- oe-ändert anzunehmeii. Auch diesmal fordert die Regierung ein Pausch- qnantlim, weil eine Spezialübersicht »och nicht gegeben werden kann. Dagegen hat sic in der Kommission sür das nächste Jahr einen wirk lichen Haushalt i» Aussicht gestellt. Staatssekretär Tirpitz: Für »usere Maßnahmen in Kiautscha» bestimmend sind durchaus die wirthschaftlichen Gesichtspunkte, wenn noch die militärmaritime Bedeutung des Gebietes nicht verkannt werde» soll. Es sind erstlich Werihe dort zu schassen und dann zu schützen. Ein Vergleich mit Hongkong wird zunächst sür Kiantschan ungünstig ansfallc» müssen. Aber Hongkong hat eine 50 jährige koloniale Arbeit hinter sich und war auch bei seiner Besitznahme kein »neuer Platz". Kiautschau ist zunächst eine Gruppe kahler Felsen und wird sich eine Stellung unter den ostasiatischen Plätzen erringe» müssen. Unter Berücksichtigung dieser Verhältnisse braucht Kiautscha» anch einen Vergleich mit Hongkong nicht zu scheuen. Die Hafen anlagen sind so weit als möglich gefördert. Uebereiliing wäre in jeder Beziehung verfehlt. Möglichste Handels- und Gewerbefrciheit ist zugesichert. Aus der Kolonie sofort Gewinn ziehet, zu wollen, damit würde man nur de» Prozeß der Erstarkung aushalle». Nur eine Steuer für Grund und Boden ist eiugeführt. Hoffentlich werden die deutschen Kaufleute ein gleiches Einsehen gegen die Regierung haben, wie cs seiner Zeit die englischen in Hongkong übten. Bei», Laudllerkauf hat man dem Gefühle Deutschen Rechnung getragen, möglichst ans eigener Scholle zu wohne». Handel »nd Gewerbe fangen au, sich zu entwickeln. Kiautscha» verspricht ein Slapclplatz für alle europäischen Maaren zu werden. -Im Innern kommen zu nächst die Eisenbahnen, nicht die Wasserstraßen, in Betracht. Ucbcr die Vergebung vv» Eiscnbahnkvnzessioiicn schweben Verhandlungen. Mächtige Kohlenlager sind in der Nähe von Kiautscha» vorhanden; die Kohle ist voraussichtlich voq guter Qualität. Auf den Schiffen der kaiserlichen Marine werden mit ihr Versuche gemacht. Die Hoffnung ist berechtigtk^klU das vom Reiche hincingesteckte Geld sich voll rentiren wird; unr darf man nicht von heute auf morgen Erfolge erwarten. Abg. Bebel (Soz.): Der Staatssekretär hat nicht mitgetheilt, worin der Reichthum der erworbenen Provinz besteht. Erfolge sind nur möglich, wenn im Lande selbst eine große industrielle Ent wickelung sich vollzieht. Davon würden freilich die Kapitalisten große Vortheile haben, den deutsche» Arbeitern aber würde nur eine große Konkurrenz entstehen. Die sanitären Verhältnisse scheinen nicht günstig zu sein; dafür sprechen die Erkrankungen unter unseren Truppe», von denen in den Zeitungen zu lesen war. Der Militarismus macht sich im Uebermaß breit und daneben der Biireaukratismus, so daß eine freie bürgerliche Betätigung kaum möglich ist. Ich verweise auf die Banplatzvergebung und die be kannte Hundeverordiiuug des Kapitäns Rosendahl. Dann, was ver steht der Staatssekretär unter einem maritimen Stützpunkt? Soll Kiautscha» eine einfache Flottenstation sein? Dann würde die Sache nicht zu kostspielig werden. Haben wir aber die Aussicht, daß Kiautschau sich allmählich zn einem Kriegshafen entwickelt, so liegt die Sache anders. Wenn die Garnison nur den Zweck haben soll» etwaige Aufstände der chinesischen Bevölkerung »iederzuschlage», so genügten 4—500 Mann» also etwa ein Drittel der gegenwärtigen Garnison. Soll aber Kiautscha» eine Art Ausfallsthor sein, um weitere Unternehmungen ähnlicher Art zu stützen oder i» ostasiatischen Verwickelungen eine Nolle zn spielen, dann genügt die gegenwärtige Besatzung nicht entfernt. Eine zweite Horhseeschlachtflvtte — ähnlich der im vorigen Jahre bewilligten — wäre die unausbleibliche Konsequenz einer solche» Entwickelung. Staatssekretär Tirpitz: Auf die Behauptung, daß ein Besitz wie Kiantschan gefährlich werden könne für die ganze Politik, kann ich natürlich nicht antworten. Ich kann nur sagen: wir konnten und dursten nicht zusehe», kamen wir nicht und griffen zu, so kamen Andere. Blicken Sie auf England, das ist in ganz ähnlicher Weise allmählich erstarkt. Daß der Nntzersolg von Kiantschan nicht direkt in die Taschen der Arbeiter fließen kann, ist selbstverständlich, aber daß die deutschen Arbeiter mittelbar Nutzen dadurchchaben, ist ganz unbestreitbar. Ich bin überzeugt, daß es «inen Faktor steigender Wohlhabenheit für Deutschland bilden wird. Herr Bebel beschwerte sich darüber, daß in Kiautscha» ei» Mnulkorbgesetz für die Hunde er lassen worden ist. Ja, wenn Hunde toll werden, müssen die Hunde einen Maulkorb erhalte». (Heiterkeit.) Ob Kiantschan noch ein Stützpunkt oder der Ausgang einer „Weltpolitik" wird, darüber will ich nicht sprechen, aber das tan» doch nicht zweifelhaft sein, daß cs sehr werlhvoll ist, wenn Schiffe doct heimisch sind. Wir haben dort nur so viel in Besitz genommen, als wir unbedingt für eine» Stapel platz nöthig hatten. (Beifall.) Abg. Graf Oriola (uatliv.): Die Schreckbilder des Herrn Ab geordnete» Bebel werden, denke ich, nicht vi l Eindruck machen. Fehler werde» immer Vorkommen; auch Herr Bebel würde sie nicht haben vermeiden können, wenn er Gouverneur von Kiautschau ge wesen wäre; so vertraut ist er doch nicht mit chinsstschen Verhältnissen trotz seiner Feindschaft gegen Zöpfe. (Heiterkeit.) Durch hämische Kritiken in der Presse wird nur das Ansehen Deutschlands im Ans lande geschmälert. Jedenfalls darf man von Kiautschau mit der Zeit eine Hebung unseres Exports erwarten. Der Redner äußert seine Genugthuung über die Erklärung des Staatssekretärs betreffs der wirthschastlichen Aussichten von Kiautschau. Abg. Bevel (Soz): Ich habe nicht mehr gethan, als mein Recht als Reichstagsabgeordneter zur Kritik ansgeübt. Ich bin nicht blvS zum Zustimmen da. Wenn cer Herr Graf Oriola darin seine Hauptaufgabe erblickt, so bedaure ich ih». Wir nehmen den Stand- mnkt ei», laß, wenn es Ihnen innerhalb 3 Jahren gelingt, das ungeheure chinesische Reich mit seinen 400 Millionen Ein cohnern wirthschaftlich für Deutschland z» gewinnen, dann sind wir bereit, Ihnen Beisall zu klatschen. So ganz in der Luft schwebt doch die Knli-Gesahr für Deutschland nicht, wie Herr Graf Oriola meinte. Haben deutsche Blätter nicht auf die Möglichkeit hingewiescn, das ungeheure Reservoir an Arbeitskraft im Osten Asiens für die deutsche Landwirthschaft nutzbar zu machen? Denen, welche die Soldaten »ach Kiautschau geschickt haben, fällt auch die Berantwvrtung zn, sür deccn Gesundheit zu sorgen. Den Herrn Staatssekretär muß ich doch darauf Hinweisen, daß Deutschland das erste Land war, welches die Hand auf chinesisches Gebiet legte. Mit der Bescheidenheit ist es also nicht so weit her. lieber die Globetrotter sollten Sie nicht pvtten; wir verdanke» ihnen doch sehr werthvolle Kenntnisse. Der Herr Staatssekretär hat uns auf die Entwickelung Englands ver wiese», aber diese 300—400jährige Periode kann doch nicht für heutige Verhältnisse als Muster hingestellt werden. Ich entnehme daraus aber, daß die Herren meinen: wo ihre Kanonen nicht hin reichten, ca lönne auch irr deutsche Handel kciiie» festen Fuß fassen. Die Geschichte zeigt das gerade Gcgentheil. Wir haben deutschen Handel im Auslands gehabt, ehe wir eine deutsche Flotte halten. Sie fnngen erst jetzt an, eine Schlachtslotte zn gründen. Staatssekretär Tirpitz ergänzt seine Darlegungen über die sanitären Verhältnisse dahin, daß im letzte» Jahre von der Besatzung von Kiantschan nur fünf Mann an klimatischen Leiden gestorben seien; das sei nur sechs pro Mille. Auch die Handelsstädte hätten ihre Ansichten über unsere Kolvnialpolitik geändert, seitdem sic, die irühcr »»r gleichsam die Agenten deS englischen Handels gewesen seien, gesehen hätte», daß Deutschland auch aktiv für seinen Handel eintretc» könne. Abg. Richter (sreis. VotkSp.) (Sehr schlecht verständlich.): Ich kann cs versiehe», daß der Staatssekretär von der Flctte und deren hcrvocragciitcr Bedeutung eine so hvhc Vorstellung hat, aber sic ent- spricht doch nicht den Thatsachcn. Der Handel ist doch älter als s Verhältnisse. — Schluß der Sitzung 5 Uhr. die deutsche Flotte. In der Grundanschanung stimme ich mit der Regierung überein» daß bei Kiautschau nicht das militärische, sonder« das volkSwirthschaftliche Moment im Vordergrund« steht. Wir wolle« doch nicht die Chinesen beherrschen, wir wolle» Geld verdienen I Die 8V« Millionen Mark, die wir da hineinsteckr-n, müssen verzinst werden; nach diesem Gesichtspunkte mnß auch die Betheiligung des Kapital« zngelassen werden. Wollte man ungemessen deutsches Kapital st» China zur Anlage herbeiziehen, so würden wir im Inlands in ganz unmeßbare Verlegenheiten gerathen. Ich bin auch der Ansicht, daß die starke Betheiligung des deutschen Kapitals a» der chinesische« Anleihe sehr wesentlich zur Steigerung des Zinsfußes bei uns bei getragen hat. (Sehr richtig! rechts.) Hinsichtlich der Berichte über Kiautschau sind wir NM auf die Regierung angewiesen, alles Andere ' ist nicht hinreichend znverlässig genug. Theoretisch läßt sich gegen die Verwaltungsgrundsätze für Kiautschau nichts einwenden, ob sie aber wirklich auch für das Land passen, das ist die Hauptsache. DH» wird sich aber erst mit der Zeit zeigen könne». Abg. Graf Arnim (Np.) ist erfreut darüber, daß die Leise» trcterei und die Angst vor Nasenstüber vorbei sei, sowie daß de« Abgeordnete Richter sich der Kolonialpolitik genähert habe. Der Redner wendet sich dann gegen den Abg. Bebel. Er selbst begrüß« freudig den Grundsatz, de» wir an der Seite Englands proklamirt haben: das Programm der offenen Thür. Abg. Frese (sreis. Ver.) hebt, soweit verständlich, die Bedeutung des englischen Handels »nd die Betheiligung Deutschlands an diesem hervor und stimmt dem Abg. Richter im Gegensätze zu den Aus führungen des Abg. Grafen Oriola dahin bei, daß Japan in wirth- schaftlicher Beziehung für Deutschland von größerer Bedeutung sei» als China. Aber trotzdem halte er es sür ungeheuer wichtig, daß wir in Kiautschau feste» Fnß gefaßt haben. Der Gesundheitszustand in Kiantschan sei in Rücksicht auf die Verhältnisse sehr gut und bessere sich schnell, was als vortheilhastesteS Zeichen zu betrachten sei. Zum Schluß spricht Redner dem Abg. Grasen Arnim den Dank sür dessen Aussührungen aus. Abg. Gras Ortolc» (nat.-lib.) wendet sich gegen die Abgg. Richter und Bedel, die ihn in einigen Punkten salsch verstanden Hütten. Vor allen Dingen habe er Letzterem keineswegs die Krillt untersagen wollen. Von hämischer Kritik habe er nicht in Bezug auf Bebel, sondern im Allgeineinen gesprochen. Er sei überzeugt daß die Engländer und Franzosen ihre Külomalpvlilik nicht so un freundlich benrtheilend besprechen würde», wie eS mit unserer in der der deutschen Presse geschehe. - Abg. 0r. Oert»l (kons.): Die Befürchtungen der Agrarier richten sich darauf, daß Kiautschau in landwirthschastlichen Produkten dem Heimathland baldigst Konkurrenz machen könnte. Aber wenn dies jetzt auch nicht der Fall ist, so ist es doch für die Zukunft möglich. Es wäre mir lieb, nähere Auskunft über die Wasser-Ver hältnisse zu erhalten. Die Grundsätze für den Verkauf von Grund und Boden billige ich, auch die für die Anlage von industrielle« Unternehmungen. Dagegen möchte ich bvch empfehle», dem Reiche das Vorkaufsrecht zu wahren. Ei» Verbot des Opiimihandels ist, wie ich zugcbe, nicht möglich. Aber ich möchte doch bitten, daß dem Verkauf und Verbrauch von Opium möglichst Erschwernisse bereitet werden. Dort soll deutscher Geist, deutsche Kultur, deutsches Christen« thum eine Stätte finden. Staatssekretär Tirpitz: Für gutes Trinkwaffer ist in Kiautschau gesorgt. Was das Opium anbetrisft, so müssen wir so, wie die Denkschrift angiebt und der Herr Vorredner billigt, schon um des willen Vorgehen, Iveil bei einem gänzliche» Verbote des Opiums sich die Opiumkneipen und Spelunken um die Grenze des deutschen Ge bietes fesisetzen würden, wodurch die Verhältnisse mir noch schlimmer sein würden. Abg. Liebknecht (Soz.) polemisirt gegen den Abg. Grafen Oriola, dessen Zurückweisungen der sozialdemokratischen Kritik von einer hysterische» Nervosität zeugten, die man in anderen Parlamenten nicht verstehe. Im englischen Parlamente würden täglich viel schlimmere Worte als »Schreckgespenst" gebraucht, ohne gleich der Maßregelung anhcimzufallen. Präsident Graf Ballestrem: I h muß dem Herr» Redner be merken, daß ihm eine Kritik der Maßnahme» des Präsidiums nicht znsteht. Abg. Liebknecht (Soz.) fährt in diese» Aenßeruugen fort, wird aber vom Präsidenten sofort zur Sache gerufen, wogegen er sich da mit vertheidigt, daß der Abg. Graf Oriola diese Dinge herangezogen habe, und dies müsse er znrückweisen. Im klebrigen habe auch der Abg. Graf Arnim ihn zu Unrecht angegriffen, indem er auS der „KosmopoliS" auf ihn exemplifizirt habe. Abg. Graf Arnim (Rcichsp.) hä!t die Berechtigung zn seinen Aussührungen unter Berufung auf die betreffenden Artikel der „Kos- iiivvolis" und auf das Urtheil von Freunden Li'ebknccht's über diese aufrecht. Eine weitere Replik und Dnplik der beiden letztgenannten Ab geordnete», wobei Gras Arnim unter großer Heiterkeit die nber- schwniijjli he Schilderung Liebknechl's vom Ziikiivstsstaate verliest und Liebknecht unter nicht minder großer Heiterkeit erklärt, das Lache» beweise, daß die Herren die ganze Sache nicht verstünden, führt schließlich dazu, daß der Abg. Liebknecht dem Vorredl,er die Worte zürnst: „Sehr ehrenhaft ist das nicht!" (Große Unruhe.) Präsident Graf Ballestrem rnft deshalb den Abg. Liebknecht zur Ordnung. (Beifall.) Hierauf wird der Etat sür Kiautschau gegen die Sti'muicn dtt Sozialdemokraten angenommen. Nächste Sitzung morgen: Schwerinstag. Tagesordnung: dritte Berathung der Anträge auf ganze oder theilweise Aushebung des Jesuiieugesetzes; dritte Berathung der Anträge Bachem und Münch- Ferber über Zollbehandlnng. Berathung des Antrages Rickert über Abänderung des Wahlverfahrcns. Berathung des Antrages Hehl zn Herrnsheim über die Einsetzung einer Rcichskommission für Wasser-
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