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Nr. 111. — IS98. !— Liese verbreitetste »»parteiische.- ZeiMn» erscheint Wochentags Abends (mitDalun, des nächsten Tages) nnd kostet mit den sechs Wöchentlichen Beiblättern: 1. Sächsischer Erzähler, L. Kleine Botschaft, 8. Gerichts-Zeitung, 4. Sächsisches Allerlei, ö. Jllnstrirtes Unter- haltitngsblatt, 8. Lustiges Bilderbuch monatlich bO Pfennige. 1898. Postliste: Nr. 2808, Lelegrami» -Adresse; Lcucralanzesger. gernsprechslelle Nr. tSL General- Sonntag, den 15. Mai. für Chemnitz nnd Umgegend. (Sächsische* «andtö-Anieiaer). Gegründet 1878 als „Anzeiger" re. Verlag nnd NotaliSGOmaschinen-DrnA von Alexander Wied« in Chemnitz, Lheaterstraste Nr. 8» Anzeigenpreis: «gespalten« CorpnSzeile (ca.9 Silben fassend) oder deren Nanm IVPfg. (Preis« Verzeichnisse ä. Zeile 20 Pfg.) — Bevorzugte Stelle («gespalten, Petit-Zeile circa 11 Silben fassend) 30 Pfg. — Anzeige» können nnrbis Vormittag 10 Uh» angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Geschäftliche Anzeiger-Inserat« finden sär billigste» Preis zugleich Verbreitung durch di« täglich erscheinende Chemnitz« Eiselllightt-Zeitilttg. Der Wahlkampf in Bismarck'scher Zelt und jetzt. Chemnitz, 14. Mai 1898. Nur wenig mehr als ein Monat trennt uns »och von den Wahlen zum deutschen Reichstage. Ueberall ist die Bewegung im vollsten Gange nnd die Kandidaturen sind, so weit es sich nicht um ganz belanglose Zählkandidaturen handelt, fast überall festgestellt. So kann man wohl das Charakteristikum der gegenwärtigen Wahl bewegung feststellen. Es wird versichert, daß die Wahlen die eutscheidungsvollsten sein werden, die man seit langer Zeit gehabt hat; wer ein leidlich gutes Gedächtuiß hat,^ wird sich erinnern, daß diese Versicherung so ziem lich vor jeder Wahl gegeben zu werden Pflegt. Es wird ferner ver sichert, daß die Wahlbewegung eine äußerst lebhafte sei, aber wer sich der Wahlen zu Bismarct'scheu Zeiten erinnert, etwa der Wahlen von 1881 und 1887, wird zu der Ansicht kommen, daß damals doch ein ganz anderer Lustzug in der Wahlbewegung wehte. Die ge waltige Persönlichkeit Bismarck's feuerte seiue Freunde und seine Gegner zu den höchsten Anstrengungen an. Der Kampf wurde mit der zähesten Energie geführt, weil man eben wußte, um was cs sich handelte. 1681 galt es, die wenige Jahre zuvor begonnene Wirth- schastspolitik fortzuführen, die Sozialisten zu bekämpsen und die sozial politische Thätigkeit des Staates zu inauguriren; 1867 galt eS, die klerikal-radikale Mehrheit des Reichstages von 1884 zu vernichten. Heute handelt es sich nicht darum, eine Mehrheit für die Politik der Negierung zu schaffen, sondern die Parteien wollen je »ach ihren Anschauungen Mehrheiten schaffen, um erst die Politik der Regierung zu bestimmen. Und weil man zu Bismarck'schen Zeiten wußte, worum es sich handelte, kämpften Freunde und Gegner in geschlossenen Schlacht reihen. Welch' ein Unterschied zwischen der Wahlbewegung von 1887 und der gegenwärtigen! Auch damals gab es ein Kartell und ein Gegenkartell, was man heute Sammlung und Gegen sammlung nennt. Aber damals sorgte die eiserne Hand Bismarck's dafür, daß in beiden Lagern Disziplin herrschte. Heute ist die Verwirrung ebenso im Sammlungslager, wie in den Reihen der Gegensammlung. Bündler stellen den Konservativen und den Nativnalliberalen Kandidaten gegenüber, Konservative und National- liberale bekämpfen sich auch in einigen Wahlkreisen und die Antisemiten machen die Verwirrung vollständig. Und bei den Gegensamnckern ist cs nicht anders. Freisinnige Vereinigung und freisinnige Volkspartri bekämpfen sich, und sogar zwischen der süd deutschen Volkspartei herrscht nicht überall Einigkeit. Nicht minder unerfreulich ist die Parteizersplitternng, die sich schon in der Massenhaftigkeit der Kandidaturen zeigt. Seit den Wahlen von 1890 haben sich die ohnehin schon vorher zahlreichen Parteien im Reichstage noch vermehrt. Der Reichstag von 1890 sah zum ersten Male die Antisemiten als Partei, der Reichstag von 1893 brachte die freisinnige Vereinigung und den bayrischen Bauern- Feiier und Schwert im Bayerillande. Zun: 200. Jahrestage des Gefechts bei Znsi»arshausen. Von vr. L. Müller. (Nachdruck verboten ) ' Jener entsetzlichste und gräuelvollste aller Religionskriege, den die Geschichte den dreißigjährige» nennt, neigte sich seinem Ende zu. Noch sünf Monate und der Friede zu Osnabrück, der lange herbeigesehnte, herangeseufzte und mit heißem Danke gegen den Weltenlcuker begrüßte Friede, sollte endlich, endlich dem schier end losen Ringen um die Lehren des Glaubens ein Ende machen. Da erhob sich noch ein Mal die lechzende Kriegsfurie in ihrer ganzen Wulh und Raserei und warf sich auf das schöne Bayernland, um es mit der schartigen Schärfe des Schwertes vollends bis auf's Mark zu zerfleischen nnd mit der lodernden Brandfackel zu verwandeln in eine qualmende Wüste. Zwar hatte die rohe, seit dem Tode Gustav Advlph's auch ans protestantischer Seite allmählich völlig demoralisirle und verthierte Soldateska schon früher die Spuren ihrer Zügellosigkeit nnd Ent- mcnschtheit a»ch südlich des Mainstromcs und der Donau bis hinauf in den Bregenzer Wald und die entlegensten Alpenthälcr hinein zn- rückgelassen, aber solch' namenlose, solch' beispiellose Verheerungen, wie sie im Mai und Juni bis in den Oltober des Jahres 1648 in Bayern anrichtete, waren bisher unerhört gewesen. Der Kurfürst Maximilian, dem das grenzenlose Elend seines Volkes tief zu Herzen ging und der, von Beginn des Krieges an, treu zu den Fahnen des Kaisers gestanden hatte, sehnte sich nach Friede». Frieden um jeden Preis, auch wenn er dem, gewiß ver haßten Feinde einige Zugeständnisse machen und sich von der kaiser lichen Sache, die ja überdies schon lange nicht mehr die Sache des Glaubens allein war, trennen nnd mit dem Feinde einen separaten Waffenstillstand schließen mußte. Er begann in Folge dessen mit den Schwede» und Franzosen und mit der Landgräfin von Hesse» z» verhandeln und der Ul,»er Vertrag, der am 14. März 1647 ab geschlossen wurde, ließ ihn aus der Reihe der Bundesgenossen Kaiser Ferdinand's ausscheiden. In dem Vertrage verpflichtete sich Maxi milian gegen Rückgabe der vom Feinde gemachten Eroberungen, die Schiveden in die Reichsstädte Memmingen und Ueberlingen und die Franzosen in Hcilbronn einzulassen, seine Besatzung ans Augsburg zucückzuziehen und dem Herzog Eberhard von Württemberg die Fest- ungen Urach, Tübingen und Hohenasperg zurückzugeben. Er gelobte ferner, sein Heer nicht ohne Anzeige bei den Verbündeten zu ent lassen, damit es von Jenen in Dienst genommen werden könne. So begann nun Bayern endlich aufzualhmcn. Man löschte die Brandstätten, baute sich dürftige Hütten, grub wohl auch Erdlöcher, um darin zu wohne» und als daun der Frühling ins Land cinzog und die warme Sonne den, von den Nossen zerstampften, mit Blut »nd Leichenmoder gedüngten Boden zu erwärmen und zu lockern bund als neue Gruppen. Die Wahlen von 1898 dürften vielleicht die Nationalsozialen und die Nichtsalsbündler als weitere Neu bildungen den bisherigen Parteien hinznfügen. An Buntscheckigkeit kann es dann der Reichstag getrost mit dem österreichischen Ab» geordnetenhause ausnehmen. So ist das Bild, daS die Wahlbewegung giebt, Alles eher als erfreulich. Und auch der Ausfall der Reichstagswahlen wird aller Vorausficht nach recht erfreulich sein. Man kann dies wohl sagen, einerlei, ob man auf konservativer, oder gemäßigtliberaler, oder links- liberaler Anschauung steht. Denn eine klare Mehrheit dürste sich weder für eine bestimmte politische, noch für eine bestimmte wirth» schastspolitische Richtung ergeben. Erfreulich dürsten die Wahlen nur für die Zentrumspartei nnd die Sozialdemokraten ausfallen. Die Zentrumsleute dürften iu alter Stärke in den Reichstag einziehen und wiederum, ja »och 'in höherem Grade als früher, für alle wichtigen Fragen die ausschlaggebende Partei bilden; die Sozial demokraten werden wohl in Folge der Zersplitterung der bürgerlichen Parteien eine Reihe von Reichstagssitzen gewinnen. So dürsten diese Parteien die einzigen sein, die sich nach den Wahlen vergnügt die Hände reiben. Politische Nimdschait. Chemnitz, 14. Mai 1898. Dcnlsches Reich. — Die Militärstrafprozeßordnung hat in der vom Reichstag beschlossenen Fassung bereits die Zustimmung des Kaisers erhalten, dagegen dürfte das Gesetz über die freiwillige Gerichts barkeit nicht die Zustimmung der Verbündeten Regierungen finden, weil die Bestimmungen, über die Zuziehung von Dolmetschern Be denke» erregen. In Folge dessen ist es nicht unwahrscheinlich, daß die' Vorlage den nächsten Reichstag beschäftigen wird. — Bei einem Besuche, den der Großherzog von Sachsen- Weimar kürzlich dem Papste im Vatikan abstattete, sprach der Letztere dem gut protestantischen Fürsten in warmen Worten den Dank dafür aus, daß unter dessen Szepter die Katholiken des Groß- herzogthums sich stets der größten Fürsorge und vor Allem curch der vollsten Gleichberechtigung mit den Angehörigen anderer Religions gemeinschaften zu erfreuen hatten, so daß der konfessionelle Friede niemals die geringste Trübung erfuhr. Sodann gedachte dcr Papst der heimgegangencn Frau Grvßherzogin, die allen ihren Unterthaneu und wahrlich nicht znm Mindesten den ärmeren katholischen Be wohnern der weimarischcn Rhvndistrikte ihre werkthätige Liebe zu gewendet und so vorbildlich Praktisches Christenthum geübt habe. Der Großhcrzog dankte für diese anerkennenden Worte und hob her vor, daß cs zu seinen nnd seines Hauses ersten Aufgaben gehöre und stets gehören werde, den kvnsessivnellen Frieden zu Pflegen und auf das Wohl aller Staatsbürger gleichmäßig bedacht zu sein. Seine anfing, begann man, in primitivster Weise freilich, den Ackerbau und die sonstigen derzeit möglichen Geschäfte des Friedens auf zunehmen. Als aber di« Kunde von dem Vertrage nach Wien in die Hofburg gelangte, gerieth der sonst so leidenschaftslose Kaiser Ferdinand in Hellen Zorn. „Diese Undankbarkeit! Diese Bundbrüchigkeit! Es ist ein Hochverrath, ein Majestätsverbrechen!" rief er wiederholt aus, indem er in seinem Kabinet aus und ab rannte. „Er hat sich eines schwereil Vergehens gegen die Majestät des Kaisers schuldig gemacht, wie weiland der so hart bestrafte Pfälzer!" Doch auch in den Reihen des bayrischen Heeres wuchs der Groll gegen den Kurfürsten. Voll Mißmuth legte der Feldmarschall Graf Geelen sein Kommando nieder. „Wozu soll ich es führen, da cs fürder nicht mehr Ehre nnd Rahm verheißt!" tobte er, mit den Füßen stampfend, daß die riesige», blut- rostigen Sporen an seinen langen Neiterstiefeln klirrten. „Ter Teufel selber soll es führen!" Das bayrische Heer war unter dem Oberbefehl des Kursürste» zugleich auf Kaiser und Reich verpflichtet, so konnten sich die Führer in gewissem Sinne als kaiserliche Generäle und Anführer von Reichs- Völkern betrachten. In Johann von Werth, dem nach Geelen bas Kommando zufiel, kämpfte die Ergebenheit an den Kaiser mit der militärischen Treue einen überaus schwere» Kamps. Die alte Kriegs lust und der Zorn gegen den abtrünnigen Kursürsten gewannen je doch die Oberhand und als der Kaiser an die hohen Offiziere des Bayrischen Heeres Abbernfnngsschreiben ergehen ließ, welche znm Ge horsam gegen das Neichsoberhaupt ausforderten, entschloß er sich, die bayrische Macht dem Kaiser zuzuführen, und begann die Regimenter nahe der böhmischen Grenze znsammenzuziehcn. Der Plan kam jedoch den bei», Heer befindlichen kurfürstlichen Kommissaren zu Ohren. „Wir warnen euch!" verkündigten sie den Mannschaften durch Herolde. „Wir warnen euch vor dem Verrath eurer Befehlshaber! Kehrt zum Gehorsam und zu euerem rechtmäßigen Kriegsherrn wieder zurück!" Johann von Werth wurde gerichtet; seine Güter ließ dcr er zürnte Kurfürst einziehen und verwüsten und als Flüchtling, nur be gleitet von dem ihm treu gebliebenen Gencralwachtmeister Johann von Sprock, eilte der Geächtete nach Böhme» znm Kaiser, dcr ihn huldvoll ausnahi» und beim Kursürsten vertheidigte. Ten Ob.rbefehl des bayrischen Heeres übernahm der Feldmarschall Graf Grvnsfeld. An der Spitze des kaiserlich.» HcereS stand zu der Zeit Peter Meilandcr Reichsgraf von Holzappel. Dieser brach nun, in Begleit ung Kaiser Ferdinands selbst, gegen die Schweden auf, welche im nördlichen Böhmen standen, uni die Festung Eger zur Ucbergabe zu zwinge». Am 17. Juli 1647 erreichte man die Feinde und schlug sich mit ihnen, doch meist mit wenig Erfolg, in den Bergen herum. .Einen Erfolg aber halten diese Kämpfe doch. Kurfürst Maximilian kam zu der Einsicht, daß ihm ans dem Waffenstillstände nicht Negierung werde auch fernerhin allen Bedürfnissen der katholische» Kirche innerhalb des Staates Rechnung tragen, wie sie sich eins wisse mit der Volksvertretung. — Prinz Heinrich.von Preußen ist in Peking «iw getroffen. — Der Preußische Minister des Innern hat durch Rund verfügung vom 25. April d. I., veranlaßt durch die wiederholt in der Presse erschienenen Mittheilungen über den Mädchenhandel, die Polizeibehörden aufgefordert, der Angelegenheit die größte Auf merksamkeit zuzuwenden, um eine Unterdrückung und Verhinderung dieses schändlichen Treibens unter Benutzung aller gesetzlichen Mittä herbeizuführen. Hauptsächlich komme» junge Mädchen in Betracht die im Auslande unter trügerischen Vorspiegelungen angeworben und nach Deutschland gebracht werden, um von hier aus weiter verschickt zu werden. Die Behörden sollen vor Allem Namen und Herkunft der betreffenden Mädchen feststellen und über die Persönlichkeiten der Agenten oder Gesindevermiether, sowie über die näheren Umstände in jedem zur Kcnntniß gelangenden Falle Ermittelungen anstellen. — Aus Berlin wird uns unterm 13. d. M. zum spanisch« amerikanischen Kriege geschrieben: Endlich sind die feindlichen Flotten einander so nahe gekommen, daß eine entscheidende Schlacht in ganz naher Zeit zu erwarten ist. Und wahrscheinlich wird dieses Zusammentreffen den Krieg über haupt entscheiden. Gelingt es der amerikanischen Flotte, auch das kapverdische Geschwader zu vernichten, wie dasjenige bei Manila so bleibt Spanien gar nichts Anderes übrig, als den Frieden nach zusuchen und sich von dem Sieger die Bedingungen diktiren zu lassen. Diese Ansicht wird hier von Politikern und militärischen Sach verständigen getheilt; auch die heutige Berliner Börse gab der Hoff nung, daß das Ende des Krieges nicht mehr ferne sei, durch eine angeregte Stimmung Ausdruck. Alle Welt sehnt sich eben nach dem Abschluß des Krieges. Die ganze Größe der Schädigungen, die er dem Handel nnd der Industrie zugesügt, wird wohl erst später sich Herausstellen. Wohl für manches Geschäftshaus, das aus den Export angewiesen ist, spielt jeder Tag, uni den sich die gegenwärtige kritische Situation verlängert, eine bedeutende Rolle, und es spricht besonder ster. die Festigkeit und Gesundheit unserer WIrthschastslebenS, daß Zahlungseinstellungen bisher nur vereinzelt und nicht sehr erhebliche« Umfanges vorgekoinmen sind. Es läßt sich aber ermessen, welche Katastrophe» eingetreten wären, wenn der Ausbruch des Krieges in eine Periode w/rthschaftlichcn Niedergangs gefallen sein Würde! Gegenwärtig können wir zui» Glück den Stoß anshaltcn. Ausland. Italien. Mit der durch brutale Militärmacht erfolgten Unter drückung der Unruhen ist die Ruhe noch lange nicht hergestellt; eS gährt noch sehr bedenklich, trotz der beschönigenden offiziösen Berichte. Die Universitäten von Neapel, Bologna und Rom wurden geschlossen die erwarteten Vortheile erwuchsen, daß vielmehr die fremden Mächte, Frankreich und Schwede», durch seine» Abfall nur um so anspruchsvoller und habgieriger wurde» und das JricdenS- werk, das er dadurch zu beschleunigen gehofft halte, nur erschwerten und verzögerten. Außerdem wandte sich das Kriegsglück der Franzosen. Die politische Situation in den spanischen Niederlanden bewog die französische Regierung, den Marschall Turenne vom deutschen Kriegs schauplatz abzurnscn. Durch diese Kunde aber erwachte in dem alten weimarischen Heer wiederum der trotzige Soldatengeist. Mau wollte sich nicht wieder auf fremde Schlachtfelder hinschleppen lassen und so brach im Juli eine gefährliche Meuterei aus. Man verjagte die französischen Offiziere und der größte Theil des Heeres zog über Straßbnrg ab, um sich unter Königsmarck in schwedische Dienste zu begeben. Der Abzug der Franzosen von Heilbronn, die Fvrlschritte der kaiserlichen Truppen im oberen Schwaben und die Bcsorgniß, von den fremden Mächten schließlich doch übervortheilt zu werde», dazu »och religiöse Bedenken nnd die allgewvhnte Freundschaft mit dem Kaiscrhause brachte» Maximilian zu dem Entschluß, sich diesem wieder cmznschließc». Er sagte den Waffenstillstand auf und schloß ein neues Bündniß mit Ferdinand. In der Hoffnung, mit Fra,:^ reich den Vertrag aufrecht halte», mit Schweden aber de» Kampf fortsetze» und die Gegner trennen zu können, sah er sich bitter ge täuscht nnd zog auf's Neue die fürchterlichsten Kricgsgräuel über sein ohnehin unglückliches Land. Denn auch Frankreich sagte den Bayern den Frieden auf und beschloß, mit Schweden zusammen für den Abfall des Kurfürsten an diesem Rache zu nehmen. Das bayerische Heer unter Graf Grvnsfeld vereinigte sich wiederum mit de» Kaiserlichen unter Holzappel und jagte de» schwedischen General Wrangcl siegreich vor sich her bis nach Nstdcr- sachscn und Westphale». Bald aber traten Zerwürfnisse mit dem bayerische» General ein, wodurch entschiedene Erfolge weiterhin ver binde-t wurden, und dcr Mangel an Lebensmitteln i» den ans- gesvgenen Ländern nöthigte zum Rückzug. Nun aber brach die Nemesis über den Kurfürsten und sein armcs Vayernland herein. Wrangel verstärkte sei» Heer in Nieder- sa hsen fast um das Doppelte, rüstete es zum Theil neu aus, ver einigte sich mit Turenne, der inzwischen bei Oppenheim den Rhein ungehindert wieder überschritten halte und der ganze gewaltige Hcercsschwarm wälzte sich, wie eine riesige Flnthwcllc, vcrd.rben- drvhcnd den oberen Dvnangegeiiden und damit dem Bayernlande zu.' In furchtbarer Angst und Verzweiflung sah der Kurfürst Maximilian sich anfs Neue der gräßlichen Gefahr preisgegeben. Wie ein Rastndcr lief er in seinem Zelte herum und raufte sich die Haare. Ein lauter, langer, weit verhallender Nvthschrei schien, von den Alpen zurück« geworsciy in tausendfältigem Echo über das ganze Gebiet dcr obere» Donau oäherzuzieW. ' . „Rettet Euch! Die Schweden kommen! Die Franzosen sind da! Die MordbrennerI Die Räuber l Heftige Mutier Gottes, hiH