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Nach der „Lonst. Ztg." ist die Trichinenkrankheit nicht LloS in Seitendorf bei Zittau, sondern auch in Dürrhennersdorf und andern Nachbardörfern ausgebrochen. Im ersteren Orte seien über 20 Personen erkrankt. Diese gräßliche Krankheit, welche sich in großer Müdigkeit, steter Unruhe, Schlaflosigkeit, fürchterlichem Schmerz und Anschwellen des Kopfes äußert, soll von Bratwurst herrühren, die man bei einem Tanzvergnügen genossen hat, zu welchem die nun erkrankten Personen vor einiger Zeit versammelt waren. Adorf^ 13. Decbr, Unsere Stadtverordneten haben den Adv. HItzschold, früher Stadtrath in Dresden, setzt in Zürich lebend, als Bürgermeister gewählt. Hitzschold ist durch die Maiereignisse nach der Schweiz getrieben worden; seiner Rückkehr nach Dachsen steht jetzt nach der Amnestie-kein Hinderniß mehr im Wege; die Frage wird nun sein, ob die Regierung, wie sie verschiedene Juristen zur Advocatur wieder zugelassen hat, sie auch zu städtischen Aemtern zuläßO Hier glaubt man es. Vermischtes. * Ein Professor in Berlin bestellte bei einem Tischlermeister eine Wandtafel. Er gab genau an, wie er sie wünsche, und fragte nach dem Preise, „'n Thaler zehne wird sie wohl kosten", entgegnete ihm der Handwerksmeister. Der Professor erklärte sich mit diesem Preise einverstanden, war aber nicht wenig erstaunt, als der Tischler bei Ab» lieferung der Wandtafel, anstatt, wie er geglaubt, 1 Thlr. 10 Ngr., 20 Thlr. al« der Verabredung gemäß verlangte. Unter solchen Um ständen verweigerte der Professor die Annahme. Es kam zum Prozeß; . die Tafel wurde zur Gerichtsstelle gebracht, und wie der Augenschein zeigte, hatte dieselbe wohl einen Werth von 10 Thlrn. Der Richter Wies dessenungeachtet den Kläger mit den mehrgeforderten 8 Thlr. 20 Ngr. ab; denn bei der Bestellung sei, wie Kläger eingeräumt, der Preis auf „'n Thaler zehne" verabredet, und darunter müsse man im gewöhnlichen Sprachgebrauch 1 Thlr. 10 Ngr. verstehen. * sEtn Bild bei der Ankunft des Kaisers in Pesth.j Die kaiserliche Fahne flattert hoch oben auf dem Königsschlosse von Ofen, um sie ein Wald von weiß-roth-grünen Fahnen, aus denen hie und da eine schwarz-gelbe auftaucht; an den Maflbäumen, der Ein fassung -Ler Ausfahrtsstraße, auf den Schiffen, der Brücke und den Brückenköpfen, auf den Kaipfeilern, aus allen Fenstern, von allen BalconS wehen Fahne». Die Magnaten und Würdenträger fahren vor und sammeln sich. Wer diesen Neichthum und die Farbenpracht der Gewänder, den Schmuck der Attilas und Mentes nicht kennt, wem der schöne Typus des ungarischen Mannes fremd ist, der wird, wir be greifen dies, in Staunen über diese orientalische Pracht und Herrlichkeit mitten in Europa gerathcn. Hier ist noch in den Kostümen jene Maler entzückende Farben- und Stoffpracht, welche den modernen Nützlich keitsvölkern seit vielen Jahrzehnten abhanden gekommen ist. Ob sich auch hierin zwischen West und Ost bald ein Ausgleich seststellen wird? Stehen die modernen Ideen dem Beibehalten der Nationaltracht nicht entgegen? Welche Abwechselung der Trachten, von dem einfachen schwarzen ungarischen Kleide dieses Deputirten bis zur fast phantastischen Tracht des Grafen Samuel Zichy, der, in dunkelrothe reichverzierte Sammt- gewänder gekleidet, eine Art ungarisches Pelzbarett von großem Umfang auf dem Kopfe trägt, ähnlich dem Glaahute Wallensteins, und dem riesigen Bartbusche und der herkulischen Gestalt nach aussieht wie der ungarische Götz von Berlichingen. In den Gewändern herrscht die größte Abwechselung. Wir haben einmal in der Galerie zu Forchten- stein, der ESzterhazy'schen Besitzung, die ungarischen Trachten der ver schiedenen Jahrhunderte verglichen; heute sahen wir sie alle neben einander. In dem ungarischen Prachtcostüme herrscht heute keine Mode, Jeder trägt cS nach seiner Laune, höchstens daß die Farbe der Familie sich erhält und der Familienschmuck, Besatz der Oberkleider, Kette und Kalpakschmuck, Schnüre und Reiherhälter. Viele Herren hatten noch den alten Familienschmuck; Manchs aber, wie z. B. Graf Anton Szecsen, Baron Sina und der neugewählte Deputirte Baron Albert Wodianer, trugen nagelneues Geschmeide. Als der Kaiser erschien, sprengte eine Abtheilung des Banderiums voran und stellte sich im Hofe auf, dann kamen einige Würdenträger, der Kaiser trug die rothe ungarische Rciter-Generals-Unisorm. Die studirende Jugend, den Säbel schwingend und Eljen rufend, vom Bahnhofe bis zur Burg, also durch volle drei Viertelstunden, umringte fortwährend den Wagen des Kaisers. Das Wogen und Klirren der geschwungenen zusammenschiagenden Säbel, die hüpfenden Gestalten der jungen Leute, all' das erinnerte an Waffen tänze aus alter Zeit. So kam der Zug an dem Hentzi-Denkmale auf dem Ofener Schloßplatze vorbei, eine andere Abtheilung des Banderiums schloß ihn, und als der Kaiser die Burg betrat, von den Würdenträgern tzesolgt, löste sich die Menge etwas stürmisch auf. * Von der Gründung Roms bis zu Augustus, also binnen 732 Jahren, ist Europa von 33 großen Seuchen heimgesucht worden-; von der Geburt Ehristi bis 1680 folgten abermals 97 Seuchen. Im 17. Jahrhundert trat die Pest 14 Mal, im 18. aber nur 8 Mal auf. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts erschien dreimal die Cholera. Hiernach ist eine Abnahme im Auftreten der Seuchen zu erwarten. * Berantwort'icher Redacteur: I. G. Wals. Bericht über die Berliner Produktenbörse vom 14. December. Weizen pr. 2100 Pfd. 53—75 Thlr. bez. — Roggen pr. 2000 Pfd. 50'/, Thlr., Dec. 50 Thlr., Jan.-Febr. 49^ Thlr., Frühj. 50 Thlr. matt. - Gerste pr. 1750 Pfd. 30 — 43 Thlr. bez. — Hafer pr. 1200 Pfd. —, Dec. —. — Rüböl pr. 100 Pfd. 18 Thlr-, Dec. 17-'/„ Thlr., Jan.-Febr. 17"/,« Thlr., April-Mai 16"/,« Thlr. fest. — Spiritus pr. 8000 °/y Tr. 14'/» Thlr., Dec. 1t'/« Thlr., April-Mai 15'/,, Thlr. unver. Ortskalender. Ltaats-l'elegrLNiiell-LureLU tLxlieb gvaünol von trüb 8 di« ^deväo 9 1/1 r kreibeixer'-Llwitbuwr-Uuroum — im Xaukdau« Iris Ltsxe. Haturliikior. Uimwuu (IUeüsi-xn,«« 48 2. Lt»go). Cassa des Darlehns ° Vereins: Schloßplatz Nr. 238, 1. Etage. Heute den 18. December Sparkasse geöffnet Nachmittags von 2 Uhr an. Thermometerstand: heute Morgen 7 Uhr 2 Grad Wärme. L. Bekanntmachung. Nachdem das Königliche Ministerium des Innern das in ß. 15 der Allerhöchsten Verordnung, die Prüfungen'im Hufbeschlage betreffend, vom 15. April 1863' erwähnte Verzeichniß der im Hufbeschlage vorzüglich geübten Hufschmiede im Lande, resp. auf Grund der in Verfolg der Generalverordnung der Königlichen Kreisdirection zu Dresden vom 15. Mai d. I. von den Gewerbspolizeibehörden eingesendeten Unterlagen hat zusammenstellen lassen, so wird in Folge der Generalverordnung der Königlichen Kreisdirection zu Dresden Vom 22. November d. I. hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß je ein Exemplar jenes Verzeichnisse« nicht nur in der König!. Thierarzneischule zu Dresden und bei den Vorständen der landwirthschaftlichen Vereine, sondern auch bei dem Königlichen BezirkSthierarzte Herrn Franze zu Erbisdorf, dem Stadtgemeinderathe zu Brand und an hiesiger Amtsstelle zu Jedermanns Einsicht aushängt bez. auSlieat. Brand, den 12. December 1865. Das Königliche Gerichtsamt. ° Gabriel. W. - Vorladung. Der bi- zum 23. vorigen Monats in St. Michaelis in Arbeit gestandene Handarbeiter Leberecht Wilhelm Fröbe aus Gruben ist über eine wider ihn vorliegende Diebstahls-Anzeige zu vernehmen, und wird, da sein Aufenthalt nicht zu ermitteln gewesen, hierdurch geladen, zu seiner Vernehmung sofort an hiesiger Gerichtsamtsstelle sich einzuftnden. Die Polizeibehörden und Gendarmerie werden ersucht, Fröben im Betretungsfalle auf diese Vorladung aufmerksam zu macken und hierüber Nachricht anher zu geben. , Brand, den 13. December 1865. Das Königliche Gerichtsamt. ' Gabriel.