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sofort bei allen tn jenem Hause wohnhaften weiblichen Personen i Untersuchungen vornehmen lassen, um Vie etwaige Thäterin zu er mitteln and trotz des lebhaftesten Widerstrebens jenes AettungS- speditcurs auch dessen drei Töchter, junge sittsame M dcken, nicht davon ouSgeschlofscn, die eine derselben sei währ-nd der Untersuchung ohnmächtig geworden, übrigens sei die Untersuchung durchaus frucht los geblieben. Obwohl die „Staatsbürgerzeitung" die Namen aller B theiligten veröffentlicht, eine Klage wiver sich provozirt und den Beweis der Wahrheit in allen Punkten zu führen sich bereit erklärt, hofft man doch allgemein, es werde der Sachverhalt nicht genau wieder gegeben fein; cS grenzt die Darstellung wenigstens an das Unglaubliche und man sieht dem weitern Nerlauf der Sache mit erklärlicher Spannung entgegen. Die österreichischen Landtage sind in vollster Thätigkeit, der Wiener und Grazer Landtag debattiren bereits den Adreßent- wurf, der zu Gunsten der Verfassung von 186 l spricht. Im croa- tischen Landtage dauert die alte Uneinigkeit fort und der ungarische wird am 14. d. M. mit einer umfassenden Amnestie eröffiet wer den, Im Uebrigen ist die Geldfrage noch immer im Vordergründe, Wenngleich die Anleihe abgeschlossen ist. Seit einem halben Jahr hundert giebt eS keinen Staat in Europa, der in ähnlicher Weise an einer so gründlichen Finanzcalamität darniederläge, als das Kaisertbum Oesterreich. Nicht der Staatsbankerott von 1811, nicht die verschiedensten und unverantwortlichsten Experimente haben auch nur vorübergebend eine wahrhaft gesunde Lage der österreichischen Finanzen herbeiführen können. Das Silber ist seit vielen Jahren gänzlich aus dem Verkehr geschwunden. Die österreichischen Staats papiere überschwemmen die Welt und sind mit allerlei Künsten, . Lotterien und Prämien auf den Markt geworfen worden. Die Schulden, welche dieses Papier repräsentirt, sind auf eine Höhe von 8 Tausend Millionen gewachsen und das ganze Einkommen des StqateS reicht eben nur aus, die Zinsen dieser enormen Schuld zu decken.— enorm deswegen, weil der Wohlstand der österreichi schen Völker nicht derartig ist, um jetzt noch eine Erhöhung der Steuerkraft möglich zu machen und damit das Einkommen des Staates zu mehren. Wer Etwas hat in Oesterreich, muß unter der Steuerlast seufzen und für die Millionen uncultivirten Bewoh ner mitbezahlen, die Nichts haben. Das eigene Volk hat kein Ber- > trauen zu seinem Staat; eS nimmt-da« Papiergeld nur gezwungen und entäußert sich desselben so schnell als eS kann. Kein Wunder, daß Oesterreich auch nicht wehr einen einigermaßen anständigen Eredit besitzt und nicht vermag, heute eine Anleihe von nur 90 Millionen zu schließen, anders als indem eS Wucherzinsen bezahlen muß. ES muß LVO Gulden geben und verzinsen, um 188 zu erhaltenl Also selbst der Wucher liebt nicht mehr Ge schäfte mit Oesterreich, denn in Wahrheit, diese jetzigen 90 Mill, sind von ihm nur aus Gnade und Barmherzigkeit hergegeben wor den. Längst wäre der Staatsbankerott da, wenn Oesterreich nicht so sehr viel Gläubiger im Auslande hätte; diese Gläubiger mit den österreichischen Papieren in Händen müssen in jeder neuen Geld klemme Oesterreich bereitwillig wieder die Taschen öffnen, um nur der Katastrophe des österreichischen Staates und damit dem Ruin ihrer selbst vorzubeugen.' Die Schulden erhalten Oesterreich wie einen Privatmann, der von seinen kluge» Gläubigern im Fortkom men gefördert wird, um sie schließlich befriedigen zu können. Die Thronrede des Königs von Italien soll auf den Papst einen ganz außerordentlichen Eindruck gemacht haben. Erst jetzt Tagesgeschichte. Berlin, 1. Dec. Heute ergänzt die „Kreuzzeitung" — vor einigen Tagen machte es die „Nordd. Allg. Ztg." ebenso — ihre gestrige Mittheilung betreffs der Frankfurter Angelegenheit dahin, daß Preußen, wenn der bundesmäßige Weg Hindernisse bieten sollte, selbstverständlich nach eigenem Ermessen die nothwendigen Schritte thun würde. Die „Nordd. Allg. Ztg." bringt einen langen Artikel, um darzuthun, daß Frankfurts Souveränetät durch da« „Ressortrecht" der Bundesversammlung schon durch Artikel 46 der Wiener Congreßaete beschränkt, und daß dieses Recht auch vom Frankfurter Senate bei verschiedenen Gelegenheiten anerkannt worden sei, so namentlich im Jahre l849. Auch der jetzige badische BundestagSgesandle, Robert v. Mohl, habe 1849 al« Reichsjustiz minister den Frankfurtern mit Einschreiten der ReichSgewalt gegen den Senat gedroht; letzterer habe sich gefügt nnd die beabsichtigte Aburtheilung von Preßvergehen durch Geschworne demzufolge nicht eingeführt. In Hrderöleben (bei Halberstadt) tritt jetzt die Trichinen krankheit besonders bösartig aus. Der „Halberst. Ztg." berichtet man darüber unter'm 22. November wie folgt: „Die Zahl der Kranken hat sich bis heute nur durch die vielen Sterbefälle um etwas vermindert. Es sind bis heute 34 Menschen in Hedersleben und Umgegend an der schrecklichen Trichinenkrankheit gestorben. Am Sonntage starben allein in Hedersleben 5 Personen, unter ihnen auch der Fleischer B., der da« trichinenkranke Schwein ge schlachtet hat. Man mag die Zahl der Kranken (etwa 200) viel leicht für übertrieben gehalten haben, und - scheint in der That etwas viel, daß 200 Menschen von einem Schweine genoffen haben. schon Recht, wenn er mit tiefster Bewegung au-ruft: „GS find ganz verzweifelte Zustände!" — Jndeß der Himmel und Deutsch land werden schon helfen und Rom nicht untergehen kaffen. Der französische Hof treibt jetzt allerhand Kurzweil. Der kaiserliche Prinz wird nicht bloS als Schauspieler und Coupletsän ger in Scene gesetzt, er treibt auch bereits Hetzjagden in eigener Person. Die „France" meldet, daß am 30. Novbr. im Walve von Compiegne die dritte Hetzjagd stattfand. „Um halb 2 Uhr traf der kaiserliche Prinz ein, der die Jagd leiten sollte, gefolgt von den Gästen der dritten Serie. Der Kaiser und die Kaiserin waren in Compiegne geblieben. Nach mehreren fruchtlosen Versuchen ward ein stattlicher Zehnender aufgejagt." Es wird nun erzählt, wie unter der Leitung de« kaiserlichen Prinzen das Thier gehetzt und in den Tejch von Samte Perine getrieben wurde, wo eS zum Ver gnügen des Prinzen eine Viertelstunde im Wasser gegen die Hunde kämpfte, die es angrisfen, als eine Kugel vom Marquis de Tou- longeau seinem Leben ein Ende machte. Sehr noble Passion, wo» rin der künftige Herrscher Frankreichs — falls er eS wird — schon in den Kinderschuhen geübt wird. Der Zustand des Königs von Belgien, der als hoffnungs los dargestellt wurde, bat sich nach der neuesten telegraphischen Nackricht etwas gebessert. Der hohe Kranke fand einige Stunden ruhigen Schlaf und die Blutentleerungen ließen nach. Ueber die Nachrichten aus Mexiko und den Bereinigten Staaten Nordamerikas schreibt Man aus London oom 30. No vember: Die gestrigen Nachrichten aus Mexiko und den Vereinig ten Staaten haben hier einige Bestürzung verursacht. Hageldick regnet's diesmal anti kaiserliche Botschaften. Erst kam die Ernen nung des Generals Logan, eines entschiedenen Feindes deS Napo« leonismuS und unerschütterlichen Anhängers der Monroe-Doctrin, zum Gesandten bei der Republik Mexiko. Dann äußert sich der sprachlose General Grant, der sonst nie eine Rede hält, ttm New Aorker UnionS-League-Club zu Gunsten der mexikanischen Be freiung. Gleichzeitig hören wir, daß die Regierung der Vereinig ten Staaten dem weiteren Verkauf von Kriegs- und Transport material Einhalt geboten hat; daß keine Ausmusterungen aus den in Texas stehenden Truppen mehr stattfinden; daß HeereSabthei- lungen nach dem Rio Grande, dem Grenzfluß zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten, beordert worden sind, und daß amerika nische Blätter mit einer Intervention drohen, wenn um Weihnach ten die französische Armee nicht aus Mexiko zurückgezogen sei. Um > das Gebäude der erneuerten Hoffnungen der Juaristen vollends zu krönen, wird die Einnahme von Monterey durch die Juaristen, die Ueberrumpelung und Niedermachung eines bei MatamoraS placir- ten großentheils aus Franzosen bestehenden imperialistischen Trup pentheils, die fortgesetzte Belagerung von MatamoraS selbst, der Marsch der Juaristen gegen Bagdad und die Absaugung eines kai serlichen Transportschiffes durch dieselben gemeldet. Es war offen bar keine voreilige Annahme, als ick Ihnen am 18. d. M. schrieb, daß eine Waffenstreckung der juaristischen Partei noch nicht er folgt sei. hat man im Vatican begriffen, daß der Papst nicht mit Italien verhandeln kann, daß sich da« Emheitsreich von der Kirche völlig losgesagt hat und lediglich au» Respect vor der September-Con vention seine Regimenter nicht nach Rom schickt und den Papst in'S Exil jagt. Die päpstliche Antwort auf die Thronrede soll durch die Allocution im nächsten ConsMorium (am 4. oder am 14. De« rember) erfolgen. Andere schildern den Eindruck welchen vie Thron rede in Rom gemacht habe, ganz anders. Worin die verschieden sten Berichterstatter einig sind, daS ist die Anerkennung der römi schen Finanztage al» einer verzweifelten. Der „N. Pr. Z " schreibt man in .dieser Beziehung, daß e« bald keinen andern Ausweg gebe, al« die Beschlagnahme der Kirchen- und Kwstergüter. Biele, so fügt dieselbe Corresponvenz dann hinzu, bezweifeln sogar, daß eS im nächsten Monat möglich sein wird, die Zinsen der Rothschild- Anleihe aufzubringen Wir selbst hegen inveß ein bessere« Ver trauen und bezweifeln nicht, daß der Peterspfennig, an dem sich ' namentlich Deutschland gewiß wieder gebührend betheiligeü wird, seine Wirkung auch diesmal noch thun wird. Schlimmer freilich steht e«, daS geben wir zu, mit der Completirung der päpstlichen Armee, da Italiener sich nicht anwerben lassen und auf Schweizer, Belgier und Franzosen auch keine Rechnung zu machen ist, obwohl die Merod?sche Partei nicht verfehlt, ihre Lob- und Locklieder auf die Zuaven (Franzosen und Belgier) zum Aergerniß de« Krieg«- Minister- Kanzler, der bekanntlich die Italiener begünstigt, ertönen zu taffen. Alle- in Allem hat der Correspondent der „N. Pr. Z."