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rooo Dunkel, 5000 Beamte entlasse. London. Man rühmt Lord -Palmerston nach und belegt es Aus Warschau wird der „Ger. Z." geschrieben: Am 29. Oct. hat in Wloclawek-jn Polen die Eröffnung einer neuen Weichselbrücke stattgefunden, der Graf Berg beiwohnte, und die deshalb sehr pomphaft zu gestalten die Behörde angewiesen war. Am Abend vor der Eröffnung kam aus Warschau General Korff in Wloclawek an, ließ um 11 Uhr mehrere Bürger aus den Betten holen, fuhr sie etwas unzart an und schärfte ihnen ein, daß die Feier ja recht schön und in bester Ordnung vor sich gehen solle. Ein Anwesender stellte die etwas ungeschulte Frage, wem bei dem zu veranstaltenden Zweckessen der erste Toast zu gelten habe? General Korff erwiederte hierauf ganz wörtlich: „Welche Frage I Wer ist der Erste nach Gott? Der Zar! ihm also der erste Toasts — Welche Anschauungen in gewissen Kreisen Rußlands herrschen, beweist folgende Stelle aus einem Artikel der russischen „Stimme" über die Noten an den Frankfurter Senat: „Rußland darf Preußen nicht übermäßige Ansprüche gestatten. Preußen besteht durch die Gnade Rußlands und Oesterreich besteht beinahe nur durch seine Gnade. Preußen kann auf den Schutz Rußlands noch ferner hoffen, wenn es auch für die Zukunft unser friedlicher, stiller, ergebener Bundesgenosse bleibt, der nichts Ueberflüssiges fordert und das Bündniß mit uns nicht durch verschiedene Bestreuungen compro- mittirt, die durchzusetzen es nicht die Kraft hat und die uns durch aus nutzlos, ja schädlich sind." Natürlich gilt das, was über die Vormächte Deutschlands gesagt ist, dem ganzen Volke. - - Unterricht in der Musik; später ging er mit einer Gesellschaft von das Vegemyen ryur, pd«, wa» Blinden auf Reifen, um durch die Musik sein Leben zu fristen, kann nicht viel mehr Werth stiN als d Dabei machte er den Zahlmeister und entdeckte in sich das Talent wahrhaft Guten und Gerechten mußIhl zum Rechnen. Rechnenünterricht hat er nie genoffen, sondern seit Wir glauben sogar, daß mit dir offenen^Mdung »er Jesuiten viel seinem 14. Jahre im Kopfrechnen sich selbst geübt. — Psychologisch von ihrer Macht verloren gehen werde. Das Mystische !7 . , interessant ist namentlich, daß er keine Vorstellung von den Ziffern das sie umgiebt, kommt ihnen ebenso gut zu statten al» ihren er', und der Art unserer Zahlenschreibung (nach dem dekatischen System) klärten Gegnern. besitzt, daß er ferner die größten Zahlen blos nach ihren Werthen sich vorstellt; daß er endlich die schwierigsten Aufgaben, z. B. Gleichungen, große Multiplikationen, auf eine gqnz andere, ihm eiaenthümliche kurze Weise, welche unsere Rechenkunst nicht lehrt, schnell löst» — Diesen kurzen Weg legt er auch auf Verlangen in offenherziger Weise dar. Wiesbaden, 6. November. Zwei Soldaten der dritten Com- - pagnie der hiesigen Garnison, welche im Juli l. I. auf der Chaussee ' zwischen Breckenheim und Wiesbaden mehrere Personen angefallen ' und durch Säbelhiebe verwundet hatten, sind wegen dieser Vergehen kriegsgerichtlich zu einjähriger Correctionshausstrafe verurtheilt worden. Ans Schleswig-Holstein, Anfang November. Zu den schlimmsten Seiten unserer Zustände gehört das jetzige Beamtenwesen in Schleswig. Da es sich bei dem System seiner jetzigen Regenten in erster Linie um Vorbereitung der Annexion handelt, so ist es begreiflich, daß bei Besetzung der Staatsdienerstellen die politische Gesinnung die erste Rücksicht bildet. Die schwarzen von den weißen Schafen zu unterscheiden, ist jedoch keine Kleinigkeit. Au« den Schwierigkeiten, sich über die politische Gesinnung der Beamten genau zu unter richten, ist nun ein Spionir- und Denunciantenwesen entstanden, das den rechtlichen Theil der preußischen Angestellten selbst in hohem Grade anwidert. Eine besondere Sorte von preußischen Stelleniägern, Glücksrittern und in der Heimath compromitlirten Subjecten hat sich in den Herzogthümern eingefunden und ver-' richtet in höherm Auftrag oder freiwillig dte Functionen einer geheimen Polizei, wobei alle Auswüchse solcher Verhältnisse, Er pressungen, Geldschneiderei, Wohldienerei in reichem Maße zum Vorschein kommen, ohne daß es von oben herab gehindert werden kann. Wie der Blitz aus heiterm Himmel trifft den pflichttreuesten Beamten nicht selten das Entlassungsdecret, ohne daß Untersuchung und Verantwortung gestaltet ist; der geheime Bericht eines in seinem Geburtslande wegen Unbrauchbarkeit oder noch schlimmerer Eigen schaften entlassenen Landraths, Hauptmann a. D. und dergleichen ' bringt ihn um sein Brod. „ In Bern war am 4. November die VerfassungS« Revisions- Debatte im Nationalrathe sehr aufgeregt. Die Herren Fracheboud aus Freiburg und Arnold aus Uri hatten den Antrag auf Streichung des Art. 58 der Bundesverfassung gestellt, welcher den Orden der Jesuiten und die ihm verbündeten Gesellschaften au« dem ganzen Umfange der Eidgenossenschaft verbannt. Die Antragsteller stützten sich bei Motivirung ihres Antrages auf das in Art. 44 proc lamirte Grundgesetz der Freiheit und der freien Ausübung des Cultus aller Religionsgenossenschaften, sowie auf die Verträge mit Frank reich. Den Antragstellern traten vier Personen entgegen; ja man beantragte sogar zwei Zusätze zur Verfassung, nämlich 1) alle die jenigen , welche den Jesuiten Aufenthalt und Vorschub leisten, nach den Bestimmungen des Urner Strafgesetzes abzuurtheilen, und 2) zu erklären, daß Art. 50 nie und nimmermehr abgeändert und aufgehoben werden dürfte. Diese zwei Zusatz-Anträge fanden keine Annahme, dafür ward aber auch der Antrag Fracheboud'ö und Arnold'S mit allen gegen 13 Stimmen verworfen. — Es ist nun so ein eigenthümlicheS Ding mit der Glaubensfreiheit. Will man sie ohne Ausnahme gewähren, so darf selbstverständlich auch von einer Austreibung der Jesuiten nicht die Rede sein, oder der Begriff „Glaubensfreiheit" wird verwirrt. Nach unserm Dafür halten sollte der Jesuitenorden da, wo man für Glaubensfreiheit spricht, evenfalls z ugelaffen bleiben. E» verräth Furcht, wenn man Gera, 5. Nov. Unser Gesundheitszustand ist zur Zeit der Jahreszeit angemessen und befriedigend; indessen hat doch unsere Regierung wegen des Auftretens der Cholera in den benachbarten Städten Altenburg und Werdau die von dem Königl. Sächs. Ministerium in Bezug auf diese Epidemie veröffentlichten sehr ver nünftigen „Verhaltungsmaßregeln" ebenfalls veröffentlichen lassen. Gegenwärtig wird auch darüber berathen, ob nach dem Vorgänge von Greiz und anderen Städten mit Aufhebung des auf den 21. und 22. d. M. fallenden hiesigen Jahrmarktes vorzugehen sei. Wir halten diese Maßregel nicht für geboten. — Nach der zuletzt ver öffentlichten. Geschäftsübersicht der Geraer Bank betrugen die Aktiva 6,524,247 Thlr. und die Passiva einschließlich des eingezahlten Aktienkapital» und der im Umlauf befindlichen Noten 6,365,709 Thlr. Im Umlauf befinden sich 3,181,7)0 Thlr. in Noten. Es ist dies ein sehr gut verwaltetes Geldinstitut. Freiberg. Vergangene Mittwoch, den 8. dss. MtS., waren 25 Jahre verflossen, seitdem der zur Zeit zweite Professor der Mathematik und Lehrer der praktischen Markscheidekunst an der hiesigen königlichen Bergakademie, Hr. Karl August Junge, vr. pkii., seine Lehrerwirksamkeit begonnen. Diese Veranlassung bot den hier Studirenden willkommene Gelegenheit, durch einen Fackelzug den Gefühlen der Würdigung und Verehrung für diesen hochverdienten Mann öffentlich Ausdruck zu verleihen. Dieser Zug wuLde von zwei Musikchören geleitet und führte in seiner Mitte zwei vier spännige Post-Equipagen, in denen die Mitglieder der gratulirenden Deputation Platz genommen hatten. Er bewegte sich unter großer Theilnahme des Publikums Abends 7 Uhr die Burgstraße herauf, hinter dem Rathhause vorüber, die Erbischestraße vor, bog in die Fischergasse ein und machte am obern Ende derselben, unweit des BrauhofS, vor dem Hause des Jubilar» Halt. Hier grüßten lämmtliche Akademiker den geehrten Professor zunächst durch ein feierliches „Hoch!", während gedachte Deputation, in süne Wohnung eingetreten, ihm in ihrem und im Namen der Studirenden die herzlichsten Worte des Dankes und der Anerkennung aussprach, sowie für die Zukunft ihre aufrichtigen Glückwünsche darbrqchte. Mit einem dreifachen „Hoch!", unter Fahnen und Fackelschwenken In Paris circulirten am 4. Nov. alarmirende Gerüchte über Italien; man sprach von einer reaktionären Contre-Revolution in Neapel, Abdankung de« Ministeriums Lamarmora. Trübe Ahnungen tquchen auch wegen Belgien» auf, wo man nach dem Tode des Königs Leopold eine Catastrophe befürchtet. Die Nachricht, daß das französische Deficit des Jahre« 1865, trotz de» tiefen Frieden», 100 Millionen übersteigt, ist aüch nicht geeignet, heiter zuMmMn- Gegen das beste Heilmittel, Verminderung der Ärmee^. sträubt sich der Kriegsminister mit Händen und Füßen. Der FinanzminMr sucht deshalb in anderen BerwaltungSzweigen zu sparen; so verlanat er z. B-, daß der Generalsteüerdirector vom 1. Januar 1866^ab mit Thatsachen aus seinem öffentlichen Leben, daß er der Presse und deren Vertretern stets große Achtung gezeigt, und zwar nicht bloS der befreundeten, sondern auch der Presse der Opposition, so hart sie auch oft seiner Regierungsweise zu Leibe ging. Darin er kennt man den selbstbewußten Charakter, daß er auch Mißbilligung zu ertragen versteht und von Gegnern die Wahrheit annimmt, welche Schmeichler, Nachbeter und Kammerdiener nie zu äußern wägen. Man^ verkennt zu oft, daß die Presse, wie jeder andere öffentliche Beruf, ihre bestimmten Pflichten zu üben hat, denen sie sich dicht willkürlich entziehen kann und darf, so wenig wie Staatsanwalt schaft, Richter rc. den ihrigen.