Volltext Seite (XML)
Meachtet aÜey Anstrengungen konnte eS nicht gelitzge.n,.d«m Rück züge Einhalt zu thun. Derselbe erfolgte anfangs langsam , nahm jedoch an Eile zu, je mehr der Feind drängte, bis Alles sich über die. KriegSbrücken der Elbe, sowie nach Pardubitz zurückzog. Der Bextust ist noch nicht zu übersehen , ist aber gewiß sehr bedeutend. . Namentlich dürfte der Verlust an zahlreichem Geschütz, das bei dem durch den Regen stark aufgeweichten Boden nicht leicht fortkommen Konnte, ein erheblicher sein. Rach der Lage, in der sich die Rord- armee gegenwärtig befindet, dürfte an eine weitere Vertheidigung der ^We nicht gedacht werden. Der Rückzug ist gegen Mähren frei, und in Olmütz dürfte die Armee Hilfsmittel und jene mora lische Kraft wiederfinden, welche es ihr gestatten wird, den Feind vom österreichischen Boden für immer zu vertreiben. 'Die Ver wundung des Erzherzogs Wilhelm scheint nicht schwer, da der Erzherzog schon vor Anhalten des Zuges auf der Wagentreppe stand und sofort nach seinem Aussteigen sich lebhaft mit dem Groß herzog von Toscana und der Erzherzogin Marie unterhielt, welche zu seiner Begrüßung erschienen waren. Ein Verband um das Haupt kennzeichnete die Stelle der Wunde. Feldmarschalllieutenant Graf Festetitsch ist hier eingetroffen; der eine Fuß wurde ihm bereits amputirt, der andere ist stark verwundet. Um '/,! Uhr ist Graf Festetitsch, zu dessen Begrüßung mehrere Damen erschienen waren, mittelst einer Hoftragbahre in sein Palais gebracht worden. Generalmajor v. Brandenstein, welcher, gleichfalls ^en Füßen schwer verwundet, mit demselben Zug eintraf, verblieb bis '/«3 Uhr in dem Wagen, um welche Stunde Graf Grünne erschien und seine Uebertragung in die mittlerweile angekommene Hoftragbahre über wachte, worauf der Verwundete aus dem Bahnhofe entfernt wurde. Einen schweren Verlust Hal die gräflich DubSki'sche Familie erlitten. Schon in der Schlacht bei Solferino starb ein Sohn des mährischen Landeshauptmanns den Heldentod auf dem Schlachfelde; ein zweiter Sohn, Alphons Graf Dubski, Oberleutnant im Kürassierregimcnt Kaiser Franz Joseph, wurde in der Schlacht bei Josephstadt durch eine Kanonenkugel getödlel." n Wien, 11. Juli. (Wolfs's T-B.) In den hiesigen entscheiden den Kreisen ist, wie man zuverlässig erführt, noch immer nicht der Entschluß gefaßt, durch Vorlage von Friedenspräliminarien den Waffenstillstand zu ermöglichen. Auch Italien gegenüber soll ein Waffenstillstand ohne Friedenspräliminarien nicht zu erwarten sein. — DaS österreichische Militärblatt, der „Kamerad", sagt über die Niederlagen in Böhmen: „Als Ursache des verunglückten Feld- zUgS der Nordarmee können wir zum großen, vielleicht zum größten Theile unser Verhältniß zu den deutschen Bundesmächten rechnen. Man wollte im Verein mit ihnen gegen Preußen vorgehen. Es scheint übrigens unzweifelhaft, daß man unsererseits auch auf den so raschen Verlauf der feindlichen Operationen nicht gerechnet hat. Man glaubte den Beginn des Krieges vielleicht so lange verzögern zu können, bis die beendete Organisation der deutschen Bundescon- stngente uns erlauben würde, im Verein mit diesen die Action be ginnen zu können. In der That schien der Eifer, den Generalleut nant v. d. Tann bei seiner Anwesenheit in Wien und Olmütz be kundete, die besten Hoffnnngen zu rechtfertigen. Leider hat die That mit dem vielleicht ernstlichen Wollen nicht gleichen Schritt gehalten, was bei der Energie, die unsere Feinde von Hause aus gleich ent wickelten, gewiß opportun gewesen wäre. Während Preußen mit einer rasenden Schnelligkeit ganz Westdeutschland mit seinem Corps überschwemmte, deutsche Länder sich unterwarf und schließlich die Hannoveraner zur Capitnlation zwang, rührte sich die mit Oester reich verbündete Bundesmacht (Bayern) kaum, obwohl ihre Streit kräfte mehr als um das Doppelte den feindlichen Jnvasionstrüppen überlegen waren. Namentlich ist Bayern, das seine Streitkräfte größtenlheils schon beisammen hatte, von dem Borwurfe, das Un glück der hannöverschen Armee verschuldet zu haben, nicht freizu sprechen. Die Schnelligkeit der Bewegungen einer Armee verdop pelt ihre Kraft und ersetzt den Abgang an Zahl. In dieser Hin sicht bildet sohin die alte Langsamkeit unserer süddeutschen Verbün deten einen auffallenden Contrast. Sie hatte unsere Nordarmee zu einer unfreiwilligen Defensive verurtheilt, aus welcher auch die spä- tern nachthciligen Folgen abzulriten sind. Es wundert uns übri gens, daß man von unserer Seite die eventuellen Schlachtfelder nicht früher vorbereitet halte. An der hierzu nöthigen Zeit gebrach es keinesfalls, da man sich blos der Feldschanzen zu bedienen brauchte. .Weder an der Seite des Riescngebirges, noch an jener gegen daö Glatzische waren die Pässe verschanzt. Auch die so wichtige Linie des JserflusseS hatte man vergessen, durch fortificatorische Werke zu verstärken. Wären diese bei Turnau, Podol, Münchengrätz und Jungbunzlau vorhanden gewesen, so würben die Kämpfe vom 26. ,biS 30. Juni anders ausgefallen jein. In deren Folge wäre die Armee nicht genüthigt gewesen, den Rückzug nach Königgrätz anzu- trehen. Ein Gleiches läßt sich auch,, von der ober« Elbe sagen. Wenn man wußte, daß der Feind über das Riesengebirge Vordrin ¬ gen wert^ jo Wußse Wn bedW sein, M Iser-. Ume «in Schlqchffeld vorzubereitM guf welchem der. Feind erwartet konnte. In der Richtung der, bestimmten Wckzug-liyje nach Olmütz gay es k^nen Mdern hirMMignetr» Pufikt, -ji-.de« Knie- büg der Elbe bei,.Pardubitz. Hi°r.pmxe sogar die Errichtung eines verschanzten, Lager« angezeigt gewesen,, zn welches die AMee. im Unglücksfalle, der auch Wirklich eintr-t , yirect und auch über die Brücken bei Kömggrätz sich zurückziehen kopnie. Das Terrain am rechten Htbufer bei Pardubitz ist so beschaffen, daß-ein Lyger igM kürzesten Zeit verschanzt gewesen wäre. Einen natürlichen Brüchen- k^MMeS bilden schon , die Lesche von Bstchdanetz., Me Riste der Schanzen konnte bei Chlumetz vorgeschoben werden, mit dem linken Flügel an die Eibe bei Teinitz, mit dem rechten an denselben Fluß bei Königgrätz. Wie ganz ander« wäre die Schlacht am 3. Juli ausgefallen, wenn alle biese leicht und schnell herzuMsn ge wesenen nothwendigen paffageren Fortificationen nicht dergessen ober versäumt worden wärm." - — (A.Z.) Am 5. Juli Abends ist Gräf Elam e GällaS in Wien eingetroffen, wie es fast scheint, ohne das Schicksal zu ahnen, dem er entgegengeht. Auf dem Nordbahnhofe — so erzählt ein Augenzeuge — harrte seiner ein Offidier der Abjutantur, zog drei versiegelte Schreiben hervor, prüfte beim Schein einer Gaslaterne die Adressen und überreichte ihm sodann eines derselben. DerGc- neral erbrach es, durchflog den Inhalt in sichtlicher Aufregung, ent gegnete aber, schnell gefaßt: „Ich stehe zur Verfügung", und Rn bereit haltender Wagen nahm ihn auf. Sein Adjutant, Prinz Ro han, trennte sich auf dem Bahnhofe von ihm. — Die officielle „Wiener Ztg." bringt eine erste Verlustliste von dem Gefecht bei Skalitz am 27. Juni nebst einer Namhaft machung der in der Königgrätzer Schlacht gefallenen oder verwun deten Oberofficiere. Wir entnehmen daraus Folgendes: Se. kais. Hoheit der Erzherzog Wilhelm hat in der Schlacht am 3. Juli einen Streifschuß am Kopfe erlitten, wobei die weiche Schadely^cke an zwei Zoll Länge und einen halben Zoll Breite verletz? wurde, die Schadelknochcn selbst jedoch glücklicherweise unverletzt blieben. Bedenkliche Erscheinungen sind bi« jetzt nicht eingetreten und man darf aus eine zwar langsame, aber glückliche Heilung hoffen. Fer ner wurde in derselben Schlacht am 3. Juli Se. tais. Hoheit Erz herzog Joseph an der linken Hand leicht verwundet, Feldmarschall leutnant Graf Thun-Hohenstein am Kopse leicht verwundet; >Jeld- . Marschallleutnant v. Mollinary durch die linke Schulter geschossen; Generalmajor v. Brandenstein und Generalmajor Hertweck verwun det; Oberst und Regimentscommandant Graf Bissingen-Nippenburg und Oberst und Regimentscommandant Müller v. Elblein verwun det; Oberst und Regimentscommandant v. Bindersfeld schwer ver wundet. Von den Flügeladjutanten des Feldzeugmeisters Ritter v. Benedek Oberstleutnant Müller schwer verwundet; Major Graf Grünne todt. Daß dem Feldmarschallleutnant Grafen Festetitsch eine Kanonenkugel da« rechte Bein abgerissen hat, wurde schon frü her gemeldet. : 7 ... u. Wien, 12. Joli. Wie tief der Ernst der Lagern allen Kreisen empfunden wird, das zeigt der soeben erschienene Hirtenbrief des Cardinals Rauscher au die Geistlichkeit und alle Gläubigen der Erzdiözese in Wien, in welchem es heißt: „Es ist Unglück, große« Unglück über Oesterreich hereingebrochen, aber es ist nicht- da« erste Mal, daß dies durch Gottes Zulassung geschieht. Im Lause der Jahrhunderte hat Oesterreich schon viel Schlimmeres erfahren, mehr als einmal schien es am Rande des Untergänge« zu stehen, doch bald erhob e« sich neugekräftigt wieder und seine Unfälle waren wie der Schatten, welche manchmal verfinsternd die Sonnenscheibe be deckt, doch bald vorüberzieht und dem Tageslichte Raum girbt.... Ein Verräther an Gott, Thron und Vaterland ist, wer jetzt an etwas Anderes denkt, al« an Oesterreichs Rettung mit Gottes Beistand unv Segen!" Pardubitz, 10. Juli. (Wolfs's T.-B.) Trotz deö schlechten Wetters der letzten Tage ist der Gesundheitszustand bei beiden, jetzt bereits in Mähren spendenden Armeen verhältnißmäßig ein sehr günstiger. Für dieHeilmcg der Verwundeten zeigt das Wetter sich wohlthätiger, als die frühere Hitze. Der anfangs sehr fühl bare üble Wille der böhmischen Bevölkerung schlägt in gntes Ein vernehmen nüt dem preußischen Militär nm, wozu die veröffentlichten Proclamationen viel beigetrageu haben, auch die Verpflegung wird dadurch bedeutend erleichtert. Wesentlich für die veränderte Stim mung der Bevölkerung ist die jetzt bis ans Josephstadt und König grätz vollendete Eväcuirung des ganzen Königreichs Böhmen von österreichischen Truppen. Die Wirksamkeit der dem königlichen Hauptquartier attachirten Armeopolizeibehörde hat sich hiey und in andern böhmische« Städten als höchst zweckmäßig erwiesen? st-' Zwittäü ,(in Mähren), l0. Juli. (WolffS T.-B.) Heute Mittag ist der König von Preußen mit dem großen Hauptquartier -