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unsre Stadt mittelst Eisenbahn paffirt haben, traf« Mwm und heute Mittag zwei große« Transporte bsteNMischrr Gefangener, bei denen sich auch Sachsen befandet»!, zu Fußt auf der Löbauer Chaussee hier ein. Gestern wurden dieselben nach erhaltener Ver pflegung mit Kev Bahn Wüter befördert^ dk heute, angekommenen aber übernachten hier und wurden in dar/Caserne, die Sachsen — wie wir hören über 100 Mann — auch bei sich dazu erbietenden Bürgern einquarticrt. Die Sachsen durften sich bis zum Abend ganz frei in den Straßen der Stadt bewegen. Zwickau, 10. Juli. (Aw. Wbl.) Eine Schwadron preußischer Landwehrulanen, welche seit dem 6. Juli eine RecognoScirung gegen die bayersche Grenze vorgenommen, kehrte gestern nach hier zurück; sie führte einen baherschen Infanteristen (Baptist Wolf aus München, vom 14. Linien-Jnfanterieregünent) als Gefangenen bei sich. Grimma, 10. Juli. (D.-I.) Seit Sonnabend Haben wir von Leipzig au» ein« kleine preußisch« Garnison (circa 70 Mann), die, wie man htrt, bi« Ende der Woche hier bleiben soll. Sie hat eine beträchtliche Quantität Hafer — angeblich 2400 Dresdner Scheffel —, der im vorigen Herbst für die hier garnisonirenden beiden Schwadronen des 2. Reiterregiments angckaust worden war, sowie ein Quantum Heu mit Beschlag belegt- — Daß die hiesige königl. LandcSschule zum Lazareih gemacht werden soll, ist ein seit einige» Wochen coursirendeS und »euerviug« wieder ausgefrischtes Gerede, das bisher wenigstens jeder Begründung ermangelt. Berlin, 12 Juli. Der „ Staats-Anz." enthält in seinem amtlichen Thüle folgende Mittheilung: „Um die in der Presse hervortreteüden JrrthüMer in der Be- urtMung der gegenwärtigen politischen Lage anfzuklären und die dadurch in den Gcmüthern hervorgerufenc Ungewißheit und Unruhe zu beseitigen, sind wir zu folgender Erklärung ermächtigt: „Die zwischen Preußen und Italien bestehenden vertragsmä ßigen Verpflichtungen machen es unmöglich, ohne gegenseitige Zu stimmung beider Staaten einen Waffenstillstand oder Frieden mit Oesterreich abznschlicßen. Diese Verpflichtungen haben auch Italien verhindern müssen, ans den einseitigen, nur dorthin gerichteten FriedenSwnnsch Oesterreichs durch Annahme Venetiens als Geschenk cinzugehcn, und den eigenen Antheil am Kriege zu beenden. - „Europa weiß, daß nicht niedrige Eroberungssucht die Trieb feder Preußens in dem großen Klampfe ist, zn welchem cS durch V esterrcich und seine Bundesgenossen gezwungen wurde. WaS Preußen erobern will, dient den höchsten nationalen Zielen, betrifft die edelsten nationalen Güter. Wir verlangen für unö Garantieen für die territoriale Sicherheit innerer Zukunft, für Deutschland aber die Herstellung einer staatlichen Einheit, wenigstens unter der Mehr zahl deutscher Stämme und Staaten, nm den unwürdigen Zustän den innerhalb seiner Grenzen ein Ende zu machen, welche das An sehen und die Machtstellung der Nation so lange herabgedrückt und erniedrigt haben. „Bei Erfüllung dieser nationalen Mission steht die Mehrzahl der patriotischen deutschen Fürsten an Preußens Seite. Unser Volk aber opfert Gut und Blut dieser hohen Ausgabe, und unsere Söhne in der Armee, unter der Führung ihres königlichen Kriegsherrn, sind erfüllt von der Heiligkeit des großen Kampfes, wie unsere Väter von I8>3. „Ucbcrall, wo sic in Feindesland austretcn, legen sie ein leuch- tcudeS Zeugniß davon ab, wie sic als Träger europäischer Gesittung von dem Bewußtsein durchdrungen sind, daß sie nicht den Völkern den Krieg machen, sondern nur den Regierungen, welche jene ver geben« zu blindem Hasse gegen Preußen anfzustacheln versucht haben. Ueberall, wo unsere Fahnen eine Zeit lang wehen, weicht dieser Haß edleren Gefühlen gegen uns. Unsere Armeen aber, begleitet von den Sympathien der Nation, getragen von dem Bewußtsein ihrer hohen Aufgabe, werden für die Lösung derselben zu siegen und zn sterben wissen." .— Nach dop „B. B.-Z." stehen wir ziemlich nahe vor dem Abschlusse eines Waffenstillstandes, und zwar eines Waffenstillstan- d<P, der verbupdc» ist mit. dem gleichzeitigen Abschluß von Frie- deySpräluniuarM.7 '-- Wie die „B. B.-Z." hinzusügt, handelt es sich dabei um Pisten .für Pie preußischen Interessen günstigen Waffen stillstand, da djv Regierung, einen anderen, selbst auf die Gefahr eines Bruches mit.Frankreich, nicht annnehmen wird. .„--"(Pr.Ech Die.Einberufung des Landtags ist mit Rücksicht auf die neueftrw politischpn Verhältnisse, welche Se. Majestät den König.nnd s.derb Minister-Präsidenten Grafen Bismarck an das Hauptquartier fesstln, um eine kurze Zeit hinausgeschoben worden. Der Wunsch Sr. Majestät des König säst es gewiß, den Landtag gerade unter, den gegenwärtigen, für Preußen so hoch erfreulichen Verhältnissen in Person eröffnen zu können. Sollte dies au« militärischen oder politischen Rücksichten unausführbar sein, so würde die Eröffnung, wenn irgend Möglich, durch den Minister-Präsidenten geschehen. — Der „StaatS-Anzeiger" meldet: „Dikf'Mchiüungen von Weimar und Schaumbürg-Lippe haben der königlichen Regierung die Anzeige gemacht, daß die Truppen beider Staaken, welche auf Grund des Bundesbeschlusses vom 6. v. M einen Theil der Be satzung der neutralisieren Bundesfestung bildeten^ zum Verlassen der selben gewaltsam genöthigt und theils nach Ulm, theils nach Rastatt dirigirt worden seien. Die genannten Staaten haben gegen dieses völkerrechtswidrige Verfahren einiger zum „früher»" Deutschen Bunde gehöriger Regierungen protestirt und das Berliner Cabinct von diesem Schritte in Kenntniß gesetzt." Berlin. Die „Prov.-Corresp." bestätigt, daß die preußische Regierung die Vermittelung des Kaisers Napoleon nicht abgewiesen hat. Nachdem das ministerielle Organ darauf hingewiesen, daß Preußen durch seine Siegs jetzt „zwei Königreiche und ein Chur fürstenthum in Norddeutschland, sowie zwei Provinzen Oesterreichs in seiner Gewalt hat," fährt dasselbe fort: „Indem Preußen über zeugt sein darf, daß auch der Kaiser Napoleon die Bedeutung und das Gewicht dieser Thatsachen vollkommen anerkennt, hat unsere Regierung seine Vermittelung zur Herbeiführung von Friedensunter handlungen an und für sich nicht von der Hand gewiesen. Bevor jedoch ein Waffenstillstand abgeschlossen werden kann, muß Preußen verlangen, daß befriedigende Grundlagen für den Abschluß eines wirklichen Friedens in sichere Aussicht genommen seien, — Weil sonst der Waffenstillstand die größten militärischen Nachtheile für Preußen im Gefolge haben könnte. Frankreich scheint auch diesen Gesichtspunkt durchaus zu würdigen und seine ernsten Bemühungen eben dahin zu richten, von vornherein geeignete Friedensgrundlagen darzubieten." Wien, 6. Juli. Ueber unser Kriegsunglück in Böhmen und dessen Folgen schreibt der gestrige „Kamerad": „Die Entscheidung ist gefallen, doch leider nicht so, wie wir sie erwartet haben. Außer der (Überzahl scheint der Feind auch den Vortheil einer bessern Führung gehabt zn haben. Unsre Aufstellung in der Schlacht war, so viel man aus der Lage der Ortschaften, bei denen gekämpft worben, entnehmen kann, eine nicht unvortheilhafte. Der Rücke» stützte sich an die Festung Königgrätz, wo mehrere Kriegsbrücken über die Elbe führten; das Centrum stand ä clrev»! der Straße von Pikahin nach Königgrätz bei Sadowa hinter dem Bistritzbach, mit Stützpunkten aus der Höhe bei Lippa, Schloß Chlum, etwa eine halbe Meile hinter dem Bach, an und unweit der Straße; der linke Flügel lief abwärts des Bachs über Mechanitz, wahrschein lich auch die Straße von Chlumetz kreuzend, gegen die Teiche von Bohdcnetz, während der rechte, im Haken zurückgebogen, sich gegen Jost'phstadt geneigt zu haben scheint. Die Stellung hatte im Centrum und im rechten Flügel ein coupirtes Terrach;. der linke Nägel aber ein mehr offenes und der zahlreichen Reiterei mehr entsprechendes; die Höhe bei Lippa mit dem Schloß Chlum scheint der stärkste Punkt der Stellung gewesen zu sein. Wege führten m allen Richtungen der Stellung zu, scheinen aber durch da» heftige Regenwetter völlig aufgeweicht gewesemzu sein, und die Bewegungen, namentlich die der Artillerie und Cavalerie, sehr behindert- zu haben. Die Einleitung zum Angriff bildete ein Kanonendonner, der am 3. Juli schon um 8 Uhr Morgens begann. Erst gegen Mittag erfolgte der Angriff ernstlich auf der Straße von Gitschin gegen Königgrätz. Es wurden die Orte Sadowa und Lippa vom Feinde angegriffen; der Kampf dauerte bis >/,2 Uhr Nachmittags, schließ lich wurde die Stellung hier behauptet. Gegen 2 Uhr engagirte sich das vereinigte 8. und 10. Armeecorps unter Feldmarschall- lieutenant Freiherrn v. Gablenz und die Sachsen im Gefecht. Dasselbe Pflanzte sich längs dem Bistritzbache bis. Nechanitz fort. Nach '/,3 Uhr war der Feind bereit« geworfen, und retirirte gegen Jesephstadt und Königinhof, in welcher Richtung der Kanonen donner immer schwächer hörbar wurde. Auf: dieser Seite scheint das 4. Corps den Ausschlag gegeben zu haben, dessen Commandant, Feldmarschalllieulenant Graf Festetitsch, mit zer schmettertem Fuße vom Schlachtfelde gebracht wurde. Nach 3 Uhr nahm die Schlacht jedoch eine andere Wendung. Der frühere An griff des Feindes war unsrer Ansicht nach nur zum Schein erfolgt, um unsere-Hanptkräfte nach dem rechte» Flügel zu zjehen. Mit seiuem strategischen Flügel, dem rechten^, gedachte er unfern linken dadurch leichter schlagen zu können und von Pardubitz abzu drängen. General der Cavalerie, Graf Clam-Gallas, commandirte diesen Flügel, der aus dem 1. österreichischen Corps upd den Sachsen bestand. Nach und nach wurde derselbe mit großer Uebermacht deS Feindes zurückgedrängt. Starke Brände bezeichneten seinen Weg? Um 6 Uhr befand er sich schon nahe bei der Festung, dennoch dauerte das Schlachtgetümmel fort bis nach 7 Uhr. Gedeckt durch den infolge des heftigen Regenwetters bis auf den Boden gedrückten Pulverdampf, war es schließlich dem Feinde gelungen , bis Chlum in unsere Stellung vorzudringen. Plötzlich von dort aus iu Flanke und Rücken heftig beschossen, schwankten die nächsten Truppen, und