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am i w Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg,,solch der Kgl. GerGMWWMW Werg, Sayda u. HaO. 'M L- .tage bereitet, wohl auch erkannt haben, daß sie sich für die Wieder« Tageblatt. nmk.m 1^ N'^m Mil U'.MI 1«4 WiLNSMÄ' Ä-M-,, dm VI«, .1 V für die nächste Nr. anjitiwmmcn., ... - -»- Die Auflösung des Bundes. Die Thatsache steht jetzt fest, daß der deutsche Bund, wie er 1815 geschaffen, 1848 aufgelöst und 1850 wieder eingesetzt wurde, in eine Zersetzung gerathen ist, die allein Anschejpe nach seinen wirk lichen Tod bedeutet. Seit 16 Jahren war sein Dasein nur ein scheinbares; der Bundestag in Frankfurt existirte nur noch, um zum Spiel diplomatischer Jntriguen deutscher Cabinette zu dienen. Die einzelnen Regierungen kannten alle die Ohnmacht dieses Bun des; sie sehnten sich entweder — wenn sie es ehrlich mit Deutsch land meinten — nach etwas Besserem, oder sie nahmen die alte bequeme Einrichtung hin, weil sie nichts Besseres an ihre Stelle wünschten, weil sie von jeder Veränderung dieser BündeSschöpfung ohne Leben und Kraft nur für ihre Souveränitätsinleresseu zu fürch ten hatten. Aber der deutsche Bundestag stand bei ihnen nicht in großem Ansehen, und waS die deutsche Nation anbelangt, so miß achtete sie ihn von Herzen als den Ausdruck der Ohnmacht Deutsch lands, der Verkümmerung aller freiheitlichen und nationalen Ent wickelung. Sie betrachtete ihn wie eine galvaniftrte Mumie, depen künstliches Leben sie erlöschen sehen wollte; sie hatte nicht die Macht, diese Schöpfung zu zertrümmern — aber sie wußte, daß sie über kurz oder lang zu Grunde gehen müsse. Und sie ließ es sich daher gefallen, als Oesterreich selbst eS war, Welches die Lebensunfähigkeit des Bundestages im Jahre 1863 hei Gelegenheit des Fürstentagcs aussprach; sie verdroß es nicht, als vor einigen Wochen auch Preußen den Bankerott dieser Bundes versammlung erklärte und an ihre Stelle ein deutsches Parlament zu setzen begehrte. Sir hat heute kein Bedauern darüber," daß der deutsche Bund unter dem Druck der ersten Ereignisse auseinander fiel und ohne Sang und Klang von der Schaubühne verschwand. Mit dem Austritt Preußens aus dem deutschen Bunde war überhaupt eine Fortsetzung desselben nicht mehr denkbar; dazu hätte es eben eines Zwanges gegen Preußen bedurft, der nicht ohne einen großen Krieg und damit einer totalen Zerrüttung aller Verhältnisse in Deutschland möglich war. Dieser Krieg ist auch zu einer That sache geworden und wir sehen, daß sogleich die völlige Auflösung der alten Verhältnisse eintritt. Freiwillig oder genöthigt ist der größte Theil sämmtlicher norddeutschen Staaten mit Preußen aus dem Bunde getreten und Hal bisher nicht activen Theil genommen am Kriege. Ebenso lag es in der Natur der Sache, daß sie das neue, von Preußen ihnen angebolene Allianzverhältniß abschlossen und sich zur Bildung der neuen Union verstanden, welche Preußen an Stelle des bisherigen deutschen Bundes setzen will und in der das deutsche Parlament den Ausdruck der Einheit bilden soll. Es hängt von den Ereignissen, von dem Ende des Krieges und von der Zukunft ab, ob diese Union eine friedliche mid staatliche Ge stalt annimmt und ob sie sich als lebensfähig erweiset. Vorläufig ist nur als Gewißheit aufzunehmeu, daß der deutsche Bund in seiner- bisherige» Form auseinander gesprengt ist und seine alte Zusammen setzung selbst für den Fall nicht mehr zu erwarten steht, daß es Oesterreich gelingen könnte, Preußen zu besiegen. Die kleinern Staaten werden mit dieser letzten Erfahrung, dir ihnen die Juni ¬ herstellung des ohnmächtigen und unsicheres Bundesverhältnisses der alten FoW nicht mehr lnteressiren können. , Wiberg,-16. Juli 1866. In ernsten schweren Herten, wie die gegenwärtige, werden die Gemüthcr oft mehr-beunruhigt durch. Eingehungen der Furcht, durch MithnWiche, deh Schwarzseherei entsprungene Voraussetzungen, dnrch Schattenbilder überreiztet Phantasie, als durch die Thatsa- chen ftlbst., Wie der Nervenleidcnpe durch die kleinste und unschul digste Ursache, die am Gesunden spurlos vorübergeht, oft in Angst und Schrecken geräth, so auch ein Volk, dessen Lebensnerv — die staatliche Existenz — in scheinbarer Gefahr schwebt und wodurch natürlich eine krankhafte Erregung in den Gemüthern erzeugt wird. Auch hier ist, wie beim Kranken, Ruhe und Besonnenheit das erste Erforderniß. Mit diesen Eigenschaften ausgerüstet, wird der Blick in die Zukunft uns keineswegs so dunkel erscheinen, als ohne dieselben. Wohl dürften wir schwerlich wieder in die alten bundesstaat lichen Verhältnisse zurücktreten, fit denen die deutschen Staaten vor dem 14. Juni 1866 lebten. Aber wer Ehrlichkeit, Verstandniß der Zeit und ihrer Geschichte genug besitzt, wird darin kein weiter« schlitterndes Unglück erblicken. Seit dem Bestehen der Bundesver fassung hat Deutschland sich nie einer ungestörten Ruhe, nie eines anderen, als bewaffneten Friedens erfreut, der nur zu oft in die Katastrophe auözuarten schien, die jetzt über uns hereingebrochen. Es lag zu sehr m der Natur der Sache, daß zwischen Oesterreich und Preußen, den beiden mächtigsten deutschen Staaten, endlich einmal, der alte 50jährige Zwiespalt wegen der Oberleitung in Deutschland zum Austrag kommen mußte. Die Entscheidung da« rüber konnte nur auf die Spitze des Schwertes gestellt werden, auf der sie jetzt steht. Preußen hat in einer Reihe von Kämpfen seinen Gegner niedcrgeworfen und damit wenigstens bis heute den tatsächlichen Beweis geliefert, daß es der mächtigere deutsche Staat sei, dem die Oberleitung in Deutschland gebühre. Noch stehen wir mitten im Kriege, noch kann das Schlachtenglück mög licherweise wechseln, aber vor der Hand rechnen wir mit den bis heute gegebenen Thatsachen. WaS will nun Preußen? Es will die einheitliche Organisation der deutschen Wehrkraft zu Wasser und zu Lande unter seiner Führung; eö will die diplomatische Vertretung der Interessen Ge« sammt-DeutschlandS nach Außen hin und eS will an Stelle des Bundestages die Mitwirkung des deutschen Volkes an der Gesetz gebung durch ein Parlament. Dies sind die drei Cardinalpunkte, mn die eS sich handelt und durch welche die Existenz und staatliche Selbstständigkeit keines Landes bedroht wird. Gleichwohl begegnet man häufig der Furcht, Preußen könnte am Ende zur Herstellung eines deutschen Einheitsstaates die jetzt occupirten Länder, also auch unser Sachsen, annectiren. Diese Furcht ist grundlos. Die Herstellung eines Einheitsstaates in dem Sinne, daß alle bisherigen deutsche Staaten als preußische Provinzen gelten sollten, wird und kann Preußen nicht wollen, denn es wider streitet dem Begriffe eines civilisirten Staates. Freilich gicbt es wohl Schreier, die nur in solchem Einheitsstaate das Heil Deutschlands zu finden meinen, indeß sind derartige Leute nicht zu fürchten. Sie sind schon immer dagewesen und haben mit ihrem Geschrei noch nie etwas ansgerichtet. Sehr treffend aber wendet sich die „Berliner Volkszeitung" gegen dieselben, indem sie sagt: Wer den Einheitsstaat zur Volksdevise machen null, wird ans den Widerstand des Volkes gegen jede Art von Cäsarismus stoßen und Unheil in Deutschland anrichten, statt die Wunde des Vaterlandes zu heilen. -