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IL« Wie», 4. Juli. (Fr. I.) Feldmarschall-Obercommandant Benedek an den Kaiser: „Hahenmauth, 4. Juli, 3 Uhr Morgen». Rach mehr al« fünfstündigem, brillantem Kampfe der ganzen Armee und der Sachsen in theilweise verschanzter Stellung von Königgrätz, mit dem Lentrum in Leipa, gelang e« den Feinden, sich unbemerkt in Lhlum (Lhlom) festzusetzen. Da« Regenwetter hielt den Pulver dampf am Boden, so daß er eine bestimmte Aussicht unmöglich machte. Hierdurch gelang es dem Gegner, bei Chlum in unsere Stellung vorzudringen. Plötzlich und unvermuthet in Flanke und Rücken heftig beschoffen, wankten die nächsten Truppen, und unge achtet aller Anstrengungen konnte es nicht gelingen, dem Rückzüge Einhalt zu thun. Derselbe ging anfangs langsam vor sich, nahm jedoch an Eile zu, je mehr der Feind drängte, bis sich Alle« über die KrieaSbrücken der Elbe, sowie nach Pardubitz zurückzog; der Berlust ist noch nicht zu übersehen, ist aber gewiß sehr bedeutend." — 4. Juli. Die „Wiener Abendpost" giebt dem Schmerze Ausdruck über die Wendung der Ereignisse durch die Schlacht bei königgrätz. Eine solche Wendung habe keine menschliche Voraussicht erwarten lassen. „Um so erschütternder — sagt die „Abdp." — lastet dieser Schmerz auf uns, als an der Spitze der Armee ein Mann stand, der von dem vollsten Vertrauen der Bevölkerung und de« Heere« getragen wurde, dem der Kaiser vorzugsweise wegen dieser Einmüthigkeit des öffentlichen UrtheilS in jeder Beziehung vollkom menste Freiheit seiner Entschließungen und Handlungen gewährt hatte. Nicht der mindeste bestimmende Einfluß wurde auf den Obercommandanten der Armee geübt; die Wahl seiner Untergebenen und seine Anordnungen hatten im Vorhinein die Genehmigung des Kaiser«. Hierdurch widerlegen sich alle die Stimmen, welche von Beeinflussung des Feldherrn und von Oetrohrung gewisser Persön lichkeiten sprechen. An maßgebender Stelle sind alle Einleitungen bereits getroffen, um diejenigen Personen, denen ein specielleS Ver schulden zur Last fällt, mit der verdienten Strafe zu treffen. Wir vernehmen, daß die energischsten Schritte bereits geschehen sind, welche sicher hoffen lassen, daß Dasjenige, wa« in militärischer und politisch-diplomatischer Richtung noch erreicht werden kann, auch bald und wirksam werde erreicht werden." — 6. Juli. (Wolffs T.-B.) Die „Wiener Zig." stellt die Nachricht von einer Reise des Grasen MenSdvrff nach dem Norden behuf« der Eröffnung von Friedensunterhandlungen in Abrede. Di« öffentliche Meinung in Oesterreich fordere Frieden mit Italien, aber Krieg mit Preußen. Horzih, 6. Juli. (Wolff« T.-B.) Die in der Gegend von Ehlum lagernde preußische Gardeinfanterie ist Mittags in der Rich tung von Pardubitz vormarschirt. — Um 5 Uhr Nachmittags be gann eine starke Kanonade von Königgrätz her hörbar zu werden ; man vermuthet einen gewaltigen Angriff auf diese Festung. , Münch«». Der Lager-Correspondent der „Bahr. Z." sucht zu er klären, warum die bayrischen Truppen den bedrängten Hannovera nern nicht zu Hilfe gekommen sind, indem er schreibt: „Daß wir nicht rascher vorgerückt sind, um noch eine rechtzeitige Vereinigung mit den Hannoveranern zu erzielen, mag wohl aufgefallen sein, na mentlich Leuten, welche die Verhältnisse nicht kennen. Ich will in dieser Hinsicht für heute nur bemerken, daß bis zum letzten Mo ment vor der Capitulation auch nicht ein Officier aus Hannover ankam, der verlässige Kunde von der Stellung, dem Aufenthalt oder der Absicht der Hannoveraner gebracht hätte. Wir zogen daher Anfang» gegen Fulda und wurden erst später gewahr, daß sie die Direktion verändert und den Versuch gemacht hatten, zwischen Ei senach und Gotha durchzudringen." — Die „AugSb. Allg. Ztg." erfährt: Die verzögerte Action Bayerns sei dadurch veranlaßt wor den, daß da» 8. ArmeccorpS „in fast vollständiger Nichtbereitschaft zum Krieg" von den Ereignissen überrascht worden sei, was läh- wend auf die Action des bayrischen Heere» zurückgewirkt habe. Hildburghausen, 3. Juli. (Dorsztg.) Gestern gegen Mittag sind die letzten bayerschen Truppen (mit Artillerie) in nordwestlicher Richtung über Römhild von hier abgezogen. Seit der Capitulation der Hannoveraner scheint der Marsch auf und über den Thüringer Wald aufgegeben und auch die vielen Tausende von Truppen, die bereits dahin abmarschirt waren, sollen westlich nach Meiningen rc. abgeschwenkt haben. Die neue Marschrichtung geht, wie man hört, nach Kurhessen. Die Zahl der Truppen, die über hier marschirt sind, wird auf mehr als 20,000 angegeben. — Das Hauptquartier veS Prinzen Karl von Bayern war am 30. Juni in Meiningen. Pari«, 7. Juli. (Wolffs T.-B.) Die Gerüchte über die diesfeitigen Verhandlungen zur Vermittelung eines Waffenstillstandes zwischen Preußen und Italien einer- und Oesterreich andererseits sind zahllos uny spiegeln sich iu Mittheilungen der verschiedenen Blätter wieder. Florenz, 2. Juli. Die offtcielle Zeitung des Königreichs ver öffentlicht das Gesetz, wodurch die Regierung zur Aushebung der Altersklasse von 1846 ermächtigt wird. Da- erste Aufgebot dieses Contingents beträgt 46,000 Mann. — Prinz Amadeus ist beinahe völlig von seinen Wunden wieder hergestellt ; er wird bald wieder in'ö Lager zurückkehren können. — 7. Juli. (Wolffs T.-B.) Der Prinz von Carignan hat den preußischen Gesandten heute in besonderer Audienz empfan gen. Von Berlin ist, wie versichert wird, noch keine Nachricht über einen Waffenstillstand eingegangeo. St. Peteribura. Die „Europe" bringt folgende Mittheilung: „Der Fürst Gortschakoff hat an die russischen diplomatischen Agen ten im Auslande eine Circulardepesche gerichtet, worin er den Zweck und die Bedeutung der Concentration der russischen Truppen er klärt. Der Fürst bemerkt zuerst, daß Rußland beabsichtigt, nach allen Seiten hin die strengste Neutralität zu beobachten. Dagegen hat die russische Regierung sich verpflichtet gesehen, sowohl ander russisch-österreichischen, wie an der russisch-preußischen Grenze für die Sicherheit der Bewohner an den Grenzen, welche eventuell da« Kriegstheater werden können, ein Observationscorps zu concentriren, um zu verhindern, daß der Kampf nicht auf russisches Gebiet ver pflanzt wird. Dieses Obscrvationscorps wird in mobilen Colonnen opcriren, welche die preußischen oder die österreichischen Colonnen, die auf das russische Gebiet getrieben werden mögen, empfangen werden, und zu gleicher Zeit hat man den Befehlshabern der Truppen eingeschärft, die an den Grenzen wohnenden österreichischen oder preußischen Unterthanen aufzunehmen, die sich auf das russische Gebiet flüchten mögen,- von ihnen keine Reisepässe zu verlangen und ihre Effecten zollfrei eingehen zu lassen." London, 5. Juli. Die Schlacht bei Königgrätz hat hier einen überwältigenden Eindruck gemacht. Von der Zündnadel spricht man mit einem Gesühl, wie das Mittelalter von der Erfindung des Schießpulvers sprechen mochte. Ihr allein habe Preußen seine ge genwärtige imponirende Stellung zu verdanken. — „Daily News" indeß schiebt auch Einiges auf das Organisationstalent und die so lide Arbeitsamkeit der preußischen Behörden. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Wolf. Nirchsiche Nachrichten. >«» 27. Ani di« 3. M wmdrn augMkldkt: Geborue. Ein Sohn: dem Doppelhäuer Liebert — dem Zimmermann Börner — dem Destillateur Fehre — dem Bergarbeiter Müller — dem Hüttenarbeiter Friedrich — dem Kleidermacher Weichold — dem Erzwagenbegleiter Jäkel — dem Tagarbeiter Bär. — Eine Tochter: dem Kupferschmiedemeister Schürer — dem Fabrikarbeiter Grunert — dem Hüttenarbeiter Reichelt — dem Nachtfeuermann Kauffenstein — dem Privateopist Grabich — dem MechanicuSgehilsen Meißner — dem Tagarbeiter Horn — dem Mühlführer Klemm — dem Doppelhäuer Wolf in Langenrinne. — Ueberhaupt 17 Kinder, als 8 Söhne und S Töchter. Gestorbene: des Handarbeiter Hauschild Tochter, Ernestine Minna, 1 Jahr 9 Mon. 3 Wochen — des Bergarbeiter Helbig Sohu, Heinrich Hermann, 7 Mon. — des Schmiedemeister Herschel Sohn, Earl Paul, 4 Wochen 2 Tage — des Maschinenwärter Lehmann Ehe frau, Emma Bertha geb. Spahrmann, 28'/. Jahr — des Gericht«« director Bienert hinter!. Tochter, Jgft. Johanne Charlotte, 79 Jahr ü Mon. — des Uhrmacher Zimmermann Sohn, Paul Moritz, 2 Wochen — de- Schuhmacher Heinig Tochter, Emma Louise, 2 Wochen 5 Tage — der pens. Doppelhäuer Friedrich Ferdinand Hoyer, 58 Jahr — des Postillon Müller Sohn, Friedrich Max, 7'/, Mon. — de» Ligarreusortirer Schwerdtfeger Sohn, Franz Joseph, 1t'/, Mon. — des Doppelhäuer Uhle Sohn, Carl Eduard Otto, 7 Mon. — de« Doppelhäuer Renkewitz Tochter, Emma Marie, k Jahr 5'/, Mon. — des Bergarbeiter Göpfert Tochter, Anna Hedwig, 8 Jahr 5 Mon. 1 Woche — Christiane Dorothee verwittw. Ihle geb. Schulze, 77 Jahr 4 Mon. 2 Wochen alt. — Hierüber 1 unehel. Sohn, 11 Woche» alt. --- Ueberhaupt 15 Personen, als 8 männl, und 7 «eibl. Geschlecht». Or t - k a l e n d e r. Sparkasse täglich geöffnet von Nachmittags 2 bis 5 Uhr. Leihkaffe geöffnet Montags, Mittwoch», Freitag- und Sonnabends in den Vormittagsstunden. Caffa de« DarlehnS-Verein-: Schloßplatz Nr. 239, 1. Etage. Freiberger AlterthumS - Museum — im Kaushau- 1. Etage. Thermometerstand: heute Morgen 7 Uhr 12 Grad Wärme, k-