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Verantwortlicher Redakteur: Z. E. Wolf. lhermometer-aud: heut« Morgen 7 Uhr 1V Grad WLrme. k- Gotha, 29. Juni. (Dr. I.) Nachdem da« überaus blutige Gefecht bei Merxleben unweit Langensalza mit dem Rückzug der vereinigten preußisch-coburg-gothaschen Truppen und der Behauptung he« Kampfplatzes durch die hannöversche Armee vorgestern geendet hatte, war gestern durch ras Eintreffen deS Generals v. Manteuf» sel mit 26,OVO Mann in Mühlhausen unk de« Generals v. Göben mit 20,000 Mann in Eisenach die Kinschlleßäng d« Hannoveraner vervollständigt und die Uebcrmacht diesseits hergestellt. Gestern Abend liefen bereits die Gefangenen hier ein, welche die Hanno veraner bei Merxleben gemacht und die sie gestern freigegeben hat ten; es sollen ihrer an 1000 Mann gewesen sein ; ich sah einen Trupp von über 300 Mann an meinem Fenster vorüberziehen. Heute morgen hat nun die hannöversche Armes capitulirt. Gotha, 29. Juni. (Wolff'S T.-B.) Es heißt, der König und der Kronprinz von Hannover haben ihr Ehrenwort verpfändet, in diesem Kriege nicht gegen Preußen zu kämpfen, ebenso die hannö verschen Offiziere, welche die Seitengewehre behalten; die Mann schaften sind entwaffnet und sollen in die Heimath entlasten werden. Kriegsmaterial, Munition werden den Preußen übergeben. Münchengrätz, 28. Juni, 7 Uhr Abends. Prinz Friedrich Karl hat nach heißem Gefecht Münchengrätz genommen, die Oester reicher zogen mit Verlust von 2000 Mann über Fürstenbrück zu rück. Die Brigade Fransecki hat allein 600 Gefangene gemacht. Trautcnau, 29. Juni. (Wolffs T.-B.) Von hier werden 3000 gefangene Oesterreicher, von Nachod etwa 5000 nach Posen dirigirt. fangene find Stellen masst Ortskalender. Sparkasse täglich geöffnet von Nachmittags 2 bis 5 Uhr. Leihkaffe geöffnet Montags, Mittwochs, Freitags und Sonnabends in den Vormittagsstunden. StaatS-Telegraphen.Bureau täglich geöffnet von früh 8 bis Abends S Uhr. Naturhistor. Museum: Fischergaffe Nr. 48, L. Etage (geöffnet an allen Sonn- und Feiertagen Vormittags von '/,1t bis t Uhr und Nachmittag- von 2 bis 4 Uhr, Entree t Ngr.). Sachsen. Dresden, 26. Juni. Das Finanz-Ministerium hat folgende Bekanntmachung, die Handdarlehne betreffend, erlassen: Der Zins fuß der in Folge der Bekanntmachung des Finanzministeriums vom 11. dieses Monats an die Finanzhauptkaste eingezahlten und noch eingehenden Handdarlehne wird hiennit auf sechs Procent aus's Jahr erhöht. Nach diesem Betrage werden die Zinsen der bereits eingezahlten Handdarlehne auch auf die seit der Einzahlung schon abgelaufene Zeit berechnet und gewährt. — 28. Juni. (Dresdn. Journ.) Dem Vernehmen nach ist das Gerücht im Umlauf, daß infolge des Krieges der Betrieb des Elsterbades bis auf Weiteres eingestellt worden sei. Aus der besten Quelle könnnen wir versichern, daß dieses Gerücht aller Begründung entbehrt, und ebensowenig eine derartige Betriebseinstellung in der Absicht oder auch nur in Aussicht genommen ist. Die Lage Elsters ist eine solche, daß eine nähere Berührung des OrteS selbst und seiner Umgebung von den Kriegswirren kaum zu befürchten steht. Möchten daher Alle, welchen der Arzt gerathen hat, in dem Ge brauche unsrer Quellen, die infolge einer im heurigen Frühjahre ausgeführten FassungScorrection reichlicher und gasreicher denn je ihre Schätze spenden, Genesung zu suchen, diesem Rathe unbeirrt Folge geben. Namentlich mag auch Fremden, welche mit ihren Familien nach Schutz gegen die unmittelbaren Belästigungen der dermaligen Kriegswirren verlangen und nach einer friedlichen Zu fluchtstätte sich sehnen, Elster zum zeitweiligen Aufenthalte ange legentlich empfohlen sein. Die dort herrschende Ruhe inmitten einer schönen, von sorgsamer Pflege unterstützten Natur, die nach allen Seiten hin Gesundheit athmet, wird ihnen in reichstem Maße nicht nur Das, was sie zunächst suchen, sondern selbst Genüsse bieten, die der freundlichen Zufluchtstätte ein um so dankbarere» Andenken sichern werden. Einem Extrablatts des „Dresdner Journals" vom 1. Juli entnehmen wir nachstehende telegraphische Nachrichten: Reichenberg (in Böhmen), 1. Juli. (Wolffs T.-B.) Die preußische Armee in Böhmen ist in siegreichem Fortschreiten. Die fünfte und dritte Division erstürmten am 29. Juni Gitschin. Die Verluste der Preußen sind nicht unerheblich, da die Position sehr stark war. Der Verlust der Oesterreicher wird auf 4000 Mann geschätzt; noch immer treffen Züge mit Gefangenen hier ein. 2. Armee." — Der „StaatS-Anzeiger" schreibt: In der deutschen, wie in der französischen und englischen Presse wird noch immer die falsche Nachricht verbreitet, daß Preußen in den von ihm militärisch besetzten Lindern KriegScontributionen eintreibe und Recrutirungen vornehme. Wir sind der wiederholten ausdrücklichen Erklärung ermächtigt, daß diese Nachricht jedes Anhalts entbehrt. KriegScontributionen sind vön Praßen in den occupirten Staaten als Strafmaßregel wegen Widersetzlichkeit, insbesondere wegen Unterstützung de« Feinde« lediglich angedroht, aber weder in Sachsen, noch in Churhesten oder Hannover irgendwo wirklich verhängt worden. An eine preußische Recrutirunz in diesen Landen ist nirgends gedacht, vielmehr sind dis gefangenen Mannschaften regelmäßig in die Heimath entlasten worden. Dagegen hat man gegen die Recrutirunz des Feindes in den occupirten Staaten strenge Verbote erlassen. — Die einzige Last, welche Sachsen, Churhesten und Hannover auferlegt worden, besteht in der Unterhaltung der preußischen Besatzungstruppen, für welche die LandeSbehörden nach einem mit denselben getroffenen Ab kommen die erforderlichen Summen aufzubringen haben. Bei Er füllung dieser im Kriegsrecht wohlbegründeten Anforderung wird von den preußischen Gouverneuren der besetzten Staaten den LandeS- behördrn alle nur mögliche Erleichterung gewährt. — Nach Berliner Blättern ist Befehl gegeben worden, vier Berliner Kasernen auf das Allerschnellste zu Lazarethen einzurichten. Görlitz, 29. Juni. (Wolffs T.-B.) Die Oestcrreichcr haben bei Münchengrätz mindestens 2000 Mann verloren. Don den Gesangenen hört man, daß sie zur Brigade Kalik gehören. Der „Schles. Ztg." entnimmt das „Dr. I." folgende Berichte: Ratibor, 28. Juni. Bezüglich der gestern zwischen Neuberun und Oswienczim stattgehabten Gefechte traf Nachmittags die Nach richt ein, daß die vor zwei Tagen hier abgeriicklen beiden Com pagnien des 3. oberschlesischen Infanterieregiments Nr. 62 arg ge litten haben. Ueber die Zahl der Todten und Verwundeten gehen die Mittheilnngen so weit auseinander, daß ich besser jede Zahlen angabe unterlasse. Sicher war der Berlust ein beträchtlicher. Nach amtlichen Mittheilnngen sind Leutnant Böge todt, Hauptmann v. Massow leicht, Hauptmann Graf Königsdorff schwer verwundet. Bald nach dem Bekanntwerden der tranrigen Katastrophe wurden von hier mittelst Eisenbahn Lazarethbedürfnisse in großer Anzahl nach Nikolai befördert. — Lewin, 27. Juni. Gestern nahm das 5. Armeecorps Nachod, und heute Morgen hatte unsere Cavalerie ein Gefecht bei Neustadt an der Met tau mit österreichischer Cavalerie, welche mit Verlust zurückgeschlagen wurde. Unsre Ca valerie hat stark gelitten. Beutepserde sehr schöner Zucht wurden nach Nachod gebracht. — Liebau, 27. Juni. Seit heute Morgen um 6 Uhr bei Trauten au harter Kampf bis Mittag, um welche Zeit die Preußen Vorthcile errungen hatten. Es sind bereits viele Opfer gefallen, von denen mehrere, u. A. ein Major und mehrere Leutnants, hier eingebracht worden sind. Auch soll ein General schwer verwundet sein. Oesterreicher sollen in Massen das Schlacht feld bedecken. Unsre Truppen sind tief entrüstet über den Empfang, der ihnen in Trautenau bereitet wurde. Aus den Fenstern nnd vom Thunne herab wurden sie mit Schüssen empfangen, und zwar trugen die Schützen bürgerlicke Kleidung. — Reinerz, 27. Juni. Nachdem gestern und heute unabsehbare Züge von Truppen fast aller Waffengattungen vom 5. und 6. Armcecorps hier durch nach Böhmen auf Josephstadt zu gegangen, ist es nach eben eingegangenen Nachrichten, nachdem gestern noch die Grenze bei Nachod überschritten worden, zwischen dem letztgenannten Orte und Skalitz bei Joseph stadt heute Nachmittag zu einem sehr hitzigen Reitergefecht ge kommen. Oberst von Treskow und sein Adjutant Gras Reichen bach vom 1. Ulanenregiment sowie ein Stabosfizier und sein Ad jutant vom 4. Dragonerrcg. sind verwundet; erstere Beide wurden hier als Verwundete eingebracht. Das Reitergefecht hat zwischen dem 1. preuß. Ulanen- und 4. Dragonerregimcnt einerseits und öster reichischen Kürassieren, Husaren und Artillerie andererseits stattge- fuuden. Von beiden Seiten viele Verwundete; doch sind die Oester reicher zurückgeschlagen worden. , tz unser» Händen; die Todtin lägen an manchen .Mhaff, fd daß ich den GefaNtmtverlust über 4000 Mann schätze, . «ÄMutet wurden die bereit« erwähnten 5 Geschütze, 1 Fahne und 2 Standarten. Ich werde Eurer kgl. Majestät nicht verfehlen, die DetailrÄgtivnen und specielle Verlustlisten, wie die Namen Derer, welche Gelegenheit hatten, sich besonders auSzuzeich- nen, so bald al« möglich allerunterthämgst zu überreichen. (gez.) Friedrich Wilhelm, Kronprinz, General der Infanterie und Oberbefehlshaber dir