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und Preußen aufgefordert, dasselbe zu thun. Man kann diesem Schachzuge Geschicklichkeit nicht absprechen; Preußen ist nunmehr ge drängt, die Maske abzulegen. Die Entwickelung der Dinge wird dadurch gefördert." — Die „W. Abdp." sagt: „Diese Note ist offenbar dazu bestimmt, Klarheit in die Situation zu bringen. In dem die österreichische Regierung in formellster Weise die Absicht eines offensiven Auftretens gegen Preußen ablehnt, darf sie wohl die Hoffnung aussprechen, daß auch das Berliner Cabinet nicht an stehen werde, den Verdacht eines beabsichtigten Friedensbruches zu rückzuweisen. Geschieht dies von preußischer Seite in der bestimmten unzweideutigen Form, welche die österreichische Note charakterisirt, so dürfte dies in der That völlig genügen, um das allgemeine Ver trauen „auf die Erhaltung des innern Friedens Deutschlands, welches niemals hätte gestört werden sollen", wieder herzustellen. Der Schritt Oesterreichs ist also ein eminent friedlicher, und zu gleich ein eminent rechtlicher. Die österreichische Regierung erklärt, sich in keinem Falle mit den klaren Bestimmungen des Bundes- rechts in Widerspruch setzen zu wollen, welche die eigenmächtige Selbsthilfe ausschließen. Verweigert Preußen eine entsprechende Erklärung, so charakterisirt es damit nicht nur die Achtung, die eS vor dem Bundesrechte hat — und zwar in einem Augenblicke, wo seine Bestrebungen angeblich auf eine Entwickelung und Reform dieses Rechts gerichtet sein sollen — es documentirt zugleich seine feindselige, auf die Störung des Friedens in Deutschland gerichtete Absicht. Wir geben uns der aufrichtigen Hoffnung hin, daß Preußen diesen entscheidenden Schritt vermeiden werde. Das Berliner Cabinet wird sich ohne Zweifel jetzt schon davon überzeugt haben, daß seine militärischen Demonstrationen in ganz Deutschland be rechtigtes Mißtrauen wachgerufen haben, daß die Bemühungen, den gehässigen Verdacht der Provocation auf Oesterreich zu wälzen, er folglos geblieben sind. Es würde eine schwere Verantwortung auf sich nehmen, wenn es jene Demonstrationen sortsetzen, diese Be mühungen noch länger dulden wollte. Die öffentliche Meinung Deutschlands, die sich schon jetzt mit seltener Einmüthigkeit ausge sprochen hat, würde dann sicher nicht anstehen, ihrem Urtheile auch den entsprechenden thatsächlichen Ausdruck zu geben." — Nach der „Const. Oesterr. Ztg." ist diese Note auch.den außerdeutschen Cabineten mitgetheilt worden. — Nach der „O. P." soll in einer MinisterrathSsitzung be schlossen worden sein, die Pferdeausfuhr im ganzen Umfange der österreichischen Monarchie zu verbieten. Die Veranlassung hierzu soll die Thatsache bieten, daß zahlreiche preußische Agenten in Mähren erschienen, um Pferdeeinkäufe zu machen. (Vgl. vor. Nr.) Von der böhmischen Grenze wird der „Allg. Ztg" ge- schrieben : „Sichcrm Vernehmen nach sind alle Vorkehrungen zur Errichtung des Hauptquartiers in Böhmen getroffen, und ist Feld zeugmeister Benedek neuerdings vach Wien berufen. Der Mobili« sirungSbefehl soll bereits zur Unterzeichnung im kaiserl. Cabinet bereit liegen und die Proklamationen druckfertig sein. Die militä rischen Vorsichtsmaßregeln sind in den letzten Tagen, angesichts der Fortschritte, welche die preußischen Rüstungen machen, verdoppelt worden. Dem gesteigert drohenden Charakter der Lage gegenüber glauben wir mit diesen Mittheilungen nicht zurückhalten zu sollen, da sie vielleicht, soweit überhaupt noch eine Beruhigung möglich, zu dieser beitragen könnten. Gesteigert kann die Aufregung durch dieselben ohnehin kaum werden, und müßig zusehen kann Oester reich, angesichts der Dimensionen, welche die preußischen Rüstungen annehmen, gewiß nicht mehr, wenn die Nachrichten der preußischen Blätter über unsere Truppenbewegung und Truppenstellung auch größtentheils unrichtig sind und man bisher auch aus diplomatischen Gründen Ursache hatte, sich die größte Mäßigung aufzuerlegen und auch jetzt noch fest entschlossen ist, nicht den ersten Schritt zu thun. Weimar, 3. April. Die m Gera gepflogenen Regierung^ conferenzen haben zur Vereinbarung eines StaatSvertrageS über Herstellung einer Eisenbahn von Gera über Weida nach Triptis und von da einerseits über Neustadt a. O., Pößneck, Saalfeld bis zum Fuße des Thüringer Waldes bei Eichicht und andererseits über Schleiz, Gefell nach Hof geführt. In diesen Tagen wird sich auch bereits die Ballgesellschaft zur Herstellung der Saalbahn constituiren, die von Saalfeld über Rudolstadt, Lahla, Jena und Camburg ge führt werden und bei Naumburg in die Thüringer Bahn ein- münden soll. Gotha, 30. März. Die Minister der thüringen'schen Staaten sind, der „Kob. Ztg." zufolge, hier zu einer Conferenz zusammen, getreten, um zu berathen, welche Antwort auf eine von der preußischen Regierung erfolgte Anfrage zu geben sei. Man glaubt, daß stimmt- liche thüringen'sche Staaten in der deutschen Tagesfrage den Bundes- standpunkt nicht verlassen werden. Au« Kurhessen, 2. April. Bezüglich der preußischen Circular- depesche vom 24. März soll, nach Angabe der „Franks. Pz.", der Kurfürst den festen, von allen Hessen dankbar anerkannt werdenden Entschluß gefaßt haben, auf dem Boden de» Bundesrechts au-zu- harren, und man sagt, der hessische. Monarch befinde sich hierin tn i völliger Uebereinstimmung anderer norddeutscher Fürsten, namentlich des König« von Hannover. Pari», 2. April. Das „Mem. Diplomat." veröffentlicht nach, stehende Note, die ihm von Wien aus zuverlässigster Quelle zuge- gangen ist: „Dementiren Sie mehr als je die aggressiven Absichten, welche die Berliner officiöse Presse unserer Regierung unterschiebt. Ohne auch nur eineu Mann mehr auszuheben, ist Oesterreich, Gott sei Dank, stark genug, um sich im Besitze Holsteins zu behaupten, auch wenn es ganz Deutschland, dessen Sache es in den Elbherzog- thümern vertheidigt, nicht hinter sich hätte. Es strebt nach keiner Gebietsvergrößerung und denkt noch viel weniger daran, zur Arron- dirung seiner Staaten Preußen anzugreifen. ES hat außerdem die volle Gewißheit, daß Graf Bismarck an dem Tage, an welchem er sich Schleswigs bemächtigen wollte, auf das Veto der Westmächte stoßen würde, da Schleswig kein deutsches Land ist. In einer sol chen Sachlage ist die österreichische Politik klar vorgezeichnet. Die selbe besteht darin, Preußen nicht herauszufordern und sich dagegen auch von ihm nicht einschüchtern zu lassen. Mag Herr v. Bis marck immerhin an seinem Februar-Programme festhalten, wie die „Prov.-Corresp." angedeutet hat. Es genügt nicht, zu wollen, son dern man muß auch können. Nun aber bedarf das preußische Pro- gramm nicht allein der Zustimmung Oesterreichs, sondern auch de« deutschen Bundes und der Mächte des Wiener CongresseS. E« giebt wohl in Europa keinen einzigen vernünftigen Politiker, der ernstlich zu behaupten sich getraute, daß Preaßen im Stande ist, seinen Willen zum Gesetz von ganz Europa zu machen. Petersburg, 28. März. Die „Russ. Corresp.", ein officiöse« Organ, widmet der Kriegsgefahr in Deutschland einen Artikel, wel cher namentlich deshalb interessant ist, weil er die Meinung wider- legt, Rußland beabsichtige im Kriegsfälle sich irgendwie, geschweige denn zu Gunsten Preußens, einzumifchen. Die „Russ. Corresp." bedauert, daß Preußen aus der Streitfrage eine deutsche und nicht eine europäische machte. Die Situation sei eine gefahrvolle für alle Betheiligten. Das officiöse russische Organ bemerkt dann wei ter: Man hat in der letzten Zeit viel — besonders in der deut schen Presse — von einer Zusammenziehung russischer Streitkräfte an der galizischen Grenze gesprochen. Dieselbe besteht in der Wirk lichkeit nur in den Köpfen der Journalisten. Bei einem in Deutsch land ausbrechenden Kriege hat Rußland kein directeS, noch indirec- tes Interesse, sich zu betheiligen. In einem Augenblicke, wo der europäische Friede so große Gefahren läuft, wird Rußland dieselben gewiß nicht durch eine bewaffnete Intervention vergrößern. Ein Interesse für Rußland, zu interveniren, sei es nun zu Gunsten Preu- ßens oder Oeslerreichs, besteht nicht. Damit ist nicht gesagt, daß es gleichgiltig ist gegen die von Preußen angestrebte Herrschaft auf der Ostse»; aber das ist eine europäische Frage, die alle Regierun gen mehr oder weniger interessirt. Sollte unglücklicherweise in Deutschland der Krieg ausbrechen, so wird Rußland, wir nehmen keinen Anstand, es zu wiederholen, ruhiger Zuschauer bleiben, aber nur so lange, als seine gerechten Interessen nicht bedroht sind. China. „Reuter's Office" meldet nach Berichten aus Point- de-Galle (Ceylon) vom 29. März, Schanghai, 9. März: Die kaiserlichen Truppen haben einen vollständigen Sieg über die Rebellen davongetragen; 50,000 der Letzter» sind theilS getödtet, theilS gefangen. Sachsen. Freiberg, 4. April. Es darf der Localpresse Nicht« so er wünscht erscheinen, als Gelegenheit nehmen zu können, über da« Gedeihen von wohlthäligen Instituten zu berichten, die in der Mitte des BürgerthumS ihre Begründung erhalten haben. In diesem Falle befinden wir uns der aus drei Gesellschaften erwachsenen oder vielmehr im Laufe der Zeit zusammengewachsenen Freiberger De- fensioner-Compagnie gegenüber. Ihrem neuesten Rechenschaftsberichte entlehnen wir Folgendes: Die Zahl der Mitglieder ist auf 1657 gestiegen — 803 Männer und 854 Frauen —, indem während des jüngsten Gesellschaftsjahres 7l neue Mitglieder ausgenommen worden sind, während 51 mit Tode abgingen. Die Gesammtsummt der Versicherungen beträgt 77,410 Thlr. Zwölf der Mitglieder haben ihre Versicherungen im Laufe des soeben verflossenen Rech nungsjahres erhöht, wie denn überhaupt die neuen Versicherungen durchschnittlich nicht unbedeutend höher sind, al« in den Jahrgängen der frühere» Zeit, zum Theil in Folge des gesunkenen Geldwerthe«. Die zur Zeit mögliche höchste Versicherungssumme ist 500 Thlr.; vier Mitglieder haben bis jetzt ihr Leben mit dieser Summe ver sichert, die bei Weitem überwiegende Mehrzahl der Versicherungen