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Mttöerger AMger und n- 2^ ü A ö l l " ' ' K ?.1 Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brands ^-73. Arscheint jtdtn Wochentag ftuh S U. Jnstrate werden bi» Nachm. 3 Uhr für die nichste Nr. angmommm. Dienstag, den 3. April Pret» vterleljihrl. rv Ngr. Inserate werden die gestalten« Zeil« odn deren Raum mit S Pf. berechnet. ^188« bleibt mit dem Mutterlands in steter Verbindung, dessen Macht und Wohlstand mehren helfend. Wenn die Franzosen auswandern, erreichen sie zwar nicht solche dauernde Vorthcile, wie die zum Colonistren practischeren Engländer, aber sie treten trotzdem überall, wo sie auch hinkommrn mögen, al» Herren und Gebieter auf. Sogar die Russen, wie tief sie an Bildung unter nn» stehen, colo- nifiren wie die Engländer und machen sich nach und nach zum Herrn aller der Länder, in denen sie sich niederlassen. Nur der Deutsche, der intelligenteste aller Auswanderer, verläßt die Heimath, um entnationalisirt zu werden und in fremde Nationen überzugehen, die zum Theil unsere schlimmsten Feinde sind. So zeugen deutsche Väter Jahr au» Jahr ein die Feinde und Verderber ihrer eigenen Enkel und deutsche Kraft wird gegen Deutschland gekehrt. Die auswandernden Deutschen möchten gern Deutsche bleiben, aber der Einzelne kann unter Fremden seine Nationalität nicht lange be haupten und unsere deutschen Regierungen hgben keine Colonien, UM eine massenhafte und geregelte Auswanderung zu ermöglichen. Der Thatbestand der deutschen Auswanderung ist nach der geschichtlichen Zusammenstellung von W. Menzel folgender: Bei weitem die meisten Deutschen sind in die Vereinigten Staaten von Nordamerika auSgrwandert, bereits viele Millionen, und es geht ihnen dort im Ganzen gut, aber ihr Deutschthum muß doch immer nach und nach dem Aankeethum weichen. Sie sind weder eine deutsche Colonie, die noch im directen Zusammenhänge mit dem Mutterlands stünde, noch bilden sie einen unabhängigen deutschen Staat. Sie gelten nur als das geringere Metall, mit dem das bessere anglo-amerikanische sich legirt hat, um eine größere Masse zu repräsentiren. Nächst der Auswanderung nach Nordamerika war bisher die nach Rußland die ausgedehnteste. Ein paar Mal hunderttausend Deutsche haben sich am nördlichen Ufer des schwarzen Meeres an gesiedelt und das Emporblühen der Stadt Odessa wesentlich gefördert. Andere haben Colonien an der persischen Grenze gegründet, Andere im Innern Rußlands. Sie Alle sind für Deutschland verloren und russische Unterthanen geworden. Wichtiger noch sind die zahl ¬ deutschen Bundes gerade die Auswandererfrage besonder» mit in 2 Betracht gezogen werden. Sie bildet zur Zeit noch einen Wunden Fleck in unsern deutsche« Verhältnissen, hoffen wir, daß auch hier die helfende und bessernde Hand sich finden werde. reichen deutschen Edelleute, Gelehrten, Techniker, Kaufleute u. s. w., die ihre Dienste unmittelbar dem russischen Staate in Civil und Militär leisten, schon seit mehr als hundert Jahren die einfluß reichsten Aemter inne haben und in die kaiserlich russische Politik jene Energie und Stetigkeit gebracht haben, ohne welche Rußland nie so groß hätte werden können, sondern in der alten Barbarei de» Bojarenthums versunken geblieben wäre. An die Deutschen in Rußland knüpft sich zwar viel welthistorischer Ruhm, leider aber sind sie Deutschlands Feinde geworden. Der Deutsche hat keine Ursache, sich über seine russischen Stammgenoffen zu freuen, wenn sie als Diplomaten deutsche Cabinete verführe«, düpiren, brüSquiren, um fie alle hinter einander zu Hetzen und in'» russische Tarn zu locken und ihnen mit spöttischer Miene Londoner Verträge und » -i- Eine patriotische Betrachtung. Der Frühling naht mit seinen Gaben und zu derselben Zeit, wo er die deutsche Muttererde mit neuer Jugendkraft verschönt und in ihre Wälder und Haine die munteren Vögelschaaren zurückruft, da meldet man alljährlich von hier und dort, daß ganze Züge deutscher Söhne. den Wanderstab ergreifen, um dem theuren Vaterlande auf imm^r Valet zu sagen. Von Leipzig wurde in jüngster Zeit berichtet, daß abermals ganze Züge deutscher Auswanderer den dortigen Ort passirten. Diese HeimathSmüden machen auf uns stets den traurigsten Eindruck. Wenn der Engländer auswandert, so gründet er große selbst ständige Lolonien oder erobert das Land, wo er sich niederläßt und Olmützer Versöhnungen zu octrohiren. i>8 Unberechenbar ist die deutsche Auswanderung nach England« ) Frankreich und Italien. In London leben ein paar Mal hunderttausend ^ Deutsche. Das meiste deutsche Material wird aber in der englischen^ Marine verwendet. Man hat die Zahl der Matrosen, die, von den, preußischen, pommerischen, mecklenburgischen, hannöverischen und '; hanseatischen Küsten stammend, auf englischen Schiffen dienen, zu einem Drittel der gesammten englischen Schiffsmannschaft berechnet. Was könnten diese nervigen Männer einer deutschen Flotte nütz lich werden! Sehr viele Deutsche wandern nach Frankreich au», wo man sie gerne steht und, wenn sie Talent haben, gern befördert. Die französische Akademie zählt Deutsche unter ihren Mitgliedern. Wie viel Deutsche haben als Künstler, als Techniker, al» Kaufleute ihr - Glück gemacht! Aber alle diese Deutschen werden Franzosen und vermehren nur den Reichthum und die Macht Frankreichs. Wenn die Deutschen einzeln auswanderten, haben sie fast immer durch Geschick und Fleiß ihren Privatwohlftand gemehrt. Am schlimmsten ging es größeren Schaaren von Auswanderern, die ent« l weder mittellos au» Deutschland flüchten mußten, oder die sich von ' ruchlosen Speculanten zu Auswanderungen nach Brasilien, Texas re. verführen ließen und, da man ihnen an Oxt und Stelle da» ge gebene Versprechen nicht hielt, in'» äußerste Elend geriethen und massenhaft zu Grunde gingen. Ebenso bedauernswürdig find die Deutschen, die in der Fremdenlegion in Algier und Spanien, wie auch in den holländischen Colonien dienten. Man ließ fie nie avanciren, lud ihnen die schwierigsten Arbeiten auf, gab sie den größten Gefahren preis und nutzte ihren Heldenmuth aus, ohne ihnen dafür zu danken, bis sie nach und nach aufgerieben waren. Dieser Thatbestand der deutschen Auswanderung ist sicherlich in hohem Grade unbefriedigend, wenn man das, wa» ist, mit dem vergleicht, wa» sein könnte und zwar sehr leicht sein könnte, da e» nur darauf ankommt, da» so reichlich vorhandene deutsche Material ein wenig praktischer zu verwenden. Da nun der Mangel deutscher Seehäfen und einer deutschen Marine bisher da» Haupthinderniß eine» deutschen ColonisationS-SystemS war, durch die Erwerbung der Elbherzogthümer und die beabsichtigte Eröffnung eine» Canal» zwischen der Nord- und Ostsee endlich die Hebung der deutschen Marine ermöglicht ist, so dürfte bei einer künftigen Reform de» ,