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478 Sachsen. Freiberg. Oeffentltche Gerichtsverhandlung, den 27. März. Vormittag« 9 Uhr: Verhandlungstermin in Privatanklagsachen der Firma Scheibner und Johnel gegen Anton Emil Benisch, Johanne Beate verehel. Häußler und Franz Julius Perwitzschky allhier. Chemnitz, 15. März. Ein Sechsgespann schaffte aus der Fabrik des Hrn. Com.-Rath R. Hartmann heute früh wieder eine Locomotive dem Bahnhofe zu. Sie trug den Namen „Lauter" und ist die 279., welche au« dieser Maschinenbau-Anstalt hervorgegangen ist. Tharandt. Das 50jähr. Jubiläum der hiesigen Academie wird am 17. Juni und folgende Tage gefeiert werden. Es ist An C'omitö zusammen getreten, bei welchem diejenigen, welche während der Festtage in Tharandt zu wohnen wünschen, dis zum 1. Juni sich anmelden wollen. ' ' Aus DreSden, 16. März, läßt sich die „L. Abdp." schreiben: ES beruht vollkommen in Wahrheit, daß die Rekruten und Urlauber der k. sächsischen Armee, die sonst erst im Mai herangezogen werden, Heuer bereits einberufen sind und zu Anfang nächster Woche in ihren Standorten eintreffen müssen. Mit dieser Maßregel folgt Sachsen wohl nur dem Beispiele der übrigen Mittelstaaten, md man glaubt nicht recht an die Nachricht, daß es in Folge einer ernsten Drohung geschehe, die Graf Bismarck dem k. sächsischen Gesandten Grafen Hohenthal in Berlin gegenüber neuerdings aus gesprochen haben soll. Die Bismarck'sche Beschwerde galt besonder« wieder der sächsischen Presse und soll geradezu von der Drohung begleitet gewesen sein, Leipzig durch preußische Truppen besetzen zu lassen, wenn die sächsische Regierung nicht Sorge treffe, daß die sächsische Presse Preußen gegenüber eindn andern Ton anschlage. Schneeberg, 13. März. (E. V.) Heute Morgen, Krz vor Ankunft des Schwarzenberger Frühzugs, ist bei der Bretmühle Schauers, in der Nähe des Bahnhofes Niederschlema, ein alter Stölln in sich zusammengestürzt. Glücklicherweise wurde der nicht unbedeutende Einsturz noch rechtzeitig bemerkt und der Zugführer durch Signal davon benachrichtigt, wodurch einem gewiß großen Unglücke vorgebeugt wurde. Da durch diesen Vorfall ein Stück «olle wäve i« diesem Kalle ausgespielt. Die Drohung Preußen«, ein Bündniß mir Kallen gegen Oesterreich schließen zu wollen, wird hier für der» Anfang einer wirklichen Allianz zwischen Frankreich und Oesterreich gehalten. Damit wäre Preußen gelähmt, denn trotz der innigen Beziehungen zwischen Berlin und Petersburg ist Ruß land in keiner Weise für die Annexion gewonnen. Das russische Labinet hat in Berlin längst darauf hingewiesen, daß Schleswig- Holstein mit seiner seetüchtigen Bevölkerung Preußen eine die bal- tischen Interessen Rußlands gefährdende Seestellung verschaffen würde, und daß es daher die Bismarck'sche Politik nicht unterstützen könne. Was England betrifft, so soll es noch in jüngster Zeit dem Berliner Cabinet in'S Gedächtniß zurückgerufen haben, daß der preu ßische Bevollmächtigte auf der Londoner Conferenz die Erklärung abgab, eS bedürfe da- Definitivüm in den Herzogthümern der Uebereinstimmung aller europäischen Mächte. Allerdings ist Graf Goltz in neuester Zeit mit Aufträgen nach Paris zurückgekehrt, welche bestimmt sind, da« Tuilerien-Cabinet in eine den preußischen Plänen günstigere Stimmung zu versetzen, aber man wisse bereits, daß Drouin de LhuhS das Anerbieten, das Saarbrückener Kohlenrevier au eine französische Gesellschaft zu verpachten, als ein gegenüber den Interessen, um die eS sich handelt, werthloseS Zugeständniß zu rückweisen und da- Versprechen einer eventuellen Rückgabe Nord- schleSwigs an Dänemark angesichts de« europäischen Charakters, welcher der schleSwigschen Frage zukommt, nicht weiter berücksich tigen wird. (L. Abdp.) Kiel, 14. März. Das „Verordnungsblatt für das Herzog- thum Holstein" veröffentlicht eine zwischen Oesterreich und Preußen geschlossene Etappenconvention, welche auf die der preußischen Regierung auf Grund der Gasteiner Convention zusteh-nden Militär- straffen von Hamburg nach Rendsburg und von Lübeck nach Kiel Anwendung finden soll. Schleswig, 14. März. Das „Verordnungsblatt für Schles wigs bringt folgende provisorische Verordnung, betreffend die Bestrafung feindlicher Handlungen gegen die souveräne Gewalt in Schleswig-Holstein: „Wir Wilhelm von Gottes Gnaden, König von Preußen rc. ver ordnen für daS Herzogthum Schleswig, was folgt: §. 1. Em Unternehmen, welche« daraus abzielt, den in Gemäß heit de« Wiener FriedenStractatS vom 3V. October 1884 und der Gasteiner Convention vom 14. August 1885 Uns und Dr. Maj. dem Kaiser von Oesterreich in den Herzogthümern Schleswig und Holstein zuftthenden Souveränetätsrechten zuwider, einer andern landesherrlichen Autorität in den Herzogthümern oder in einem derselben gewaltsam Geltung zu verschaffen, soll mit Zuchthaus von 5—10 Jahren bestraft werden. Die Strafe tritt ein, sobald eine Handlung begangen ist, durch welche da- verbrecherische Vorhaben unmittelbar zur Ausführung gebracht werden soll. H. 2. Haben zwei oder mehrere Personen ein derartiges Unter nehmen (tz. 1) verabredet, ohne dessen Ausführung schon durch Hand lungen begonnen zn haben, so soll fit Zuchthaus von 2 —S Jahren treffen. h. 3. Gleiche Strafe (h. 2) soll Denjenigen treffen, welcher zur Vorbereitung eines derartigen Unternehmens (h. 1) mit einer aus wärtigen Regierung sich einläßt, oder die ihm vom Staate anvertraute Macht mißbraucht oder Mannschaften anwirbt, oder in Len Waffen einübt. h. 4. Mit Aefängniß von 3 Monaten bis zu 5 Jahren wird bestraft: 1j Wer ein derartige« Unternehmen (h. 1) durch andere, al« die im h. 3 bezeichneten Handlungen vorbereitet. 2) Wer öffentlich durch Rede oder Schrift zu einem derartigen Unternehmen (tz. 1) oder zu einer dasselbe vorbereitenden Handlung auffordert. 3) Wer öffent lich durch Rede oder Schrift oder anderweitige Kundgebung, den Un« und Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich in den Herzogthümern Schleswig und Holstein zustehenden Souveränetätsrechten zuwider, einen Andern für den rechtmäßigen Souverän oder Landesherrn eines der Herzogthümer oder beider erklärt, oder als solchen bezeichnet. Urkundlich unter Unserer höchsteigenhändigen Unterschrift und bei- gedrucktem königlichen Jnfiegel. Gegeben Berlin, den 11. März 1866. Wilhelm. Vorstehende allerhöchste Verordnung wird sämmtlichen Beamten und Behörden im Herzogthum Schleswig, sowie überhaupt Allen, die «1 »ngeht, zur Nachachtung hierdurch bekannt gemacht. Schloß Gottors, den 13. März 1866. Der Aouverneur de« Herzogthum« Schleswig. E. Manteuffel, Generalleutnant und Veneraladjutant Sr. Majestät de« König« von Preußen. Die beikommenden Localbehörden werden ersucht und angewiesen, -it vorstehend bekannt gemachte allerhöchste Verordnung unverzüglich in ort-üblicher Weise zur allgemeinsten Kenntniß zu bringen. Echle-wig, den 13. März 1^86. Der t. preuß. Livilcommiffar für da« Herzogthum Schleswig. : ... Kr-r. ». Zedlitz." — Die „N. Pr. Z." verbreitet folgendes SensationStelegram«; „ES hatte sich hier das Gerücht verbreitet, daß Prinz Friedrich von Augustekchurg am 12. Abends von Kies nach Noer (in der Nähe von Eckernförde) gereist wäre. Es waren Maßregeln getroffen, um ihn bei'm Betreffen auf schleSwig'schem Boden zu verhaften; der Prinz war jedoch nicht gekommen, die beabsichtigten Demonstrationen bei der Beisetzung der Leiche des Prinzen v. Noer Tags zuvor ab. bestellt. Die Feier verlief ohne Störung." (Die Leichen desMtzz Beirut verstorbenen Prinzen v. Noer und seiner ersten GemW geb. Gräfin Daneskjold-Samsöe, wurden in der Krusendorf beigesetzt. Nach der „Kieler Ztg." waren seineW und seine hinterlassene zweite Gemahlin zugegen. Außerdem nW mehrere Liedertafeln und zahlreiche Bewohner der Umgegend M Telegraphische Nachrichten aus Marseille bestätigen, tM Malta eine einmonatliche Quarantäne für alle au« Akx-M kommenden Provenienzen angeordnet worden ist. — Ein^8W> spricht von dem Wiederauftauchen der Cholera in AegyptemD V rend die letzten aus Alexandrien vom 8. März im Ganzen nur 16 vorgekommene Todesfälle melden. W Christiani«, 12. März. (Nat.-Z.) DaS hier Storthing hat sich für die Einführung einer zeit beim norwegischen Heere entschieden. Die norwegische W würde aus Rekruten und Freiwilligen bestehen und in FrsWW 10,000 Mann, in Kriegszeiten dagegen 15,000 Mann umfassen. ' AjWM. Kopenhagen, 14. März. Die hier als Manuscript füdW> dänische Provinzpresse erscheinende „Gen -Corresp." colportirt das sehr allgemein verbreitete Gerücht, daß der hiesige preußische Ge sandte der dänischen Regierung eröffnet haben solle: Preußen wäre nicht abgeneigt, Dänemark ein größeres Stück deS Herzogthum» Schleswig, möglicherweise bi« an die Schlei, zu überlassen, wem Dänemark sich für den Fall eines eventuell nahe bevorstehenden Kriege« zwischen Preußen und Oesterreich zur Neutralität verpflicht ten würde. Petersburg, 13. März. Die russische Correspondenz iss der Ansicht, daß Oesterreich und Preußen ihren Streit dem Schieds richterspruche eines europäischen Gerichtshofes zu unterwerfen hat- ten. Preußen würde sich dann freilich veranlaßt sehen, einige Zu geständnisse zu machen, die, wie klein sie auch wären, ihm nicht leicht ankämen, aber jedenfalls nützlich und nothwendig wären, den» die Meinung Europas fordere mau nicht umsonst heraus.